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Hyperbel: Definition, Wirkung & 10 Beispiele für das Stilmittel

Eine Hyperbel ist ein rhetorisches Stilmittel, das Übertreibung ausdrückt. Es wird gern und häufig in der Alltagssprache und der Literatur gebraucht. Wie du eine Hyperbel erkennst, welche Wirkungen sie hat und welche Funktionen sie erfüllen kann, erfährst du bei uns.

Eine Hyperbel ist eine starke Übertreibung und somit das Gegenteil von einer Untertreibung. Sie begegnet dir zum Beispiel bei der Analyse von Literatur im Deutsch-Unterricht.

Wenn etwas in der Rhetorik übertrieben dargestellt wird, lässt es sich als "hyperbolisch", beziehungsweise als hyperbolische Figur bezeichnen.

Meist treten Hyperbeln in Form von Vergleichen oder Metaphern auf. Außerdem können sie als ironisches oder komisches Mittel eingesetzt werden.

Definition: Was eine Hyperbel ist

Was eine Hyperbel ist

Die Hyperbel beschreibt auf übertriebene Art und Weise ein Gefühl oder einen Eindruck in starker Steigerung. Sie wirkt durch einen komischen oder dramatischen Effekt und das Verringern von Glaubwürdigkeit.

Das Gegenteil der Hyperbel ist die Untertreibung, auch Litotes genannt.

Hyperbeln gehören zu den sogenannten Tropen, einer bestimmten Klasse rhetorischer Mittel. Trope bedeutet ‘Wendung’ und bezeichnet das Ersetzen eines Ausdrucks durch eine ähnliche, bildhafte Beschreibung.

Diese Beschreibung muss kein einzelner Begriff sein, der synonym zu dem Ausdruck steht; es können auch Wortfelder, Phrasen oder Sätze sein. Diese bezeichnen nicht direkt, was gemeint ist, sondern umschreiben die eigentliche Botschaft.

Ein Beispiel für eine Hyperbel ist:

  • "Ich könnte jetzt eine ganze Wanne voll Wasser trinken.”

Diese Aussage verdeutlicht in übertriebener Art, dass der Sprecher großen Durst hat. Weitere Tropen sind zum Beispiel der Euphemismus, die Ironie, die Metapher und die Personifikation.

Wirkung einer Hyperbel

Generell haben rhetorische Mittel die Funktion, eine bestimmte Textpassage und ihren Inhalt zu betonen und auffälliger zu gestalten. Die daraus resultierende Wirkung entsteht manchmal durch Zufall, durch persönliche Interpretation oder sie wird gezielt von Autor*innen eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen.

In jedem Fall lassen sich Stilmittel interpretieren und in ihrer Wirkung aufschlüsseln. So können eine Intention des Autors, die Wirkung auf den Text selbst oder der Effekt auf den Leser festgestellt werden, die durch die rhetorische Figur entsteht.

Im Fall der Hyperbel ist die Hauptfunktion die Übertreibung. Sie äußert sich meist als Vergleich oder als Metapher, um Eindrücke oder Sachverhalte besonders deutlich zu machen. Eine gesonderte Funktion ist die Hyperbel als komische Steigerung. Wir verraten dir im Folgenden alles Wissenswerte.

Die Hyperbel als Metapher

Das Stilmittel Hyperbel als Metapher

Eine Hyperbel tritt häufig in Form einer Metapher auf. Die beiden Stilmittel wirken dabei verstärkend ineinander, indem sie sich mehr Ausdruckskraft verleihen.

Die Metapher überträgt einen Begriff aus einem Bedeutungsbereich und überträgt es in einen anderen. So kann ein besseres Bild oder ein genauerer Eindruck von etwas geschaffen werden.

Es gibt ‘normale Metaphern' wie "die rosarote Brille”, die eine ausschließlich positiv-verschleierte Wahrnehmung beschreibt und es gibt ‘hyperbolische Metaphern' mit übertriebenem Charakter.

Hier ist "der Fels in der Brandung” ein gutes Beispiel. Die Metapher vermittelt auf dramatisierende Art und Weise die Unerschütterlichkeit, Stärke und Beständigkeit einer Person und wird durch das Bild eines Felsens, an dem sich die Wellen brechen, verstärkt.

Lies hier mehr über die Metapher und ihre Wirkung (+ Beispiele).

Die Hyperbel als Vergleich

Die Hyperbel entfaltet ihre Wirkung außerdem häufig durch Vergleiche. Etwas Bekanntes, zum Beispiel ein Erlebnis, wird dann mit etwas Unmöglichem oder einer starken Steigerung in Verbindung gebracht. Beispiele für diese simple Vergleichstechnik sind:

  • "Ich geb heute das Essen aus, durch meinen Jahresbonus hab ich jetzt unendlich viel Geld auf dem Konto.”
  • "Seine Augen sind so tief und wild wie das Meer, dessen Kraft an Land zu dringen versucht.”

