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39 Frühlingsgedichte in 9 Kategorien

Mildere Temperaturen, längere Tage und sprießende Blumen so weit das Auge reicht – für viele ist der Frühling die schönste Zeit des Jahres. Wir stellen dir hier eine Sammlung der besten Frühlingsgedichte vor, die du für jeden Anlass nutzen kannst – beispielsweise zum Verschicken an Freunde und Familie.

Kaum einem Thema sind so viele Gedichte gewidmet wie dem Frühling. Und das ist auch kein Wunder, denn im Frühling erwacht die Natur wieder zum Leben. Und auch wir haben bei dem bezaubernden Anblick der sprießenden Flora und Fauna die frostige Kälte des Winters schnell wieder vergessen.

Die schönsten Frühlingsgedichte

Die schönsten Frühlingsgedichte

So gut wie jeder fühlt sich im Frühling beschwingter und glücklicher als die Monate davor. Und für diese Gefühlslage existiert sogar ein spezieller Begriff: Frühlingsgefühle.

Sie entstehen in erster Linie durch die erhöhte Sonneneinstrahlung im Frühling, die mit der Produktion von bestimmten Hormonen im Körper einhergehen. Die Gedichte in diesem Kapitel veranschaulichen dieses euphorische Empfinden in der mildesten Zeit des Jahres sehr gut.

Schöne Sprüche über den Frühling findest du hier.

Kurze Frühlingsgedichte

Wir starten unsere Sammlung mit kurzen Gedichten über den Frühling, die du dir beispielsweise auch ausdrucken kannst. Außerdem eignen sie sich aufgrund ihrer Kürze sehr gut zum Versenden oder Aufschreiben in einer Karte.

1)

An den Mai

Es ist doch im April fürwahr,
der Frühling weder halb noch gar!
Komm Rosenbringer, süßer Mai,
komm du herbei!
So weiß ich, daß es Frühling sei.

(Eduard Mörike)

2)

Ewiger Frühling

Wohl blühet jedem Jahre
Sein Frühling mild und licht,
Auch jener große, klare,
Getrost, er fehlt dir nicht!

Er ist dir noch beschieden
Am Ziele deiner Bahn;
Du ahntest ihn hinieden,
Und droben bricht er an.

(Ludwig Uhland)

3)

Frühling, der die Welt umblaut

Frühling, der die Welt umblaut,
Frühling mit der Vöglein Laut,
Deine blühnden Siegespforten
Allerenden, allerorten
Hast du niedrig aufgebaut!

Ungebändigt, kreuz und quer,
Über alle Pfade her
Schießen blütenschwere Zweige,
Daß dir jedes Haupt sich neige,
Und die Demut ist nicht schwer.

(Conrad Ferdinand Meyer)

4)

Neuer Frühling XI

Es drängt die Not, es läuten die Glocken,
Und ach! ich hab den Kopf verloren!
Der Frühling und zwei schöne Augen,
Sie haben sich wider mein Herz verschworen.

Der Frühling und zwei schöne Augen
Verlocken mein Herz in neue Betörung!
Ich glaube, die Rosen und Nachtigallen
Sind tief verwickelt in dieser Verschwörung.

(Heinrich Heine)

5)

Schneeglöckchen

Und aus der Erde schauet nur
Alleine noch Schneeglöckchen;
So kalt ist noch die Flur,
Es friert im weißen Röckchen.

(Theodor Storm)

Hier findest du tolle Sprüche und Gedichte über den Winter.

Frühlingsgedichte für die Grundschule

Frühlingsgedichte für die Grundschule

Vor allem in der Grundschule gehören Gedichte zum Unterrichtsalltag dazu. Sie fördern die Merkfähigkeit und erweitern den Wortschatz. Zudem können sie auch den Sprachausdruck der Kinder verfeinern. Insbesondere Frühlingsgedichte eignen sich dazu sehr gut – nachfolgend findest du vier davon.

1)

Frühlingsgruß

So sei gegrüßt viel tausendmal,
holder, holder Frühling!
Willkommen hier in unserm Tal,
holder, holder Frühling!
Holder Frühling, überall
grüßen wir dich froh mit Sang und Schall,
mit Sang und Schall.

