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Das Mittelalter: Leben, 5 Merkmale & Vertreter der Epoche

Das Mittelalter ist eine der größten Epochen unserer Zeit. Wir verraten dir alles zum Zeitraum, der Geschichte und dem Leben im Mittelalter, die fünf wichtigsten Merkmale der Literatur sowie ihre Vertreter und Werke.

Das Mittelalter war stark vom katholischen Christentum geprägt und es herrschte ein starres Gesellschaftssystem. Doch auch wenn es im Vergleich zur Antike häufig als rückständig betrachtet wird, brachte es viele Entwicklungen mit sich, die unser heutiges Weltbild und Literaturverständnis prägten.

Wir haben eine kurze Zusammenfassung aller wichtigen Fakten, damit du dir schnell einen Überblick über diese wichtige geschichtliche und literarische Epoche verschaffen kannst.

Was das Mittelalter ist

Was das Mittelalter ist

Unmittelbar vor dem Mittelalter lag die Epoche der Antike. Nach dem Mittelalter folgt die Renaissance. Sie bildet den Übergang zwischen Mittelalter und früher Neuzeit.

Ein Hauptmerkmal der Neuzeit ist, dass sie im Gegensatz zum Mittelalter nicht mehr Gott und die Kirche in den Mittelpunkt stellt, sondern den Menschen. Welche gesellschaftliche Entwicklung zu dieser Wende geführt hat, erfährst du im Folgenden.

Hier findest du eine Übersicht aller Literaturepochen.

Der Begriff "Mittelalter”

Das Mittelalter erhielt seine Bezeichnung erst nach seiner Zeit in der Renaissance. Dort wurde der Begriff von den Humanisten geprägt, die das vorausgegangene Zeitalter im Vergleich zur Antike als rückständig betrachteten.

Sie idealisierten die Antike und gaben dem Mittelalter deshalb seinen leicht abwertenden Namen als eher unwichtige Übergangsepoche. Auch die Bezeichnung "dunkles Zeitalter" wurde dem Mittelalter aus diesem Grund gegeben.

So hieß das Mittelalter im Mittelalter selbst

Im Mittelalter selbst glaubten viele Menschen, dass sie im letzten von sechs Zeitaltern lebten, genannt "Christliches Zeitalter" oder auch lateinisch "aetas christiana". Sie waren der Überzeugung, dass sie auf das Ende der Welt zusteuerten.

Diese Annahme basiert auf einer These von Augustinus, der aus dem zweiten Brief des Petrus in der Bibel den Satz deutete, dass "beim Herrn ein Tag wie 1.000 Jahre und 1.000 Jahre wie ein Tag sind". Laut Bibel solle Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen haben und nach den zeitlichen Angaben kamen die Christen darauf, dass der Anfang der Welt etwa 5.000 Jahre zurückliegen musste.  

Historischer Hintergrund

Das Mittelalter erstreckte sich über den Zeitraum von 500 bis 1500 nach Christus und bezieht sich auf den europäischen Raum und den Mittelmeerraum. Es gliedert sich in Frühmittelalter, Hochmittelalter und Spätmittelalter.

Im Frühmittelalter entwickelte sich in ihren Grundzügen die politische Ordnung (Feudalismus), im Hochmittelalter gab es einen wirtschaftlichen Aufschwung und im Spätmittelalter erfolgte langsam ein Umdenken der Menschen und der Übergang in die Frühe Neuzeit.

Ein wichtiger Begriff und die vorherrschende Gesellschaftsform im Mittelalter war der Feudalismus. Er bestand aus einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis zwischen König und Adelsstand. Der König verlieh den Fürsten und Bischöfen Rechte, Ämter und Ländereien. Dafür zogen sie, wenn nötig, für ihn in den Krieg.

Neben den Ländereien konnte der Adel auch über die Bewohner seiner Ländereien (Bauern) verfügen. Starb einer seiner Lehnsmänner ging der Besitz wieder zurück an den König. Diese Form der Besitzverteilung nennt man auch Lehnswesen.

