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Vormärz: 7 Merkmale, 12 wichtige Begriffe & 17 Vertreter der Epoche

Die Epoche des Vormärz verlief parallel zum Biedermeier. Sie bezeichnet die Zeit vor der Märzrevolution 1848, in der das Volk Freiheit, Grundrechte und politische Mitbestimmung forderte. Wir haben alles Wissenswerte, besondere Merkmale der Literatur sowie wichtige Vertreter und ihre Werke.

Der Vormärz ist eine deutsche Epoche, die etwa von 1815 bis 1848 andauerte. Es war eine Zeit des Umdenkens, in der sich die Menschen gegen und bezeichnet eine Zeit, in der das Volk sich gegen den Adel und die Ständegesellschaft auflehnte.

Politische und gesellschaftliche Kritik verbreiteten sich durch die Presse und Literatur, wurden von den Machthabern aber stark unterdrückt und zensiert. Neben Deutschland forderten auch andere europäische Länder Gleichheit und Demokratie.

Die Epoche des Vormärz

Im Vormärz lehnten sich die Bürger gegen den Adel auf

Wie auch bei vielen anderen Epochen wurde die offizielle Bezeichnung des Vormärz erst im Nachhinein vergeben. Sie erhielt ihren Namen, weil sie die Zeit vor der Märzrevolution 1848 beschreibt, in der sich die Stimmung bereits wendete und die Menschen sich langsam für die Revolution bereit machten.

Im Folgenden haben wir eine kurze Definition und alles Wesentliche über den historischen Hintergrund.

Definition: Was der Vormärz ist

Die Epoche des Vormärz bezeichnet die Zeit vor der deutschen Märzrevolution 1848. Weit gefasst dauert diese Epoche von 1815 bis 1848 an, enger gefasst von 1830 bis 1848.

Sie lässt sich unter anderem auch in "Junges Deutschland” und den "radikalisierten Vormärz” gliedern. Letzterer beginnt erst um 1840 und zeichnet sich durch eine verschärfte Auflehnung gegen die Politik aus, die 1848 schließlich eine bürgerliche Revolution (Märzrevolution) auslöste.

Der Vormärz verlief parallel zur Epoche des Biedermeier (1815–1848). Ihren Ursprung hatten beide im Wiener Kongress (1815) und der Restaurationsphase (1815–1830), durch die die ursprüngliche, monarchisch streng reglementierte politische Ordnung wiederhergestellt werden sollte.

Der Vormärz zeichnet sich durch eine politisch rebellierende Mentalität aus. Die Bürger stellten sich aktiv gegen die alte Ordnung und forderten Demokratie, Pressefreiheit, Frauenrechte und die Trennung von Staat und Kirche. Die Literatur ist geprägt von der Gegenwart und adressiert die Bürger, nicht den Adel.

Historischer Hintergrund

Klemens von Metternich (1773-1859) setzte die Karlsbader Beschlüsse um

Vor der Epoche des Vormärz lag die große Epoche der Aufklärung (etwa 1650–1800). Zu dieser Zeit entstanden bereits Zweifel am herrschenden System. Dass Kirche und Adel über die gesamte Gesellschaft bestimmten, wurde nicht mehr arglos hingenommen.

Es entstand ein neues Bewusstsein der Bürger, Freiheitsdrang und der Wunsch, eigenständig nach eigener Vernunft zu denken.

Der Vormärz folgte schließlich auf den Wiener Kongress 1815. Dieser wurde einberufen, da Napoleon in seinem Feldzug gegen Russland gescheitert war und Europa nun wieder neu geordnet werden sollte.

Die alten Verhältnisse vor der Französischen Revolution (1789–1799) sollten wiederhergestellt werden, in denen der Adel die politische Oberhand hatte. Dieses Vorhaben wird als Restauration bezeichnet.

Bezüglich der Restauration spielte der Fürst von Metternich eine entscheidende Rolle. Er setzte 1819 die Karlsbader Beschlüsse in Kraft, sorgte somit für eine strenge Zensur, schränkte die politische Mitbestimmung und die Meinungsfreiheit ein.

