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Parataxe: Unterschied zur Hypotaxe & 5+4 Beispiele der Stilmittel

Parataxe und Hypotaxe begegnen dir in Texten aus unterschiedlichsten Literaturepochen. Wir verraten dir den Unterschied der beiden Satzarten, du erfährst, wie du sie erkennst und welche Funktionen sie als Stilmittel erfüllen.

Die Bedeutung und Funktion einer Parataxe zu kennen, ist hilfreich für Textanalysen aller Art. Diese Art, Sätze zu bilden, begegnet dir in sämtlichen Texten in der Schule oder Universität sowie im Alltag in der Werbesprache oder privat.

Definition: Was eine Parataxe ist

Definition: Was eine Parataxe ist

Bei einer Parataxe handelt es sich um eine Aneinanderreihung von selbstständigen Sätzen. Selbstständige Sätze sind Konstruktionen, die alleine stehen können, also Hauptsätze.

Bei einer Parataxe sind diese zum Beispiel mit Kommata, Semikolon, Gedankenstrichen oder Konjunktionen voneinander getrennt. Auch wenn ein Punkt zwischen einzelnen Sätzen steht, spricht man noch von einer Parataxe.

Jeder Bestandteil einer Parataxe wird als gleichwertig betrachtet, es gibt keine Hierarchie. Das wichtigste Merkmal einer Parataxe ist:

  • Hauptsätze werden nicht von anderen Satzarten, insbesondere von Nebensätzen, abgelöst

Findest du Nebensätze im Text, hast du keine Parataxe mehr vor Augen, sondern Hypotaxe.

Es gibt einige Forscher, die das Stilmittel der Parataxe nicht nur als eine Aneinanderreihung von ganzen Sätzen begreifen, sondern auch Reihungen aus Wörtern und Wortgruppen dazu zählen. Je nachdem, wie diese angeordnet sind, kannst du sie ebenfalls als parataktisch bezeichnen.

Der Begriff Parataxe stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet übersetzt so viel wie "Nebenordnung" oder "Danebenstellen". Diese Übersetzung verdeutlicht, wie eine Parataxe aufgebaut ist.

Definition: Was eine Hypotaxe ist

Die Hypotaxe bildet das Gegenstück zur Parataxe. Dabei reihst du keine Hauptsätze aneinander, sondern beschäftigst dich mit der Unterordnung einzelner Satzglieder in einem Satz. Konkret geht es um die Unterordnung von Nebensätzen unter Hauptsätzen.

Auch in diesem Fall gibt der Begriff "Hypotaxe" Aufschluss über die Funktion des Stilmittels. Der Begriff stammt ebenfalls aus dem Griechischen. Die Silbe "hypo" heißt übersetzt "unter", der zweite Teil des Wortes kommt von "taxis", was du mit Ordnung übersetzt.

Bei diesem Stilmittel geht es also um eine Unterordnung und die damit verbundene Verschachtelung einzelner Satzteile. Mithilfe einer Hypotaxe hast du die Möglichkeit, komplexe Gedanken und Ideen zu veranschaulichen und ihre Zusammenhänge sprachlich darzustellen.

Parataxen und Hypotaxen als Stilmittel

Parataxen und Hypotaxen als Stilmittel

In der gesprochenen Sprache kommen Parataxen und Hypotaxen nicht so häufig zum Einsatz wie in geschriebenen Texten. Natürlich gibt es auch im Gespräch mit Freunden immer wieder Situationen, in denen du ausschließlich Hauptsätze oder einen Hauptsatz mit vielen Nebensätzen verwendest. Allerdings tust du das in den meisten Fällen nicht bewusst, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.

Tipps für eine erfolgreiche Kommunikation gibt es hier.

In Reden werden Parataxen und Hypotaxen dagegen gerne als Stilmittel verwendet. Das gilt sowohl für Hochzeitsreden als auch für Ansprachen von Politikern oder anderen Personen des öffentlichen Lebens. Eine Rede findet zwar in mündlicher Form statt, in der Regel liegt ihr aber ein geschriebener Text zu Grunde.