Frühmittelalter

Das Frühmittelalter

Das Frühmittelalter ist der erste der drei großen Abschnitte des Mittelalters. Ihr Zeitraum reicht von 500 bis 1050 und bildet nicht nur den Übergang von der Antike zum Hochmittelalter, sondern stellt auch eine wichtige zeitgeschichtliche Epoche dar, in der Europa in einen christlichen und einen islamischen Part geteilt wurde.

Der christliche Part wurde zusätzlich in einen lateinischen und einen orthodoxen Teil aufgeteilt. Der germanische Götterglaube wurde nach und nach verdrängt.

Zuvor, in der Spätantike gab es noch einen Einklang von Theater, Religion und Staat, doch gegen Ende des 4. Jahrhunderts nach Christus wandte sich die christliche Religion gegen das Theater und jegliche Form von öffentlichen Vergnügungen.

Dazu gehörten auch Duelle, Kämpfe und Rennen. Die Mimesis, also die Nachahmung, wurde als etwas Selbstherrliches und Grobes verstanden, das nicht zur christlichen Tugend passte.

Erwähnenswert sind außerdem die Raubzüge der Wikinger an der Westküste Europas. Sie griffen Schiffe, Dörfer und Städte um die Nord- und Ostsee an und plünderten diese.

Teilweise kamen sie über die Flüsse sogar ins Inland und griffen Städte wie Köln und Trier an. Als die Könige im christlichen Deutschland an Macht gewannen, konnten sie die Wikinger vertreiben.

Mehr über die Wikinger, ihre Geschichte und Kultur erfährst du hier.

Hochmittelalter

Das Hochmittelalter

Das Hochmittelalter ist der zweite Abschnitt des Mittelalters. Es dauerte etwa von 1050 bis 1250 an. Aufgrund von Bevölkerungswachstum kam es zu wirtschaftlichen und kulturellen Neuerungen.

Durch technische Fortschritte wie die Verbesserung der Schifffahrt und der Landwirtschaft wurden die Erträge erhöht, neue Gebiete erkundet und der Handel erweitert. Die Geldwirtschaft stieg, es entwickelte sich ein Bankensystem (in Italien) und die Menschen wurden mobiler.

Außerdem lernten die Menschen zunehmend Lesen und Schreiben. Das bewirkte, dass nicht nur geistliche und philosophische Themen verarbeitet wurden, sondern auch Helden- und Abenteuergeschichten.

Zudem wurde im Hochmittelalter nicht nur in lateinischer Sprache, sondern auch in der Landessprache geschrieben. Mehr über das Leben und die Ständegesellschaft zur Zeit des Hochmittelalters erfährst du im nächsten Kapitel.

Spätmittelalter

Das Spätmittelalter ist der dritte Abschnitt des Mittelalters. Es dauerte etwa von 1250 bis 1500 an und stellt die Endphase vor der Renaissance dar. Die Pest, auch genannt der Schwarze Tod, plagte Europa zwischen 1346 und 1353. Es gab geschätzt 25 Millionen Tote, was ein Drittel der Bevölkerung darstellte. In Deutschland starb Schätzungen zufolge jeder Zehnte.

Kulturell erlebte das Spätmittelalter hingegen einen Aufschwung. Die Menschen begannen eigenständiger zu denken und es entstand langsam das Gedankengut einer neuen Zeit. Es wurden Texte aus der Antike wiederentdeckt und der Buchdruck wurde um 1450 erfunden. So gelangten immer mehr Menschen zu Bildung und erweiterten ihr Denken.

Im 16. Jahrhundert, also kurz nach dem Spätmittelalter, kam es zur Reformation, also der Spaltung der Kirche durch Martin Luther (ab 1517). Auch der Deutsche Bauernkrieg (1525/26) war ein Beweis für das Umdenken der Menschen. Überall im Land gab es Aufstände der Bauern, die zum ersten Mal eine frühe Form von Menschenrechten forderten.

Das Leben im Mittelalter

Das Leben im Mittelalter

Im Mittelalter war das Leben der Menschen von Handwerk und Landwirtschaft geprägt. Die Erzeugnisse daraus dienten nicht nur der Erleichterung des Lebens und der Ernährung, sondern auch als Zahlungsmittel.

