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Grotesk: Definition & 6 Merkmale der Groteske als Stilmittel

Wenn etwas grotesk ist, erscheint es uns absurd und komisch. Die Groteske bezeichnet ein Stilmittel in der Kunst und Literatur. Wir haben eine Definition und verraten die wichtigsten Merkmale des Grotesken.

Was grotesk ist und wie sich die Groteske als eigenes Stilmittel in Kunst und Literatur etablierte, erfährst du in diesem Artikel. Wir haben eine Definition des Begriffs und die wichtigsten Merkmale für dich zusammengestellt.

Grotesk: Definition des Begriffs

Das Wort "grotesk” leitet sich vom italienischen "grotta” ab, das so viel wie "Höhle” bedeutet. Als "grotesk” kann etwas bezeichnet werden, wenn etwas sonderbar oder lächerlich auf uns wirkt. Die Bezeichnung kann sich auf ein bestimmtes Verhalten beziehen, auf Körpermerkmale oder Make-Up, auf Kleidung, Meinungen, Räumlichkeiten, Kunst oder Literatur.

Ein Bespiel für groteskes Verhalten

Ein Beispiel ist, wenn jemand in einem teuren Anzug auf einen Bauernhof geht, um dort Trecker zu fahren und Tiere zu füttern. Die hochwertige Kleidung erfüllt auf einem Bauernhof keinen Zweck und ist unpraktisch, weshalb das Verhalten der Person auf andere grotesk wirkt. Groteskes Verhalten ist für uns oft komisch und wir müssen darüber lachen.

Synonyme zu "grotesk”

Wenn wir etwas als grotesk bezeichnen, finden wir es auf komische Art und Weise absurd und fehl am Platz. Synonyme sind "skurril”, "bizarr”, "absonderlich”, "übersteigert”, "seltsam” oder "extravagant”.

Beispielsweise kann ein extravagantes Outfit grotesk aussehen, indem viele Muster miteinander vermischt werden oder Kleidungsstücke anders getragen werden, als vorgesehen. Wer zum Beispiel eine Hose auf dem Kopf und Schuhe an den Händen trägt, wirkt grotesk.

Die Groteske in der Kunst

In der bildenden Kunst gibt es zwei Verwendungen für "grotesk”. Zum einen gibt es groteske Elemente in Form von Ornamenten, die nach antikem Vorbild vor allem in der Renaissance und dem Barock Anklang fanden. Zum anderen gibt es die Groteske des 20. Jahrhunderts, die als Kunstelement einen konfrontativen Effekt hervorrufen und Neues schaffen soll. Wir verraten dir, wie sie sich unterscheiden und was du wissen musst.

Die Groteske als Ornament in der Kunst

Groteske als Ornament in der Kunst

In der bildenden Kunst kann die Groteske auch ein dekoratives Ornament sein. Es wird als fantasievoll und prunkvoll gestaltetes Geflecht in das Gesamtbild eingebaut. Der Begriff entstand zur Zeit der Renaissance und wurde 1502 zum ersten Mal nachgewiesen.

Im 15. Jahrhundert fand man bemalte Säle mit Ornamenten aus der römischen Antike. Sie befanden sich in verschütteten Räumen, die unterirdisch wirkten und nannte sie deshalb "grottesco”, das sich vom italienischen Wort für "Höhle” ("grotta”) ableitet. Aus dieser Ableitung entstanden dann auch die Worte "grotesk” und "Groteske” im Deutschen.

Groteske Ornamente in der Kunst weisen oft Schnörkel, dekorative Emporen, Brüstungen, Waffen, Flaggen, Bänder, Blumen, Blätter, Ranken, Bäume, Tiere, Menschen, Fabelwesen, Gottheiten und Masken sowie Statuen und Skulpturen auf.

Unterschied zur Arabeske und Maureske

Beispiel für Arabeske

Der Begriff "Arabeske” lässt sich aus dem Italienischen übersetzen mit "orientalisch”. Er bezeichnet ein spätantikes Ornament, das sich sich in der Renaissance und der islamischen Kunst findet. Seine Hauptmerkmale sind ineinander geschlungene Ranken und Geflechte, die teilweise symmetrisch verlaufen.

Als "Maureske" bezeichnet man stilisierte, beziehungsweise abstrahierte Pflanzenornamente mit klaren Linien. Sie bestehen aus Blättern, Ranken und Blüten, ähneln der Groteske und weisen auch Parallelen zur Arabeske auf. Die Maureske präzisiert aber die künstlerische Beschreibung.

Grotesk und grenzüberschreitend: Kunst im 20. Jahrhundert

Kopie von Salvador Dalís "Beständigkeit der Erinnerung" (1931)

Bereits 1735 wurde die groteske Malerei als das Nichteinhalten von künstlerischer Ordnung beschrieben. Es wurde als ungeschickt und unschön betrachtet. Ab dem 20. Jahrhundert begann man allerdings mit ebensolchen Elementen zu spielen, Grenzen bewusst zu überschreiten und neue Kunstformen zu entwickeln.

