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Oxymoron: Definition & 10 Beispiele für das Stilmittel

Das Oxymoron ist ein beliebtes Stilmittel, das sowohl in der Literatur als auch im täglichen Sprachgebrauch Anwendung findet. Was das Oxymoron genau ist, welche Bedeutung und Wirkung es hat und wie du es erkennst, erfährst du im Folgenden mit anschaulichen Beispielen.

Das rhetorische Mittel Oxymoron wirkt als Hervorhebung und eignet sich für allerlei Zwecke – ob in der Lyrik oder Werbung. Ähnlich wie das Paradoxon entsteht auch das Oxymoron aus einem Widerspruch – und das oft in ein und demselben Wort. Auf diese Weise wird die Vielschichtigkeit des Bezeichneten verdeutlicht.

Definition: Was ein Oxymoron ist

Was ein Oxymoron ist

Das Oxymoron findet sich stets in bestimmten Wortverbindungen oder -zusammensetzungen, die sich im Grunde widersprechen. Die eigentlich unvereinbaren Wörter werden hier im selben Zusammenhang genannt und sorgen damit erst einmal für Verwirrung.

Schon das Wort selbst – Oxymoron – deutet die Funktion des Stilmittels an. Es setzt sich nämlich aus den altgriechischen Wörtern "oxys" und "moros" zusammen, die zum einen "scharfsinnig" und "dumm" bedeuten. Das Wort selbst ist also schon ein Oxymoron, da sich der Begriff an sich widerspricht.

Das Oxymoron findet sich als Stilmittel in zahlreichen Texten, egal ob es sich um lyrische, epische oder dramatische Texte handelt. Auch in der Alltagssprache werden Oxymora gebraucht.

Ein geläufiger Begriff ist beispielsweise "Hassliebe", der den Konflikt zu einem bestimmten Gegenstand oder einer Person verdeutlicht. Der Begriff beschreibt sowohl die Faszination als auch die Verzweiflung, die diese Person oder der Gegenstand in ihm auslöst.

Wirkung

Auf diese Weise kann das Oxymoron Sachverhalte zum Ausdruck bringen, die sonst nur schwer in Worte zu fassen sind.

Häufig werden dazu ein positiv konnotierter Begriff und ein negativ konnotierter Begriff aneinandergefügt, um die Mehrdeutigkeit eines Sachverhalts oder den (inneren) Konflikt einer Person deutlich zu machen.

Sonderform: Die Contradictio in adiecto

Steht das Oxymoron nicht als eigener Begriff, sondern wird aus einem Adjektiv und Substantiv gebildet, spricht man von einer Contradictio in adiecto. Der Widerspruch entsteht dabei zwischen der gegensätzlichen Bedeutung von Adjektiv und Substantiv wie beispielsweise bei "stummer Schrei".

Die Wörter "stumm" und "Schrei" widersprechen sich in ihrer ursprünglichen Bedeutung, denn während man eine stumme Handlung mit Lautlosigkeit assoziiert, ist ein Schrei eine lautstarke Verhaltensweise.

Dennoch beschreibt die Zusammenfügung dieser beiden Worte das Gefühl von Verzweiflung und Hilflosigkeit sehr gut. Die Contradictio in adjecto ist eine Sonderform des Oxymorons.

Beispiele für das Oxymoron und seine Bedeutung

Beispiele für das Oxymoron und seine Bedeutung

Viele Oxymora haben es mittlerweile in die Alltagssprache geschafft und werden verwendet, ohne sich ihrer Besonderheit bewusst zu sein. Aber auch in der Literatur gibt es zahlreiche Beispiele, die die Funktion des Oxymorons hervorragend verdeutlichen. 

Rhetorische Stilmittel wie das Oxymoron können dir bei Gedichtanalysen, Sachtextanalysen und Romananalysen helfen, den Text und seine tiefergehende Bedeutung besser zu verstehen.

1. "Hassliebe"

Bedeutung: Bei diesem Begriff werden die Wörter "Hass" und "Liebe" in einen Widerspruch zueinander gesetzt, wodurch die Mehrdeutigkeit des beschriebenen Gefühls deutlich wird.

Es herrscht eine Disharmonie vor, bei der die beiden Gefühlsregungen, Liebe und Hass, sich ständig im Wechsel befinden. Durch das Oxymoron kann diesem Gefühl Ausdruck verliehen werden.