Zudem gab es eine klare Trennung der Stände. Mehr über die Ständegesellschaft, das Leben der Bauern und der Kinder sowie das Leben in der Stadt erfährst du im Folgenden.

Die Ständegesellschaft im Mittelalter

Im Mittelalter war das gesellschaftliche Leben klar aufgeteilt: Es gab die Ständegesellschaft, die sich in drei Stände gliederte: 1. Klerus, 2. Adel und 3. Bauern.

Der Stand wurde dem Menschen durch seine Geburt gegeben. Ein Aufstieg vom Bauern zum Adel war nicht möglich. Der Adel konnte hingegen zum Klerus aufsteigen, wenn er sich der Kirche verpflichtete.

  • Erster Stand: Klerus (Geistliche aller Art: Bischöfe, Mönche, Nonnen und Pfarrer)

Dieser Stand stellte die kleinste Gruppierung im Ständesystem dar. Sie bestimmten das Leben der Menschen im Zeichen des Christentums. Die Menschen fürchteten bei nicht christlicher Lebensführung um ihr Leben nach dem Tod und so erhielt der Klerus, der am nächsten bei Gott lag, seine Macht.

  • Zweiter Stand: Adel (Fürsten, Grafen und Ritter)

Sie stellten eine größere Gruppierung als der Klerus dar und sorgten für den Schutz des ersten und dritten Standes.

  • Dritter Stand: Bauern und Bürger (Bauern, Knechte, Mägde und Handwerker)

Dieser Stand war die größte Gruppierung im Mittelalter. Sie lebten auf dem Land ihrer Herren und arbeiteten für sie. Somit ermöglichten sie eigentlich erst das Leben des Klerus und des Adels.

Obwohl die Bauern zahlenmäßig überlegen waren, lebten sie auf dem Land ihrer Herren und konnten sich aus ihrer Abhängigkeit nicht befreien. Auf Verweigerung wurde ihnen das Land entzogen oder sie wurden zu Gefängnis oder Todesstrafe verurteilt.

Mehr über das Christentum, seine Geschichte und wichtige Merkmale findest du hier.

Bauern im Mittelalter

Bauern (3. Stand der Ständegesellschaft im Mittelalter)

Etwa 90 Prozent der mittelalterlichen Bevölkerung bestanden aus Bauern, die in den Diensten ihrer Herren standen. Sie bekamen Land und mussten dafür den Adel mit Lebensmitteln versorgen und ihnen andere Arbeiten abnehmen. Laut Gesetz waren sie nicht frei, sondern befanden sich fest in dieser gegenseitigen Abhängigkeit.

Außerdem versorgten die Bauern sich selbst, was nicht zu jeder Zeit gleich gut gelang. Schlechte Ernten oder Tierseuchen führten zum Teil zu Hungersnöten. Die Bauern passten sich bei ihrer Arbeit stets an die Jahreszeiten an. Es gab wenig Technik und viel zu tun.

Das Schwein war der wichtigste Fleischlieferant. Im Herbst wurde der Wald zur Mast genutzt. Die Schweine ernährten sich dort hauptsächlich von Eicheln. Außerdem wurden unter anderem Pfauen, Spatzen, Schwalben, Reiher und Schwäne verzehrt.

Gekocht wurde über dem offenen Feuer, Fleisch wurde geräuchert und so haltbar gemacht. Jagdwild war für die Bauern nicht erlaubt und den Adeligen vorbehalten. Wenn es Zeit für die Bezahlung des Grundherren war, sammelte der Abgabeeintreiber bis zu 30 Prozent des Ertrags ein.

Die Bauern bezahlten mit Geld und Naturalien. So blieb ihnen allerdings selbst nicht mehr viel, sodass sie ein ärmliches Leben führen mussten. Als Gegenleistung durften sie auf dem Land des Herren leben, ein Ritter sorgte für Recht und Ordnung und im Gefahrenfall durften sich die Bauern hinter die Mauern der Burg der Grundherren flüchten.

