Pleonasmus: Definition, 3 Wirkungen + 20 Beispiele für das Stilmittel
Ein Pleonasmus ist ein viel verwendetes sprachliches Mittel, bei dem sinngleiche Wörter wiederholt werden. Pleonasmen können entweder Stilmittel sein oder sprachliche Fehler. Was ein Pleonasmus ist und welche Wirkungen er hat, erfährst du hier.
Das rhetorische Mittel Pleonasmus kommt im Alltag immer wieder vor. Viele Menschen verwenden es unbewusst, dabei kann es oftmals vermieden werden. Hin und wieder werden Pleonasmen auch bewusst als Stilmittel eingesetzt.
Definition von Pleonasmus
Der Begriff Pleonasmus kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt so viel wie Überfluss.
Anhand der Übersetzung kannst du dir vielleicht schon erschließen, was ein Pleonasmus ist. Dabei werden nämlich zwei oder mehrere Wörter hintereinander gereiht, die im Grunde das Gleiche bedeuten.
Benutzt du im alltäglichen Sprachgebrauch einen Pleonasmus, bekommt dein Gegenüber dadurch keine zusätzlichen Informationen.
Ganz im Gegenteil. Die zusätzlichen Informationen verwirren womöglich oder lassen dein Gegenüber daraus schließen, dass du selbst nicht genau weißt, was bestimmte Wörter eigentlich bedeuten. Pleonasmen werden daher auch oft mit einem schlechten Sprachstil in Verbindung gebracht.
In der Regel kommen Pleonasmen im Alltag nicht bewusst zum Einsatz, sondern unbewusst. Einige Pleonasmen sind mittlerweile so im alltäglichen Sprachgebrauch verankert, dass dir ihre Existenz wahrscheinlich gar nicht auffällt.
Ein Pleonasmus besteht übrigens nicht immer aus Wörtern einer Wortart. Es ist durchaus möglich, dass du ein Nomen und ein Verb oder ein Nomen und ein Adjektiv aneinanderreihst, die in diesem Zusammenhang das Gleiche bedeuten.
Vermeintliche Pleonasmen
Es gibt einige Fälle, bei denen sich darüber streiten lässt, ob es sich um Pleonasmen handelt oder nicht. Hin und wieder hängt das davon ab, wie geläufig bestimmte Wörter in einer Sprache sind. Ist die ursprüngliche Bedeutung eines Wortes nur noch wenigen Menschen bekannt, handelt es sich nicht um einen Pleonasmus.
Unterschied zwischen Tautologie und Pleonasmus
Die Begriffe Tautologie und Pleonasmus werden manchmal versehentlich synonym verwendet. Eigentlich unterscheiden sie sich jedoch in einem Punkt. Pleonasmen sind meist Kombinationen aus Substantiv und Adjektiv, während Tautologien sich aus derselben Wortart zusammensetzen, zum Beispiel aus zwei Adjektiven.
- Pleonasmus: alter Greis, schwarzer Rabe
- Tautologie: nie und nimmer, immer und ewig
Mehr über die Tautologie und ihre Wirkung erfährst du hier.
Pleonasmus als Stilmittel
Pleonasmen haben zwar im Alltagsgebrauch einen schlechten Ruf, kommen in der Literatur aber gerne als Stilmittel zum Einsatz. Sie dienen als rhetorische Figuren und verstärken bestimmte Aussagen.
So kann zum Beispiel von "nassem Regen" erzählt werden, um den Leser noch intensiver an die Handlung zu binden. Dabei ist das Adjektiv eigentlich überflüssig, da Regen immer nass ist. Dennoch ist der Pleonasmus in diesem Fall gezielt gewählt, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen.
Auch in Reden kommen immer wieder Pleonasmen zum Einsatz. Das gilt sowohl für Hochzeitsreden als auch für Ansprachen von Politikern. Der Einsatz des Stilmittels fällt dir wahrscheinlich nur auf, wenn du gezielt darauf achtest.
Eine gute Rede ist so geschrieben, dass sie dich gleich in ihren Bann zieht und mitreißt. Achtest du während der Ansprache nur darauf, was inhaltlich vermittelt wird, fällt dir der Einsatz von rhetorischen Figuren nicht unbedingt auf.
Dabei werden in Reden immer wieder unterschiedlichste Stilmittel genutzt, um die Zuhörer zu lenken. Dazu zählen zum Beispiel auch Euphemismen.
