Neandertaler: Steckbrief + 9 Merkmale der Urmenschen
Die Neandertaler sind unsere nächsten, ausgestorbenen Verwandten aus der Steinzeit. Wir haben alles Wissenswerte über den Frühmenschen, einen Steckbrief sowie neun Merkmale des Homo neanderthalensis für dich.
Der Neandertaler (Homo neanderthalensis) ist der nächste Verwandte des Menschen. Wir selbst stammen vom urzeitlichen Homo sapiens ab. Er überlebte, während der Neandertaler ausstarb. Allerdings vermischten sich die beiden Arten auch teilweise, sodass ein kleiner Teil der Neandertaler-Gene noch heute in vielen Menschen weiterlebt.
Wir verraten dir alles Wissenswerte über den Homo neanderthalensis, wo und wie er lebte, wie alt er wurde und warum er ausstarb. Außerdem findest du einen Steckbrief und einen Vergleich vom Neandertaler und unserem direkten Vorfahren, dem modernen Menschen.
Wissenswertes über Neandertaler
In diesem Kapitel erfährst du, wo der Neandertaler gefunden wurde, warum er seinen Namen trägt und wie er sich im Laufe der Evolution entwickelt hat. Außerdem verraten wir dir, wie lange es die Menschen bereits gibt, ob der Homo neanderthalensis bereits zu Höhlenmalerei fähig war und inwiefern seine DNA bis heute in uns weiterlebt.
Fundorte der Urmenschen
Der erste versteinerte Neandertaler wurde 1829 in einer Höhle in Belgien gefunden. Es waren ein Kinderschädel und einige Knochen, die nach der Höhle benannt wurden ("Engis 2”). Im Jahr 1848 fand man in Gibraltar einen relativ gut erhaltenen Schädel ("Gibraltar 1”). Beide Funde wurden zunächst fälschlicherweise als ‘modern’ eingestuft. Erst Jahrzehnte später erkannte man ihr wahres Alter und sie wurden als Neandertaler erkannt.
Der namensgebende Fund wurde 1856 im Neandertal (damals noch "Neanderthal”) in Deutschland von Steinbrucharbeitern gemacht. Zunächst legte man die Knochen unbeachtet zur Seite, bis sie den Steinbruchbesitzern auffielen.
Sie bargen schließlich 16 größere Knochenteile und schickten sie zur Untersuchung ein. Den Fund nannte man "Neandertal 1”. In den Jahren 1997 und 2000 grub man nach weiteren Knochen an der Fundstelle und entdeckte 60 weitere Knochen und Zähne, die zu Neandertal 1 und zwei weiteren Individuen gehörten.
Heute gibt es allein vom Neandertaler in Europa über 400 gefundene Fossilien. Damit ist er die am besten untersuchte Menschenart unserer Vorfahren. Eine der neuesten Entdeckungen wurde 2021 in der Guattari-Höhle in Italien gemacht. Dort fand man die Überreste von neun Exemplaren.
Als es noch nicht viele Funde unserer urzeitlichen Vorfahren gab, bezeichnete man alle Arten als "Urmenschen”. Auch der Neandertaler wird noch oft mit diesem Oberbegriff bezeichnet. Da die meisten Funde in Höhlen gemacht wurden, spricht man auch von "Höhlenmenschen”. Die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung für den Neandertaler ist allerdings "Frühmensch”.
Namensgebung: Das Neandertal in NRW
Der Neandertaler (alte Schreibweise "Neanderthaler”) wurde nach dem Neandertal bei Mettmann in Nordrhein-Westfalen bezeichnet, in dem er 1856 gefunden wurde. Sein wissenschaftlicher Name ist "Homo neanderthalensis”.
"Homo” bedeutet "Mensch” und neanderthalensis” weist auf seinen Fundort hin. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet der Name also "Mensch aus dem Neandertal”. Das Neandertal selbst wurde nach Joachim Neander benannt, einem Pastor und Komponisten des 17. Jahrhunderts (Zeit des Barock).