Du kommst, und froh ist alle Welt,
holder, holder Frühling!
Es freut sich Wiese, Wald und Feld,
holder, holder Frühling!
Jubel tönt dir überall,
dich begrüßet Lerch und Nachtigall,
und Nachtigall.

(Hoffmann von Fallersleben)

2)

Die Meise

Hoch oben von dem Eichenast
eine bunte Meise läutet
ein frohes Lied, ein helles Lied,
ich weiß auch, was es bedeutet.

Es schmilzt der Schnee, es kommt das Gras,
die Blumen werden blühen;
es wird die ganze weite Welt
in Frühlingsfarben glühen.
Die Meise läutet den Frühling ein,
ich hab' es schon lange vernommen;
er ist zu mir bei Eis und Schnee
mit Singen und Klingen gekommen.

(Hermann Löns)

3)

Lieber kleiner Löwenzahn

Lieber kleiner Löwenzahn,
Ich schaue dich so gerne an.
So viele Sonnen vor dem Haus,
Ich such' mir die schönste aus.

Lieber kleiner Löwenzahn,
Ich schaue dich so gerne an.
Deine Schirmchen schweben fort,
Bald wächst du am anderen Ort.

(Unbekannt)

4)

Herr Winter geh Hinter

Herr Winter
Geh hinter,
Der Frühling kommt bald!
Das Eis ist geschwommen,
Die Blümlein sind gekommen
Und grün wird der Wald.

Herr Winter
Geh hinter,
Dein Reich ist vorbei.
Die Vögelein alle,
Mit jubelndem Schalle,
Verkünden den Mai.

(Christian Morgenstern)

Lustige Frühlingsgedichte für Kinder

Lustige Frühlingsgedichte für Kinder

Die Gedichte dieser Kategorie eignen sich zum gemeinsamen Lesen und zum Auswendiglernen. Da sie für Kinder gedacht sind, sind sie leicht verständlich und greifen das Thema des Frühlings auf eine witzige Art und Weise auf.

1)

Fink und Frosch

Im Apfelbaume pfeift der Fink
sein: pinkepink!
Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
bis auf des Baumes Blätterdach
und bläht sich auf und quakt: "Ja, ja!
Herr Nachbar, ick bin och noch da!"

Und wie der Vogel frisch und süss
sein Frühlingslied erklingen liess,
gleich muss der Frosch in rauhen Tönen
den Schusterbass dazwischen dröhnen.

"Juchheija, heija!" spricht der Fink.
"Fort flieg ich flink!
Und schwingt sich in die Lüfte hoch.

"Wat!" ruft der Frosch, "dat kann ick och!"
Macht einen ungeschickten Satz,
fällt auf den harten Gartenplatz,
ist platt, wie man die Kuchen backt,
und hat für ewig ausgequakt.

Wenn einer, der mit Mühe kaum
geklettert ist auf einen Baum,
schon meint, dass er ein Vogel wär,
so irrt sich der.

(Wilhelm Busch)

2)

Frühlingsbotschaft

Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald:
Lasset uns singen,
Tanzen und springen!
Frühling, Frühling wird es nun bald.

Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein Schrei’n:
Kommt in die Felder,
Wiesen und Wälder!
Frühling, Frühling, stelle dich ein!

Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held!
Was du gesungen,
Ist dir gelungen:
Winter, Winter räumet das Feld.

(Hoffmann von Fallersleben)

3)

April! April!

April! April!
Der weiß nicht, was er will.
Bald lacht der Himmel klar und rein,
Bald schau’n die Wolken düster drein,
Bald Regen und bald Sonnenschein!
Was sind mir das für Sachen,
Mit Weinen und mit Lachen
Ein solch' Gesaus' zu machen!
April! April!
Der weiß nicht, was er will.

O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Und schneit mir in den Blütenbaum,
In all den Frühlingswiegentraum!
Ganz greulich ist’s, man glaubt es kaum:
Heut' Frost und gestern Hitze,
Heut' Reif und morgen Blitze;
Das sind so seine Witze.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!

Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
Und kriegt der rauhe Wintersmann
Auch seinen Freund, den Nordwind, an
Und wehrt er sich, so gut er kann,
Es soll ihm nicht gelingen;
Denn alle Knospen springen,
Und alle Vöglein singen.
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!