Die Groteske selbst kann nicht als eigene Kunstströmung des 20. Jahrhunderts betrachtet werden. Allerdings tritt sie ab diesem Zeitpunkt vermehrt auf und wird auch toleriert. Sie zeigt sich in unterschiedlichen Kunstrichtungen wie der Darstellung des Hässlichen, des Unproportionierten und Fantastischen sowie in der Karikatur.

Eine Kunstströmung, die häufig grotesk wirkt, ist der Surrealismus. Er vermischt Traumelemente mit realen Motiven, thematisiert Wahn, Rausch oder Vision und erzeugt Verwunderung und Faszination zugleich. Wichtige Vertreter sind Salvador Dalí, André Breton oder Hans Arp.

Ein weiteres Beispiel für groteske Kunst ist der Dadaismus, in dem Künstler Sinn im Unsinn suchten und darstellten. In einer Kölner Ausstellung von 1920 wurde das Publikum beispielsweise dazu aufgefordert, die Ausstellungsstücke zu zerstören.

Auch Musik kann grotesk sein. Absurde Elemente treten ab dem Fin de Siècle (Ende des 19. Jahrhunderts) vermehrt auf. Klassische Klänge werden von exotischen Klängen unterbrochen, musikalische Kompositionen werden grotesk miteinander kombiniert.

Die Groteske als Stilmittel der Literatur

Groteske Literatur

In der Literatur tauchten ab dem 19. Jahrhundert vermehrt Elemente auf, die grotesk waren. Im 20. Jahrhundert wurde der Einsatz des Stilmittels noch gesteigert. Grotesk meint in diesem Sinne, dass das Leben entweder von einer absurden Seite beleuchtet wurde oder Elemente vereint wurden, die eigentlich nicht zusammenpassen.

Oft wurden mithilfe der Groteske Gesellschaftskritik geäußert und sprachliche Experimente versucht. Durch die Aufhebung von Grenzen hatten Autoren ganz neue Möglichkeiten. Sie konnten Wirkliches und Unwirkliches miteinander verbinden, neue Blickwinkel hinzuziehen und ihrer Fantasie völlig freien Lauf lassen.

Im Folgenden findest du die wichtigsten Merkmale der grotesken Literatur und im Anschluss den Unterschied zur Arabeske und Burleske in der Literatur.

6 Merkmale der Groteske in der Literatur

In diesem Kapitel verraten wir dir die wichtigsten Merkmale der Groteske in der Literatur. Dazu gehören der Zeitraum, in dem sie auftrat, Sprache und Stil, wichtige Motive und Themen sowie literarische Gattungen, die grotesk sein können.

Außerdem erfährst du, welche Ziele mit grotesken Elementen erreicht werden wollen und welche Werke du dir anschauen kannst, um das Stilmittel besser zu verstehen.

Zeitraum

Klassische groteske Werke gibt es bereits im 19. Jahrhundert. Nikolai Gogol war beispielsweise bekannt für seine absurden Erzählungen, die großen Anklang fanden. Im 20. Jahrhundert führte sich die neuartige literarische Gestaltung dann fort und hält bis heute an.

Sprache und Stil

Sprache und Stil der Groteske

Früher waren Form und Stil in der Literatur sehr wichtig. Bei Gedichten wurde sich zum Beispiel an ein strenges Versmaß gehalten. Doch auch epische und dramatische Werke hatten formale und thematische Regeln, denen sie folgten. Mit der Groteske änderten sich Sprache und Stil. Sie wurden freier und boten mehr Entfaltungsmöglichkeiten.

Sprache ist grotesk, wenn sie viele Paradoxa aufweist. Die Bedeutung von "paradox” ist, wenn sich etwas widerspricht und unsinnig erscheint. Zum Beispiel können unlogisch erscheinende Wortverbindungen paradox und folglich auch grotesk sein, wie "der spitz-stumpfe Helm”. Andererseits spielt die Groteske auch damit, was sich schickt und was nicht, also was der Norm und der Erwartung der Gesellschaft entspricht.

Ein erhabener mittelalterlicher König, der in ländlicher Mundart spricht, wirkt zum Beispiel grotesk. Sprache und Figur stoßen sich gegenseitig ab. Die Sprache ist das Medium, das den Charakter grotesk wirken lässt.

Mit einem grotesken Schreibstil kann allerdings auch gemeint sein, dass sich Form und Inhalt des Textes widersprechen. Ein in Herzform geschriebener Text könnte zum Beispiel nur aus Beleidigungen bestehen. Ebenso könnte ein als Dialog verfasster Text eigentlich eine Erzählung sein.

Sobald dir also sich widersprechende Elemente in der Literatur begegnen, solltest du sie auf das Stilmittel prüfen. In einer Textanalyse kannst du hieraus meist sehr viel interpretieren und fundierte Gesamtaussagen über den Text treffen.

