Judentum: Entstehungsgeschichte & 8 Merkmale

Das Judentum ist die älteste Religion, die nur an einen einzigen Gott und Schöpfer glaubt. Dabei sind Jüdinnen und Juden mehr als nur eine Religionsgemeinschaft, denn sie sind auch ein Volk. Wir verraten dir alles Wissenswerte über das Judentum, von der Entstehungsgeschichte bis hin zu den wichtigsten Merkmalen.
Neben dem Christentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus zählt das Judentum zu einer der fünf Weltreligionen. Sie existiert seit über 4.000 Jahren und ihr gehören heute über 15 Millionen Gläubige an. Seit 1948 gibt es mit Israel wieder einen jüdischen Staat.
Was das Judentum ist
Wissenswertes über das Judentum
Das Judentum ist eine der fünf Weltreligionen. Dabei ist es viel mehr als nur eine Religion: Jüdinnen und Juden verstehen sich auch als gemeinsame Kultur, Volk und Glaubensgemeinschaft. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es den jüdischen Staat Israel. Seine Nationalflagge trägt auch eins der wichtigsten und bekanntesten jüdischen Symbole: Den Davidstern.
Die Religion ist etwa 4.000 Jahre alt. Heute leben etwa 15 Millionen Anhänger verteilt auf der ganzen Welt, vor allem in Israel und den USA. In Deutschland leben etwa 100.000 Jüdinnen und Juden.
Als erste monotheistische Religion hat das Judentum eine besondere Bedeutung. Denn aus ihm leiteten sich sowohl Christentum als auch Islam ab.
Steckbrief
Wir haben einen kurzen Steckbrief für dich zusammengestellt, auf dem du die wichtigsten Fakten über das Judentum auf einem Blick findest.
- Was? Judentum als Religion, Kultur und Volk
- Wie alt? Entstanden um circa 2.000 v. Chr.
- Wie viele? Weltweit etwa 15 Millionen Anhänger
- Wo? Vor allem in Israel (ca. 7 Mio.), USA (ca. 5,7 Mio.), Frankreich (450.000), Kanada (390.000)
- Wie wird man Jude? In der Regel wird man als Jude geboren: Jüdisch ist, wessen Mutter Jüdin ist; es ist allerdings auch möglich, zum Judentum zu konvertieren
Geschichte des Judentums
Die Entstehungsgeschichte des Judentums
Nach der Heiligen Jüdischen Schrift beginnt die Geschichte des Judentums mit den fünf Büchern Mose. Im Mittelpunkt steht der Bund zwischen Gott und Abraham. Dieser ist nicht nur ein Stammvater der Juden, sondern auch der Christen und Muslime.
Abraham gilt als Begründer der monotheistischen Religion. Er gab seinen Bund mit Gott an seinen Nachkommen Isaak und dessen Sohn Jakob weiter. Jakob wiederum hatte 12 Söhne. Sie werden als Stammväter der Zwölf Stämme Israels betrachtet.
Entstehung
Ursprünglich muss es sich bei den ersten Juden um ein Nomadenvolk gehandelt haben. Um etwa 1.300 v. Chr. wurde es schließlich sesshaft. Dabei siedelten 12 Stämme in den Bergen von Judäa und Galiläa, im Gebiet um das heutige Israel und Palästina.
Diese Stämme schlossen sich irgendwann zusammen, um sich gemeinsamen Feinden entgegenzustellen. Schließlich hatten sie eine entscheidende Gemeinsamkeit: Sie glaubten nur an einen einzigen Gott. Damals war es in vielen anderen Regionen üblich, an unterschiedliche Götter zu glauben und die Natur und Ahnen zu verehren.
Erste Könige
Um etwa 1.000 v. Chr. bildeten die nun vereinten Stämme ein gemeinsames Königreich. Der erste König Israels hieß Saul, vermutlich war er aber nicht lange an der Spitze. Entscheidend war die zweite Dynastie, in der David König wurde.
Er kam ursprünglich aus dem Stamm Juda und eroberte Jerusalem. Historisch ist aber nicht viel über seine Leb- oder Regierungszeiten bekannt. Davids Nachfolger Salomon baute den ersten Tempel und erschuf damit das Zentrum Jerusalem.
Nach Salomons Tod teilte sich das Königreich in zwei Bereiche: Das Nordreich Israel und das Südreich Juda. In dieser Zeit wurde die Tora schriftlich zusammengestellt aus den unterschiedlichen Überlieferungen, die bis dahin weitergegeben worden sind.
Als um das Jahr 580 v. Chr. der Babylonierkönig Nebukadnezar das Königreich Juda einnahm, wurde der erste Tempel zerstört. Gleichzeitig verschleppte er viele Menschen nach Babylon: Von der Elite bis zu einfachen Handwerkern lebten viele Juden von nun an im Exil.
In dieser Zeit der babylonischen Gefangenschaft erhielt die Thora ihre endgültige Form. Die Heilige Schrift hatte eine entscheidende Bedeutung für das in Gefangenschaft lebende Volk: Es wurde zu ihrem geistlichen Mittelpunkt; denn auf diese Weise konnte das verschleppte Volk seine Identität bewahren.
