Weimarer Klassik: 8 Merkmale & 4 Vertreter der Epoche
Die Epoche der Weimarer Klassik legt Wert auf den Ausgleich von Gefühl und Vernunft und hat einen Hang zur antiken Mythologie. Sie ist geprägt von Goethe, Schiller, Herder und Wieland, die typische Merkmale in ihrer Literatur aufgreifen. Welche das sind und wie die Epoche zustande kam, erfährst du bei uns.
Die Epoche der Klassik befindet sich zwischen den beiden großen Literaturepochen Romantik (1795–1835) und Realismus (1848–1890).
Ihr Zeitgeist wirkte sich auf die Literatur (Weimarer Klassik), Kunst, Bildhauerei, Architektur (Klassizismus) und auf die Musik (Wiener Klassik) aus. Wir haben im Folgenden den Fokus auf die Literatur, also auf die Weimarer Klassik gelegt.
Die Epoche der Weimarer Klassik
Erfahre im Folgenden wie die Literaturepoche "Weimarer Klassik” (Literatur) definiert wird, wie ihr Name zustande kam und inwiefern der historische Hintergrund Einfluss auf die Eigenschaften und Tendenzen dieser Epoche hatte.
Im Anschluss findest du acht Merkmale der Weimarer Klassik sowie wichtige Vertreter und ihre zusammengefassten Werke. Zuletzt beschreiben wir noch einige Auswirkungen der Klassik auf andere Künste wie Musik, Architektur, Bildhauerei und Malerei.
Definition der Weimarer Klassik
Die Epoche der Weimarer Klassik dauerte grob gefasst von 1786 bis 1832 an. Sie bezeichnet die Zeit, in der Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland (auch "Viergestirn” genannt) einen großen Einfluss auf die Literaturlandschaft hatten.
Als Hauptvertreter gilt Goethe, dessen Wiederkehr von seiner ersten Italienreise 1786 einen Anhaltspunkt zum Beginn der Epoche gab und dessen Tod 1832 diese auch beendete.
Es gibt ebenfalls eine gängige, zeitlich enger gefasste Definition von 1794 bis 1805, die sich lediglich auf die elfjährige Freundschaft und Schaffenszeit von Goethe und Schiller bezieht. Die Zeitspanne beginnt mit der Freundschaft der beiden und endet mit Schillers Tod.
Häufig wird die Weimarer Klassik aber bis 1832 gefasst, da Goethe die "Ästhetische Allianz” weiterführt, der sich beide Schriftsteller gewidmet haben und die Epoche somit noch lange nachwirkt.
Der Begriff "Weimarer Klassik”
Wenn bezüglich der Literaturepochen von "Klassik” gesprochen wird, so ist damit in der Regel die "Weimarer Klassik” gemeint. Der Begriff "Klassik”, im Lateinischen "classicus”, bedeutet ursprünglich "das Mustergültige” oder "zum ersten Rang gehörige”.
Die Menschen, die im 18. Jahrhundert der obersten Steuerklasse angehörten, wurden als "klassisch” bezeichnet. Heute bedeutet der Begriff "zeitlos” oder "vorbildhaft”. Die Epoche wird "Weimarer Klassik” genannt, da Weimar das Zentrum der bekanntesten Schriftsteller dieser Zeit war und sich die Autoren an klassischen Beispielen aus der Antike orientierten.
Historischer Hintergrund
Im Folgenden findest du alle relevanten historischen Ereignisse, die die Epoche der Weimarer Klassik beeinflussten. Dazu gehört die Französische Klassik, die Französische Revolution, die griechische Antike sowie Immanuel Kant und die vorangegangene literarische Epoche des Sturm und Drang.
Französische Klassik und Revolution
Vorgänger der Weimarer Klassik war die Französische Klassik (1660–1715), die die antike Dichtung seit der Renaissance (15./.16. Jahrhundert) bereits wieder aufleben ließ. Nach dem Tod von König Ludwig XIV (Sonnenkönig) klang die antike Thematik jedoch immer mehr ab.
Es wurde sich dem Mittelalter, dem Märchenhaften und dem Exotischen zugewandt. Aus diesem Grund entstanden jedoch wieder Bewegungen, die die antike Dichtung bewahren wollten.
