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Nihilismus: Definition, 4 Arten & 10 Zitate berühmter Vertreter

Der Begriff Nihilismus und seine Bedeutung klingen zunächst vielleicht kompliziert, sind sie aber eigentlich gar nicht. Wir erklären dir, was Nihilismus ist und wo du ihm begegnest. Außerdem findest du hier Beispiele bekannter Nihilisten und Zitate.

Der Nihilismus ist eine alles verneinende Weltanschauung. Diese im ersten Moment recht negative Sicht auf die Welt begleitet die Menschheit schon seit vielen Jahrhunderten – und auch heute gibt es noch Nihilisten.

Definition: Nihilismus einfach erklärt

Definition: Nihilismus einfach erklärt

Der Begriff Nihilismus beinhaltet das Wort "nihil", was Latein für "nichts" bedeutet. Grob zusammengefasst lässt sich Nihilismus als eine bestimmte Weltanschauung erklären. Menschen, die diesem Weltbild folgen, sind davon überzeugt, dass nichts einen Sinn hat.

Andere lehnen wiederum bestimmte Ansichten und Systeme wie Religion oder Politik ab. Ziele, Werte und Moral haben keine Bedeutung für viele nihilistisch denkende Personen. Außerdem gehen sie davon aus, dass es keine Wahrheiten gibt. Der Mensch könne niemals wissen, was wahr ist und was nicht.

Nihilismus im Alltag

Im Alltag wird die Bezeichnung als "Nihilist", "Nihilistin" oder "nihilistisch" wohl eher als eine abwertend oder vorwurfsvoll betrachtet. Nihilisten werden oft gleichgesetzt mit Pessimisten, also "Schwarzsehern".

Die beiden Begriffe unterscheiden sich dahingehend, dass Nihilisten bestimmte Werte und Anschauungen schlichtweg ablehnen. Das muss allerdings nicht zwangsläufig dazu führen, dass sie alles schlecht finden und nur negativ durch ihr Leben gehen, auch wenn ein gewisser Pessimismus bei ihnen häufig zu finden ist.

Pessimisten dagegen sind der Überzeugung, dass bestimmte Dinge schiefgehen oder in etwas Schlechtem enden werden. Sie müssen jedoch nicht zwangsläufig Nihilisten sein.

Die Kirche verwendet den Begriff Nihilismus für die Menschen, die Religion ablehnen und nicht an Gott oder Jesus glauben. Dies ist eine recht ähnliche Einstellung zu der, die auch Atheisten vertreten.

Auch gibt es Menschen, die von der Politik als Nihilisten bezeichnet werden. Das sind oft diejenigen, die grundsätzlich alle Herrschaftsformen ablehnen. Diese Menschen kennst du vielleicht auch unter dem Begriff Anarchisten. 

Polemik und Nihilismus
Wie auch bei Pessimismus und Nihilismus, wird die Polemik oft in ähnlichen Zusammenhängen erwähnt. Polemik ist eine unsachliche Form der Argumentation beziehungsweise des Streitens. Nihilisten sind in ihrem Denken und in ihrer Argumentation oft polemisch, weshalb manchmal auch der Begriff "polemischer Nihilismus" verwendet wird.

Arten von Nihilismus

Nicht jeder Nihilist lehnt grundsätzlich sämtliche Systeme, Weltanschauungen und moralischen Grundsätze ab. Es gibt auch Nihilisten, die einer bestimmten Sache lediglich skeptisch gegenüber stehen und solche, die etwas vollkommen ablehnen. Die verschiedenen Arten von Nihilismus werden wir dir im Folgenden vorstellen. 

Religiöser Nihilismus

Religiöser Nihilismus

Der religiöse Nihilismus lehnt die Existenz und den Glauben an Götter und Religionen ab. Religion und der Glaube an ein Leben nach dem Tod gibt den meisten Menschen überhaupt erst denn Sinn zum Leben. So ist die Ablehnung jeglicher Religion oft auch damit verbunden, dass das Leben sinnlos erscheint, da es sowieso eines Tages vollkommen endet und die menschliche Existenz in Vergessenheit gerät. 