Die ersten Vertreter der Gattung Homo, zu der wir Menschen gehören, gab es ab der Steinzeit vor etwa 2,6 Millionen Jahren. Den Homo sapiens, den wir heute als modernen Menschen bezeichnen, gibt es seit etwa 300.000 Jahren.
Evolution der Neandertaler
Vor etwa 5 Millionen Jahren begann langsam die Evolution des Menschen. Die Menschenaffen oder sogenannten Vormenschen der Gattung Australopithecus entwickelten sich weiter. Aus ihnen wurden Urmenschen der Gattung Homo.
Zum Beispiel konnte Homo habilis Werkzeuge für sich nutzen und Homo erectus konnte aufrecht gehen. Aus ihm entwickelte sich der Frühmensch Homo heidelbergensis, der Vorfahre der Neandertaler. Homo sapiens, unser direkter Vorfahre, wird als anatomisch moderner Mensch bezeichnet.
Neandertaler und Homo sapiens hatten in Homo erectus denselben Vorfahren. Manche Forschende vertreten auch die Ansicht, dass der Neandertaler eigentlich Homo sapiens neanderthalensis genannt werden müsste, da er zur selben Gattung und Art gehört wie der Homo sapiens.
Demnach wäre der Neandertaler nicht als eigene biologische Art zu betrachten, sondern eher als Mitglied einer anderen ethnischen Herkunft. Der heutige Mensch wird Homo sapiens sapiens genannt, was übersetzt so viel bedeutet wie "Wissender wissender Mensch”, "weiser” oder "verständiger Mensch”.
Neandertaler und Höhlenmalerei
Neuere Funde von Höhlenmalerei in der spanischen Höhle La Pasiega wurden von Forschenden auf ein Alter von 64.000 Jahren geschätzt. Zu dieser Zeit können sie in diesem Lebensraum nur vom Neandertaler stammen. Die Studie und die Datierung der Funde sind allerdings umstritten und noch nicht eindeutig bewiesen.
Der moderne Mensch (Homo sapiens) kam erst vor 40.000 Jahren nach Europa. Bisher hielt man ihn für den einzigen urzeitlichen Künstler. Die ältesten Funde der Malereien wurden zuvor auf ein Alter von 27.000 bis 18.500 Jahren geschätzt. Ob der Neandertaler wirklich schon künstlerische Fähigkeiten hatte, muss durch intensivere Forschung oder weitere Funde noch eindeutig bewiesen werden.
Die Neandertaler-Gene
Im Jahr 2010 fanden der schwedische Mediziner und Biologe Svante Pääbo und sein Forschungsteam heraus, dass ein bis vier Prozent unserer Gene vom Neandertaler abstammen.
Homo sapiens und Homo neanderthalensis müssen sich demnach im Laufe der Zeit immer wieder gepaart haben, sodass sich ihre DNA vermischte. Sie kämpften also während der 10.000 Jahre in einem gemeinsamen Lebensraum wahrscheinlich nicht gegeneinander, sondern lebten sogar teilweise miteinander.
Seit kurzem ist ebenfalls durch Svante Pääbo bekannt, dass eine bestimmte Verteilung der Neandertaler-Gene das Risiko für einige Viruserkrankungen wie das Coronavirus Covid-19 (Sars-Cov-2) beeinflussen kann. Es kann sowohl verringert als auch erhöht werden, je nachdem, welche Genvarianten ausgeprägt sind.
9 Merkmale des Homo neanderthalensis
Im Folgenden haben wir alle wichtigen Merkmale des Neandertalers für dich zusammengefasst. Dazu gehört zum Beispiel, wann, wie und wo er lebte, wie alt er wurde und was er gegessen hat.
Außerdem haben wir Informationen zur Jagd und zu seinen Werkzeugen sowie zum Körperbau des Urmenschen. Ebenfalls interessant sind sein Sozialverhalten, seine Sprache, sowie Kleidung und Schmuck.
Wann der Neandertaler lebte
Der Homo neanderthalensis lebte vor etwa 400.000 bis 40.000 Jahren. In der Forschung wird der Zeitraum manchmal auch auf vor etwa 230.000 Jahren bis vor 30.000 Jahren geschätzt.