Die Unruhen der Französischen Revolution (1789–1799) und der Versuch, Deutschland nach dem Wiener Kongress wieder in seine alte politische Ordnung zu drängen, verursachten Ungewissheit und Unsicherheit bei den Menschen.
Während der vorangegangene Sturm und Drang noch gegen Absolutismus, Kirche und die antike Literaturtradition rebellierte, hatten die Weimarer Klassiker nun ein Bedürfnis nach Harmonie und Übereinstimmung. Mehr dazu im Kapitel "Sturm und Drang".
Idealbild der griechischen Antike
Johann Joachim Winckelmann verfasste 1755 eine Schrift namens "Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst” und 1764/67 die "Geschichte der Kunst des Altertums”. Er hatte damit einen großen Einfluss auf die deutsche Klassik, die sich bisher hauptsächlich mit römischer Antike auseinandersetzte.
Die Ästhetik der schlichten, edlen, griechischen Kunst löste die prunkvolle Französische Klassik ab. Gleichermaßen wurde versucht, zwischen prunkvollem Adel und schlichtem Bürgertum zu vermitteln. Ein wichtiges Medium für diese Vermittlungsarbeit war die Literatur.
Lies hier mehr über die Antike, ihre Merkmale und Bedeutung für die Geschichte.
Einfluss von Immanuel Kant
Die Ziele der Weimarer Klassik wurden unter anderem von Immanuel Kant ausgelöst. Er hatte einen besonderen Einfluss auf die Denkweise und das Literaturverständnis der Aufklärung.
Sein erkenntnistheoretischer Ansatz, Entscheidungen mithilfe von Vernunft und Verstand zu treffen, spiegelte sich auch in der Literatur wider. Ihre Hauptfunktion bestand darin, zu bilden und Erkenntnis zu bringen.
Sie war wissenschaftlich, sachlich und hielt sich an strenge Formvorgaben. Mit dem Sturm und Drang entwickelte sich aufgrund dessen eine Gegenbewegung. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Erfahre hier mehr über die Epoche der Aufklärung und ihre Merkmale.
Sturm und Drang als Wegbereiter
Die Strömung Sturm und Drang (1765–1785) wollte der vernunftgerichteten Literatur entgegenwirken. Ziel der jungen Autoren war es, künstlerische Freiheit zu schaffen, Subjektivität und Individualität in den Vordergrund zu stellen und mit alten Formen zu brechen.
Im Heranwachsen der Autoren, also auch im Abklang des Sturm und Drang, entwickelte sich schließlich die deutsche Klassik, die sich nicht für eine Seite entscheiden wollte, sondern einen Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl suchte.
Auch politisch sollte ein Ausgleich stattfinden. Dort wo der Sturm und Drang noch gegen den Absolutismus rebellierte und versuchte, eine freie gesellschaftliche Ordnung zu schaffen, war die Weimarer Klassik weniger radikal.
Sie wünschte sich lediglich Harmonie, Humanität und die Entfaltung des Menschen zu seinem schönsten Selbst. Er müsse sich allerdings selbst dahingehend erziehen, um Frieden und Harmonie zu erlangen.
Die wichtigsten Merkmale der Epoche des Sturm und Drang findest du hier.
Merkmale der Weimarer Klassik
Die Weimarer Klassik hat viele Merkmale, an denen du sie erkennen kannst, zum Beispiel die Vorstellung eines idealen Menschen oder die intensiv ausgearbeitete Naturmotivik.
Im Folgenden findest du alle wichtigen Merkmale der Weimarer Klassik in einem kurzen Steckbrief. Wir haben alle wichtigen Informationen für dich geordnet und kategorisiert.
Lerne sie zum Beispiel für Klausuren auswendig, verwende sie für ein Referat oder nutze sie, um Epochen davor (Sturm und Drang) oder danach (Realismus) besser zu verstehen.