Auf diese Einschränkung reagierte die parallel laufende Epoche zum Vormärz, der Biedermeier (1815–1848), mit dem Rückzug ins Private und Verdrängung. Der Vormärz wurde hingegen politisch aktiv und lehnte sich gegen die Restauration auf.

Zudem war die aufkommende Industrialisierung auf dem besten Weg, den Agrarstaat zu einem Industriestaat werden zu lassen. Unterbezahlung von Arbeitern und Verarmung (Pauperismus) waren die Folge.

Lies hier mehr über die industrielle Revolution, ihre Folgen und Erfindungen.

Unterschied zwischen Vormärz und Biedermeier

Die Schriftsteller der Restaurationsepoche waren sich darüber bewusst, dass sie in einer Zeit des Umbruchs lebten und versuchten ihrerseits mit der Situation umzugehen. Die Vertreter des Biedermeier wendeten sich von den politischen Unruhen ab und lernten, das Private, Häusliche und Gemütliche zu schätzen.

Sie wollten ihr Leben nicht damit verbringen, zu kämpfen und zu rebellieren. Stattdessen beharrten sie auf traditionelle Konventionen, wollten schätzen, was ihnen gegeben ist und sich der bevorstehenden Wandlung entziehen.

Beliebte Motive waren das Idyll und die Natur, die Vergänglichkeit des Lebens, Tugend, Genügsamkeit, Sehnsucht und Liebe. Die Sprache war poetisch, bildhaft und folgte traditionellen Formen.

Der Vormärz hingegen befasste sich mit der gegenwärtigen Situation, die Sprache war eher sachlich und für das Volk geschrieben und es wurden konkrete Ziele verfolgt. Die Literatur des Vormärz kämpfte und wehrte sich gegen die Restauration, anstatt zu resignieren und zu flüchten wie der Biedermeier.

Hier findest du alles Wissenswerte über die Epoche des Biedermeier.

Wichtige Begriffe des Vormärz

Wichtige Begriffe der Epoche des Vormärz

Die folgenden Begriffe werden dir in Bezug auf den Vormärz immer wieder begegnen. Sie hängen größtenteils zusammen und bedingen sich gegenseitig. Zum Beispiel kam es durch die Julirevolution in Frankreich auch zu Unruhen in Deutschland, da die unteren Gesellschaftsschichten von Anhängern des Konservatismus unterdrückt wurden.

Der Wiener Kongress führte zu den Karlsbader Beschlüssen, die wiederum die Restauration einleiteten. Damit du den Überblick behältst, haben wir alle wichtigen Begriffe kurz für dich zusammengefasst.

Pauperismus

Pauperismus (lateinisch "pauper” für "arm”) bezeichnet die unerwartete Verarmung der Arbeiterschicht unmittelbar vor der Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Das starke Wachstum der Bevölkerung konnte von der Landwirtschaft und der Industrie, die sich erst in der Entwicklung befand, nicht aufgefangen werden. Durch Mechanisierungen verloren die Menschen ihre Arbeitsplätze und es kam zu Massenarmut, Hungersnöten, Elend und Tod.

Nationalismus

Am Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Bedürfnis nach deutschem Nationalbewusstsein. Die gesamte Nation sollte eine gemeinschaftliche Einheit bilden und nicht mehr lediglich aus Monarchen und Untertanen bestehen.

Deutschland war zu dieser Zeit noch ein geteilter Staatenbund im Besitz verschiedener Fürstentümer. Die Forderung nach Einheit wurde erst 1871 erfüllt als das Deutsche Kaiserreich gegründet wurde.

Liberalismus

Liberalismus im Vormärz

Der Liberalismus zeichnet sich durch eine Forderung nach Freiheit und menschlichen Grundrechten aus. Er ist gegen die absolute Herrschaft durch Fürsten und Könige und fordert eine Aufteilung der Staatsmacht. Jeder soll vor dem Gesetz gleich sein und es soll Gewerbefreiheit geben.