Als um etwa 539 v. Chr. die Perser Babylon eroberten, waren die Juden nach langer Gefangenschaft wieder frei und durften in ihre Heimat zurückkehren. Ein Teil der Juden blieb allerdings in Babylon zurück.
Diese Judenfeindschaft setzte sich nach der Antike über Jahrhunderte fort und fand einen grausamen Höhepunkt zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Auf Befehl wurden zwischen 1933 und 1945 über sechs Millionen Juden getötet. Dieser Hass gegen den jüdischen Glauben nennt sich Antisemitismus und er ist nach wie vor in einigen Teilen der Welt ein großes Problem.
Merkmale des Judentums
Ein Merkmal des Judentums: Der Davidstern
Im jüdischen Glauben spielen nicht nur die Heilige Schrift und das Gotteshaus (die Synagoge) eine wichtige Rolle. Vielmehr vereint die Religion unterschiedliche Traditionen, Symbole und Rituale. Im Folgenden erfährst du mehr über die wichtigsten Merkmale des Judentums.
Heilige Schrift
Die Heilige Jüdische Schrift (oder auch Hebräische Bibel) wird Tanach genannt. Er besteht aus insgesamt drei Büchern: Thora (hebräisch für Weisung), Nebi’im (Propheten) und Ketubim (Schriften). Daneben gibt es im jüdischen Glauben noch den Talmud, in dem rabbinische Auslegungen der Tora festgehalten sind.
Synagoge
Das Gotteshaus im Judentum heißt Synagoge. Hier versammeln sich Jüdinnen und Juden zum Beten und Feiern. Synagogen gibt es seit dem babylonischen Exil. Seither werden sie genutzt, um die Heiligen Schriften und Gesetze zu studieren und zu lesen. Die Synagoge ist also ein zentraler Ort der Glaubensausübung.
Während es beispielsweise im Christentum ein Oberhaupt wie den Papst gibt, existiert im Judentum niemand Vergleichbares. Stattdessen gibt es Rabbiner. Sie verbreiten die Lehren des jüdischen Glaubens und tragen als Gemeindevorsteher die Verantwortung für ihre Mitglieder.
Dabei beraten Rabbiner aber nicht nur in religiösen Themen. Sie nehmen sich auch persönlicher Probleme und Aufgaben an.
Gebete
In der Synagoge beten und feiern Juden
Fromme Jüdinnen und Juden beten bis zu dreimal am Tag. Dabei tragen Männer Kippa und Tallith und werktags Tefillin. Den Tallith kannst du dir als Gebetsumhang vorstellen, während Tefillin Gebetsriemen aus Leder darstellen.
Das bekannteste Gebet im jüdischen Glauben ist das "Schma Jisrael", was hebräisch ist für "Höre Israel". Es ist zugleich ein Glaubensbekenntnis der Juden an den Einen Gott.
Ernährung
Fromme Juden ernähren sich ausschließlich koscher. Das Wort kommt aus dem Hebräischen und bedeutet übersetzt 'rein'. Koscher sind die Lebensmittel, die von der Kaschrut (jüdische Speisegesetze) als 'rein' zugeordnet werden.
Zu den Regeln gehören unter anderem die Folgenden:
- Fleisch von wiederkäuenden Säugetieren, die außerdem gespaltene Hufe besitzen, ist erlaubt
- Im Wasser lebende Tiere mit Flossen und Schuppen sind ebenfalls koscher
- Eier von koscheren Tieren dürfen verspeist werden
- Milchprodukte und Fleisch dürfen nicht zusammen gegessen werden
- Fleisch darf kein Blut mehr enthalten (Tiere müssen außerdem geschächtet werden. Das bedeutet, dass der Schlachter sie durch Ausbluten tötet.)
- Schweinefleisch ist verboten
Feste
Jüdische Feste und Feiertage
Im Judentum ist der höchste Feiertag in der Woche der Schabbat (Samstag). An diesem Tag haben jüdische Geschäfte geschlossen und Juden dürfen weder arbeiten noch Autofahren. Außerdem gibt es noch folgende Festtage:
- Rosch ha-Schana (Kopf des Jahres): hier beginnt das jüdische Jahr. Gedacht wird der Erschaffung der Welt in einem stillen Fest von Mitte bis Ende September.
- Yom Kippur: Es folgen zehn Tage der Besinnung und Läuterung, dann feiern Juden mit Yom Kippur den Tag der Versöhnung von Gott und den Mitmenschen. An diesem Tag wird gefastet.
- Channukka: Dies ist das Lichter- und Weihefest, das Mitte bis Ende Dezember gefeiert wird. Gedacht wird an Channukka der Wiedereinweihung des Zweiten Tempels in Jerusalem.
- Weitere Feste sind unter anderem: Tewet, Purim, Simchat Tora und Pessach
Königin Esther, eine Jüdin, die ihre Herkunft zunächst verschweigt, fleht um Gnade bei ihrem Ehemann König Achaschwerosch. Er gewährt ihr die Bitte und lässt das jüdische Volk am Leben – stattdessen stirbt Haman den Tod am Galgen.