1. Zeitraum: weit gefasst: 1786–1832, eng gefasst: 1794–1805, Hochphase: 1794
2. Bezeichnungen: "Weimarer Klassik”, "Klassik”
3. Hauptvertreter: Goethe, Schiller, Wieland, Herder ("Viergestirn”)
4. Werte:
- Idealismus (Streben nach Vollkommenheit, Sittlichkeit, Humanität und Tugend)
- Abwendung von der Politik und Suche nach Harmonie
- Menschenbild: Auffassung, dass jeder Mensch sich erst zu einem besseren Menschen erziehen muss, bevor es Harmonie und Frieden geben könne (Kunst und Literatur sollen der Schlüssel dazu sein)
5. Ziele:
- die Natur soll erfasst und nicht nur abgebildet werden
- das Wesen der Dinge soll in den Vordergrund rücken (Tendenzen zum Realismus)
- eigene Erziehung des Menschen zur Humanität und zu seinem schönsten Selbst
- eine ästhetisch kultivierte Welt
6. Einflüsse:
- Goethes Italienreise (Rückkehr 1786)
- die römische und griechische Antike und Mythologie
- das antike Schönheitsideal (orientiert an antiken Gemälden und Statuen)
- Immanuel Kant (Aufklärung, Erkenntnistheorie, Entscheidungen durch Vernunft)
7. Literatur:
- Epik: Bildungsroman
- Dramatik: Ideendrama, Charakterdrama
- Lyrik: Ballade, Sonett, Ode, Hymne
- das Jahr 1797 wird als Balladenjahr bezeichnet
- keine tragischen Helden mehr, sondern harmonischer Ausgleich der Gegensätze
- Übereinstimmung von Inhalt und Form (zum Beispiel der klassische Aufbau des antiken Dramas)
8. Unterschiede zum Sturm und Drang:
- es wird nicht mehr gegen bestehende politische Verhältnisse rebelliert, sondern nach Harmonie gestrebt
- keine Rebellion mehr gegen die Vernunft, es soll ein Gleichgewicht von Vernunft (Pflicht) und Gefühl (Neigung) herrschen, um die ‘schöne Seele’ eines Menschen hervorzubringen
Vertreter und Werke der Weimarer Klassik
Das "Viergestirn” Goethe, Schiller, Herder und Wieland prägte die Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch andere Schriftsteller, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier.
Im Folgenden stellen wir die jeweiligen Autoren kurz vor, nennen wichtige Werke und fassen jeweils eines für dich zusammen.
Insbesondere "Maria Stuart” von Schiller und "Iphigenie auf Tauris” von Goethe sind in Schule und Studium beliebte Werke für eine Textanalyse.
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Friedrich Schiller
Johann Christoph Friedrich Schiller (ab 1802 von Schiller) wurde 1759 geboren und starb 1805. Er war Dichter, Philosoph, Historiker, Arzt und einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker und Lyriker der Weimarer Klassik. Bereits mit 13 Jahren verfasste er Theaterstücke.
Sein bekanntestes Werk aus der Epoche des Sturm und Drang ist das Drama "Die Räuber” (1781). Die Freundschaft mit Goethe führte unter anderem auch zu Konkurrenz. Sie tauschten sich aus, kritisierten die Werke des anderen, aber verbesserten sich dadurch auch. Zudem hatte der Philosoph Immanuel Kant einen großen Einfluss auf Schiller.
In Schillers philosophischer Abhandlung "Über die ästhetische Erziehung des Menschen” (1795) steht die ästhetische Wahrnehmung von Kunst im Vordergrund. Das Werk soll den Leser auf die idealistischen Werte hinweisen. Bekannte Werke sind:
- "Kabale und Liebe” (Drama, 1784)
- "Maria Stuart” (Drama, 1800)
- "Wilhelm Tell” (Drama, 1803/04)
- "Das Lied von der Glocke” (Lyrik, 1799)
"Maria Stuart” ist ein Trauerspiel in fünf Akten, das an wahre Begebenheiten angelehnt ist. Die echte Maria Stuart war von 1542 bis 1567 die Königin von Schottland. Neben einigen historischen Fakten geht Schiller allerdings frei mit seiner Figur und ihrer Geschichte um. So dichtet er zum Beispiel ein Treffen von Maria und Königin Elisabeth hinzu, das niemals stattgefunden hat.
Zusammenfassung: "Maria Stuart” (1800)
Maria Stuart ist die Königin von Schottland, die der Beteiligung an der Ermordung ihres Ehemanns angeklagt wird und hingerichtet werden soll. Sie und ihre Verbündeten versuchen, die Hinrichtung hinauszuzögern.