Die Anhänger des Liberalismus waren in erster Linie das städtische Bürgertum mit Bildung (Akademiker Grad) und Besitz (Fabriken, Kapital).

Sie griffen zurück auf Staatstheorien von John Locke (Philosoph, 1632–1704), dem Begründer des Liberalismus, und Montesquieu (Philosoph 1689–1755), dem Erfinder der Gewaltenteilung (Exekutive, Legislative, Judikative).

Auch Jean-Jacques Rousseaus (Philosoph, 1712–1778) Ideen zur Volkssouveränität und modernen Demokratie sowie Adam Smiths Ideen zur Wirtschaftsliberalisierung fanden im Vormärz großen Anklang.

Sozialismus

Sozialismus entstand als Folge der Ausbeutung des Proletariats (gesellschaftliche Unterschicht). Die bürgerlichen Unternehmer nutzten die billigen Arbeitskräfte unter schlechten Arbeitsbedingungen aus.

Um faire Löhne zu erhalten, gründeten einige Arbeitervereine Gewerkschaften, die teilweise auch politischen Einfluss nahmen.

Wiener Kongress

Im heutigen Bundeskanzleramt Wien fand 1814/15 der Wiener Kongress statt.

Der Wiener Kongress (bestehend aus zahlreichen Fürsten und Königen) fand vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 statt und sollte Europa neu ordnen. Die absolutistische Ordnung, die durch die Französische Revolution erschüttert wurde, sollte wiederhergestellt werden.

Die Monarchen sollten wieder alleinige Machthaber sein, die Bürger Untertanen. Die deutsche Ordnung wurde aufgrund ihrer komplexen Lage von den anderen europäischen Fragen separiert beraten.

Restauration

Die Restauration bezeichnet die Umsetzung der politischen ‘Wiederherstellung’, die im Wiener Kongress besprochen wurde. Die "Heilige Allianz” (die Könige von Preußen, Russland und Österreich) versuchte von 1814/15 bis 1830 die alte Machtordnung wiederherzustellen.

In Deutschland war Fürst von Metternich (1773–1859) eine führende Persönlichkeit, diese Ziele nach den Karlsbader Beschlüssen durchzusetzen. Er wollte den Zusammenschluss Deutschlands zu einem einheitlichen Nationalstaat verhindern.

Konservatismus

Die Anhänger des Konservatismus versuchten, die absolutistische Herrschaft und die Ständegesellschaft zu bewahren. Sie arbeiteten gegen den aufkommenden Liberalismus.

Hier sind die Karlsbader Beschlüsse nennenswert, die Aktivitäten der Liberalen unterdrücken sollten. Letztendlich scheiterte der Konservatismus und es kam zur Märzrevolution 1848.

Karlsbader Beschlüsse

Nachdem der Wiener Kongress beschlossen hatte, Europa wieder absolutistisch zu ordnen, stieß dieses Vorhaben auf Widerstand. Die Deutschen hatten bereits ein Nationalbewusstsein entwickelt und waren bereit, für ihre Grundrechte zu kämpfen.

Die Monarchen sahen die Bedrohung durch das Volk und nahmen die Ermordung des Generalkonsuls August von Kotzebue als Vorwand für die Karlsbader Beschlüsse. Im August 1819 versammelten sich dazu die einflussreichsten Machthaber des Deutschen Bundes in Karlsbad.

Sie beschlossen, die liberalen und nationalen Bewegungen, darunter auch die Universitäts- und Pressefreiheit, erheblich einzuschränken. Fürst von Metternich sollte die Beschlüsse durchsetzen und eine Einheit Deutschlands verhindern.

Julirevolution

Die französische Julirevolution von 1830 war gewissermaßen der Vorreiter der Märzrevolution. Da die Bourbonen in Frankreich als Könige eingesetzt wurden, wurde deutlich, dass der Adel erneut versuchte, mehr Macht zu erlangen.