Der Redenschreiber hat sich vorab viele Gedanken darüber gemacht, wie er einen bestimmten Punkt vermitteln möchte. Um Ziele herauszustellen oder wichtige Punkte zu unterstreichen, verwenden Redner gerne unterschiedliche Stilmittel, zum Beispiel Euphemismen, Pleonasmen oder eben Parataxen. Hypotaxen werden aufgrund ihrer sprachlichen Struktur eher in geschriebenen Texten eingesetzt. 

Es ist manchmal gar nicht so leicht, Stilmittel in einer Rede zu identifizieren. Eine gute Rede ist nämlich so geschrieben, dass sie dich gleich in ihren Bann zieht und keine Ablenkung zulässt. Du achtest in der Regel nur auf den Inhalt. Gerade bei Parataxen fällt das Identifizieren schwerer als bei Metaphern oder anderen offensichtlichen rhetorischen Figuren.

Achtest du aber gezielt darauf, bemerkst du mit Sicherheit, ob eine Parataxe zum Einsatz kommt oder nicht. Sowohl Parataxen als auch Hypotaxen sind als Stilmittel in der Literatur sehr beliebt. Beide Formen dienen als rhetorische Figur und haben spezielle Wirkungen.

Weitere allgemeine Informationen zu rhetorischen Mitteln findest du hier.

Unterschiede zwischen Parataxe und Hypotaxe

Unterschiede zwischen Parataxe und Hypotaxe

In der Regel ist eine Parataxe eine Aneinanderreihung von Hauptsätzen in einem Text. Sie besteht also aus mehreren Sätzen, die auch unabhängig voneinander stehen können. Hin und wieder sind diese durch unterschiedliche Bindewörter miteinander verbunden. Das ist aber nicht immer der Fall.

Bei einer Hypotaxe hast du es mit vielen verschachtelten Nebensätzen zutun. Diese können nicht unabhängig voneinander stehen. Ein Text, der von Hypotaxen geprägt ist, weist also viele Satzgefüge auf. Satzgefüge bestehen aus einem Hauptsatz und einem oder mehreren Nebensätzen.

Bei einer Häufung von Hypotaxen besteht oftmals die Gefahr, dass sie einen Text zu verschachtelt machen. Behalte beim Schreiben deine Leser im Hinterkopf und formuliere deine Sätze so, dass sie nicht den Überblick verlieren. Möchtest du unbedingt auf das Stilmittel der Hypotaxe zurückgreifen, gelingt dir das auch, wenn du mehrere Sätze bildest.

Parataktischer Satzbau

In der volkstümlichen Dichtung ist der parataktische Satzbau besonders beliebt. Achtest du einmal darauf, wirst du feststellen, dass es in dieser Textgattung nur selten Bindewörter in der Syntax (Satzbau) gibt. Das liegt daran, dass viele Inhalte ohne weitere Erklärungen aufgeschrieben sind. Aus diesem Grund sind informative Nebensätze überflüssig.

Dennoch kommen Parataxen in unterschiedlichen Texten vor und sind keiner bestimmten Literaturepoche zuzuordnen. Es fällt aber auf, dass es neben der volkstümlichen Dichtung vor allem in expressionistischen Texten häufig einen parataktischen Satzbau gibt.

Dieser dient dazu, einzelne Worte und Tatsachen auszustellen und den Leser nicht mit erklärenden Nebensätzen von der eigentlichen Aussage des Textes abzulenken. Es gibt einige Autoren, die für ihren parataktischen Satzbau bekannt sind. Dazu gehören zum Beispiel Franz Kafka und Theodor Fontane.

Eine Übersicht über die unterschiedlichen Literaturepochen findest du hier. 

Hypotaktischer Satzbau

Hypotaxen erkennst du daran, dass einzelne Sätze sehr lang sind. Das passiert aufgrund der zahlreichen Nebensätze, die einem Hauptsatz untergeordnet sind. Vielleicht hast du schon einmal den Ausdruck "Bandwurmsatz" gehört. In der Schule gibt es für diese Art von Syntax (Satzbau) in der Regel viel Kritik.

Tatsächlich können solche Sätze ganz schön unübersichtlich sein. Es gibt aber zahlreiche Schriftsteller, die sich bewusst für dieses Stilmittel entscheiden und in ihren Texten so eine besondere Wirkung kreieren. Zu den Schriftstellern mit einem typisch hypotaktischen Stil gehören unter anderen Thomas Bernhard, Heinrich von Kleist und Thomas Mann.