Als Stilmittel dient der Pleonasmus also dazu, bestimmte Aussagen oder Erlebnisse zu verstärken, Details zu verdeutlichen oder Dinge hervorzuheben.
Gerade wenn von persönlichen Erfahrungen die Rede ist, kann ein Pleonasmus einiges bewirken. Der Pleonasmus "Mit den eigenen Händen angefasst" klingt zum Beispiel sehr viel intensiver als das bloße Verb "anfassen".
Wirkungen von Pleonasmen
Pleonasmen erzeugen unterschiedlichste Wirkungen. Dabei kommt es immer darauf an, aus welchem Grund sie verwendet werden, beziehungsweise ob es überhaupt einen Grund gibt.
Viele Pleonasmen sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil unserer Alltagssprache geworden und nicht so leicht zu identifizieren. Achtest du verstärkt darauf, wird es dir aber gelingen. Im Folgenden erfährst du, welche Wirkungen Pleonasmen haben.
Effekte verstärken
In Reden oder literarischen Texten werden Pleonasmen in erster Linie verwendet, um den Leser zu beeinflussen und gegebenenfalls sogar zu manipulieren. Dabei spielt das Verstärken von unterschiedlichen Effekten eine große Rolle.
Ist zum Beispiel von "leuchtenden Lichtern" die Rede, soll die Strahlkraft eben dieser Lichter auf die Spitze getrieben werden. Der Leser stellt sich das dann bildlich vor und erinnert sich im Nachhinein womöglich besser an die Beschreibung.
Nachdruck verleihen
Möchtest du einer bestimmten Aussage besonderen Nachdruck verleihen, kannst du auch zu diesem Zweck Pleonasmen verwenden.
Setzt du das Stilmittel bewusst ein, lenkst du die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer genau auf den Punkt, den du betonen möchtest. Übertreiben darfst du es mit den Pleonasmen aber nicht, sonst verliert das Stilmittel an Wirkung.
Rhetorische Schwäche
Verwendest du unbewusst Pleonasmen, wird das schnell als rhetorische Schwäche verstanden. Hin und wieder ist auch die Rede von Stilblüten.
Verfolgst du kein bestimmtes Ziel mit der Dopplung deiner Aussage, schließen deine Mitmenschen womöglich darauf, dass dir nicht klar ist, was bestimmte Wörter bedeuten.
Möchtest du solche rhetorischen Schwächen vermeiden, solltest du verstärkt auf deine Wortwahl achten. Es gibt bestimmte Pleonasmen, die immer wieder auftauchen. Versuche diese zu vermeiden, so gut es geht. Dann machst du keine inhaltlichen Fehler und kannst dich bewusst dafür entscheiden, einen Pleonasmus zu verwenden.
Die besten Techniken für eine wirkungsvolle Kommunikation findest du hier.
Beispiele für den Pleonasmus
Suchst du nach Beispielen für Pleonasmen, stolperst du dabei zwangsläufig über den "weißen Schimmel". Dieser Ausdruck wird sogar als ein Synonym für das Stilmittel verwendet.
Es handelt sich dabei um die Bezeichnung eines weißen Pferdes. Das entscheidende dabei ist, dass ein ausgewachsener Schimmel ein weißes Pferd ist. Das Adjektiv ist also redundant.
Obwohl das Beispiel immer wieder genannt wird, ist es eigentlich kein Pleonasmus. Als Jungpferde sind Schimmel nämlich noch nicht unbedingt weiß. Sie können auch dunkel sein und erst mit den Jahren ihre charakteristische Fellfarbe erlangen. Möchtest du deinen Freunden erklären, was ein Pleonasmus ist, entscheidest du dich also besser für ein anderes der zahlreichen Beispiele.
Pleonasmen als rhetorische Mittel
Bestimmte Pleonasmen werden in der Literatur oder in Reden als Stilmittel benutzt. Im Alltag hörst du sie eher selten. Folgende Fälle zählen zum Beispiel dazu:
1. rabenschwarz: Raben sind immer schwarz, daher handelt es sich in diesem Fall um einen Pleonasmus. Dieser Ausdruck wird jedoch häufig verwendet, um die Dunkelheit und eventuell damit assoziierte Bedrohung der Farbe zu unterstreichen.
2. weibliche Bundeskanzlerin: Das Adjektiv "weiblich" ist durch die Endung des Nomens redundant. Dennoch kommt die Kombination beider Wörter vor, um das Geschlecht der Person deutlicher hervorzuheben.