Die mittelalterliche Stadt

Die Stadt im Mittelalter

Die mittelalterliche Stadt zeichnete sich dadurch aus, dass sich dort viele Menschen tummelten, Handel betrieben wurde, Arbeitsteilung bestand und sie sich größtenteils selbst organisierte.

Durch einen wirtschaftlichen Aufschwung der Städte im Hochmittelalter (12. Jahrhundert) strömten immer mehr Menschen vom Land in die Stadt. Die Städte lagen meist an Flüssen, da so auch schwere Waren von einer zur anderen Stadt transportiert werden konnten.

In der Stadt war es einem Bauern aus dem dritten Stand möglich, aus den Einschränkungen seines Standes auszubrechen, wenn er ein Jahr lang nicht von seinem Herren zurück aufs Land gerufen wurde. Er war von dort an ein freier Stadtbürger und konnte in den zweiten Stand aufsteigen.

Der gesellschaftliche Anlaufpunkt der Menschen in der mittelalterlichen Stadt war der Markt. Hier trafen Händler von überall her aufeinander. Es entstanden Gasthäuser, Siedlungen wurden ausgebaut und die Gebäude wurden immer höher, weil mehr und mehr Menschen in der Stadt wohnen wollten.

Das kam auch den Königen und Landesherren gelegen, die durch Steuern eine neue Einkommensquelle fanden. Gegen die Steuer erteilten sie den Menschen gewisse Rechte, wie zum Beispiel das Marktrecht.

Im Gegensatz zu einem Grundherren, der eine große Macht über die Bauern auf seinem Land hatte, organisierte sich die Stadt selbst und lebte für die Gemeinschaft.

In den Städten entstanden im 12. Jahrhundert auch einige Universitäten, zum Beispiel 1257 die Sorbonne in Paris. Viele von ihnen gingen von Klöstern oder Domschulen aus, die sich nun der Ausbildung ihrer Nachfolger widmeten.

Kulturell erlebte das Mittelalter in den Städten ebenfalls einen Aufschwung, so waren zum Beispiel Minnesänger und diverse christliche Theaterspiele (Mysterienspiele, Passionsspiele) in den Städten eine willkommene Attraktion.

Auch die Narrenspiele, die wir heute als Karneval oder Fasching kennen, wurden vom 12. bis 16. Jahrhundert in den Städten gefeiert. Allerdings brachte das enge Zusammenleben nicht nur Vorteile.

Es gab keine Kanalisation, weshalb sich Krankheiten und Seuchen schnell verbreiteten. Außerdem gab es durch die wenig abgesicherte Bauweise der Gebäude häufig Brände.

Neue Ständegesellschaft in der Stadt

Neue Ständegesellschaft in der Stadt

Auch in der mittelalterlichen Stadt gab es die Ständegesellschaft. Sie war durch die Befreiung vieler Bauern von ihren Grundherren aber mittlerweile vierteilig geworden.

Zur Oberschicht gehörten Bürgermeister, Rat und Patriziat. Sie waren wohlhabende Unternehmer, Händler, Handwerker, hohe Beamte oder Akademiker.

Zur Mittelschicht gehörten kleine Handwerker und kleine Kaufleute, aber auch Beamte wie Lehrer. In diese beiden Schichten musste man hineingeboren werden oder sich seinen Stand durch finanziellen Erfolg erkaufen.

Zur Unterschicht gehörten zum Beispiel Dienstboten, untere Angestellte und Beamte sowie ungelernte Arbeiter und Tagelöhner. Die letzte unterständische Schicht bildeten Arbeitslose oder Bettler, denen keine Rechte zugesprochen wurden.

Kinder im Mittelalter

Eine Bauersfrau bekam im Mittelalter im Durchschnitt fünf bis sechs Kinder, im späten Mittelalter waren sogar bis zu zwanzig Geburten nicht selten. Schulen gab es kaum. Deshalb erhielten Kinder des niederen Standes keine Bildung. Sie mussten von Klein auf auf dem Feld arbeiten.

Reiche Jungen von Fürsten und Grafen bekamen eine praktische Ausbildung im Reiten und Kämpfen, manchmal sogar eine schulische Ausbildung im Kloster.