Wenn es nichts gibt an das man glauben kann, erst recht kein Leben nach dem Tod, so hat das Leben aus nihilistischer Sicht auch keinen Sinn.

Existenzieller Nihilismus

Eine der häufigsten und bekanntesten Formen des Nihilismus ist der existenzielle Nihilismus. Vertreter dieser Weltsicht sind der Ansicht, dass es etwas wie den Sinn des Lebens nicht gibt. Die gesamte Welt habe keinen Sinn, ebenso wenig die Menschheit.

Besonders im 19. Jahrhundert war dies eine weit verbreitete Einstellung zum Leben und wurde häufig in literarischen Werken thematisiert, darunter auch zum Beispiel in Goethes "Faust".

Logischer und therapeutischer Nihilismus

Wenn jemand bestimmte (oder alle) Wahrheiten leugnet, so nennt man dies logischen Nihilismus. Daraus resultiert auch der therapeutischen Nihilismus. Dieser ist in der Medizin beheimatet und bezeichnet die Ablehnung therapeutischer Maßnahmen bei Krankheiten.

Therapeutische Nihilistinnen und Nihilisten verzichten lieber auf eine Therapie oder medizinische Behandlung, weil sie das unvollständige Wissen der Medizin skeptisch betrachten. Auch, da es ihrer Ansicht nach sowieso keine Wahrheiten gibt und wir niemals wissen können, ob etwas stimmt oder nicht.

Geschichte des Nihilismus

Geschichte des Nihilismus

Den Begriff Nihilismus gibt es seit fast dreihundert Jahren. Seitdem erscheint er immer wieder – vor allem in der Literatur. Allerdings beschreibt er eine Weltanschauung beziehungsweise eine Sicht auf das Leben, die sich auch schon weitaus früher in der Weltgeschichte beobachten lässt.

Der Ursprung des Begriffs

Der Begriff Nihilismus tauchte 1733 erstmals in der Literatur auf, hatte dort jedoch noch keine konkrete Bedeutung. Auch in den folgenden Jahren verwendeten Theologen, Schriftsteller und Philosophen dieses Wort in ihren Werken und Briefen, allerdings in anderen Kontexten. 

Der Nihilismus im philosophischen Sinne der Ablehnung von etwas wurde erstmals 1799 in einem Brief von Friedrich Jacobi an Johann Fichte verwendet. Dort kritisierte Jacobi das philosophische System Fichtes.

Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts fand der Nihilismus weiteren Anklang in verschiedenen Zusammenhängen. Beispielsweise wurde der Begriff "Nihilist" während des Vormärz als Bezeichnung für Atheisten oder Gegner des politischen Systems verwendet.

1862 benutzt der russische Dichter Turgenew in seinem Roman das Wort "Nihilisten" als abwertende Bezeichnung für bestimmte politische Einstellungen. Daraufhin bezeichnete sich eine Gruppe russischer Anarchisten als Nihilisten.

Der wohl bekannteste und prägendste Vertreter des Nihilismus ist Friedrich Nietzsche, auf den im folgenden Kapitel näher eingegangen wird.

Die Geschichte der nihilistischen Weltanschauung

Eine Sicht auf die Welt, die das Leben als sinnlos erachtet und bestimmte (oder alle) Normen und Werte ablehnt, gab es vermutlich auch schon sehr viel früher als den Begriff Nihilismus. Besonders Zeiten der Unzufriedenheit oder große Veränderungen der Gesellschaft und Politik sind für viele Menschen Anlass, ihr Leben und dessen Sinn zu überdenken.

Ein Beispiel dafür ist die Zeit der Pest während des Mittelalters zum 14. Jahrhundert in Europa. Viele Menschen starben und das Wüten der Krankheit über viele Jahre ließ die Stimmung bei den Überlebenden deutlich sinken. Die literarischen Werke, die in diesen und den folgenden Jahren entstanden, zeigen deutliche Grundzüge der nihilistischen Denkweise.