3. leuchtende Lichter: Dieser Pleonasmus verdeutlicht die Intensität des Lichts. Das Adjektiv ist im Grunde redundant.
Die wichtigsten rhetorischen Mittel im Überblick findest du hier.
Beispiele für den Pleonasmus in der Alltagssprache
Es gibt einige Pleonasmen, die mittlerweile zu einem festen Bestandteil des alltäglichen Sprachgebrauchs geworden sind. Daher fällt dir vielleicht gar nicht auf, wenn du sie benutzt.
Sie entstehen in der Regel dann, wenn bestimmte Wörter oder Bestandteile eines Wortes ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren. Dann ergänzt du ein weiteres Wort, um die eigentliche Bedeutung des ursprünglichen Wortes herauszustellen.
Das passiert auch oft mit Silben oder Wörtern, die aus anderen Sprachen übernommen wurden. Folgende Pleonasmen kommen im Alltag immer wieder vor:
1. stillschweigend: Diesen Pleonasmus hast du mit Sicherheit schnell entlarvt. Überlege dazu einfach einmal, was das Phänomen des Schweigens ausmacht. Definitiv kein lautes Gebrüll oder Gelächter. Wer schweigt ist still. Demnach kannst du in Zukunft einfach von "schweigen" sprechen und den ersten Teil des Wortes weglassen.
2. vorprogrammieren: Um diesen Pleonasmus zu erkennen, musst du dich ein wenig mit Sprachen auskennen. Die Vorsilbe "pro" kommt nämlich aus dem Lateinischen und bedeutet ebenfalls "vor". Es reicht also, wenn du von programmieren sprichst und das vorangestellte "vor" weglässt.
3. Fußpedal: Es gibt unterschiedliche Arten von Pedalen, zum Beispiel am Fahrrad, in Kraftfahrzeugen oder an Instrumenten, wie dem Klavier. (Tipps zum Klavier lernen gibt es hier.)
Alle diese Pedal-Arten haben jedoch eins gemeinsam: Sie werden mit dem Fuß bedient. Außerdem stammt das Wort "pedal" vom lateinischen "pedalis" ab. Das bedeutet übersetzt so viel wie "zum Fuß gehörig". Daher kannst du das vorangestellte Nomen "Fuß" beim Gebrauch des Wortes ohne schlechtes Gewissen weglassen.
4. Haarfrisur: Hochsteckfrisuren, Flechtfrisuren – der Begriff "Frisur" steht ohne Probleme für sich alleine.
5. Reisrisotto: Risotto ist immer ein Reisgericht. Das Wort hat sich aus dem italienischen "riso" entwickelt, was Reis bedeutet. Risotto wurde in den deutschen Sprachgebrauch aufgenommen. Da nicht jeder Italienisch kann und den Begriff versteht, wurde die deutsche Übersetzung "Reis" vorangestellt.
6. schlussendlich: Dieses Wort setzt sich aus zwei verschiedenen Wörter zusammen. Es handelt sich dabei um die Wörter "schließlich" und "endlich". Beide haben den gleichen Sinn. Es reicht also völlig aus, wenn du nur eines der beiden Wörter benutzt.
7. seltene Ausnahme: Überlege dir, was die Definition von Ausnahme ist. Ausnahmen sind Ereignisse, die nicht oft vorkommen. Ausnahmen sind also immer selten. Du musst das Nomen nicht mit einem weiteren Adjektiv definieren.
8. Zukunftsprognose: Stellst du eine Prognose auf, denkst du über ein Ereignis nach, das noch eintreten wird. Eine Prognose kann sich nicht auf die Vergangenheit oder die Gegenwart beziehen. Daher beziehst du dich zwangsläufig auf die Zukunft, wenn du von einer Prognose sprichst.
Weitere Beispiele für den Pleonasmus
Außerdem gib es weitere Pleonasmen, die in keine der beiden oberen Kategorien einzuordnen sind. Dennoch solltest du sie kennen, damit du sie in Zukunft richtig einordnest. Eine kleine Auswahl gibt es hier:
1. zwei Zwillinge: Bei dieser Kombination aus Wörtern kann es sich entweder um einen Pleonasmus handeln oder auch nicht. Ist die Rede von zwei Menschen, die am gleichen Tag geboren wurden, muss du das nicht mit einem zusätzlichen "zwei" untermalen.
Handelt es sich um jeweils einen Zwilling aus unterschiedlichen Zwillingspaaren, ist der Zusatz wichtig und "zwei Zwillinge" kein Pleonasmus.