Daraufhin lehnten sich Arbeiter und Bürger auf und lösten die Julirevolution aus. Sie gab zu Zeiten des Vormärz neuen Aufschwung und motivierte die europäischen Rebellen, sich gegen die Monarchen aufzulehnen.

Hambacher Fest

Das Hambacher Schloss im heutigen Rheinland-Pfalz

Auf dem Hambacher Fest (1832) versammelten sich etwa 30.000 Studenten, Handwerker und Arbeiter aus unterschiedlichen Ländern (unter anderem aus Polen und Frankreich) im und um das Hambacher Schloss zum größten politischen Protest des deutschen Vormärz.

Sie protestierten gegen die bestehenden Herrschaftsverhältnisse und forderten Demokratie sowie eine europäische Einheit. Die Bevormundung durch Könige und Fürsten sollte durch politische Mitbestimmung des Volkes ersetzt werden.

Junges Deutschland

Nach der Julirevolution 1830 fanden Schriftsteller wieder neuen Antrieb, um die politischen Verhältnisse öffentlich zu kritisieren. Der Adel sollte nicht mehr bevorzugt behandelt werden, das Volk mehr Freiheit haben und Deutschland sollte geeint werden.

"Junges Deutschland” bezeichnet eine Gruppe von rebellischen Autoren, deren Werke 1835 verboten wurden. Zu ihnen gehörten Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg, Theodor Mundt und Ludwig Börne.

Sie betrachteten sich selbst nicht als diese Gruppe, sondern wurden von anderen zum Jungen Deutschland erklärt. Allerdings hatten sie trotz des Verbots viel Einfluss und gaben einen Antrieb zum Ausbruch der Märzrevolution 1848.

Georg Büchner wird aufgrund inhaltlicher Gemeinsamkeiten und seines jungen Alters ebenfalls häufig zum Jungen Deutschland gezählt. Er selbst distanzierte sich hingegen klar und betonte, dass er nicht zu dieser Art von Autoren gehöre.

Der Unterschied zwischen den Idealen des Jungen Deutschlands und den anderen Autoren dieser Zeit besteht darin, dass das Junge Deutschland noch liberalere Ziele verfolgt. Die Gruppe strebt nicht nur einen politischen Umschwung an, sondern idealisiert eine Gesellschaft, in der es gar keine Autoritäten gibt.

Märzrevolution

Die Märzrevolution spielte sich im Deutschen Bund zwischen März 1848 und Juli 1849 ab. Sie bezeichnet den Höhepunkt der revolutionären Auflehnung gegen das absolutistische System. Teil der Revolution waren unter anderem auch Ungarn, Oberitalien und Posen, die von Österreich und Preußen regiert wurden.

Begonnen hat die Revolution im Großherzogtum Baden und breitete sich von da aus auf alle Staaten des Deutschen Bundes aus. Die Erhebungen und Aufstände kämpften für Unabhängigkeit und gegen die Pläne der Restauration. So zwangen sie die Staatsoberhäupter dazu, in der Frankfurter Nationalversammlung (Gremium von Mai 1848 bis Mai 1849) eine neue Verfassung ins Leben zu rufen.

In der Zeit nach der Märzrevolution wurde allerdings dennoch versucht, die alte Ordnung wiederherzustellen und mit militärischer Gewalt durchzusetzen. Diese Zeit wird als Reaktionsära bezeichnet. Sie dauerte etwa zehn Jahre an, bis Preußen einen neuen König bekam und sich die Nationalbewegung immer mehr durchsetzte.

Merkmale der Vormärz-Literatur

Die Literatur des Vormärz und ihre Merkmale

Die Literaturepoche "Vormärz” wird teilweise anders datiert als die historische Epoche. Einige setzen sie ab dem Wiener Kongress 1815 an, andere bei den Karlsbader Beschlüssen 1819, wieder andere ab der Julirevolution 1830 in Frankreich und manche sogar erst ab der Rheinkrise 1840 (Konflikt um den Rhein als französische Landesgrenze).