Motive und Themen

Motive und Themen der Groteske

Ein Motiv oder Thema kann grotesk sein, wenn es Grenzen überschreitet und in Kontexten auftaucht, in denen es sonst nicht denkbar gewesen wäre. Wirklichkeit, Fiktion und Traum verschwimmen miteinander. Ein gutes Beispiel ist die personifizierte Nase, die sich in Nikolai Gogols "Die Nase” (1836) von ihrem Besitzer löst, menschliche Kleidung trägt und ein eigenständiges Leben führen will.

Groteske Themen und Motive reichen deshalb vom Wunderbaren und Seltsamen über das Ironische oder Sarkastische bis hin zum Sinnlosen und Gesellschaftskritischen. Manchmal eröffnet es auch die Abgründe des Menschen und erregt Mitleid wie in "Der Glöckner von Notre Dame” (1831) von Victor Hugo oder "Frankensteins Monster” (1818) von Mary Shelley. Tragödie und Komödie liegen im Grotesken nah beieinander.

Ziele

Ziel der Groteske als Stilmittel ist es meist, den Leser zum Lachen und zum Schaudern zu bringen. Was bewusst grotesk dargestellt wird, soll zur selben Zeit schockieren und erheitern.

Vor allem geht es aber um das Experimentieren und überschreiten von Grenzen, sowohl was die Form als auch die Themen in der Literatur betrifft. Es soll von der literarischen Norm abgewichen werden. Somit wird häufig auch Gesellschaftskritik geübt.

Gattungen

Es entstanden auch groteske Drehbücher und Filme

Groteske Elemente finden sich in den unterschiedlichsten Literaturgattungen. Ob in epischen Prosawerken wie Romanen, Erzählungen, Novellen oder Kurzgeschichten, in der Lyrik oder in Dramen und Theaterstücken – die Groteske kennt kein Tabu und schafft neue Möglichkeiten für jeden Schriftsteller.

Auch Drehbücher wurden im 20. Jahrhundert grotesk. In den 1920er Jahren entstanden sogenannte "Groteskfilme” in Form von Slapstick-Komödien. Später wurden auch gesellschaftsdekonstruierende Dystopien geschaffen oder Horrorfilme mit grotesken Elementen versehen.

Vertreter und Werke

Im Folgenden haben wir einige Vertreter und Werke für dich zusammengestellt, die groteske Literatur repräsentieren. Das wohl bekannteste Beispiel ist "Alice im Wunderland” von Lewis Carroll. In diesem Werk nehmen Tiere menschliche Rollen ein und das Wunderland trägt Züge einer grotesk-komischen Traumwelt mit fantastischen und realen Elementen.

Ein weiterer Vertreter ist Franz Kafka. Viele seiner Werke tragen groteske Eigenschaften, wie "Die Verwandlung”. In diesem Werk geht es um Gregor Samsa, der sich langsam in eine Kakerlake verwandelt.

In Friedrich Dürrenmatts Tragikomödie "Der Besuch der alten Dame" (1956) geht es um Bürger, die sich von einer reichen Frau bestechen lassen und schließlich einen Mann umbringen. Das Werk übt Kritik an der Beeinflussbarkeit der Menschen, die sich hinter angeblichen Prinzipien und dem Glauben an Gerechtigkeit verbirgt.

Nikolai Gogol war bekannt für seine grotesken Werke

  • Nikolai Gogol
    "Die Nase” (1836), "Der Mantel” (1842)
  • Franz Kafka
    "Die Verwandlung” (1916), "Der Process” (1914/15)
  • E. T. A. Hoffmann
    "Der goldne Topf” (1814/1819), "Der Sandmann” (1816), "Lebensansichten des Katers Murr” (1819/1821)
  • Hermann Harry Schmitz
    "Der Säugling und andere Tragikomödien” (1911), "Wie ich mich entschloss, auf Händen zu gehen. 30 Katastrophengeschichten.” (posthum 1987)
  • Lewis Carroll
    "Alice im Wunderland” (1865), "Alice hinter den Spiegeln” (1871)
  • Friedrich Dürrenmatt
    "Die Panne” (1956), "Der Besuch der alten Dame” (1956)
  • Max Frisch
    "Biedermann und die Brandstifter. Ein Lehrstück ohne Lehre” (1958), "Mein name sei Gantenbein” (1964)
Unterschied zur Arabeske und Burleske

Es gibt auch eine aus der Kunst übertragene Arabeske in der Literatur. Friedrich Schlegel beschrieb sie in drei Formen:

  • Urform der menschlichen Fantasie
  • Literaturgattung, in der Textinhalt und Textform ineinander verflochten sind
  • Romantischer Roman, der von der Theorie des Romans selbst handelt.

Die Burleske lässt sich mit "Scherz” oder "Spaß” übersetzen und meint in der Literatur eine Komödie mit derbem oder grobem Humor. Im Theater zeichnet sie sich meist durch einfache Sprache und vulgäre Komik aus.

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