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Suggestivfrage: Wirkung, 10 Beispiele & 6 Fragearten

Eine Suggestivfrage ist ein rhetorisches Mittel, das dein Gegenüber beeinflussen kann. Wir verraten dir, welche Wirkung du mit dieser Frageform erzielst und haben anschauliche Beispiele.

Der Begriff “Suggestion” sowie das zugehörige Adjektiv "suggestiv" und das Verb “suggerieren” bedeuten, etwas Bestimmtes hervorrufen zu wollen.

Wenn du suggestiv handelst, versuchst du, eine psychische oder emotionale Wirkung bei jemand anderem zu erzielen. Eine Suggestivfrage richtet dieses Ziel auf eine bestimmte Antwort, die dein Gegenüber geben soll.

Was eine Suggestivfrage ist

Was eine Suggestivfrage ist

Bei einer Suggestivfrage ist der Inhalt der Antwort auf eine Frage vorherbestimmt. Die Person, die die Frage stellt, hält ihre Gesprächspartnerin oder ihren Gesprächspartner von anderen Antworten ab, indem sie die Möglichkeiten einschränkt. Streng genommen handelt es sich hierbei um eine Form von Manipulation.

Beispiele:

  • Du bist doch bestimmt auch der Meinung, dass Französisch schwieriger zu lernen ist als Deutsch, oder?
  • Möchtest du nicht auch, dass wir auf schnellstem Weg nach Hause kommen?
  • Sollen wir indisch oder italienisch essen gehen?

Wie du siehst, versucht die fragende Person die Antwort in eine bestimmte Richtung zu lenken. Ob die Technik funktioniert und die antwortende Person sich beeinflussen lässt, hängt von ihr ab. Sie hat theoretisch noch die Möglichkeit, nicht auf die Vorgabe einzugehen und anders zu antworten, als es von der fragenden Person erwartet wird.

Suggestivfragen begegnen dir in der Rhetorik (Redekunst) sowie in der Psychologie, bei Vernehmungen, in Verkaufsgesprächen und in der Markt- und Meinungsforschung.

Selbst im Alltag verwenden wir öfter bewusst oder unbewusst die Suggestiv-Fragetechnik, wenn wir uns Zustimmung und Unterstützung von unserem Gegenüber wünschen.

Die drei großen Fragetechniken

Fragen lassen sich in drei Kategorien einteilen:

  • Offene Fragen: viel Spielraum für die Antwort durch W-Fragen (Wo, Was, Wie, Warum?)
  • Geschlossene Fragen: kein Raum für Ausführungen, es wird oft auf die Antwort “Ja” oder “Nein” abgezielt
  • Halboffene Fragen: eingrenzende Vorgaben, aber auch Möglichkeiten durch aktive Formulierungen und Übertragung von Verantwortung an die Zuhörenden

Unterschied: Suggestivfrage und rhetorische Frage

Unterschied: Suggestivfrage und rhetorische Frage

Im Vergleich zu einer Suggestivfrage erwartet die rhetorische Frage keine Antwort von ihrer Gesprächspartnerin oder ihrem Gesprächspartner. Sie soll lediglich etwas betonen oder hervorheben. Das kann eine Behauptung, eine Tatsache, ein Gefühl oder Sonstiges sein.

Die Gemeinsamkeit von Suggestivfragen und rhetorischen Fragen ist, dass beide ihr Gegenüber beeinflussen. Rhetorische Fragen bewirken, dass man genauer über eine getroffene Aussage nachdenkt. Beispiele sind:

  • Ist das nicht lächerlich?
  • Wer kann das noch bestreiten?
  • Machen wir nicht alle mal einen Fehler?

Rhetorische Frage: Definition, Wirkung und Beispiele für das Stilmittel. 

Beispiele für Suggestivfragen und ihre Wirkung

Beispiele für Suggestivfragen und ihre Wirkung

Die Hauptwirkung von Suggestivfragen ist, die befragte Person zu einer bestimmten Antwort zu bewegen. Wie geschlossen oder offen diese Antwort sein soll, hängt ganz von der Frage und der Intention der fragenden Person ab.

Außerdem können Suggestivfragen ganze Gespräche und Diskussionen lenken, indem sie die Argumente einer Partei unterstützen.