In der Forschung spricht man auch von der Literatur der Restaurationsepoche (1815–1848), zu der sowohl Vormärz-Literatur als auch Biedermeierliche Werke gehören.

Eine Gruppe junger Schriftsteller sticht in der Literaturlandschaft des Vormärz allerdings hervor: Das Junge Deutschland. Sie zeichnete sich durch politische Auflehnung in ihren Werken aus und sollte durch Verbote im Zaum gehalten werden. Ihr Einfluss war dennoch groß und bekräftigte die Revolution. 

Die Ziele der Vormärz-Literatur waren größtenteils politisch motiviert. Die Epoche war geprägt von Unzufriedenheit und dem dringenden Wunsch nach Freiheit.

Die Literatur sollte unter anderem die aktuellen Zustände des Deutschen Bundes schildern und verdeutlichen, wie sehr eine Veränderung vonnöten ist. Frauen sollen Bildungsmöglichkeiten bekommen. Alle Bürger sollen vor dem Gesetz gleich sein. Es soll eine demokratische Verfassung geben und Kirche und Staat sollen getrennt werden.

All diese Bedürfnisse und Wünsche spiegeln sich auch in der Literatur wider. Die Epochen Klassik und Romantik wurden größtenteils abgelehnt, da sie nicht politisch und zu lebensfern waren. Die Autoren führten stattdessen die Geisteshaltung der Aufklärung weiter, die das Bewusstsein der Menschen erweitern und das politische System verändern wollte.

  1. Erzählorte:
    gegenwärtige Erzählorte im Deutschen Bund und Umgebung; Orte, an denen es extreme Missstände gibt (zum Beispiel der Aufstand der Weber in Schlesien)
  2. Sprache:
    oft sachlich (unverblümt), kritisch, umgangssprachlich, massentauglich (Bürger werden adressiert)
  3. Motive:
    gegenwärtiges Geschehen, gesellschaftliche und politische Missstände, Rebellion durch bewusste Missachtung der Zensur politischer Äußerungen
  4. Stil:
    politisch, sozialkritisch, oft satirisch, Momentaufnahmen, für die Massen geschrieben, kurze Textformen
  5. Ziele:
    gegen Romantik und Klassik; für Aufklärung, soziale Gerechtigkeit, Demokratie und die Trennung von Religion und Vernunft
  6. Schriftsteller:
    Georg Büchner, Georg Herwegh, Ferdinand Freiligrath, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Annette von Droste-Hülshoff, Bettina von Arnim, Louise Aston, Friedrich Wilhelm Schulz, Anton Johann Gross-Hoffinger, Georg Weerth, Ernst Willkomm
  7. Junges Deutschland:
    Heinrich Heine, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg, Karl Gutzkow, Theodor Mundt, Ludwig Börne (hinzugezählt wird häufig auch Georg Büchner)

Hier findest du alle wichtigen Literaturepochen im Überblick.

Veränderungen literarischer Gattungen im Vormärz

Veränderungen in der Literatur des Vormärz

Die wohl häufigste literarische Gattung während des Vormärz ist die Lyrik. Sie verbreitete sich gut, da sie sich singen ließ und private politische Äußerungen im Rahmen eines Gesangvereins möglich machte.

Georg Herweghs Sammlung "Gedichte eines Lebendigen” (1841) und Ferdinand Freiligraths "Neue politische und soziale Gedichte” waren besonders bekannt.

Den größten nachhaltigen Einfluss hatte das Gedicht "Das Lied der Deutschen” (1841) von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Es ist die Grundlage der heutigen deutschen Nationalhymne. Gesungen wurde es damals wie heute mit einer Melodie von Joseph Haydns "Kaiserlied” (1796/97). Als Nationalhymne wird heute lediglich die dritte Strophe gesungen.

Außerdem gab es im Vormärz zahlreiche Textformen der Epik:

Alle epischen Texte waren allerdings verhältnismäßig kurz. Populär waren die "Briefe aus Paris” von Ludwig Börne, Heinrich Heines Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen” und die Adelssatire "Ritter Schnapphahnski” von Georg Weerth.