Leicester, der in der Gunst der englischen Königin Elisabeth steht, liebt Maria und arrangiert ein Treffen der beiden Konkurrentinnen. Dieses Treffen ist der Höhepunkt des Stücks (3. Akt). Im Gespräch präsentiert sich Maria Stuart sittlich und moralisch, woraufhin Elisabeth versteht, dass Macht allein im Leben nicht ausreicht.
Trotz des Treffens gibt es für Maria keine Chance mehr, begnadigt zu werden. Sie akzeptiert ihr Schicksal und wird zur gewissenhaften Heldin, die Gottes Wille in ihrer Hinrichtung erkennt. Sie glaubt, sie müsse dafür büßen, dass sie Mitschuld am Tod ihres Mannes hatte.
Aus einer Königin, die vorher Neigungen und sinnlichen Genüssen folgte, wird zum Schluss eine tugendhafte, idealisierte Heldin, die Freiheit und Frieden in einer ausweglosen Situation findet.
Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang Goethe (ab 1782 von Goethe) ist 1749 geboren und 1832 gestorben. Er verstand sich selbst als Dichter und Naturforscher und gilt bis heute als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Dichtkunst.
Er leitete 25 Jahre lang das Hoftheater in Weimar und vernachlässigte dadurch seine eigenen schöpferischen Tätigkeiten. Dadurch entstand eine persönliche Krise, welche ihn dazu bewegte, eine zweijährige Italienreise zu unternehmen und sich selbst wieder zu finden.
Goethe erhielt durch seine erste Italienreise ein neues Kunstverständnis. Indem er zwei Jahre lang die Kultur lebte und die antiken Kunstwerke bestaunte, wollte er den Menschen von nun an in seiner idealen Form darstellen.
Er eiferte der antiken Humanität nach, nach der der ideale Mensch hilfreich, edel und gut sei. Die antike Motivik machte sich vor allem in seinem Versdrama "Iphigenie auf Tauris” (1787) bemerkbar, das er während der Reise fertigstellte. Andere Werke dieser Epoche waren:
- "Römische Elegien” (1788–90)
- "Reineke Fuchs” (1794)
- "Wilhelm Meisters Lehrjahre” (1795/96)
Im Folgenden haben wir "Iphigenie auf Tauris” kurz für dich zusammengefasst. Es spielt auf der Insel Tauris (heutige Insel Krim) in einem kleinen Wald vor dem Tempel der Göttin des Mondes und der Jagd "Diana", einige Jahre nach dem Trojanischen Krieg. Als Vorlage nutzte Goethe "Iphigenie bei den Taurern” von Euripides (griechischer Dramatiker, 480 oder 485/484 v. Chr.–406 v. Chr.).
Zusammenfassung: "Iphigenie auf Tauris” (1787)
Iphigenie ist Griechin und die Tochter des Königs Agamemnon und der Klytämnestra. Als Agamemnon auf dem Weg in den Trojanischen Krieg aufgrund von Windstille nicht mehr voran kam, opferte er Iphigenie der Göttin Diana (Göttin des Mondes und der Jagd).
Diese rettete Iphigenie jedoch und brachte sie nach Tauris, wo Iphigenie ihr seither als Priesterin dient. Ihr moralisches Pflichtbewusstsein und ihre Dankbarkeit stehen dabei häufig in Kontrast zu ihrem inneren Wunsch, in die Heimat zurückzukehren und ihre Familie wiederzusehen.
Die Taurier opferten damals jeden Fremden, der auf die Insel kam, der Göttin Diana. Iphigenie schaffte diese Opferung ab. Als jedoch Thoas, der König der Taurier, von Iphigenie abgewiesen wird, führt er diesen Ritus wieder ein. Als Priesterin ist sie für die Opferungen verantwortlich. Es werden zwei Fremde herbeigeführt, die sich später als ihr Bruder Orest und sein Vetter Pylades herausstellen.
Die beiden sind auf die Insel gekommen, um laut eines Orakels vom Gott Apoll die Statue seiner Schwester Diana wieder nach Griechenland zu bringen und den Fluch der Familie zu lösen. Sie erzählen Iphigenie, dass Klytämnestras Geliebter ihren Ehemann Agamemnon tötete.