Andere Beispiele sind der 30-jährige Krieg, die Industrialisierung und natürlich die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert. Denkweisen veränderten sich, die Forschung entwickelte sich rasant weiter und eine Menge neuer Techniken wurden erfunden. Für viele Menschen waren all diese Veränderungen zunächst Gründe für Misstrauen und Unwohlsein, in denen das nihilistische Denken seine Wurzeln schlägt.

Berühmte Nihilisten

Neben Philosophen setzten sich vor allem Schriftsteller mit dem Nihilismus auseinander, definierten darüber ihre Weltsicht und integrierten diese in ihre literarischen Werke. Wir haben hier einige bekannte Vorreiter des Nihilismus, die du vielleicht sogar kennst.

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche

Wenn man sich mit dem Nihilismus näher beschäftigt, trifft man vor allem auf den Namen Nietzsche. Der Philosoph lebte von 1844 bis 1900 in Deutschland und ist wohl das bekannteste Beispiel für den Spruch, dass Genie und Wahnsinn oft nah beieinander liegen. 

Er gilt als einer der genialsten Philosophen seiner Zeit. Viele behaupten, dass er in seinem Denken und seinen Ansichten seiner Zeit weit voraus war, so auch mit seinen Thesen zur nihilistischen Denkweise.

Viele seiner Werke verfasste er, während er an Nervenzusammenbrüchen und Wahnvorstellungen litt. So verbrachte er auch die letzten elf Jahre seines Lebens in einer psychiatrischen Klinik, wo er im Alter von nur 55 Jahren verstarb.

Auslöser für seine nihilistische Weltsicht war der schwindende Glaube an Gott und das vermehrte Aufkommen der Wissenschaft während des 19. Jahrhunderts. Eines seiner berühmtesten Zitate lautet "Gott ist tot, und wir haben ihn getötet." 

Mit dem Abklingen der Religion schwand für Nietzsche auch das Fundament aller Werte und Moral. Außerdem war er der Überzeugung, dass es keine Wahrheit gäbe, beziehungsweise der Mensch sie nie richtig erfassen könne. 

Erfahre hier mehr über den außergewöhnlichen Philosophen Friedrich Nietzsche.

Weitere berühmte Vertreter

Welche berühmten Schriftsteller und Philosophen tatsächlich Nihilisten waren, ist – abgesehen von Nietzsche – viel diskutiert und nicht immer ganz eindeutig. Dennoch gibt es in ihren Werken häufig Andeutungen zu nihilistischen Grundzügen. Zwei der bekanntesten stellen wir dir hier kurz vor.

Franz Kafka (1884 bis 1968): Kafka war Schriftsteller und ist bekannt für seinen einzigartigen, oft absurden und grotesken Stil.

Analysen seiner Werke deuten daraufhin, dass auch er eine eher negative Sicht auf die Welt hatte. So kann man zum Beispiel in "Die Heimkehr" Züge nihilistischen Denkens erkennen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832): Ob Goethe selbst ein Nihilist war, ist nicht nachzuweisen. Allerdings kann man in seiner bekannten Figur, dem Mephistopheles aus "Faust, der Tragödie erster Teil", deutliche nihilistische Ansätze erkennen. 

Konsequenzen aus Nihilismus

Wenn man eine Weltanschauung hat, die alles Leben als sinn- und bedeutungslos erachtet, ist es naheliegend, dass darauf Konsequenzen folgen – positive wie negative. Was Nihilisten aus ihrem scheinbar sinnlosen Leben machen, ist unterschiedlich. 

Positiver Nihilismus

Positiver Nihilismus

Das menschliche Leben ist kurz und wir sind nur winzige Lebewesen in einem Universum, dessen Ausmaße wir nicht begreifen können. Noch dazu leben wir vielleicht 100 Jahre in einer Milliarden Jahre langen Erdgeschichte

Auf viele Menschen wirken diese Gedanken beängstigend. Daraus entwickelt sich auch heute noch oft die nihilistische Denkweise, unser Leben sei bedeutungslos, so klein und unwichtig wie die Menschen in diesem riesigen Universum sind.