(Heinrich Seidel)

Gedichte über den Frühlingsanfang

Gedichte über den Frühlingsanfang

In der Meteorologie beginnt der Frühling auf der Nordhalbkugel pünktlich am ersten März. Zu diesem Zeitpunkt ist die Natur meist schon ergrünt und viele Blumen wie Hyazinthen und Krokusse erfreuen uns mit ihrem schönen Anblick.

1)

Er ist’s

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!

(Eduard Mörike)

2)

Neuer Frühling

Neuer Frühling ist gekommen,
Neues Laub und Sonnenschein,
Jedes Ohr hat ihn vernommen,
Jedes Auge saugt ihn ein.
Und das ist ein Blühn und Sprießen,
Waldesduften, Quellenfließen,
Und die Brust wird wieder weit,
Frühling, Frühling, goldne Zeit!

Von dem Felsen in die Weite
Fliege hin, mein Frühlingssang,
Ueber Ströme und Gebreite,
Durch Gebirg und Blüthenhang!
Darf nicht wandern, muß ja bleiben
Ob’s mich ziehn auch will und treiben,
Doch so weit mein Himmel blau’t
Singen, singen will ich laut!

Wie die Welt auch wechselnd gehe,
Wie das Schicksal auch mich treibt,
Komme Glück und komme Wehe,
Wenn nur Eines mir verbleibt:
Fester Muth der freien Seele
Und die freud’ge Liederkehle,
Lebenslust und Lebensdrang,
Goldnes Leben im Gesang!

(Otto Roquette)

3)

Erste Frühlingsahnung

Rosa Wölkchen überm Wald
wissen noch vom Abendrot dahinter –
überwunden ist der Winter,
Frühling kommt nun bald.

Unterm Monde silberweiß,
zwischen Wipfeln schwarz und kraus
flügelt eine Fledermaus
ihren ersten Kreis…

Rosa Wölkchen überm Wald
wissen noch vom Abendrot dahinter –
überwunden ist der Winter,
Frühling kommt nun bald.

(Christian Morgenstern)

Klassische Gedichte über den Frühling

Klassische Frühlingsgedichte

Viele bekannte Dichterinnen und Dichter haben den Frühling zum Gegenstand ihrer Gedichte und Prosa gemacht. Die allermeisten Frühlingsgedichte stammen dabei aus der Klassik und Romantik. Nachfolgend findest du ein paar Beispiele für klassische Gedichte über den Frühling.

Einen Überblick über die verschiedenen Literaturepochen findest du hier.

1)

Frühling

Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!"

Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!"

Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
"Der Frühling, der Frühling!" – da wußt' ich genug!

(Heinrich Seidel)

2)

Frühling

Frühling soll mit süßen Blicken
mich entzücken
und berücken,
Sommer mich mit Frucht und Myrthen
reich bewirten,
froh umgürten.
Herbst, du sollst mich Haushalt ehren,
zu entbehren,
zu begehren,
und du Winter lehr mich sterben,
mich verderben,
Frühling erben.

(Clemens Brentano)

3)

Kinderseele

Was eine Kinderseele aus
jedem Blick verspricht!
So reich ist doch an Hoffnung
ein ganzer Frühling nicht.

Wie uns ein Veilchen kündet
Den Frühling schon im März,
So ward dein Kind ein Frühling
Für dich, o Mutterherz!

Es wird zur Rose werden,
In Zucht und Sittsamkeit,
Und dir erneu’n auf Erden
die eigne Frühlingszeit.

(Hoffmann von Fallersleben)

4)

Die ersten Maiglöckchen 1873

"Ei, was fand ich! Mama sieh'!
Blümlein! Und wer brachte die?"

Süßer Schelm, die bracht' der Frühling,
Schmückte prangend rings die Welt –
Und du stiehlst ihm seine Blüthen,
Kleiner Tollpatsch, Springinsfeld?

"Sag' – Herr Frühling, wer ist der?
Das ist wohl ein großer Herr?"

Mächt’ger Herrscher ist Herr Frühling;
Ihm gehört die weite Flur,
Und wer ihn bestiehlt, den straft er –
Horch! Da kommt er – warte nur!