Somit war der Neandertaler ein Vertreter der Steinzeit, genauer: der Altsteinzeit (Paläolithikum). Die Altsteinzeit begann in etwa vor 600.000 Jahren und endete vor etwa 10.000 Jahren. Dieser Zeitabschnitt befindet sich im Pleistozän, das von wechselnden Kalt- und Warmzeiten geprägt war.
Der Neandertaler lebte unter anderem während der letzten Eiszeit, die vor 115.000 Jahren begann und vor etwa 11.700 Jahren endete. In dieser Zeit kühlte das Klima auf der ganzen Erde ab, es kam zu großflächigen Gletschern, Überschwemmungen und zum Absinken des Meeresspiegels.
Es gibt einen Unterschied zwischen der Eiszeit (Kaltzeit) und dem Eiszeitalter. Das Eiszeitalter existiert bis heute und bezeichnet ein Stadium, in dem die Pole der Erde vergletschert sind.
Die Eiszeit oder Kaltzeit bezeichnet hingegen ein weltweites kühles Klima und seine Folgen, das etwa alle 100.000 Jahre von kalt zu warm wechselt. Wenn du also von der Eiszeit in Bezug auf Neandertaler und Mammuts sprichst, ist Kaltzeit der präzisere Begriff.
Lebensraum
Der neandertalensische Frühmensch lebte zunächst in großen Teilen von Süd-, Mittel- und Osteuropa. Dann erweiterte er seinen Lebensraum um Westasien (etwa Türkei, Levante, Irak) und Zentralasien (etwa Usbekistan, Kasachstan, Sibirien).
Neandertaler lebten teilweise in Höhlen und manchmal sogar auf mehreren Ebenen. In Italien gab es Entdeckungen, die darauf schließen lassen, dass es eine räumliche Aufteilung gab. Ein Bereich wurde zum Wohnen genutzt, einer zum Schlachten und einer zur Herstellung von Werkzeugen.
In Griechenland wurden Hinweise darauf gefunden, dass Neandertaler sogar Seefahrer gewesen sein könnten. Man fand ihre Werkzeuge auf Inseln, die zu ihrer Zeit mindestens von 120 Metern Wasser umgeben gewesen sein müssten.
Ihren Lebensraum teilten sich die urzeitlichen Menschen zum Beispiel mit Hyänen, die bis zu 100 Kilogramm schwer wurden und jagt auf sie machten. Außerdem gab es Mammuts, Säbelzahntiger, Auerochsen, Höhlenbären, Höhlenlöwen, Rentiere, Wildpferde und viele weitere Tierarten.
Körperbau, Größe und Gewicht
Der Neandertaler hatte von Geburt an robustere Knochen als der Homo sapiens. Auch sein gesamter Körperbau war kräftiger und muskulöser. Sein durchschnittliches Gehirnvolumen lag zwischen 1200 und 1750 Kubikzentimetern. Das ist im Durchschnitt größer als beim Homo sapiens, weist aber nicht auf eine höhere Intelligenz hin.
Der Schädel des Neandertalers ist länglicher, das Kinn steht nicht hervor und die Stirn ist kleiner und fliehender als die des modernen Menschen. Er besitzt meist knochige Überaugenwülste, einen breiteren Kiefer und eine breitere Nase.
Die Überaugenwülste sind jedoch nicht bei allen Neandertalern ausgeprägt gewesen und kamen auch bei frühen Formen des Homo sapiens vor. Seine Schneidezähne waren größer und die Backenzähne kleiner als beim modernen Menschen. Er hatte ein breiteres Becken und kräftigere Beinknochen.
Die rechten Oberarmknochen und Muskeln waren beim Homo neanderthalensis meist stärker ausgebildet als auf der linken Seite. Gründe dafür könnten der regelmäßige Gebrauch von Speeren oder das häufige Arbeiten mit der rechten Seite sein. Außerdem lässt diese Feststellung darauf schließen, dass die meisten Neandertaler Rechtshänder waren.