Beschneidung
Eines der ältesten jüdischen Rituale ist die Beschneidung von Jungen. Sie wird auch "Brit Mila" genannt und findet am achten Tag nach der Geburt statt. Bei der Beschneidung wird die Vorhaut des männlichen Glieds entfernt.
Die Beschneidung symbolisiert im Judentum den Eintritt in den Bund mit Gott. Dieser Bund begann der Überlieferung nach mit Abraham und seiner Familie.
Mit 13 Jahren werden männliche Nachkommen schließlich "Bar Mizwa", was soviel wie "Sohn der Pflicht" bedeutet. Ab diesem Zeitpunkt gelten sie im Judentum als Erwachsene. Mädchen dagegen werden bereits mit 12 Jahren "Bat Mizwa", also "Tochter der Pflicht".
Symbole und ihre Bedeutung
Die Menora ist ein bekanntes jüdisches Symbol
Symbole spielen im Judentum eine wichtige Rolle. Ob der Davidstern oder die Menora: Sie sind auf der ganzen Welt bekannt und werden sofort mit dem jüdischen Glauben in Verbindung gebracht.
Davidstern
Das wohl bekannteste jüdische Symbol ist der Davidstern: Ein Hexagramm mit zwei ineinander verwobenen Dreiecken. Ein Dreieck weist nach oben, während das andere nach unten zeigt. Ab dem Mittelalter wurde der Davidstern an Synagogen angebracht. Heute schmückt er außerdem die israelische Flagge.
Menora: Der siebenarmige Leuchter
Menora bedeutet übersetzt "Leuchter". Häufig ist mit dem hebräischen Begriff der siebenarmige Leuchter gemeint, der ein sehr altes Symbol des Judentums ist. Früher erhellte er die Tempel Jerusalems. Er symbolisierte die Anwesenheit Gottes, denn Gott ist im jüdischen Glauben Licht.
Der siebenarmige Leuchter hat die Form eines Baumes, die sieben Arme stehen außerdem für die sechs Tage der Schöpfung und den siebten Tag der Ruhe (Schabbat). Die Menora ist Teil des Staatswappen Israels.
Kippa: Jüdische Kopfbedeckung
Die Kippa
Die Kippa (plural: Kippot) ist ebenfalls ein prägnantes Merkmal des Judentums. Die kreisförmige Kopfbedeckung wird auch Käppchen genannt und drückt die Ehrfurcht des Trägers gegenüber Gott aus.
Männer sind verpflichtet, die Kippa während des Gebets, dem Studium religiöser Texte, in Synagogen und auf Friedhöfen zu tragen. Orthodoxe Juden tragen die Kippa außerdem auch im Alltag.
Verschiedene jüdische Strömungen
Im Laufe der letzten Jahrhunderte setzten sich Juden immer wieder mit ihren Traditionen und modernen Werten auseinander. Das führte dazu, dass sich im Judentum unterschiedliche Strömungen entwickelten. Grob kannst du zwischen drei Ausprägungen unterscheiden: dem orthodoxen, dem liberalen und dem konservativen Judentum.
Orthodoxes Judentum: Orthodoxe Juden betrachten die Thora als eine direkte Offenbarung Gottes an Mose. Sie ernähren sich ausschließlich koscher und halten sich strikt an rituelle Regeln, Traditionen und Gesetze des Judentums.
Liberales Judentum: In dieser Strömung interpretieren Juden die Thora in die Gegenwart, sie betrachten die Gebote und Gesetze nicht unmittelbar von Gott gegeben, sondern von Menschenhand gemacht. Daher ist es erlaubt, die Schrift neu auszulegen und zu interpretieren.
Konservatives Judentum: Konservative Juden positionieren sich zwischen liberalen und orthodoxen Juden. Einerseits bewahren sie alte Traditionen und Rituale, andererseits scheuen sie sich nicht vor Modernisierungen. Diese Strömung ist vor allem vertreten in den USA.
Fakten über das Judentum
Wir haben drei spannende Fakten über das Judentum für dich zusammengestellt:
- Die "Israelstele" des ägyptischen Pharaos Merenptah (circa 1210 v. Chr.) ist vermutlich die erste außerbiblische Bestätigung des Volks Israel. Auf dieser wird ein Volk in Kanaan erwähnt, das als Ysrjr bezeichnet wird.
- Aus biblischen Geschichten und Lebensläufen wollen Gelehrte das Datum errechnet haben, an dem Gott die Welt erschuf: nämlich im Jahr 3761 v. Chr. Nach wissenschaftlichen Kenntnissen ist das natürlich nicht möglich, denn vor über 60 Millionen Jahren lebten Dinosaurier auf der Erde. Die ersten Menschen gab es vor etwa 2,6 Millionen Jahren.
- Synagogen sind stets nach Osten ausgerichtet – nämlich genau in die Richtung des Jerusalemer Tempelberges.