Andere wiederum ziehen sich aber genau daraus ihren Optimismus. Diese positive Sichtweise wird auch als optimistischer Nihilismus bezeichnet.

Existenzialismus

Der Existenzialismus steht dafür, dass das Leben objektiv gesehen zwar sinnlos ist, es den Menschen aber nicht davon abhält, in seinem Leben einen Sinn zu finden. Somit ist jeder Mensch frei und kann seinem Leben einen ganz eigenen Sinn geben. 

Neben dieser Ansicht zum Existenzialismus gibt es zudem noch den christlichen Existenzialismus. Dessen Vertreter gehen davon aus, dass der Mensch verloren im riesigen Universum ist und nur Gott seinem Leben einen Sinn geben kann.

Hier erfährst du mehr über das Christentum.

Absurdismus

Der Mensch ist häufig sehr bestrebt, den Sinn des Lebens zu finden. Der Nihilismus besagt wiederum, dass es einen Sinn des Lebens nicht gibt und der Mensch ihn demnach auch nicht finden kann. Mit diesem Konflikt beschäftigt sich der Absurdismus.

Vor allem der Philosoph Albert Camus ist bekannt für seine Thesen über den Absurdismus.  Das Thema ist sehr komplex. Im Grund besagt der Absurdismus aber, dass der fehlende Sinn des Lebens nicht gleichzeitig heißen muss, dass das Leben nichts wert ist.

Man kann dennoch frei und unbestimmt sein und dem Leben einen Wert geben, indem man zum Beispiel anderen Menschen hilft und den genannten Konflikt schlichtweg akzeptiert.

Negative Konsequenzen

Negative Konsequenzen

Wer sich selbst als Nihilistin oder Nihilist bezeichnet, der hat als Ausgangspunkt zunächst einmal keine so positive Sicht auf das Leben. Manche machen das Bestmögliche daraus und wenden sich dem Existenzialismus oder dem Absurdismus zu. Andere wiederum verzweifeln an dieser Weltanschauung. Manchmal kann der Nihilismus leider sogar in Depression oder gar Suizid enden. 

Nihilistische Zitate

Ob kritisch oder zustimmend, in der Vergangenheit haben sich viele Philosophen, Gelehrte und Schriftsteller mit dem Nihilismus auseinander gesetzt. Häufig taucht es in ihren Werken auf. Einige beispielhafte Zitate aus bekannten Werken haben wir hier für dich.

  1. "Alles was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht." (Mephistopheles in "Faust", Johann Wolfgang von Goethe)

  2. "Ein vollkommener Nihilist, der in sich alle Unterschiede zwischen Gut und Bös aufgehoben hat, kann alles werden, auch – Polizeispion!" (Friedrich Hebbel)

  3. "Verneinungen schaffen niemals etwas Wirkliches." (Orison Swett Marden)

  4. "Ein Nihilist ist ein Mensch, der sich vor keiner Autorität beugt, keinen Grundsatz ohne Prüfung anerkennt, und sollte derselbe auch noch so verbreitet sein." (Iwan Sergejewitsch Turgenjew)

  5. "Gott ist tot, und wir haben ihn getötet." (Friedrich Nietzsche)

  6. "Die Welt ist nichts, Gott ist nichts. Ich bin auch nichts. Das macht aber nichts." (Max Stirner)

  7. "Misstraue allen Menschen mit einem starken Trieb zur Bestrafung." (Friedrich Nietzsche)

  8. "Ein Nihilist ist ein Mensch, welcher von der Welt, wie sie ist, urteilt, sie sollte nicht sein, und von der Welt, wie sie sein sollte, urteilt, sie existiere nicht." (Friedrich Nietzsche)

  9. Du hast deinen Weg. Ich habe meinen Weg. Was den richtigen Weg, den richtigen Weg und den einzigen Weg betrifft, existiert er nicht. (Friedrich Nietzsche)

  10. "The ideal life is in our blood and never will be still. Sad will be the day for any man when he becomes contented with the thoughts he is thinking and the deeds he is doing." (Philips Brooks)

 

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