Der Homo neanderthalensis wurde durchschnittlich 1,60 Meter groß, der Homo sapiens 1,77 Meter. Vom Gewicht waren sich die beiden Spezies sehr ähnlich. Beim Neandertaler wurde es auf etwa 50 bis 80 Kilogramm geschätzt, wobei die Frauen in diesem Rahmen etwas leichter und kleiner waren als die Männer. Entgegen früherer Annahmen, der Neandertaler wäre gebückt gelaufen, fanden Forschende heraus, dass er wie der Homo sapiens einen aufrechten Gang hatte.
Ernährung und Jagd
Die Neandertaler waren gute Jäger, die auch vor Bisons und Mammuts nicht halt machten. Wenn sie auf die Jagd gingen, lauerten sie ihrer Beute auf und stießen aus nächster Nähe ihre Speere in die Tiere, um sie zu erlegen.
Ansonsten ernährten sie sich auch von Rentieren, Meeresfrüchten, Fisch und Robben. Bei der Untersuchung der Neandertaler-Überreste fand man auch heraus, dass Datteln, Hülsenfrüchte und Grassamen auf dem Speiseplan standen.
Das Essen wurde teilweise durch Kochen genießbarer und leichter verdaulich gemacht. Der Anteil an Fleisch und Pflanzen variierte je nach Region. So nahmen zum Beispiel die in Nordeuropa lebenden Frühmenschen mehr Fleisch zu sich als die Vertreter in Südeuropa.
Sozialverhalten und Kultur
In Frankreich fand man 257 versteinerte Fußabdrücke von Neandertalern, die zeigen, dass sie Teilweise in größeren Gruppen lebten. Forschende gehen bei diesem 70.000 Jahre alten Fund von einer Gruppe zwischen 10 und 13 größtenteils jugendlichen Frühmenschen aus. Es gibt allerdings auch Schätzwerte für größere Gruppen. Die Mitgliederzahl lag aber vermutlich nicht über 50 oder 60 Personen.
Die Gehirnareale, die für Sozialverhalten und das Sprechen verantwortlich sind, waren beim Neandertaler weniger ausgeprägt als beim Homo sapiens. Dennoch konnte man aus verheilten Knochenbrüchen und verkümmerten Muskeln schließen, dass sie sich in ihrer Gruppe gegenseitig unterstützten. Kranke und Schwache wurden demnach wahrscheinlich nicht zurückgelassen.
In Höhlen in Belgien sowie in Ausgrabungsstätten in Spanien und Frankreich fand man Indizien für Kannibalismus unter den Neandertalern, doch es gibt auch Beweise für Bestattungen. Das beweisen einige Gräber, in denen Menschen entweder auf dem Rücken oder der Seite liegend mit angezogenen Beinen begraben wurden.
In einigen von ihnen gab es deutliche Farbrückstände von Ocker und Rötel, in anderen fand man alltägliche Gegenstände und Werkzeuge. Ein weiteres Grab eines Jungen war von Steinbock-Hörnern umringt. Der Totenkult des Frühmenschen zeigt, dass er vermutlich an ein Leben nach dem Tod glaubte.
Sprache
In der Forschung fand man heraus, dass Neandertaler scharfe Werkzeuge herstellten und auch Heilkräuter wie Schafgarbe und Kamille verwendeten. Diese beiden nicht-intuitiven Fähigkeiten lassen darauf schließen, dass sie eine Sprache hatten. Es muss ein Kommunikationsmittel gegeben haben, mit dem sie ihr Wissen an jüngere Generationen weitergeben konnten.
Werkzeuge
Die Neandertaler fertigten ihre Werkzeuge aus Stein und Holz. Das häufigste Werkzeug war das Keilmesser, mit dem sie schneiden und schaben konnten. Doch sie hatten auch Speere aus Holz, mit denen sie Großwild erlegen konnten.
Teilweise hatten ihre Speere auch Spitzen aus geschliffenem Feuerstein. Das verwendete Holz stammte von Eichen, Buchsbaum, Wacholder oder Eschen. Aus demselben Holz fertigten sie auch Zahnstocher.
Außerdem wurde Birkenpech als Klebstoff verwendet, um Stein auf Holz zu befestigen und Knochenwerkzeuge hergestellt, um zu schleifen und Leder zu bearbeiten. Eine weitere wichtige Fähigkeit war der Umgang mit Feuer, um sich zu wärmen und in den Höhlen Licht zu machen.