Die Mädchen sollten möglichst jung verheiratet werden und lernten deshalb, den Haushalt zu führen. Die Hochzeit wurde hierbei in der Regel von den Eltern arrangiert. Die Kleidung der Kinder war ähnlich wie die der Erwachsenen. Sie bestand aus Leinen, Wolle, Nessel oder Hanf. Seide war nur dem Adel vorbehalten.

Mittelalterliche Namen

Zum mittelalterlichen Leben gehören auch die Namen der Menschen, die zu dieser Zeit lebten. In der Namensforschung (Onomastik) weiß man, dass bis zum 12. Jahrhundert nur Vornamen vergeben wurden. Von dort an wurden dann allmählich Beinamen ergänzt, die unseren heutigen Nachnamen ähneln.

Die Namen sind uns teilweise bis heute erhalten geblieben und erinnern an vergangene Zeiten, in denen es noch Könige, Prinzessinnen, Ritter und Burgen gab.

Weniger bekannt und deshalb für uns besonders mittelalterlich sind Namen wie Aleidis, Brunhilde, Flordelis, Konradin oder Melisandre. Bis heute immer wieder durchgesetzt haben sich Namen von Herrschern oder Schriftstellern, da sie populär und angesehen waren.

Sie finden sich häufig in den älteren Generationen, doch manche Namen sind heute sogar wieder modern, zum Beispiel Simon, Julian, Konrad oder Ida. Weitere Beispiele mittelalterlicher Namen sind Karl, Ludwig, Lothar, Heinrich, Friedrich, Walter, Albert, Arnold, Georg, Hedwig, Bruno, Hugo, Johann, Hildegard und Grete.

Hier findest du viele weitere altdeutsche Namen, die unter anderem aus dem Mittelalter stammen.

Hexenverfolgung im Mittelalter

Hexenverfolgung im Mittelalter

Ein Teil des Lebens im Spätmittelalter war die Hexenverfolgung, die es schon lange zuvor gab, ihren Höhepunkt aber im 15. und 16. Jahrhundert erreichte. Zu dieser Zeit verurteilte man zehnrausende Menschen zum Feuertod, die größtenteils Frauen waren und lebendig verbrannt wurden.

Vor dieser Zeit gab es noch nicht viele Hexenverbrennungen. Durch immer mehr kirchliche Schriften zu Hexen im späten Mittelalter wurde der Glaube an sie und die Angst jedoch bestärkt. Ein Beispiel für eine solche Schrift ist "Der Hexenhammer", lateinisch "Malleus maleficarum" (1486) von Heinrich Krämer.

Man klagte angebliche Magierinnen und Magier an, sich mit dem Teufel eingelassen zu haben und infolge dessen für Missernten und Seuchen verantwortlich zu sein. Man suchte nach Erklärungen und Schuldigen für die Pest, den Dreißigjährigen Krieg und andere Unglücksfälle.

Wer nicht an das Christentum glaubte, galt als besonders verdächtig. Ebenso war es mit Menschen, die eine andere Meinung als die Allgemeinheit vertraten oder sich gegen die Hexenverbrennung aussprachen.

Eine besondere Regelung der Kirche besagte, dass das Hab und Gut und Hexen und Hexern unter der Bevölkerung verteilt wird. Aufgrund dessen wurden auch oft reiche Menschen ohne Grund angeklagt.

Die Entdecker des Mittelalters und der Renaissance

Da das Mittelalter gänzlich von der christlichen Weltsicht geprägt wurde, sind Überlieferungen von Entdeckern des Mittelalters eine Rarität. Der erste Stand, der Klerus, verschloss sich gegenüber den Naturwissenschaften, sobald sie nicht mehr mit den Lehren der Bibel übereinstimmten. In diesem Fall mussten Wissenschaftler um ihr Leben bangen, wenn sie wegen Ketzerei angeklagt wurden.

Zwei wichtige Entdecker, deren Arbeit noch weit nachklang, sind Nikolaus Kopernikus und Galileo Galilei. Während Kopernikus im Spätmittelalter forschte, lässt sich Galilei bereits der Renaissance zuschreiben. Die beiden Wissenschaftler prägten ein neues Weltbild und leiteten somit ein breites Umdenken der Menschen ein.