2. tote Leiche: Lebendige Leichen gibt es noch nicht einmal in einem Gruselfilm, denn ist ein Lebewesen lebendig, ist es keine Leiche.
3. zusammenaddieren: Wer addiert, rechnet zwangsläufig etwas zusammen. Das vorangestellte "zusammen" kannst du also getrost weglassen.
4. manuelle Handarbeit: Gleiches gilt für diesen Pleonasmus, denn Handarbeit ist immer manuell, sonst wäre es keine Handarbeit.
5. dichtes Gedränge: Hast du schon einmal Gedränge erlebt, das nicht dicht ist? Ein Gedränge wird erst durch Dichtheit zu dem, was es ist.
6. kleiner Zwerg: Dieser Pleonasmus wird womöglich bewusst eingesetzt, um auf das entscheidende Körpermerkmal eines Zwerges aufmerksam zu machen: Seine fehlende Größe. Das Adjektiv ist aber überflüssig, da eben diese fehlende Größe einen Zwerg erst zu einem Zwerg macht.
7. runder Kreis: Ein Kreis ist nur dann ein Kreis, wenn er rund ist. Du sprichst schließlich auch nicht von einem quadratischen Quadrat.
8. am optimalsten wäre: Bei diesem Pleonasmus handelt es sich um die Steigerung eines Adjektivs, das eigentlich nicht steigerbar ist. Optimal ist nämlich ein absolutes Adjektiv, das bereits das "bestmögliche" Szenario beschreibt. Noch besser als optimal, kann es also gar nicht werden.
9. in keinster Weise: Auch der Ausdruck "in keinster Weise" gehört zur Kategorie nicht steigerbarer Adjektive. In keiner Weise bedeutet, dass etwas nicht möglich ist. Du kannst das Wort mit einer Steigerung nicht weiter präzisieren.
Oxymoron als Gegenstück zum Pleonasmus
Je nachdem wie du ein Oxymoron verwendest, bildet dieses Stilmittel den Gegensatz zum Pleonasmus. Ein Oxymoron entsteht nämlich aus einem Widerspruch, der oftmals sogar in einem Wort vorhanden ist.
Es dient dazu, die Vielschichtigkeit des Bezeichneten zu verdeutlichen. Dazu werden eigentlich unvereinbare Wörter zusammengesetzt und in einem Zusammenhang genannt.
Genau wie der Pleonasmus findet sich auch das Oxymoron als Stilmittel in zahlreichen Texten, sowohl lyrischen als auch epischen und dramatischen. In der Alltagssprache kommen Oxymora ebenfalls vor.
Ein Oxymoron bringt Situationen und Gegebenheiten zum Ausdruck, die sonst nur schwer in Worte zu fassen sind. Häufig werden dazu ein positiv konnotierter Begriff und ein negativ konnotierter Begriff aneinandergefügt, um die Mehrdeutigkeit einer Situation oder eines Konflikts zu verdeutlichen.
Ein oft genanntes Beispiel ist die "Hassliebe". Dieses Wort drückt den Konflikt einer Person mit einem Mitmenschen, einem Gegenstand oder einem bestimmten Sachverhalt aus. Weitere charakteristische Beispiele für Oxymora sind:
1. bittersüß: In diesem Oxymoron sind zwei völlig verschiedene Geschmacksrichtungen vereint.
2. stummer Schrei: Wer schreit ist normalerweise nicht stumm. Dieser Ausdruck bezeichnet einen lautlosen Ausdruck der Verzweiflung und Hilflosigkeit. Ein Oxymoron, das aus einem Adjektiv und einem Substantiv besteht, nennt man übrigens Contradictio in adiecto.
3. offenes Geheimnis: Ist ein Geheimnis öffentlich, kann es eigentlich nicht mehr als solches bezeichnet werden. Man spricht von einem offenen Geheimnis, wenn eine Information öffentlich wird, die eigentlich geheim bleiben sollte.
4. Ausnahmeregel: Eine Regel ist normalerweise keine Ausnahme, sondern eine Richtlinie, an die sich alle halten sollen. Es kommt jedoch vor, dass für bestimmte Ausnahmen spezielle Regeln festgelegt werden.
5. teuflisch gut: Was teuflisch ist, kann eigentlich nicht gleichzeitig gut sein. Dennoch spricht man von teuflisch gut, wenn etwas moralisch verwerflich ist, aber Spaß macht.
Hier erfährst du mehr über das Oxymoron und seine Wirkung.