Ob es sich um einen Haupt- oder einen Nebensatz handelt, erkennst du an der Stellung des konjugierten Verbs in einem Satz. Bei einem Hauptsatz steht das an erster oder zweiter Stelle. Bei einem Nebensatz findest du das konjugierte Verb immer ganz am Ende.

Eine Hypotaxe erkennst du, wenn es einen Hauptsatz gibt, der von zahlreichen Einschüben unterbrochen wird. Die Einschübe haben das Verb am Ende des Satzes und geben zusätzliche Informationen zum Hauptsatz. Die wichtigste Aussage des Satzes übermittelt der Autor dennoch im Hauptsatz.

Wirkungen der Parataxe

Wirkungen der Parataxe

Rhetorische Mittel haben nie eine eindeutige Funktion oder Wirkung. Das hängt damit zusammen, dass sie unterschiedlich auf einzelne Leser wirken und individuell wahrgenommen werden. Es gibt aber bestimmte Funktions- und Wirkungstendenzen, die immer wieder mit einem bestimmten Stilmittel in Verbindung gebracht werden.

Die Parataxe bringt immer einen Aufzählungscharakter mit sich. Dieser entsteht durch die Häufung von Hauptsätzen, die gegebenenfalls mit Konjunktionen oder Satzzeichen voneinander getrennt sind. Parataxen wirken dadurch stark und absolut.

Der Leser kommt nicht so schnell auf die Idee, die Aussage eines Textes zu hinterfragen, da diese nicht durch den Text selbst hinterfragt wird. Auch wenn du dich eher knapp ausdrücken und verschachtelte Sätze vermeiden möchtest, sind Parataxen eine gute Wahl.

Da ausschweifende Nebensätze im parataktischen Satzbau keinen Platz haben, kannst du von einer Verknappung des Textes sprechen. Es ist nur festgehalten, was wirklich wichtig ist. Das hat zur Folge, dass einzelne Textbausteine in den Vordergrund rücken und so mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Das Gefüge einer Parataxe ist einfach strukturiert und wird von jedem schnell erfasst. Das ist besonders in der Werbung ein großer Vorteil. Gleiches gilt für reißerische Überschriften in Boulevard-Medien oder ähnlichen Druckerzeugnissen.

Wirkungen der Hypotaxe

Hypotaxen findest du häufig in wissenschaftlichen Arbeiten

Bei der Hypotaxe ist es genauso schwierig, eine eindeutige Wirkung auszumachen. Aber auch dieses Stilmittel hat einen bestimmten Effekt auf den Leser beziehungsweise den Zuhörer.

Gerade beim Zuhören sind Hypotaxen eine ganz schöne Herausforderung. In der Regel führen sie nämlich zu sehr langen Sätzen, bei denen du schnell den Überblick verlierst und keinen Gesamtzusammenhang herstellen kannst.

Wissenschaftliche Arbeiten sind häufig übersäht von Hypotaxen. Das liegt daran, dass du es in deiner Bachelor- , Master- oder Doktorarbeit mit komplexen Phänomenen zutun hast. Diese bringst du im Text in eine Beziehung zueinander.

Verschachtelte Sätze können dabei hilfreich sein, denn sie drücken diese Zusammenhänge aus. Nicht nur im universitären Kontext haben Hypotaxen eine erklärende und informative Wirkung auf den Leser.

Aufgrund ihrer Struktur wirken Hypotaxen auf den ersten Blick oftmals abstoßend. In der Regel möchte ein Leser den Inhalt eines Textes so schnell wie möglich erfassen und einen Satz nicht mehrmals lesen müssen. In diesem Punkt bietet die Parataxe Vorteile, denn dabei fällt dir das Lesen leichter.

Andererseits kreierst du mit Hypotaxen den Eindruck, dass du dich intensiv mit einem Thema auseinandergesetzt und viel dazu recherchiert hast.

Beispiele für die Parataxe

Beispiele für die Parataxe

Im Folgenden findest du einige Beispiele für die Parataxe. Wir haben zu jedem Beispiel eine kurze Erklärung für dich.