Der zweite Vergleich hat bereits metaphorischen Charakter, indem er ein Bild erzeugt und dennoch zieht er einen direkten Vergleich durch das "wie”.

Diese Hyperbel ähnelt der ausgeschmückten und naturnahen Überschwänglichkeit der Romantik und bezieht sich auf die Seele der Person, die durch seine Augen nach außen zu dringen versucht.

Die Hyperbel als ironisches und komisches Mittel

Übertreibungen werden häufig in der Komik oder Ironie eingesetzt. Eine ironische Wirkung kann erzielt werden, indem eine Aussage durch eine Hyperbel so sehr gesteigert wird, dass sie ins Undenkbare abdriftet. In diesem Fall ist die Ironie meist offensichtlich und kann eindeutig interpretiert werden.

Ein Beispiel ist:

Hyperbel als ironisches und komisches Mittel

  • "Kannst du mich aus Hamburg abholen?”
    – "Klar, warum nicht gleich aus Timbuktu?”

Hier liegt die Antwort auf die erste Frage in einer ironischen Gegenfrage. Sie verneint die Bitte, die Person aus Hamburg abzuholen, indem die Anfahrt mit einem weit entfernten und schwer zu erreichenden Ort gleichgestellt wird.

In der Komik sind die hyperbolischen Aussagen zwar auch nicht glaubwürdig, aber bewusst so gesteigert, dass das Szenario besser vorstellbar ist.

Der Leser oder Hörer kann sich leicht in die Situation hineinversetzen und wird mit der Übertreibung der Pointe überrascht. In seiner einfachsten Form findet man diese rhetorische Vorgehensweise in Witzen. Hier ein Beispiel:

  • Ein Mann hat ein Bewerbungsgespräch bei der Deutschen Bahn und kommt 15 Minuten zu spät. Fragt der Personaler: "Wissen Sie, dass Sie 15 Minuten zu spät sind?", sagt der Bewerber: "Ja und es ist mir egal." – Personaler: "Sie sind eingestellt!" (Noch mehr gute Witze findest du hier)

Erfahre hier mehr über die Ironie und ihre Wirkung.

Unterschied zum Stilmittel Amplificatio

Die Amplificatio wird auch Erweiterung genannt und ist eine übertriebene rhetorische Ausweitung einer Aussage. Sie ist zum Verständnis nicht nötig, sondern soll die Eindringlichkeit der Aussage durch eine höhere Menge an Worten und einer intensiveren Beschreibung verdeutlichen.

Eine Amplificatio ist zudem kein einzelnes Stilmittel, sondern reiht meist verschiedene Stilmittel wie die Enumeratio (Aufzählung), Descriptio (Beschreibung) oder die Allegorie aneinander.

Der Unterschied zur Hyperbel ist, dass die Amplificatio eine Übertreibung in ihrer Ausführlichkeit ist, während die Hyperbel eine inhaltliche Übertreibung ist, die sich nicht durch eine hohe Anzahl an Worten auszeichnet. Beispiele sind:

  • "Es war hart. Es war wirklich nicht leicht, fast unmöglich. So schwierig, dass ich dachte ich schaffe es nicht."
  • Anstatt "Ich hatte wirklich Angst allein zuhause", zu schreiben: "Ich war allein zuhause und bin bei jedem Geräusch zusammengezuckt. Es war dunkel und ich hatte solche Angst, dass ich mich gar nicht getraut habe auch nur einen Schritt zu tun. Ich stand nur da wie angewurzelt und hab gehofft, dass meine Eltern bald wieder nach Hause kommen.”

Anwendungsbereiche von Hyperbeln

Die Hyperbel findet sich als rhetorisches Mittel vor allem in der Literatur

Hyperbeln begegnen dir im Leben immer wieder – ob in einer wissenschaftlichen Arbeit, einem Referat oder einer Facharbeit.

Sie ziehen sich durch sämtliche Literaturepochen und bieten immer viel Potential für eine Argumentation.

Hyperbeln sind sowohl aus der Literatur als auch aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die Werbesprache nutzt sie und sie sind fest in Redewendungen und Sprichwörter integriert.

Als Stilmittel in der Literatur

Gut deutbare rhetorische Mittel findest du vor allem in der Literatur. Sie bieten Anhaltspunkte für deine Interpretation und dienen als Argumente für deine Analysen.

Das können zum Beispiel Gedichtanalysen, Sachtextanalysen, Szenenanalysen, Romananalysen oder Novellenanalysen sein. Sie begegnen dir in der Schule oder geisteswissenschaftlichen Studiengängen.

