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Neue Sachlichkeit: Definition, 5 Merkmale & 10 Vertreter der Epoche

Die Neue Sachlichkeit ist geprägt von den Folgen des Ersten Weltkriegs, dem Aufschwung durch die Goldenen Zwanziger Jahre und der anschließenden Weltwirtschaftskrise. Wir haben alles Wissenswerte, die wichtigsten Merkmale sowie bekannte Vertreter und Werke für dich zusammengestellt.

Die Neue Sachlichkeit zeigte sich in Kunst, Literatur, Musik und Architektur. Die Strömung besann sich im Gegensatz zu anderen Modernen Epochen auf eine schlichte und sachliche Darstellungsweise.

Ziel war es, Kunst für jedermann zugänglich zu machen. Wir haben im Folgenden den Fokus auf die Literatur dieser Zeit gelegt, machen aber auch einen kleinen Exkurs in die Kunst.

Die Neue Sachlichkeit: Eine Gegenbewegung zur Moderne

Die Literatur der Neuen Sachlichkeit ähnelte einem Zeitungsbericht

Die Epoche "Neue Sachlichkeit” nahm in der späten Moderne (1890–1929) ihren Anfang und hängt eng mit der Weimarer Republik (1919–1933) zusammen.

Die Literaturepoche der Neuen Sachlichkeit fand in diesem Zeitraum statt:

  • weiter gefasst: 1918 bis 1933
  • enger gefasst: 1925 bis 1933

In dieser Zeit gab es Tendenzen zur Rückbesinnung auf das Sichtbare. Somit bildete die Epoche eine Gegenbewegung zur Moderne, die die Kunst subjektivierte, für die Freiheit der Künstler eintrat und Kunst um ihrer Ästhetik willen betrachtete.

Die Neue Sachlichkeit ähnelte hingegen der vorausgegangenen Epoche des Naturalismus (1880–1900). Wie im Naturalismus wird Sozialkritik geübt, eine nüchterne, sachliche Darstellung bevorzugt und Technik thematisiert.

Neu hinzu kommen erotische Motive, die Thematisierung der Weltwirtschaftskrise und die positive Einstellung zur Demokratie. Diese führte dazu, dass nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 viele Schriften verbrannt und Autoren verhaftet wurden. Andere flüchteten ins Exil.

Definition: Was die Neue Sachlichkeit ist

Definition: Was die Neue Sachlichkeit ist

Die Neue Sachlichkeit war eine Strömung zur Zeit der Weimarer Republik, die in allen künstlerischen Bereichen auftrat. Die literarische Epoche reicht weit gefasst von 1918 bis 1933, eng gefasst von 1925 bis 1933.

Sie gehört zu den Modernen Epochen, zeichnet sich im Gegensatz zu ihnen aber durch illusionslose, nüchterne Darstellungen von Technik, Erotik, Gesellschaft und der Weltwirtschaftskrise aus. Die Sprache ist sachlich und leicht verständlich, sodass jeder Gebrauch von der Literatur machen konnte.

Der Begriff "Neue Sachlichkeit”

Die Epoche erhielt ihren Namen nach einer Kunstausstellung im Jahr 1925. Da die Eigenschaften der Kunstrichtung denen der Literatur ähnelten, bekam auch die Literaturepoche diesen Namen. Sie bezeichnet die "Sachlichkeit” des Ausdrucks zu dieser Zeit, der reale Geschichten in einfacher Sprache für alle zugänglich machte.

Dass von "Neuer” Sachlichkeit gesprochen wird, liegt daran, dass es bereits im Realismus (1848–1890) eine Tendenz zur Sachlichkeit gab. Hier galt es, eine Sache möglichst echt und objektiv darzustellen, allerdings häufig zugunsten einer künstlerischen Idee. Dadurch wurde die realistische Darstellung verklärt und Missstände häufig nicht thematisiert.