"Ist Herr Frühling böse? Sprich!
Mama, o dann fürcht' ich mich!"

Thränen? Nein, Du sollst nicht weinen!
An mein Herz, Du liebes Kind!
Hörst Du? In den Zweigen leise
Spricht Herr Frühling aus dem Wind.

"Sag' mir, was Herr Frühling spricht!
Mamachen, er zürnt doch nicht?"

Meine Blumen, spricht er, sollst du
Kecklich tragen an dem Hut
Und dir merken, daß Herr Frühling
Freundlich ist und mild und gut.

"Mama, ruf' ihn her zu mir!
Geb' ihm gleich ein Küßchen hier."

Alle Kinder hat er gerne,
Ist ja ewig selbst ein Kind,
Doppelt gerne, wenn sie immer
Frisch und gut und fröhlich sind.

(Unbekannt)

5)

Im Frühling

Morgenduft!
Frühlingsluft!
Glühend Leben,
Mutige Lust,
Freudiges Streben
In freudiger Brust!
Hinauf, hinauf
Auf der lichten Bahn
Dem Frühling entgegen!
Auf allen Fluren
Der Liebe Spuren,
Der Liebe Segen.
Wälderwärts
Zieht mich mein Herz,
Begaus, Bergein,
Frei in die Welt hinein,
Durch des Tages Glut,
Durch nächtlich Grausen.
Jugendmut
Will nicht weilen und hausen.
Wie alle Kräfte gewaltig sich regen,
Mit heißer Sehnsucht spät und früh,
Dem ewigen Morgen der Liebe entgegen,
Entgegen dem Frühling der Phantasie!

(Theodor Körner)

Frühlingsgedichte von Johann Wolfgang von Goethe

Frühlingsgedichte von Johann Wolfgang von Goethe

Auch Goethe (1749 bis 1832) hat sich mit dem Frühling befasst. Sein wohl bekanntestes Frühlingsgedicht heißt "Osterspaziergang".

Dabei handelt es sich eigentlich um einen Monolog aus seiner Tragödie "Faust", der die Beobachtungen des Doktor Faust bei einem Spaziergang am Ostersonntag darstellt.

Nachfolgend kannst du dir selbst einen Eindruck von dem besagten Gedicht machen und findest noch neun weitere Frühlingsgedichte von Goethe.

Mehr über Goethes Leben und seine Werke erfährst du hier.

1)

Frühling übers Jahr

Das Beet, schon lockert
Sich’s in die Höh',
Da wanken Glöckchen
So weiß wie Schnee;
Safran entfaltet
Gewalt’ge Glut,
Smaragden keimt es
und keimt wie Blut.

Primeln stolzieren
So naseweis,
Schalkhafte Veilchen,
Versteckt mit Fleiß;
Was auch noch alles
Da regt und webt,
Genug, der Frühling
Er wirkt und lebt.

Doch was im Garten
Am reichsten blüht,
Das ist des Liebchens
Lieblich Gemüt.
Da glühen Blicke
Mir immerfort,
Erregend Liedchen,
Erheiternd Wort,
Ein immer offen –
Ein Blütenherz,
Im Ernste freundlich
Und rein im Scherz.
Wenn Ros' und Lilie
Der Sommer bringt,
Er doch vergebens
Mit Liebchen ringt.

(Johann Wolfgang von Goethe)

2)

März

Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Daß von den Blümlein allen,
Daß von den Blümlein allen
Wir werden hocherfreut.

Der Sonnenblick betrüget
Mit mildem falschen Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein!

Sollt' ich mich einzeln freuen,
Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.

(Johann Wolfgang von Goethe)

3)

Frühzeitiger Frühling

Tage der Wonne,
Kommt ihr so bald?
Schenkt mir die Sonne,
Hügel und Wald?

Reichlicher fließen
Bächlein zumal.
Sind, es die Wiesen?
Ist es das Tal?

Blauliche Frische!
Himmel und Höh!
Goldene Fische
Wimmeln im See.

Buntes Gefieder
Rauschet im Hain;
Himmlische Lieder
Schallen darein.

Unter des Grünen
Blühender Kraft
Naschen die Bienen
Summend am Saft.

Leise Bewegung
Bebt in der Luft,
Reizende Regung,
Schläfernder Duft.