1) Er geht aus dem Haus, dann nimmt er den Bus. Er fährt in die Stadt und isst ein Eis. Dann geht er ins Kino. Das hat neu aufgemacht.

In diesem Beispiel gibt es keine Nebensätze. Der Verlauf eines Nachmittags wird ausschließlich in Hauptsätzen geschildert.

2) "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht."

Auch in der Bibel gibt es Parataxen, wie an diesem Beispiel deutlich wird. Das Stilmittel kann in diesem Fall als Verdeutlichung der absoluten Macht Gottes verstanden werden.

3) "Die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser."

Auch dieses Zitat aus der Bibel weist einen eindeutigen parataktischen Satzbau auf.

4) "Der König sprachs, der Page lief: Der Knabe kam, der König rief: …" – Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Bei diesem Auszug aus dem Gedicht "Der Sänger" von Johann Wolfgang von Goethe ist die parataktische Satzstruktur deutlich auszumachen. Die einzelnen Hauptsätze sind durch unterschiedliche Satzzeichen voneinander getrennt.

5) "Ich kam, sah und siegte."

Diese Parataxe besteht nur aus einem einzigen Hauptsatz und erlangt ihre parataktische Qualität durch die Aneinanderreihung unterschiedlicher Verben.

Beispiele für die Hypotaxe

Beispiel für die Hypotaxe

Hier findest du Beispiele für die Hypotaxe, um dir den Unterschied zur Parataxe zu verdeutlichen. Wie im obigen Kapitel haben wir auch hier jeweils eine kurze Erklärung für jedes Beispiel.

1) Er geht aus dem Haus, um den Bus zu nehmen, mit dem er in die Stadt fährt, wo er ein Eis isst, bevor er ins Kino geht, das neu aufgemacht hat.

Bei diesem Beispiel handelt es sich um einen einzigen extrem langen Satz. Die einzelnen Elemente sind durch unterschiedliche Bindewörter miteinander in Verbindung gesetzt. Genauso gut kannst du aus diesem Satz zwei Hauptsätze bilden, die trotzdem noch verschachtelt sind und eine Hypotaxe erzeugen. So ein Satz lautet zum Beispiel folgendermaßen:

2) Er geht aus dem Haus, um den Bus zu nehmen. Er fährt in die Stadt wo er ein Eis isst, bevor er ins Kino geht, das neu aufgemacht hat.

Bei diesem Beispiel handelt es sich auch um eine Hypotaxe. Sie besteht aber im Gegensatz zum ersten Beispiel aus zwei Hauptsätzen, denen jeweils ein oder zwei Nebensätze nachgestellt sind.

3) Endlich legte er, nachdem er stundenlang gegrübelt hatte, mit seiner rechten Hand, mit der er sich zuvor am Kopf kratze, eine Karte auf den Tisch.

In dieser Hypotaxe erfährst du nicht nur, dass jemand eine Karte auf den Tisch legt. Es wird auch deutlich, dass dieser Bewegung eine ganze Menge anderer Aktionen vorangegangen sind (grübeln, kratzen etc.). Die Hypotaxe beschreibt die Aktivität also sehr informativ und umfassend.

4) "Wieviel entsetzlicher ist es, über diese enge Nachbarschaft mit den Todgeweihten nachzudenken – über Menschen in voller Gesundheit und Lebenskraft, in der Blüte der Jugend oder den besten Lebensjahren, mit all ihren Fähigkeiten und Empfindungen, die ebenso fein und vollkommen sind wie eure eigenen, und dennoch todgeweiht – so gewiß – so unauslöschlich von der Hand des Todes gezeichnet, als hätte eine tödliche Krankheit ihre Leiber zu Schatten abgezehrt und die Zersetzung bereits begonnen!" – Charles Dickens (1812-1870)

Dieser Schachtelsatz aus Charles Dickens "Skizzen aus dem Londoner Alltagsleben-Ein Besuch in Newgate" von 1839 besteht aus so vielen Haupt- und Nebensätzen, dass du ihn mit Sicherheit nicht beim ersten Lesen in seiner Ganzheit erfasst. Es handelt sich um eine typische Hypotaxe, die aufgrund ihrer Länge und Komplexität Verwirrung stiftet und auf den ersten Blick unverständlich erscheint.

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