Auch im anschließenden Naturalismus spielte Sachlichkeit eine wichtige Rolle. Hier wurde die industrielle Ausbeutung der Arbeiter und die Armut in den Städten thematisiert.

Die Neue Sachlichkeit unterscheidet sich darin, dass sie nicht die Schicksale der untersten sozialen Schicht, sondern der Mittelschicht in den Blick nimmt. Zudem ist sie als Gebrauchsliteratur für jedermann gedacht und deshalb nicht nur sachlich, sondern auch verständlich geschrieben.

Mehr über die Industrielle Revolution erfährst du hier.

Historischer Hintergrund

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg

Nach den ersten Krisenjahren nach dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) floriert das Leben wieder. Bereits seit einigen Jahren besteht die Weimarer Republik und die goldenen Zwanziger befinden sich auf ihrem Höhepunkt.

Die Menschen leben gern in Großstädten und genießen dort den Wohlstand und die Kulturangebote. Die Druckereien laufen auf Hochtouren, um die neusten Nachrichten und Werke junger Autoren unter die Menschen zu bringen.

Es gibt zahlreiche Jazzclubs, Frauen haben mehr Rechte als vorher und fangen an zu arbeiten. Doch diese Zeit hatte nicht nur schöne Seiten. Die Stimmungslage änderte sich schnell als es 1929 den Börsencrash in New York gab.

Durch dieses Ereignis kam es zu einer Weltwirtschaftskrise, die sich auch auch auf Deutschland auswirkte und zu hoher Arbeitslosigkeit, Inflation (Geldentwertung, Preissteigerung) und Armut führte. Dieser Zustand hielt etwa bis 1933 an, dem Jahr, in dem Hitler gewählt wurde.

Wichtige Begriffe der Epoche

Im Folgenden haben wir einige wichtige Begriffe für dich erläutert, damit du die Epoche der Neuen Sachlichkeit besser verstehen kannst. Da sie eine Strömung innerhalb der Weimarer Republik ist, haben wir auch diese Epoche kurz für dich zusammengefasst.

Außerdem erklären wir, was unter der literarischen Strömung "Verismus” verstanden wird. Weitere wichtige Begriffe sind "Zeitroman”, "Episches Theater”, "Gebrauchslyrik” und "Exilliteratur”. Diese haben wir im anschließenden Kapitel zur Literatur der Neuen Sachlichkeit für dich erläutert.

Weimarer Republik

Neue Sachlichkeit und die Goldenen Zwanziger Jahre der Weimarer Republik

Als Weimarer Republik wird die Zeit zwischen 1919 und 1933 bezeichnet. Sie lässt sich in vier Abschnitte einteilen:

  • Revolution und Gründung der Republik (1918/19)
  • Krisenjahre des Anfangs durch die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs (1920–1923)
  • Stabilisierung und die Goldenen Zwanziger Jahre (1924–1929)
  • Wirtschaftskrise und Auflösung der Demokratie (1929–1933)

Insbesondere die Auswirkungen der Wirtschaftskrise und das fehlende Vertrauen der Menschen in die Demokratie brachte die Weimarer Republik nach 14 Jahren zum Scheitern. Sie wurde vom Nationalsozialismus abgelöst.

Zur Literatur der Weimarer Republik gehören sowohl Werke des Expressionismus (etwa 1905–1925) als auch der Neuen Sachlichkeit. Die beiden Strömungen unterscheiden sich stark und prägen die Literatur dieser Zeit sowohl durch Ausdrucksstärke, Subjektivität und Freigeistigkeit (Expressionismus) als auch durch Objektivität, Sachlichkeit und Nutzbarkeit (Neue Sachlichkeit).

Beide Strömungen übten Sozialkritik an den gegenwärtigen Zuständen der Gesellschaft. Ein markanter Unterschied ist jedoch, dass sich im Expressionismus noch Vertreter fanden, die den Ersten Weltkrieg freudig erwarteten, um mit einem Knall für eine neue Gesellschaft zu sorgen. Die Neue Sachlichkeit hingegen hat den Krieg bereits erlebt und ist ernüchtert und traumatisiert.