Nikolaus Kopernikus

Nikolaus Kopernikus bewirkte mit seiner Entdeckung ein neues Denken der Menschen

Der preußische Priester Nikolaus Kopernikus (1473–1543) ist Astronom und ging wie alle Menschen im Mittelalter davon aus, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums ist und sich alle Planeten sowie die Sonne um sie drehen (geozentrisches Weltbild).

Diese Annahme wurde von der Kirche etabliert, die die Erde und die Menschen als zentrale Schöpfung Gottes betrachteten. Kopernikus entdeckte allerdings, dass die gängige Auffassung des Universums nicht mit seinen Beobachtungen der Sterne zusammenpasste.

Er schrieb ein Buch, in dem er von seiner Entdeckung berichtete, dass nicht die Erde den Mittelpunkt des Universums bildet, sondern die Sonne. Die Erde ist demnach einer von mehreren Planeten, die um die Sonne kreisen (heliozentrisches Weltbild).

Da die Kirche ‘heidnische’ Ansichten damals streng bestrafte, veranlasste Kopernikus, dass sein Buch erst nach seinem Tod veröffentlicht wird. Er befürchtete, sonst auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Obwohl die Kirche gegen das Werk anging, war der Gedanke eines neuen Weltbildes nicht mehr aus den Köpfen der Menschen zu bekommen.

Galileo Galilei

Galileo Galilei (1564–1642) ist italienischer Mathematiker und Physiker. Auch er beobachtete etwa 90 Jahre nach Kopernikus die Sterne und baute sich ein Fernrohr, mit dem er sie sich vergrößert anschauen konnte.

Er fand dadurch weitere Beweise für das heliozentrische Weltbild und entdeckte zudem, dass sich die Erde im Zyklus von einem Jahr (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) um die Sonne bewegt.

Außerdem stellte er fest, dass sich die Erde an einem Tag um ihre eigene Achse dreht und demzufolge Tag (Helligkeit) und Nacht (Dunkelheit) zustande kommen. Die Kirche wollte das neue Weltbild zu dieser Zeit immer noch nicht annehmen.

Galileo widerrief seine Entdeckungen öffentlich, um nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Privat blieb er aber dieser Meinung und sagte angeblich den berühmten Satz: "Und sie bewegt sich doch."

Mehr über das Leben und die Entdeckungen von Galileo Galilei erfährst du hier.

Merkmale der Mittelalter-Literatur

Zeitraum und Merkmale der Mittelalter-Literatur

Die ersten Schulen waren Klosterschulen und wurden erst im 6. Jahrhundert, also zu Beginn des Frühmittelalters gegründet. Ab dem 8. Jahrhundert gab es dann außerdem sogenannte Domschulen, in die teilweise auch Kinder reicher Adliger durften.

Die Bauern hatten kein Recht auf Bildung und konnten weder lesen noch schreiben. Aus diesem Grund wurde in der unteren Schicht viel erzählt, zum Beispiel Märchen.

Da der Buchdruck erst im 15. Jahrhundert erfunden wurde, war die Fertigung von Büchern sehr aufwändig und zeitintensiv. Die Seiten wurden von gelernten Schreibern abgeschrieben und bemalt. Deshalb entstanden die meisten Bücher als Auftragswerke der Oberschicht (Adlige, Klerus).

Zur Zeit des Mittelalters waren Epik und Lyrik populäre Gattungen, jedoch nicht die Dramatik, obwohl sie in der Antike neben philosophischen Schriften die führende Gattung war. Sie vertrug sich aufgrund ihres Unterhaltungswerts nicht mit den Ansichten der Kirche.

Viele der Erzählstoffe in der Literatur des Mittelalters existierten bereits vorher und wurden mündlich überliefert.

Im Lauf der Jahrhunderte entwickelte sich die Sprache vom Althochdeutschen ins Mittelhochdeutsche, das dem heutigen Deutsch bereits ziemlich ähnelt.