Hyperbeln dienen in der Literatur zu einem besonders starken Ausdruck von Gefühlen oder Bildern. Deshalb fanden sie vor allem in der Epoche des Sturm und Drang und der Romantik häufig Anwendung. Dort dienten sie zum Ausdruck überschwänglicher Euphorie, Naturbegeisterung und religiöser Verehrung.

Auch der Expressionismus neigte zu hyperbolischen Vergleichen, um die Leser zu schockieren und drastische Bilder zu erzeugen. Bekannte Schriftsteller wie Johann Wolfgang von Goethe oder E. T. A. Hoffmann verwendeten sie gern in ihren Werken. Beispiele dazu findest du im entsprechenden Kapitel dieses Artikels.

In der Alltags- und Werbesprache

In der Alltagssprache findet sich die Hyperbel in der Regel in Form von Komik, Ironie, Redewendungen oder Sprichwörtern. Sie haben sich teilweise bereits fest in unseren Sprachgebrauch integriert.

Ein Beispiel für eine Redewendung ist:

  • "Dort steppt/tanzt der Bär.”

Diese übertriebene Aussage bedeutet, dass an einem Ort viel los ist, dort etwas Besonderes stattfindet oder dass einfach viele Menschen dort versammelt sind.

Eine metaphorische Hyperbel, die es im Alltag häufig gibt, ist "sich wie ein Elefant im Porzellanladen benehmen”, wenn man tollpatschig oder rücksichtslos ist. Sprichwörter mit hyperbolischer Wirkung sind "Ratschläge sind auch Schläge.” oder "Besser stumm als dumm.”

Zu unserem Alltag gehört auch Werbung und Hyperbeln werden mit Vorliebe in der Werbesprache eingesetzt, weil sie einprägsam und deutlich sind.

Zum Beispiel konnte Toyota seinen Bekanntheitsgrad 1985 mit dem Werbeslogan "Nichts ist unmöglich… Toyota.” in wenigen Wochen um 176 Prozent steigern. Weitere hyperbolische Werbesprüche sind:

  • Ariel Waschmittel: "Wäscht nicht nur sauber, sondern rein.”
  • IKEA Möbelhaus: "Wohnst du noch oder lebst du schon?”
  • Red Bull Energydrinks: "Red Bull verleiht Flügel.”
  • VW Käfer: "Und läuft. Und läuft. Und läuft.”

Beispiele für die Hyperbel

Die Hyperbel: 10 Beispiele

In diesem Kapitel haben wir zehn unterschiedliche Beispiele für dich zusammengestellt, an denen die Wirkung der Hyperbel besonders gut verdeutlicht wird.

Dazu gehören Begriffe und Redensarten aus der Alltagssprache, Zitate oder stilistische Mittel aus der Literatur, zum Beispiel von Goethe oder E. T. A. Hoffmann. Wir haben jeweils die Bedeutung der Hyperbel für dich erklärt.

1. "Ich habe hundert Jahre auf dich gewartet.”

Diese Hyperbel soll ausdrücken wie lange es dem Sprecher vorkam, dass er auf den Empfänger der Nachricht gewartet hat. Außerdem bezieht sich der Sprecher vermutlich auf die tatsächliche Zeit, die der Empfänger zu spät gekommen ist, die für ihn verhältnismäßig lang zu sein scheint.

2. "Die Sammelkarte gibt es doch wie Sand am Meer.”

Diese Übertreibung soll ausdrücken, dass die Sammelkarte nichts Seltenes und überall zu finden ist. Deswegen findet ein übertriebener Vergleich mit Sand am Meer statt, der der wohl häufigste Bestandteil eines Strandes ist.

3. "Sie hat eine Melodie, die sie auf dem Klaviere spielet, mit der Kraft eines Engels.”

Dieses Zitat von Goethe aus "Die Leiden des jungen Werther” (1774) drückt eine überschwängliche Begeisterung aus. Das musikalische Talent der Frau wird mit der übernatürlichen Kraft eines Engels verglichen und soll so die Besonderheit und Seltenheit hervorheben.

4. "Es dringen Blüten / Aus jedem Zweig / Und tausend Stimmen / Aus dem Gesträuch”

Das Zitat aus dem Gedicht "Mailied” (1774) von Goethe ist eine deutliche Hyperbel, die sich durch die Zahl "tausend” äußert. Das lyrische Ich hört so viele Stimmen und Laute aus den Sträuchern, dass sie ihm wie tausende vorkommen.

5. "Wie Gesang lauteten die süßen Worte. Im Sprechen erhöhte sich der Ausdruck des dunkelblauen Auges, und jeder daraus leuchtende Blitz goss einen Glutstrom in mein Inneres.”