Hier findest du alles Wissenswerte über die Weimarer Republik.

Verismus

Der Verismus ist eine Strömung der italienischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Der Begriff kommt vom italienischen "vero” für "wahr”. "Verismo” als Bezeichnung für die Strömung wurde dann ins Deutsche als "Verismus” übernommen.

Seit den 1920er Jahren wird der Begriff auch in der Kunstkritik verwendet. Er taucht im Zusammenhang mit Literatur und Kunst der Neuen Sachlichkeit häufiger auf – unter anderem deshalb, weil sich der Verismus damals dem gegenwärtigen Geschehen, dem Alltag und den unteren sozialen Schichten zuwandte.

Diese Eigenschaften treffen auch auf die Neue Sachlichkeit zu. Der Verismus beschäftigte sich damals mit einer genauen und faktischen Schilderung des Lebens von Bauern und Fischern. Auch die Neue Sachlichkeit thematisierte exakt und nüchtern das Schicksal und die Probleme der Mittelschicht.

Neue Sachlichkeit in der Literatur

Literatur der Neuen Sachlichkeit

Die Schriftsteller dieser Epoche erlebten zwei extreme Zustände: die Zeit des Wohlstands und der Ausgelassenheit und die Zeit der Wirtschaftskrise mit Sorgen, Armut und Elend.

Der Kontrast dieser beiden Zeiten wurde häufig in Romanen der Neuen Sachlichkeit aufgegriffen. Die Untergattung "Zeitroman” entstand.

Die neue Brauchbarkeit der Literatur zeigt sich deutlich in der Lyrik: Die neue Gattung "Gebrauchslyrik” entstand und sollte für alle Menschen zugänglich und verständlich sein.

Zwei weitere Gattungen sind das epische Theater und die Exilliteratur. Letztere bezieht sich allerdings auf die Zeit nach der Neuen Sachlichkeit und fällt in die Zeit des Nationalsozialismus. Im Folgenden findest du alle neuen Gattungen zusammengefasst.

Der Zeitroman

Ein Zeitroman ist eine auf ausgewählte Zeiträume fokussierte Art von Roman. Er gehört also zur Gattung der Epik. Es werden vornehmlich Einzelschicksale und die Gesellschaft um sie herum in einem bestimmten Zeitabschnitt genauestens geschildert. Der Zustand und die Entwicklungen in dieser Zeit werden hierbei stark kritisiert.

Da es weder in der sehr reichen, noch in der sehr armen Gesellschaftsschicht starke Veränderungen gab, wurden Arbeiter aus der Mittelschicht zu den Protagonisten des Zeitromans. Häufige Themen sind:

  • Kriegserfahrungen
  • Austauschbarkeit
  • Arbeitslosigkeit aufgrund der Wirtschaftskrise
  • Schwanken der Gesellschaft zwischen konservativer Tradition und neu gewonnener Freiheit

Bekannte Beispiele sind "Kleiner Mann – Was nun?” von Hans Fallada oder "Im Westen nichts Neues” von Erich Maria Remarque.

Roman: Definition, Merkmale und Tipps zur Analyse.

Gebrauchslyrik

Gebrauchslyrik für jedermann

Der Begriff "Gebrauchslyrik” wurde von Bertolt Brecht eingeführt. Er bezeichnet den neuen Stil der Lyrik, der sich von der veralteten Kunstsprache und gelehrten Metaphorik unterscheiden soll.

Die Lyrik der Neuen Sachlichkeit soll zugänglich und verständlich für alle sein sowie brauchbar und greifbar. Deshalb wurden alltagsnahe Situationen und Probleme geschildert, mit denen sich die Leser identifizieren konnten.