Kleidung und Schmuck
Homo neanderthalensis war wahrscheinlich die erste Menschenart, die Kleidung herstellte. Er nutzt noch keine Nadeln, aber drehte Naturfasern vermutlich zu Fäden. Außerdem wurde Eichensäure in hoher Konzentration gefunden, die zum Herstellen von Leder gedient haben könnte.
Der eindeutigste Beweis für Kleidung ist aber die Tatsache, dass die Neandertaler in der Eiszeit überlebt haben. Ohne Kleidung hätten sie 50 Kilogramm reines Fettgewebe aufbauen müssen, um die Kälte zu überstehen. Da ein solches Übergewicht bei der Jagd allerdings nicht förderlich gewesen wäre, ist Kleidung aus Tierhäuten und Fellen deutlich wahrscheinlicher.
Neben seiner Kleidung stellte der Neandertaler auch Schmuck her. Er bemalte Muscheln mit gelben, orangenen und roten Pigmenten und machte Löcher hinein. Außerdem fand man eine Art Maske aus Stein, die dem Gesicht eines Menschen ähnelt. Körperbemalung und das Nutzen von Federn als Körperschmuck ist ebenfalls wahrscheinlich.
Lebenserwartung
Einige Studien fanden heraus, dass das durchschnittliche Alter der Neandertaler in etwa bei 20 bis 30 Jahren lag. Ihre Lebenserwartung lag wahrscheinlich bei 40 Jahren. Nur wenige wurden älter. In diesem Alter waren sie bereits krank und schwach, vergleichbar mit einigen heute über 80-Jährigen.
Insgesamt erreichten wahrscheinlich nur wenige Neandertaler ihr höchstmögliches Alter. Durch die harten Lebensbedingungen wurde der Körper stark gefordert. Verletzungen, Geburten oder Krankheiten konnten damals ein schnelles Todesurteil sein. Schätzungen zufolge wurde nur jedes zweite Neandertaler-Kind überhaupt älter als 5 Jahre. Auch ihr Verwandter Homo sapiens hatte eine ungefähre Lebenserwartung von 40 Jahren.
Steckbrief: Neandertaler
In diesem Steckbrief haben wir noch einmal wichtige Merkmale für dich zusammengefasst. Nutze ihn zum Beispiel für ein Referat oder um dein Wissen zu erweitern. Zu den wichtigsten Merkmalen gehören zum Beispiel die Einordnung der Art sowie körperliche Eigenschaften wie Größe und Gewicht.
Im Anschluss verraten wir dir, wo du die bekannteste Ausstellung zum Neandertaler findest und wie der Urmensch in den Medien dargestellt wird. Außerdem vergleichen wir seine Daten mit denen des modernen Menschen (Homo sapiens) und erklären dir, warum der Neandertaler ausgestorben ist.
- Gattung: Homo (Mensch)
- Art: Homo neanderthalensis
- Erster Fund: 1856 im Neandertal
- Zeitraum: vor 400.000 bis 40.000 Jahren (Steinzeit)
- Klima: Warmzeit und Kaltzeit
- Größe: 1,5 bis 1,7 Meter
- Gewicht: 66 bis 78 Kilogramm
- Lebensraum: Naher Osten, Europa, West-, Nord und Zentralasien
- Ernährung: Fleisch, Fisch und Pflanzen
- Werkzeuge: Keilmesser, Speere, Schleifwerkzeuge
- Lebenserwartung: etwa 40 Jahre
Der Neandertaler ist immer wieder ein beliebtes Ausstellungsobjekt. In Museen werden seine Funde gezeigt und sein Leben aufgearbeitet. Insbesondere für Schulklassen sind solche Ausstellungen sehr interessant.
Das bekannteste Neandertaler-Museum befindet sich am Fundort des ersten Exemplars im Neandertal. Es wurde 1996 gegründet und heißt "Neanderthal Museum”.
Darstellung der Neandertaler
Die Knochen des ersten Homo neanderthalensis wurden 1856 gefunden, einer Zeitperiode, in der die Wissenschaft noch nicht viele Mittel zur genaueren Untersuchung hatte. Man stellte den Neandertaler in der Forschung also eher dem Affen ähnlich dar.