Im Folgenden haben wir unterschiedliche Fragen und Szenarien für dich erklärt, damit du besser verstehst, welche Formen suggestive Fragen annehmen können und wie sich ihre Wirkung dadurch entfalten kann.

Wenig suggestive Fragen

In diesem Kapitel stellen wir dir Suggestivfragen vor, die nicht ganz so extrem sind. Wir stellen sie anschließend den stark suggestiven Fragen gegenüber. So hast du einen besseren Eindruck davon, welche Abstufungen es gibt und du lernst, stark suggestive Fragen schneller zu erkennen und zu entlarven.

1. Was hast du gesehen?

In diesem Beispiel siehst du eine Frage, die Vorwissen vortäuscht oder preisgibt. Sie geht davon aus, dass die befragte Person etwas gesehen hat. Sie lässt aber auch Spielraum für eine detaillierte Antwort.

So ist die befragte Person weniger versucht, zu leugnen, dass sie etwas gesehen hat und muss nun etwas sagen. Sie denkt, dass die fragende Person ohnehin über sie Bescheid weiß.

Fragen wie diese werden oft bei Vernehmungen gestellt, um Menschen zum Reden zu bringen. Durch Teilinformationen entsteht der Eindruck, dass die Vernehmenden längst Bescheid wissen. So bringen sie ihr Gegenüber zum Sprechen.

2. Hat Tim etwas zu dir gesagt, als du ihn getroffen hast?

Hier geht die fragende Person davon aus, dass Tim etwas zur befragten Person gesagt haben könnte. Es wird aber nicht ausgeführt, worum es sich genau handelt.

Der befragten Person bleibt also selbst überlassen, wie sie auf diese Frage antworten möchte. Allerdings wird ihr signalisiert, dass die fragende Person auf etwas Bestimmtes hinaus möchte. Vermutlich handelt es sich um etwas, das sie interessiert.

3. Der Tag heute war wirklich perfekt, findest du nicht auch?

Durch diese Frage möchte die fragende Person etwas Positives hervorheben. Vielleicht hat sie sich besonders viel Mühe gegeben, den Tag perfekt zu gestalten und wünscht sich nun Bestätigung.

Vielleicht hatte sie auch den Eindruck, dass ihr Gegenüber den Tag nicht so toll fand und möchte ihr Gewissen beruhigen. So oder so wird die befragte Person dazu gedrängt, die Frage mit “Ja” zu beantworten, um die fragende Person nicht zu verletzen. Es wird emotionaler Druck ausgeübt.

Dennoch ist die Frage wenig suggestiv. Denn sie ist eine Meinungsäußerung, die Bestätigung erfragt, sie aber nicht erzwingt. Eine Antwortmöglichkeit, mit der die befragte Person ausweichen könnte, wäre “Ja schon, aber mit einem leckeren Eis wäre der Tag noch schöner gewesen.”

4. Dein Lieblingslied ist “Somewhere over the Rainbow”, oder?

Hier suggeriert die fragende Person, dass sie ihr Gegenüber eigentlich schon gut kennt. Sie möchte sich aber vergewissern, dass sie das richtige Lieblingslied genannt hat. Theoretisch würde hier ein “Ja” oder “Nein” als Antwort genügen. Es wird aber indirekt erfragt, welches Lieblingslied es sonst ist, wenn nicht “Somewhere over the Rainbow”.

5. Wie spät bist du nach Hause gekommen, noch vor oder nach 22:00 Uhr?

Diese suggestive Frage zeigt, dass die fragende Person Hintergrundwissen hat. Für sie ist nicht der exakte Zeitpunkt relevant, wann die gefragte Person nach Hause gekommen ist, sondern nur, ob es vor oder nach 22:00 Uhr war.

Eine solche Fragestellung ist bei Vernehmungen üblich, wenn sich die befragte Person nicht mehr genau erinnern kann, die Uhrzeit aber relevant für einen Tatverdacht sein könnte.

Starke Suggestivfragen

Starke Suggestivfragen

Im Folgenden findest du starke Suggestivfragen, die ihr Gegenüber deutlich dazu drängen, etwas Bestimmtes zu äußern. Manche von ihnen sind pedantisch oder passiv-aggressiv, manche bedrängen die befragte Person und versuchen, so zu erreichen, was sie möchten.