Es gibt nur wenig Ausschmückungen, die Sprache ist schlicht und einfach gehalten und wirkt häufig sachlich und kühl. Dadurch wirkt das lyrische Ich oftmals distanziert und unbeteiligt. Der Stil ähnelt dem Charakter eines Zeitungsberichts oder einer Reportage.

Hier erfährst du mehr über die Gattung der Lyrik, ihre Merkmale und Analyse.

Episches Theater

Wie in der Lyrik wurde auch in der Dramatik zunehmend auf Verständlichkeit und Brauchbarkeit für den Leser Wert gelegt. Das epische Theater wurde ebenfalls von Bertolt Brecht geprägt.

Es vereint epische Elemente mit einer theatralischen Darstellung. In den Pausen gibt es musikalische Auftritte, ein Erzähler kommt auf die Bühne oder es werden Erzähleinschübe an die Wand projiziert.

In dieser Zeit soll der Zuschauer Distanz gewinnen und sich Gedanken über das Theaterstück machen. Moralische Fragen werden im Stück selbst häufig nicht beantwortet. Zudem macht der komplexe Aufbau eine simple Einteilung in ‘gut’ und ‘schlecht’ nicht möglich.

Also soll der Zuschauer sich selbst überlegen, wie die Charaktere hätten handeln sollen oder können. Ziel des epischen Theaters ist es, den Zuschauer zu kritischem Denken anzuregen. Ein bekanntes Beispiel ist das Stück "Leben des Galilei” von Bertolt Brecht.

Mehr über das Drama, seinen Aufbau und seine Merkmale findest du hier.

Ausblick: Exilliteratur (nach 1933)

Nach der Neuen Sachlichkeit kam es 1933 zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Es fanden Bücherverbrennungen statt und viele weibliche und männliche Autoren flüchteten aufgrund ihrer politischen Einstellung und ihrer repräsentativen Werke ins Exil, also ins Ausland.

Die Exilliteratur entstand zwischen 1933 und 1945, bis der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Zu den bekanntesten Vertretern gehören Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger und Erich Maria Remarque. Sie waren gegen den Krieg und für Demokratie und behielten ihren ’neusachlichen' Stil auch im Exil größtenteils bei.

Neue Sachlichkeit: Merkmale der Literatur

Neue Sachlichkeit: Merkmale der Literatur

Die Autoren dieser Zeit erlebten sowohl Armut, Leid, den Krieg und seine Folgen als auch ein aufblühendes Großstadtleben.

Im Anschluss folgte durch die Weltwirtschaftskrise eine Zeit der Unsicherheit und Arbeitslosigkeit. Hinzu kamen neue Möglichkeiten durch die Massenmedien (Radio, Hörbücher, Fernsehen, Film). All das wird in der Literatur der Neuen Sachlichkeit verarbeitet. Wir haben die wichtigsten Merkmale für dich zusammengefasst und anschließend ein paar Textbeispiele.

1. Zeitraum

  • weit gefasst 1918 bis 1933, eng gefasst 1925 bis 1933

2. Themen und Motive

  • Einzelschicksale aus der Realität der Mittelschicht
  • Desillusionierung nach dem Krieg, Trauma, Verletzung, Tod, falsche Hoffnung
  • Armut, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, Ausbeutung durch große Konzerne, Austauschbarkeit von Menschen
  • Technik und Erotik

3. Sprache und Stil

  • Alltagssprache, leicht verständlich, wenig Metaphern, wenig Intertextualität (Verweise auf andere literarische Werke)
  • sachlich, wie ein Report oder Zeitungsbericht, kühl, schlicht, dokumentarisch, keine Ausschmückungen oder dekorativen Elemente
  • Stil erzeugt den Effekt eines distanzierten, abgeklärten Erzählers

4. Ziele

  • Literatur soll von allen verstanden werden (Gebrauchsliteratur)
  • durch Sozialkritik und politische Äußerungen zum Umdenken bewegen