Außerdem wurde ein nicht belegtes, stereotypes Bild von ihm geschaffen, das in der Populärkultur bis heute anhält: mit gebücktem Gang, eine Keule schwingend, merkwürdig stumpfe Laute von sich gebend, unintelligent, behaart, mit breitem Kiefer und übertrieben stark ausgeprägten Überaugenwülsten.
Neandertaler waren allerdings mehr als das. Sie hatten zwar durchaus Überaugenwülste und ihr Kiefer war breit, doch Forschende fanden heraus, dass sie durchaus aufrecht gehen konnten, sich umeinander kümmerten und auch einen eigenen Totenkult praktizierten.
Sie fertigten ihre Waffen selbst und waren gute Jäger. Insgesamt standen sie dem Homo sapiens, dem modernen Menschen, also in vielen Bereichen nicht nach. Einen Vergleich der beiden findest du im nächsten Kapitel.
Vergleich: Neandertaler versus Homo sapiens
Im Vergleich zu unserem direkten Vorfahren, dem Homo sapiens, hatte der Neandertaler ein deutlich breiteres und stabiles Becken. Auch die Beinknochen waren robuster. Der anatomisch moderne Mensch gilt insgesamt als schlanker und größer als Homo neanderthalensis.
Was die Fähigkeiten anbelangt, konnte der Neandertaler neueren Annahmen zufolge allerdings wahrscheinlich gut mit Homo sapiens mithalten. Er war in der Lage völlig aufrecht zu gehen, Werkzeuge zu fertigen, Feuer zu machen und Großwild zu jagen.
Außerdem hatten die beiden einen sehr ähnlichen Ernährungsplan. Es standen Pflanzen und Früchte, Fleisch, Meeresfrüchte, Robben oder Fisch auf dem Speiseplan. Weibliche Neandertaler wurden zwischen 1,50 und 1,60 Metern groß, männliche zwischen 1,60 und 1,70. Auch beim Gewicht gibt es Unterschiede: Frauen wurde etwa 66 Kilogramm schwer, Männer etwa 78 Kilogramm.
Damit war er insgesamt kleiner und leichter als der Homo sapiens, aber dennoch kräftiger gebaut. Er hatte einen massigen, länglichen Schädel, weshalb auch sein Gehirnvolumen teilweise größer war als beim heutigen Menschen (Homo sapiens sapiens). Allerdings waren die Bereiche im Gehirn für Sozialverhalten und Sprechen weniger stark ausgeprägt.
Name | Homo neanderthalensis | Homo sapiens |
---|---|---|
Größe | 1,50–1,70 Meter | Ø 1,77 Meter |
Gewicht | 66–78 Kilogramm | 50–90 Kilogramm |
Lebensraum | Europa, West- und Zentralasien | erst Afrika, dann weltweit |
Gehirnvolumen | 1200–1750 cm³ | 1300–1500 cm³ |
Lebenserwartung | 40 Jahre | 40 Jahre |
Warum der Neandertaler ausgestorben ist
Neandertaler lebten für stolze 250.000 Jahre auf unserer Erde. Sie setzten sich lange gegen harte klimatische Bedingungen und wilde Tiere durch. Doch seit etwa 30.000 Jahren fehlt jede Spur von ihnen.
Da der Homo sapiens in etwa vor 40.000 Jahren von Afrika nach Europa kam, nahmen Forschende lange an, dass er den Homo neanderthalensis verdrängt haben könnte. Mittlerweile ist diese Theorie allerdings widerlegt und man geht eher davon aus, dass es von Neandertalern schlicht zu wenige gab.
In Europa gab es Schätzungen zufolge nur zwischen 10.000 und 70.000 von ihnen. Außerdem lebten sie weit voneinander entfernt und waren monogam. Der Homo sapiens hingegen war polygam und konnte sich durch wechselnde Partner schneller und besser verbreiten. Da sich Homo sapiens und Homo neanderthalensis allerdings paarten, lebt bis heute ein kleiner Teil der Neandertaler in uns weiter.