Das Drama war politisch, sozialkritisch und satirisch. Georg Büchner ist hier einer der wichtigsten Vertreter. Obwohl er nur 23 Jahre alt wurde, schrieb er einige prägende Werke, unter anderem "Dantons Tod” (1835) und "Woyzeck” (1837). Vom Dramatiker Karl Gutzkow ist das satirische Lustspiel "Das Urbild des Tartüffe” (1844) bekannt, das sich über die Zensur der Literatur lustig machte.

Vertreter des Vormärz und ihre Werke

Hoffmann von Fallersleben war der Dichter der deutschen Nationalhymne

Im Folgenden findest du eine Liste mit allen wichtigen Vertretern und Werken des Vormärz. Anschließend haben wir noch zwei bekannte Werke für dich zusammengefasst. Sie spiegeln wider, wie die Literatur zu dieser Zeit aussah und welche Ziele sie verfolgte. Viele der Werke werden auch in der Schule und Universität behandelt.

Nutze sie, um für Klausuren oder Prüfungen zu üben, für Referate, Hausarbeiten oder einfach um deine Interpretationsfähigkeit zu verbessern. Je mehr du dich mit der Literatur des Vormärz beschäftigst, umso sicherer wird dein Umgang mit dem speziellen Stil und dem Zeitgeist dieser wichtigen Epoche.

1) Georg Büchner (1813–1837)

  • Dantons Tod (1835)
  • Leonce und Lena (1836)
  • Lenz (1839)
  • Woyzeck (1839)

2) Bettina von Arnim (1785–1859)

  • Dies Buch gehört dem König (1843)

3) Louise Aston (1814–1871)

  • Meine Emanzipation (1846)

4) Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848)

  • Die Judenbuche (1842)

5) August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

  • Unpolitische Lieder (1840/41)
  • Das Lied der Deutschen (1841)

6) Ernst Willkomm (1810-1886)

  • Grenzer, Narren und Lotsen (1842)

7) Friedrich Wilhelm Schulz (1797–1860)

  • Der Tod des Pfarrers Dr. Friedrich Ludwig Weidig (1843)

8) Anton Johann Gross-Hoffinger (1808–1875)

  • Fürst Metternich und das österreichische Staat-System. Ein Gutachten (1846)

9) Ferdinand Freiligrath (1810–1876)

  • Neue politische und soziale Gedichte (1849)

10) Georg Herwegh (1817–1875)

  • Gedichte eines Lebendigen (1841)
  • Aufruf (1841)
  • Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (1863)

11) Ludwig Börne (1786–1837)

  • Briefe aus Paris. 1830–1833 (drei Briefsammlungen, veröffentlicht 1832–1834)

12) Heinrich Heine (1797–1856)

  • Die schlesischen Weber (1844)
  • Deutschland. Ein Wintermärchen (1844)

13) Karl Gutzkow (1811–1878)

  • Wally, die Zweiflerin (1835)

14) Heinrich Laube (1806–1884)

  • Das Junge Europa. Novelle (5 Bände):
  • 1.: Die Poeten (2 Bände, 1833)
  • 2.: Die Krieger (2 Bände, 1837)
  • 3.: Die Bürger (1 Band, 1837)

15) Georg Weerth (1822–1856)

  • Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben (1847/48)
  • Leben und Taten des berühmten Ritters Schnapphahnski (1848 – 1849)

16) Ludolf Wienbarg (1802–1872)

  • Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet (1834)

17) Theodor Mundt (1808–1861)

  • Moderne Lebenswirren. Briefe und Zeitabenteuer eines Salzschreibers (1834)
  • Heine, Börne und das sogenannte Junge Deutschland. Bruchstücke (1840)
Hilfe bei der Textanalyse

Georg Büchner: "Woyzeck” (1836)

Georg Büchner (1813–1837)

Karl Georg Büchner (1813–1837) war ein deutscher Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Mediziner. Obwohl er bereits mit 23 Jahren an Typhus verstarb, gilt er als einer der wichtigsten Literaten und Revolutionäre des Vormärz.