1. Sicherlich wolltest du ihr das Geld morgen wiedergeben, oder?

Diese suggestive Frage impliziert Erwartungen. Sie ist also stark suggestiv, indem sie etwas annimmt und voraussetzt. Der dadurch entstehende Druck soll das Gegenüber dazu bringen, die Frage zu bejahen und das eigene Verhalten zu überdenken.

Die befragte Person wird sozusagen in die richtige Richtung gestupst. Selbst wenn sie das Geld nicht am nächsten Tag zurückgeben wollte, wird sie es nun mit höherer Wahrscheinlichkeit tun.

2. Bist du dir sicher? Hat Tessa mein Geheimnis weitererzählt?

Durch die Wiederholung der Frage entsteht eine Art Nachdruck. Die befragte Person wird gleich zweimal zu einer Antwort aufgefordert. Die fragende Person möchte hierdurch sichergehen, dass kein Missverständnis vorliegt. Gleichermaßen äußert sie Ungläubigkeit oder Zweifel an der vorhergegangenen Aussage des Gegenübers.

3. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du dich daran nicht mehr erinnerst!?

Diese Suggestivfrage ist als Unterstellung formuliert. Die fragende Person glaubt nicht, dass sich die befragte Person nicht mehr erinnern kann. Also gibt sie negatives Feedback, das einer Aufforderung gleichkommt, die vorangegangene Antwort zu revidieren.

4. Ich frage dich so lange, was du letzten Samstag getan hast, bis du mir die Wahrheit sagst.

Diese Suggestivfrage ist zwar als Aussagesatz formuliert, enthält aber dennoch eine Frage. Gleichermaßen gibt es eine Drohung beziehungsweise ein Versprechen, das die befragte Person dazu überreden soll, wie gewünscht zu antworten.

Dieses Beispiel zeigt eine stark suggestive Frage, da sie auf eine bestimmte Antwort abzielt und keine andere Antwort akzeptiert.

5. Hast du immer noch nicht für die Prüfung gelernt?

In diesem Beispiel erkennst du eine Suggestivfrage in einer ihrer stärksten Formen. Egal, ob die befragte Person mit “Ja” oder “Nein” antwortet, sie bekennt sich schuldig.

Der einzige Weg, nicht zuzugeben, dass sie nicht gelernt hat, ist der Frage auszuweichen. Sie könnte eine Gegenfrage stellen, wie “Was meinst du damit?” oder sagen “Ich lerne schon seit Tagen.”.

Möchtest du eine ehrliche Antwort auf eine Frage, solltest du sie so wenig suggestiv wie möglich stellen. Sie sollte nicht wertend sein, um dein Gegenüber in keine bestimmte Richtung zu lenken. Die Person kann sich dann auf ihre eigene Meinung besinnen, ohne es dir recht machen zu wollen.

NLP: Die besten Techniken für eine wirkungsvolle Kommunikation.

Diese Fragearten gibt es noch

Diese Fragearten gibt es noch

Es gibt unterschiedliche Fragearten beziehungsweise Fragetechniken, die Einfluss auf die Antwort deines Gegenübers nehmen. Sie lenken die Gedanken in eine bestimmte Richtung und wollen somit ein konkretes Ziel erreichen. Wir verraten dir, welche Arten einer Frage es gibt und haben Beispiele zur Veranschaulichung.

Alternativfrage (Entweder-oder-Frage)

Bei dieser Fragestellung bietest du deinem Gegenüber eine alternative Antwortmöglichkeit an. Du schränkst die Möglichkeiten insgesamt aber immer noch ein. Deswegen wird diese Frage umgangssprachlich auch "Entweder-oder-Frage" genannt. Beispiele sind:

  1. Möchtest du dich entweder morgens oder abends treffen?
  2. Sollen wir es auf meine Art lösen oder es gleich ganz lassen?
  3. Hast du eher Lust auf Pizza oder Burger?

Beispiel 1 lässt dem Gegenüber die Wahl, indem zwei verfügbare Tageszeiten angeboten werden, zu denen die sprechende Person Zeit hat.

In Beispiel 2 versucht die sprechende Person ganz klar, ihren Willen durchzusetzen. Er oder sie drängt die gefragte Person dazu, den Lösungsvorschlag zu akzeptieren.