Dieses Zitat von E. T. A. Hoffmann aus der Künstlernovelle "Don Juan” (1813) drückt sehr gut die hyperbolische Überschwänglichkeit der Romantik aus. Seine bildlichen Formulierungen beschreiben die Eindringlichkeit und Wirkung der "süßen Worte” auf das Innenleben des Sprechers.

6. "Ein Meer von Feuer jagt / Durch eine Straße.”

Diese Zeilen stammen aus Georg Heyms expressionistischem Gedicht "Der Gott der Stadt” (1910). Sie zeigen die metaphorische Funktionsweise der Hyperbel sehr gut.

Mit den Formulierungen wird ein übertriebenes Bild geschaffen, das die Phantasie des Lesers anregen soll. Die bedrohlichen Flammen des Feuers werden mit schnellen, fortschreitenden (jagenden) Meeresbewegungen kombiniert, die in der Stadt wüten.

Unterschiedliche Beispiele für die Hyperbel – einfach erklärt

7. "Sobald ein Mensch endgültig seinen Einfluß verloren hat, setzt man ihm ein Denkmal.”
Dieses Zitat stammt von Robert Musil und wirkt in seiner Übertreibung zynisch und drastisch, aber auch eindringlich und in seiner Bedeutung sehr deutlich. Seine Äußerung ist eine Kritik daran, dass bedeutende Menschen erst nach ihrem Tod gewürdigt werden.

8. "Eher fliege ich auf den Mond, als dass du lernst, zu steppen."
Diese Hyperbel bezieht sich auf Wahrscheinlichkeit. Dass der Sprecher auf den Mond fliegt, ist sehr unwahrscheinlich. Er deutet an, dass die Lernfähigkeit zu steppen für den Angesprochenen aber noch unwahrscheinlicher ist. Er stuft seine Fähigkeit zu steppen also als nahezu unmöglich ein.

9. "Schneckentempo"
Das Schneckentempo beschreibt einen Geschwindigkeitszustand. Er soll ausdrücken wie langsam etwas von statten geht, indem er mit der geringen Geschwindigkeit der Schnecke verglichen wird.

10. "Er war so dünn wie ein Zahnstocher."
Der Zahnstocher ist ein extremer, bildlicher Vergleich mit einer dünnen Person, deren Proportionen an ihn erinnern.

Gegenteil der Hyperbel: Die Litotes

Der Begriff "Litotes” bedeutet Zurückhaltung oder Schlichtheit. Die Litotes ist ein rhetorisches Mittel, das wie die Hyperbel zu den Tropen gehört. Allerdings hat sie eine andere Funktion und Wirkung.

Sie äußert sich entweder als Bejahung durch doppelte Verneinung, die Verneinung des Gegenteils oder als Hervorhebung durch Untertreibung. Beispiele für die doppelte Verneinung sind:

  • "Ich würde ungern nicht zu diesem Konzert gehen.”
  • "Ich kann einfach nicht glauben, dass sie nicht in ihn verliebt ist.”
  • "Er hat mit seinem Argument nicht gerade Unrecht."

Beispiele für die Verneinung des Gegenteils ist:

  • "Diese Suppe ist echt nicht übel.”
  • "Diese Pflanze ist in der Gegend nicht selten."
  • "Wir haben im Moment nicht gerade wenig Petersilie im Garten, soll ich dir was mitbringen?"

Die Wirkungen können hier einfach die Betonung der Aussage oder ein komischer Effekt sein. Bei sehr verschachtelten Sätzen kann auch eine komplizierte Denkweise angedeutet werden. Diese Art zu Sprechen ist beispielsweise für eine Charakterisierung relevant.

Eine andere Form der Litotes ist die Hervorhebung durch Untertreibung. Ein Beispiel hierfür ist:

  • "In dem Kleid kannst du dich schon sehen lassen."
  • "Ich versuche aus den zwei Zutaten, die ich zuhause habe, noch etwas Leckeres für euch zu kochen."
  • "Echt nettes Haus, nicht schlecht.”

Das letzte Beispiel ist eigentlich der Ausdruck für "Wow, du hast ein echt tolles Haus”. Die Bescheidenheit auf der äußeren Begriffsebene wird durch die schmeichelnde Bedeutung dahinter als Kompliment verstanden.

Ebenso kann man das erste Beispiel verstehen, dass als "Du siehst in dem Kleid wirklich toll aus." gewertet werden kann. Das zweite Beispiel ist einfach eine zahlenmäßige Untertreibung, die betonen soll, dass es schwierig werden kann mit den Resten zuhause noch etwas Schönes zu kochen.

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