Das Drama "Woyzeck” ist zusammen mit "Dantons Tod” das bekannteste Werk Büchners. Es blieb aufgrund seines frühen Todes als Fragment zurück. Zum ersten Mal veröffentlicht wurde es 1879 von Karl Emil Franzos, der es überarbeitet und stark verändert hatte.

Die Uraufführung fand 1913 in München statt. Seither wird das Theaterstück immer wieder aufgeführt. Es gehört zu den wichtigsten Werken der deutschen Literatur.

Der Stil des Werks ist sehr authentisch. Durch Ellipsen (Auslassungen) und Interjektionen (Ausrufewörter) schafft Büchner ein Gefühl von Umgangssprache. Menschen reden aneinander vorbei, da ihre Sprache ihrem sozialen Rang angepasst ist. Während Woyzeck und seine Freundin Marie eine einfache, fehlerhafte Sprache mit Dialekt sprechen, spricht der Doktor beispielsweise hochsprachlich und gebildet.

Zusammenfassung des Dramas

Franz Woyzeck ist ein einfacher und armer Soldat mit gelegentlichen Wahnvorstellungen, der den Lebensunterhalt für sich, seine Freundin Marie und ihr gemeinsames uneheliches Kind verdienen will. Aus diesem Grund rasiert er den Hauptmann, der ihn verspottet und spüren lässt, dass er gesellschaftlich weit unter ihm steht. Seine Freundin Marie lernt den Tambourmajor kennen, der sie umgarnt und gesellschaftlich höher gestellt ist als der arme Woyzeck.

Woyzeck hat den Verdacht, dass Marie ihn betrügt. Also lässt er sich auf ein Experiment bei einem unseriösen Doktor ein, der ihn nur noch Erbsen essen lässt. Durch das Geld möchte er Marie an sich binden. Doch diese lässt sich schließlich auf eine heimliche Affäre mit dem Tambourmajor ein. Von dort an machen sich die Menschen über ihn lustig und verspotten ihn wegen Maries Affäre. Das steigert nicht nur seine Eifersucht, sondern auch seine Wahnvorstellungen.

Als er einen Tanz zwischen Marie und dem Tambourmajor in einem Wirtshaus beobachtet, befehlen ihm Stimmen, dass er Marie töten soll. Er kauft sich ein Messer und führt sie aus dem Dorf. Er ersticht sie in seinem Wahn und kehrt zum Wirtshaus zurück. Die Menschen dort stellen Fragen zu seiner blutverschmierten Kleidung. Daraufhin kehrt er zurück und versenkt das Messer in einem Teich. Marie wird tot aufgefunden und untersucht. Was mit Woyzeck geschieht, bleibt offen.

Heinrich Heine: "Die schlesischen Weber” (1844)

Heinrich Heine (1797–1856)

Christian Johann Heinrich Heine (1797–1856) war ein Schriftsteller, Dichter und Journalist. Er integrierte erfolgreich die Alltagssprache in sein lyrisches Schaffen und wurde als kritischer Essayist, Satiriker und Polemiker teilweise nicht nur bewundert, sondern auch gefürchtet.

Seine Ballade "Die schlesischen Weber”, die man auch unter dem "Weberlied” kennt, hieß bis 1846 noch "Die armen Weber”. Das Gedicht wurde unter diesem Titel zum ersten Mal 1844 von Karl Marx veröffentlicht.

Es handelt vom Elend und der Armut der ausgebeuteten Weber in Schlesien, die aufgrund der Industrialisierung stark unterbezahlt wurden. Es klagt verzweifelt über Gott, den König und das Vaterland. Aus diesem Grund hat das Preußische Kammergericht das Gedicht verboten und verurteilte einen Rezitator, der es in der Öffentlichkeit vortrug.

Das ganze Gedicht

Die schlesischen Weber

Im düstern Auge keine Thräne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben Dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöthen;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt,
Und uns wie Hunde erschießen läßt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulniß und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben Dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!

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