Beispiel 3 zeigt, dass die sprechende Person bereits ihre Vorlieben zur Auswahl stellt, aber dem Gegenüber das Gefühl gibt, dass sie mitentscheiden kann.

Bumerang-Frage

Bumerang-Frage

Mit dieser Fragetechnik bringst du dein Gegenüber dazu, noch einmal über seine eigene Aussage nachzudenken. Das kann ihn implizit (indirekt) dazu überreden, seine Aussage zurückzuziehen oder zumindest Zweifel zu schüren. Bumerang-Fragen werfen eine Überzeugung also ein Stück weit zurück. Beispiele sind:

  1. Bist du wirklich der Meinung, dass das Muster-Restaurant das beste der Stadt ist?
  2. Warum hast du dich dazu entschieden, die Bilder nicht zu bearbeiten?
  3. Bist du dir sicher, dass du mit einem Ventilator den Sommer nicht viel besser genießen könntest?

Bumerang-Fragen werden vor allem in Verkaufsgesprächen benutzt, um potentielle Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, dass sie ein Produkt benötigen.

Einwandfrage

Bei einer Einwandfrage implizierst du bereits, dass du Einwände hast. Du stellst eine Frage so, dass diese Einwände klar zum Vorschein kommen und deine Argumentation unterstützen. Beispiele sind:

  1. Denkst du nicht, dass es mit dieser Methode vielleicht Probleme geben könnte?
  2. Spricht etwas dagegen, dass wir es auf meine Art versuchen?
  3. Welche Risiken gibt es dabei?

Einwandfragen sollen dein Gegenüber zum Zweifeln bringen oder es über andere Optionen nachdenken lassen.

Ergänzungsfrage (Bestimmungsfrage)

Eine sogenannte Ergänzungsfrage ist meist eine W-Frage (zum Beispiel Wer, Welcher, Wann, Wo?). Sie geht über ein einfaches “Ja” oder “Nein” als Antwort hinaus, benötigt aber auch nicht zwingend einen vollständigen Satz als Antwort. Manchmal genügen schon Satzteile, um das Erfragte zu beantworten.

  1. Wer hat dir das erzählt?
  2. Wo treffen wir uns morgen?
  3. Welches Lied soll ich spielen?

Durch Ergänzungsfragen erreicht die fragende Person im Idealfall, dass sie genau die Antwort erhält, die sie sucht – ohne Abweichungen oder unnötige Ausschmückungen.

Zusammenfassende Frage

Zusammenfassende Frage

Zu den sogenannten zusammenfassenden Fragen gehören Fragen, die abschließende Worte oder eine zusammenfassende Formulierung als Antwort hören möchten. Beispiele sind:

  1. Zu welchem Schluss kommst du letztendlich?
  2. Was bedeutet das jetzt?
  3. Wozu würdest du also tendieren, wenn du alle Pro- und Contra-Argumente berücksichtigst?

Diese Art von Fragen setzt ein grundlegendes Verständnis des vorher Gesagten voraus. Sie kann also prüfen, ob die befragte Person alles verstanden hat. Eine andere Möglichkeit ist, dass die fragende Person selbst etwas nicht verstanden hat und auf diese Art und Weise mehr Informationen erhalten möchte.

Isolationsfrage

Eine Isolationsfrage isoliert – wie der Name schon sagt – unbrauchbare Antwortmöglichkeiten oder Einwände. Indem präzise Fragen gestellt werden, kann eine präzise Antwort folgen. Diese lässt aber immer noch so viel Spielraum, dass nichts Wichtiges ausgelassen wird.

  1. Welche drei Dinge sind dir im Leben am wichtigsten?
  2. Zu wem hattest du während der letzten zwei Tage Kontakt?
  3. Wenn wir mit dem Preis noch weitere 20 Prozent runtergehen, würden Sie mir dann zustimmen, dass sich dieser Kauf für Sie lohnt?

Fragen wie diese sind zum Beispiel in Umfragen hilfreich, wenn die Antwort nicht durch Multiple Choice erfolgt. Damit alle Teilnehmenden auswertbare Antworten geben, müssen die Fragen eingeschränkt sein. Ebenso sind Isolationsfragen wichtig bei Verkaufsgesprächen, wenn die verkaufende Person auf eine Zustimmung der Kundin oder des Kunden hinarbeitet.

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