5. Gattungen

  • Epik: Zeitroman (Darstellung und Kritik des Zeitgeschehens)
  • Lyrik: Gebrauchslyrik (verständliche Lyrik in Alltagssprache)
  • Dramatik: Episches Theater (erzählendes Theater, soll zum Nachdenken anregen)
  • Später in allen Gattungen: Exilliteratur (geschrieben im Ausland während des Zweiten Weltkrieges)
Tipps zur Textanalyse

Neue Sachlichkeit: Vertreter und Werke der Literatur

Neue Sachlichkeit: Vertreter und Werke der Literatur

In diesem Kapitel haben wir für dich zwei Werke kurz zusammengefasst und die Merkmale der Neuen Sachlichkeit herausgestellt.

Das Erste ist Bertolt Brechts erfolgreiches Theaterstück "Die Dreigroschenoper”, das Zweite Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues”. Anschließend findest du eine Liste mit weiteren Vertretern und Werken.

Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper

"Die Dreigroschenoper” von Bertolt Brecht wurde 1928 in Berlin uraufgeführt und war der größte Theatererfolg der Weimarer Republik. 1933 wurde sie von den Nationalsozialisten verboten und erst 1945 wieder aufgeführt.

Sie ist eine Bearbeitung der "Beggar’s Opera” (übersetzt: Bettler-Oper) von John Gray und Johann Christoph Pepusch aus dem Jahr 1728. Im Gegensatz dazu, was ihr Titel vermuten lässt, ist sie keine durchkomponierte Oper, sondern ein Theaterstück mit 22 Gesangsnummern, gesungen von den Schauspielern (keinen Opernsängern).

Es geht um den Konkurrenzkampf zweier skrupelloser Geschäftsmänner im Londoner Stadtteil Soho. Der eine ist Peachum, der Kopf der Bettelmafia (organisierte Bettelei) und der andere Macheath, genannt Mackie Messer, ein Verbrecher der es gewohnt ist, das Sagen zu haben und eine Verbindung zum Polizeichef Brown hat.

Mackie Messer verliebt sich in die Tochter seines Konkurrenten, Polly Peachum. Obwohl ihr Vater gegen die Beziehung ist, heiraten die beiden. Daraufhin geht Peachum zur Polizei und versucht wiederholt Mackie einsperren zu lassen. Letztendlich soll er gehängt werden, doch sein Freund Brown begnadigt ihn als königlicher Bote im Namen der Königin und erhebt ihn in den Adelsstand.

Brecht selbst betonte, dass sein Theaterstück "Dreigroschenoper” hieße, weil es so billig sein sollte, dass es sich auch Bettler leisten können. Die Thematisierung der Armut und Mitleidlosigkeit der Menschen, das Gezwungensein zu verbrecherischen Handlungen, um die eigene Existenz zu sichern und die Skrupellosigkeit sollen die Zuschauer zur kritischen Reflexion anregen. Der niedrige Eintrittspreis, den Brecht betonte und der das Stück zugänglich für jedermann machen soll, versinnbildlicht sehr gut den Zeitgeist der Neuen Sachlichkeit.

Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues

Remarques Roman "Im Westen nichts Neues” wurde 1928 zum ersten Mal in einer Zeitung als Vorabdruck veröffentlicht, in Buchform erschien er 1929. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 wurden zahlreiche Exemplare seines Antikriegsromans verbrannt. Das Werk handelt von dem Schrecken, den der Erste Weltkrieg hinterlassen hat und wird aus der Sicht eines jungen Soldaten erzählt.

Paul Bäumer, der seit seiner Schulzeit darauf getrimmt wurde, sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden, wird nach seiner Grundausbildung an die Westfront verlegt. Dort muss er lernen, zu überleben und mit dem Tod umzugehen.