2. "bittersüß"

Bedeutung: Dieses Oxymoron setzt sich aus den Wörtern "bitter" und "süß" zusammen, die das Gegenteil voneinander behaupten. Normalerweise sind bitter und süß zwei vollkommen unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Manchmal können sich bestimmte Situation jedoch bittersüß anfühlen, beispielsweise ein Abschiedskuss.

3. "stummer Schrei"

Bedeutung: Dieses Contradictio in adjecto kombiniert zwei gegenteilige Wörter, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen. Denn während der Stumme nicht sprechen kann, definiert sich ein Schrei durch einen schrillen Laut. Ein stummer Schrei bezeichnet im übertragenen Sinn einen lautlosen Ausdruck der Verzweiflung und Hilflosigkeit.

4. "teuflisch gut"

Bedeutung: Auch diese beiden Wörter schließen sich grundsätzlich aus, denn etwas, das teuflisch ist, kann zunächst einmal nicht gut sein. Dieser Ausdruck wird verwendet, wenn ein Sachverhalt moralisch verwerflich ist, jedoch trotzdem Freude bereitet.

5. "traurig froh"

Bedeutung: Dieser Begriff stammt ursprünglich aus Friedrich Hölderlins Ode "Heidelberg" und auch hier handelt es sich um ein Oxymoron, denn Traurigkeit und Freude schließen sich normalerweise aus.

Hölderlin vergleicht den Ausdruck in seiner Ode mit einem "Herz, wenn es, sich selbst zu schön, liebend unterzugehen, in die Fluten der Zeit sich wirft."

6. "alter Knabe"

Bedeutung: Auch diese Contradictio in adjecto kombiniert zwei Wörter miteinander, die eigentlich Gegensätzliches behaupten. Ein Knabe kann nämlich eigentlich nicht alt sein.

Mit ein wenig Ironie kann ein älterer Mann scherzhaft jedoch noch als Knabe bezeichnet werden, beispielsweise wenn er in seiner Denkweise jung geblieben ist. Auch Junggesellen werden mitunter als alte Knaben bezeichnet.

7. "beredtes Schweigen"

Bedeutung: Dieses Oxymoron bildet einen Widerspruch aus Reden und Schweigen. In der juristischen Fachsprache hat dieser Ausdruck jedoch eine ganz besondere Bedeutung.

Beredtes Schweigen tritt beispielsweise dann ein, wenn vertraglich festgelegt ist, dass eine Vertragsverlängerung eintritt, wird der Vertrag nicht rechtzeitig gekündigt. Beredtes Schweigen äußert also eine Zustimmung, die ohne Worte eintritt.

8. "offenes Geheimnis"

Bedeutung: Auch diese Wörter bilden einen Widerspruch. Das Geheimnis verliert nämlich das Geheime, sobald es offengelegt wird. Dennoch wird dieses Oxymoron verwendet, wenn eine Information an die Öffentlichkeit gelangt, die eigentlich hätte geheim bleiben sollen.

9. "Ausnahmeregel"

Bedeutung: Ausnahme und Regel schließen sich eigentlich gegenseitig aus, denn ein Sachverhalt wird nur dann als eine Regel bezeichnet, wenn er regelmäßig eintritt.

Eine Ausnahme ist dagegen ein einmaliges Ereignis. Im Fall der Ausnahmeregel wird extra für die Ausnahme eine eigene Regel festgelegt. Das Oxymoron hilft dabei, diesen Sachverhalt darzustellen.

10. "geliebter Feind"

Bedeutung: Auch Liebe und Feindschaft schließen sich im Normalfall aus. Dennoch kann ähnlich wie bei einer Hassliebe ein zwiegespaltenes Verhältnis bestehen. Mithilfe des Oxymorons kann dieses treffend beschrieben werden.

Weitere rhetorische Mittel und ihre Funktionen findest du hier.

Gesteigerte Wirkung durch wiederholte Oxymora

Aneinanderreihung von Oxymora im Gedicht

Als sprachliches Mittel kann das Oxymoron auch aneinandergereiht werden. Besonders bekannt dafür ist das Gedicht "Dunkel war’s, der Mond schien helle", das Ende des 19. Jahrhunderts von einem unbekannten Autor verfasst wurde.

Die Oxymora werden hier als komische Stilmittel verwendet. Die hergestellten Widersprüche wirken absurd und ergeben auch nach längerer Überlegung keinen Sinn, denn es kann weder zeitgleich hell und dunkel sein, noch kann ein Wagen gleichzeitig schnell und langsam sein.