1. Zeitraum:

  • 500 bis 1500

2. Sprache:

  • Latein (Schriftsprache), Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch

3. Gliederung der literarischen Epoche:

  • Althochdeutsche Literatur (750 bis 1050)
  • Frühmittelhochdeutsche Literatur (1050 bis 1170)
  • Literatur des Hochmittelalters (1180 bis 1300)
  • Literatur des Spätmittelalters (1250 bis 1500)

4. Themen und Motive:

  • geistliche/ religiöse Themen
  • germanische Heldensagen
  • antike Motive
  • Liebe, die Frau als Personifikation idealer höfischer Werte
  • Ritter und Könige
  • Abenteuer

5. Gattungen:

  • Minnesang (Liebeslyrik)
  • Spruchdichtung
  • Höfischer Roman
  • Artusroman
  • Heldendichtung/ Heldenbücher

Vertreter und Werke des Mittelalters

Vertreter und Werke des Mittelalters

Um dir einen genaueren Überblick über die Literatur des Mittelalters zu verschaffen, haben wir die bekanntesten Vertreter und Werke dieser Zeit zusammengestellt.

Sie sind in althochdeutsche und frühmittelhochdeutsche Literatur sowie die deutsche Literatur des Hochmittelalters und des Spätmittelalters gegliedert. Diese Literaturepochen sind hierbei anders eingeteilt als die historische Einteilung in Frühmittelalter, Hochmittelalter und Spätmittelalter.

Häufig fehlen Urheber, genaue Geburtsdaten der Autoren oder das Entstehungsdatum. Je später die Werke erschienen sind, umso besser sind sie in der Regel erhalten und umso mehr Informationen sind zu ihnen bekannt. Wir haben jeweils ergänzt, worum es sich bei dem Werk handelt und wann es etwa entstanden ist.

Althochdeutsche Literatur

In der Regel ist bei der althochdeutschen Literatur (750–1050) kein Autor oder Urheber bekannt. Es gibt überlieferte Werke unter anderem auf alemannischer, bairischer oder altsächsischer Sprache. Zu ihnen gehören volkssprachliche Dichtungen, Loblieder, Sprüche, Rezepte und weitere Gattungen. Wir haben jeweils kurz ergänzt, was du dir unter dem Werk vorstellen kannst.

Otfrid von Weißenburg (um 790 bis 875)

  • Evangelienbuch (zwischen 863 und 871), Epos im südfränkischen Dialekt

Anonym verfasste Schriften:

  • "Abrogans” (um 750) ist das älteste bis heute erhaltene Buch in deutscher Sprache, lateinisch-deutsches Glossar
  • "Merseburger Zaubersprüche” (um 750), althochdeutsche Sprüche zur Befreiung Gefangener und gegen Fußverrenkung
  • "Hildebrandslied” (um 800 bis 850), das älteste germanische Heldenlied
  • "Basler Rezepte” (geschätzt auf 8. Jahrhundert), teilweise auf Altbairisch und Altenglisch
  • "Georgslied” (zwischen 875 und 900), Dichtung

Frühmittelhochdeutsche Literatur

Zur frühmittelhochdeutschen Literatur (1050–1170) gehörten vor allem Heldensagen, Zaubersprüche, Evangelienharmonien und Fürstenlob. Geschrieben wurden die christlichen Werke hauptsächlich anonym von Geistlichen auf lateinischer Sprache.

Später etablierte sich auch das Althochdeutsche in der Schriftsprache. Es wurde zuvor in erster Linie gesprochen und fand sich in mündlich tradierten Erzählungen.

Hildegard von Bingen (1098 bis 1179)

  • "Liber Scivias” (um 1150, "Wisse die Wege”), illustrierte Schrift christlicher Mythen
  • "Liber simplicis medicinae” oder "Physica” (1151–1158, "Naturkunde”), dazu gehören die Bücher von den Tieren, Vögeln, Fischen, Steinen, Elementen, Bäumen und Pflanzen

Heinrich von Melk (lebte im 12. Jahrhundert)

  • "Von des tôdes gehugede" ("Vom Denken an den Tod”), Übersetzungsversuch des lateinischen "Memento mori”

Der arme Hartmann (lebte im 12. Jahrhundert)

  • "Di rede des geloubin", Dichtung, Zusammenfassung der christlichen Glaubenslehre

Deutsche Literatur des Hochmittelalters

Im Hochmittelalter kam der Artusroman auf, inspiriert von der Sage des König Artus

Die deutsche Literatur des Hochmittelalters dauerte von 1180 bis 1300 an. Sie ist die klassische mittelhochdeutsche Literatur, in der die Werke größtenteils der höfischen Epik, der Minnelyrik und der Heldendichtung zugeordnet werden können.