Zurück in der Heimat ist er nicht in der Lage, jemandem von den grauenvollen Erfahrungen zu erzählen. Darum geht er wieder zu den Menschen, die dasselbe erlebt haben: zu seinen Kameraden an die Front. Er wird verletzt und aus seiner Gruppe sterben immer mehr Männer. Schließlich wird auch er tödlich getroffen. Am selben Tag wird berichtet, dass es im Westen (an der Westfront) nichts Neues gibt.

Zu den zentralen Themen gehört neben der Traumatisierung der Soldaten auch die Betrachtung der "verlorenen Generation”. Hinzu kommt die vergebliche Hoffnung auf Rettung und der Mythos der Kameradschaft.

Typisch für die Neue Sachlichkeit ist nicht nur die Thematik des Romans, sondern auch Remarques sachlicher Stil, der auch schlimme Situationen in einem ruhigen, reportartigen Ton erzählt. Er zieht nüchterne Zwischenbilanzen und vermittelt ein Gefühl des Ausgeliefertseins. Es gibt keine dekorativen Elemente und es wird Wert auf eine faktenorientierte Darstellung gelegt. So entsteht der Eindruck von Abgeklärtheit und Distanz.

Weitere Vertreter und Werke der Literatur

Weitere Vertreter und Werke der Literatur

Hier findest du Werke, die den Merkmalen der Neuen Sachlichkeit entsprechen. Du kannst sie lesen, wenn du dich besonders für diese Epoche interessierst oder wenn du für eine Klausur üben möchtest. Besonders geeignet hierfür sind Gedichte wie "Sachliche Romanze” von Erich Kästner, da sie kurz sind und du sie schnell analysieren kannst.

  1. Bertolt Brecht
    Mann ist Mann (Theaterstück, Uraufführung 1926)
    Die Dreigroschenoper (Theaterstück, Uraufführung 1928)
    Leben des Galilei (Theaterstück, Uraufführung 1943)
  2. Hans Fallada
    Kleiner Mann – Was nun? (Roman, 1932)
  3. Erich Maria Remarque
    Im Westen nichts Neues (Roman, 1929)
  4. Vicki Baum
    Menschen im Hotel (Roman, 1929)
  5. Alfred Döblin
    Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord (Erzählung, 1924)
    Berlin Alexanderplatz (Roman, 1929)
  6. Erich Kästner
    Fabian. Die Geschichte eines Moralisten (Roman, 1931)
    Sachliche Romanze (Gedicht, 1928)
  7. Kurt Tucholsky
    Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte (Erzählung, 1931)
  8. Ödön von Horváth
    Geschichten aus dem Wiener Wald (Theaterstück, Uraufführung 1931)
    Italienische Nacht (Volksstück, Uraufführung 1931)
  9. Franz Kafka
    Ein Hungerkünstler (Erzählung 1924)
  10. Lion Feuchtwanger
    Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz (Roman, 1930)

Neue Sachlichkeit in der Kunst

Neue Sachlichkeit in der Kunst

Die Neue Sachlichkeit wirkte sich auch auf die bildende Kunst aus. Diese wandte sich von Expressionismus ab und orientierte sich wieder stärker an der Realität. Die Werke aus dieser Zeit waren nüchtern und sachlich, wiesen aber moderne lineare Formen auf.

Beliebte Motive waren der Kontrast zwischen Vergnügen und Elend. Eleganz und Glanz traten Arbeitslosigkeit und Tristesse gegenüber. Dazu gehörte beispielsweise das Nachtleben der 1920er und 1930er Jahre ebenso wie Krankenhausszenen und der Fabrikalltag der Arbeiterklasse.

Wichtige Künstler dieser Zeit waren unter anderem:

  • George Grosz (1893-1959)
  • Otto Dix (1891-1969)
  • Max Beckmann (1884-1950)
  • Jeanne Mammen (1890-1976)
  • Rudolf Schlichter (1890-1955)
  • Georg Scholz (1890-1945)
  • Lotte Laserstein (1898-1993)
  • Dodo – Dörte Clara Wolff (1907-1998)
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