Klytämnestra wurde daraufhin aus Rache von ihrem Sohn Orest getötet. Die Morde basieren auf dem Tantalidenfluch, ein Fluch der Götter über alle Familien aus dem Geschlecht des Tantalus, der in jeder Generation Familienmorde und Gewalt hervorruft.
Orest findet heraus, dass Iphigenie seine Schwester ist und sich Apollos Orakel auf seine Schwester Iphigenie und nicht auf Diane bezog. Iphigenie muss demnach zurück nach Griechenland gebracht werden, um den Fluch der Familie zu lösen. Auch wenn Thoas sie nur widerwillig gehen lässt, verlassen Orest, Iphigenie und Pylades Tauris und kehren zurück nach Griechenland.
Mehr über Goethe, seine Biografie und die wichtigsten Werke findest du hier.
Johann Gottfried Herder
Johann Gottfried Herder (ab 1802 von Herder) lebte von 1744 bis 1803. Er war ein deutscher Dichter, Übersetzer, Philosoph und Theologe. Seine Werke werden der Weimarer Klassik und der Aufklärung zugeordnet. Zu den Bekanntesten gehören:
- "Abhandlung über den Ursprung der Sprache” (1772)
- "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit” (4 Teile, 1784–1791)
- "Briefe zur Beförderung der Humanität” (zehn Sammlungen, 1791–1797)
Im Folgenden haben wir seine "Abhandlung über den Ursprung der Sprache” kurz für dich zusammengefasst. Sie wurde 1769 bei einer Preisausschreibung der Berliner Akademie der Wissenschaften von Herder eingereicht und belegte den ersten Platz.
Die Veröffentlichung folgte 1772. Das Werk über die Entstehung der menschlichen Sprache wird sowohl in der Schule als auch im geisteswissenschaftlichen Studium noch häufig herangezogen.
Zusammenfassung: "Abhandlung über den Ursprung der Sprache” (1772)
Der erste Teil behandelt die Fragen, ob der Mensch die Sprache selbst habe erfinden können und wo Sprache beginnt. Für Herder sind dies bereits tierische Laute, nicht erst vom Menschen formulierte Worte und Sätze. Die Ursprünglichkeit der menschlichen Sprache sieht er in dem plötzlichen Ausdruck von Lauten, die von Gefühlen verursacht werden.
Die ausformulierte Sprache sei seiner Meinung nach zu kultiviert, um noch Ursprünglichkeit aufzuweisen. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen betrachtet Herder die Sprache nicht als göttliche Fügung, sondern als Prozess der Evolution. Er sieht jedoch keinen biologischen Ursprung des Menschen im Tierischen wie später Charles Darwin. Die unterschiedlichen Sprachen der Menschen habe sich der Mensch nach Herder durch unterschiedliche Kultivierung angeeignet.
Im zweiten Teil widmet er sich der Frage, wie der Mensch sich die Sprache habe aneignen können und inwiefern Sprache notwendig gewesen sei. Er definiert den Menschen als ein Individuum, das durch die Geschichte und seine sozialen Umstände definiert ist.
Der Unterschied zum Tier sei, dass er in der Lage ist, sich und seine Position in der Welt zu reflektieren. Aus diesem Grund sei er auch fähig, aus den naturgegebenen Lauten Wörter zu schaffen, die die Dinge in seiner Umgebung zuordnen und benennen.
Christoph Martin Wieland
Christoph Martin Wieland lebte von 1733 bis 1813 und war ein deutscher Dichter, Übersetzer und Herausgeber. Sein Schaffen wird sowohl der Aufklärung als auch der Weimarer Klassik zugeordnet. Bekannte Werke sind:
- "Alceste” (Singspiel/Oper, 1773)
- "Die Geschichte der Abderiten” (Roman, 1774–1780)
- "Oberon” (Verserzählung 1778)
- "Aristipp und einige seiner Zeitgenossen” (Briefroman in vier Bänden, 1800–02)
Wir haben "Alceste” im Folgenden für dich zusammengefasst. Das Libretto in fünf Akten stammt von Christoph Martin Wieland, die Musik von Anton Schweitzer. Die Uraufführung fand am 28. Mai 1773 am Hoftheater Weimar statt.