Da das Stilmittel in jedem Vers verwendet wird, sorgt es für eine gespannte Erwartungshaltung. Das Oxymoron ist in jeder kommenden Zeile fast eine Gewissheit, während es sonst eine Besonderheit darstellt, die aus dem Text heraussticht. Im Gedicht haben wir die vorhandenen Oxymora fett hervorgehoben.

"Dunkel war’s, der Mond schien helle
Schneebedeckt die grüne Flur
Als ein Wagen blitzeschnelle
Langsam um die Ecke fuhr."

Drinnen saßen stehend Leute
Schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschossner Hase
Schnell an Ihn’n vorüber lief.

(aus dem bekannten Scherzgedicht "Dunkel war’s, der Mond schien helle", unbekannter Autor)

Abgrenzungen zu anderen Stilmitteln

Abgrenzung zu anderen Stilmitteln

In diesem Kapitel stellen wir dir verwandte und gegenteilige Stilmittel vor. Sie treten gern in Kombination mit dem Oxymoron auf und du kannst sie leicht mit ihm verwechseln.

Unterschied zwischen Oxymoron und Paradoxon

Das Oxymoron und das Paradoxon scheinen auf den ersten Blick beinahe gleich zu sein. Dennoch gibt es einige grundlegende Unterschiede zwischen den beiden rhetorischen Stilmitteln.

Obwohl beide Stilmittel Widersprüche darstellen, löst sich dieser im Fall des Paradoxons bei näherer Betrachtung wieder auf. Es handelt sich also um einen Scheinwiderspruch. Ein gutes Beispiel dafür ist der Satz: "Weniger ist mehr".

Auch hier scheinen sich die Wörter "weniger" und "mehr" erst einmal grundsätzlich zu widersprechen. Denkst du jedoch ein wenig genauer darüber nach, kannst du höchstwahrscheinlich einen tieferen Sinn in dem Satz erkennen.

Der Satz findet beispielsweise gerne Anwendung, wenn jemand im übertragenen Sinne zu dick aufträgt oder mit seiner Art beziehungsweise seinem Auftreten übertreibt. In diesen Fällen kann es durchaus wertvoll sein, sich ein wenig zurückzunehmen. Weniger ist dann tatsächlich mehr.

Solch eine tieferliegende Wahrheit suchst du in einem Oxymoron dagegen vergeblich. Hier geht es einzig um den Widerspruch und die sich daraus ergebene Mehrdeutigkeit.

Zudem finden sich Paradoxa stets in einem vollständigen Satz, während ein Oxymoron nur aus einem Substantiv beziehungsweise einem Substantiv mit vorangestelltem Adjektiv besteht. Es ist also eine Wortfigur im Gegensatz zum Paradoxon, bei dem es sich um eine Satzfigur handelt.

Merke
  • Das Paradoxon findet sich meist in einem vollständigen Satz. Es wirkt nur auf den ersten Blick wie ein Widerspruch. Durch die Deutung kommt eine tiefergreifende Wahrheit zum Vorschein.
  • Das Oxymoron besteht aus einem oder zwei Worten. Es ist wirklich ein Widerspruch, wodurch seine Bedeutung vielschichtiger und mehrdeutiger wird.

Pleonasmus als Gegenstück zum Oxymoron

"Pechrabenschwarz" als Pleonasmus

Der Pleonasmus bildet je nach Verwendungszweck den Gegensatz zum Oxymoron. Dabei werden Wörter zusammengefügt, die eigentlich das Gleiche aussagen.

Ein typisches Beispiel für den Pleonasmus wäre der Ausdruck "pechrabenschwarz". Die drei aneinandergefügten Wörter (Pech, Rabe, Schwarz) bringen alle dasselbe zum Ausdruck: Dunkelheit.

Auf diese Weise wird ein bestimmter Sachverhalt durch eine Übertreibung verdeutlicht. Eine bestimmte Information wird hervorgehoben, obwohl diese bereits durch ein anderes Wort des Ausdrucks deutlich wird. Weitere charakteristische Beispiel für einem Pleonasmus sind:

  • Alter Greis
  • Stillschweigend
  • Schlussendlich
  • Tote Leiche
  • Nasser Regen

Bei allen Beispielen werden jeweils zwei Wörter verwendet – entweder in Form eines Adjektivs und Substantivs oder zusammengefügt zu einem Wort -, die im Grundsatz dasselbe ausdrücken. Der Sachverhalt wird auf diese Weise hervorgehoben.

Beim Oxymoron dagegen werden zwei widersprüchliche Wörter in einen Kontext gesetzt, wodurch die Komplexität einer Sache deutlich gemacht wird.

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