Inhaltliche Thematiken der Epik sind die Sagen um König Artus und Karl dem Großen. In der Minnelyrik geht es um die Liebe und Verehrung adliger Frauen. Walter von der Vogelweide befasste sich zudem mit moralischen Problemen.

Heinrich von Veldeke (etwa 1150 bis 1190/1200)

  • "Eneit” / "Eneasroman” (um 1180), freie Bearbeitung und Übersetzung des französischen Romans "d’Énéas”

Hartmann von Aue (Geburtsjahr unbekannt bis 1210/20)

  • "Erec” (um 1180), erster Artusroman in deutscher Sprache
  • "Iwein” (um 1200), in Versen verfasster Artusroman
  • "Gregorius” (um 1186-90), höfische Legende
  • "Der arme Heinrich” (um 1190), Verserzählung

Wolfram von Eschenbach (um 1160/89 bis um 1220)

  • "Parzival” (zwischen 1200 und 1210), Versroman und einer der wichtigsten Epen dieser Zeit, lose angelehnt an "Perceval” von Chrétien de Troyes
  • "Willehalm” (1217), Epos über Wilhelm den Heiligen

Walter von der Vogelweide (1170 bis 1230)

  • "Herzeliebez vrouwelin” (etwa Ende 13. Jahrhundert) sein am häufigsten überliefertes Lied
  • "Ich hân mîn lêhen” (um 1220), Gedicht
  • "Under der linden”, Lied
  • "Unmutston”, Reihe von 18 Sprüchen

Oswald von Wolkenstein (um 1377 bis 1445)

  • "Innsbrucker Liederhandschrift B” (1432), Liedtexte mit Melodien
  • "Wiener Liederhandschrift A” (1427–1436), Liedtexte mit Melodien

Heinrich von Morungen (Geburtsjahr unbekannt bis etwa 1218)

  • 35 Minnelieder mit 115 Strophen wurden überliefert

Literatur des Spätmittelalters

Literatur des Spätmittelalters

Die deutsche Literatur des Spätmittelalters dauerte von 1250 bis 1500 an. Sie bildet den Übergang zur Literatur der frühen Neuzeit. Die Schriftlichkeit nimmt in dieser Zeit zu, es werden Universitäten gegründet und religiöse Orden wie die Franziskaner haben mehr Einfluss.

Um 1450 wurde der Buchdruck von Johannes Gutenberg erfunden, der für die Verbreitung der mittelalterlichen Literatur sorgte. Zu dieser Zeit erlebte die Märendichtung einen Aufschwung.

Lehrreiche Fabeln und unterhaltsame Erzählungen wie Märchen fanden Anklang. Außerdem gab es weiterhin viel geistliche Literatur wie Bibeltexte, Legenden, Gebete oder Mystik (Berichte über göttliche Erfahrungen).

Ulrich Boner (13./14. Jahrhundert)

  • "Der Edelstein” (1462), Fabelsammlung

Hugo von Trimberg (1230 bis 1313)

  • "Der Renner” (zwischen 1296 und 1313), Epos

Heinrich Wittenwiler (lebte um das Ende des 14. Jahrhunderts)

  • "Der Ring”, Reimdichtung (zwischen 1370 und 1410)

Johannes von Tepl (um 1350 bis 1414)

  • "Der Ackermann aus Böhmen” (um 1401)

Niklas von Wyle (1410 bis 1479)

  • "Dialog zwischen Bauer und Edelmann über den Adel” (1470)
  • "Lobrede auf die Frauen” (1474)
  • Zahlreiche Übersetzungen, unter anderem von Boccaccios "Decameron”
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