Wie zur Zeit der Weimarer Klassik üblich, bediente sich auch Wieland der griechischen Mythologie. Es geht um die Königin Alkestis von Thessalien, die bereits von Euripides (griechischer Dramatiker, 480 oder 485/484 v. Chr.–406 v. Chr.) aufgegriffen wurde.
Zusammenfassung: "Alceste” (1773)
König Admet von Pherae in Thessalien, Alcestes Ehemann, liegt im Sterben. Sie sorgt sich und sendet einen Boten zum Orakel von Delphi, damit dieser herausfindet, ob es noch Hoffnung für ihren Ehemann gibt. Als sie und ihre Schwester Parthenia erfahren, dass er sterben muss, wenn niemand an seiner Stelle für ihn sterben will, versucht Parthenia einen Freiwilligen zu finden. Als aber nicht einmal Admets alter, gebrechlicher Vater sich dazu durchringen kann, opfert Alceste sich selbst.
Admet war ein Freund des Gottes Apoll und konnte deshalb einen Kompromiss mit den drei Schicksalsgöttinnen (Parzen) schließen. Wenn jemand bei ihm wäre, während er im Sterben liege, würden sie seinen Lebensfaden nicht durchschneiden. Admet erhält neuen Lebensgeist und erkundigt sich sofort nach seiner Frau. Diese liegt jedoch schon im Sterben und opfert sich, obwohl ihre Schwester und ihr Ehemann versuchen, es ihr auszureden.
Als der gesamte Hof nach ihrem Tod in Trauer liegt, taucht Herkules auf, um seinen Freund Admet zu besuchen. Als er von Alcestes Geschichte erfährt und ihren Tod als heldenhafte Tat beurteilt, verspricht er, sie aus der Unterwelt (Hades) zurückzuholen. Admet verweilt in seiner Trauer und glaubt Herkules nicht, als er sagt, er habe Alceste zurückgebracht. Parthenia erkennt, dass Herkules die Wahrheit sagt und schafft es, gemeinsam mit Alceste, Admet zu überzeugen, dass sie es wirklich ist. Beide schließen sich glücklich in die Arme.
Klassische Kunst: Klassizismus
Die Epoche der Klassik wirkte sich auch auf die bildende Kunst aus. Wie die Literatur legte sie Wert auf Humanität und Idealismus in Form von bestimmten moralischen Werten.
In der Kunst wird allgemein vom Klassizismus gesprochen. Er bezeichnet den Zeitraum zwischen 1770 und 1840 und betraf klassische Bildhauerei, Malerei und Architektur.
In der Malerei konzentrierte man sich auf antike Motive, die häufig patriotisch behaftet waren und im Vergleich zu anderen Epochen eher ruhige Szenen abbildeten. Die Bilder waren meist wenig koloriert, die Farbgebung an sich wirkte eher blass als kräftig, Umrisse wurden durch Radierungen betont.
Auch Bildhauerei und Architektur orientierten sich an der Antike. Glatte, perfekt bearbeitete Marmor-Oberflächen waren ein Markenzeichen der Bildhauerei. Die Architektur nutzte antike Säulen für fürstliche und bürgerliche Bauten.
Klassische Musik: Wiener Klassik
Das, was wir heute als klassische Musik bezeichnen, meint häufig Musik, die entweder aus der Zeit von 1730 bis 1850 stammt oder diesen Musikstil nachahmt. Dazu braucht es meist ein klassisches Orchester oder Sänger, die im Stil dieser Zeit musizieren.
Mit Wiener Klassik ist die Zeit von etwa 1770 bis 1825 gemeint, in der die Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn in Wien wirkten. Die Musik dieser Epoche war sehr formvollendet, hatte einen galanten und empfindsamen Stil und nutzte helle Tonarten.
Sie pendelte oft zwischen heiterem Schwingen und dramatischen Ausbrüchen. Die Kontraste in der Wiener Klassik bestanden also aus Umschwüngen vom Leichten, Heiteren, Unbefangenen zum Ernsten, Intellektuellen, Dramatischen.