Mächtiger rühret
Bald sich ein Hauch,
Doch er verlieret
Gleich sich im Strauch.

Aber zum Busen
Kehrt er zurück.
Helfet, ihr Musen,
Tragen das Glück!

Saget, seit gestern
Wie mir geschah?
Liebliche Schwestern,
Liebchen ist da!

(Johann Wolfgang von Goethe)

4)

Osterspaziergang

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer kornigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt’s im Revier
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.

Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß, in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!

(Johann Wolfgang von Goethe)

5)

Mit einer Hiazinthe

Aus dem Zaubertal dortnieden,
Das der Regen still umtrübt,
Aus dem Taumel der Gewässer
Sendet Blume, Gruß und Frieden,
Der dich immer treu und besser,
Als du glauben magst, geliebt.

Diese Blume, die ich pflücke,
Neben mir vom Tau genährt,
Läßt die Mutter still zurücke,
Die sich in sich selbst vermehrt.
Lang entblättert und verborgen,
Mit den Kindern an der Brust,
Wird am neuen Frühlingsmorgen
Vielfach sie des Gärtners Lust.

(Johann Wolfgang von Goethe)

6)

Gleich und gleich

Ein Blumenglöckchen
Vom Boden hervor
War früh gesprosset
In lieblichem Flor;

Da kam ein Bienchen
Und naschte fein: –
Die müssen wohl beide
Füreinander sein.

(Johann Wolfgang von Goethe)

7)

Das Veilchen

Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herziges Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin,
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.

Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!

Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in acht das Veilchen nahm,
Er trat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut' sich noch:
Und sterb ich denn, so sterb ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füssen doch.

(Johann Wolfgang von Goethe)

8)

Mit einem gemalten Band

Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlings-Götter
Tändelnd auf ein luftig Band.

Zephir, nimms auf deine Flügel,
Schlings um meiner Liebsten Kleid!
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit.

Sieht mit Rosen sich umgeben,
Selbst wie eine Rose jung.
Einen Blick, geliebtes Leben!
Und ich bin belohnt genung.

Fühle, was dies Herz empfindet,
Reiche frei mir deine Hand,
Und das Band, das uns verbindet,
Sei kein schwaches Rosenband!

(Johann Wolfgang von Goethe)

9)

Süss den sprossenden Klee

Süss, den sprossenden Klee mit weichlichen Füssen im Frühling
Und die Wolle des Lamms tasten mit zärtlicher Hand;
Süss, voll Blüten zu sehn die neulebendigen Zweige,
Dann das grünende Laub locken mit sehnendem Blick.
Aber süsser, mit Blumen dem Busen der Schäferin schmeicheln;
Und dies vielfache Glück lässt mich entbehren der Mai.

(Johann Wolfgang von Goethe)

10)

Mailied

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,

Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne!
O Glück, o Lust!

O Lieb, o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!

Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.

O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

Wie ich dich liebe
Mit warmen Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und Mut

Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!

(Johann Wolfgang von Goethe)

Gedichte über den Frühling von Rainer Maria Rilke

Frühlingsgedichte von Rainer Maria Rilke

Rainer Maria Rilke (1875 bis 1926) gehört zu den bekanntesten Lyrikern aus Österreich. Seine Werke umfassen Romane, Erzählungen und Gedichte, von denen wir dir nachfolgend vier vorstellen.

1)

Frühlings ist wiedergekommen

Frühling ist wiedergekommen. Die Erde
ist wie ein Kind, das Gedichte weiß;
viel, o viele … Für die Beschwerde
langen Lernens bekommt sie den Preis.

Streng war ihr Lehrer. Wir mochten das Weiße
an dem Barte des alten Manns.
Nun, wie das Grüne, das Blaue heiße,
dürfen wir fragen: sie kanns, sie kanns!

Erde, die frei hat, du glückliche, spiele!
nun mit den Kindern. Wir wollen dich fangen,
fröhliche Erde. Dem Frohsten gelingts.

O, was der Lehrer sie lehrte, das Viele,
und was gedruckt steht in Wurzeln und langen
schwierigen Stämmen: sie singts, sie singts!

(Rainer Maria Rilke)

2)

Die Mädchen singen

Die Mädchen singen:

Alle Mädchen erwarten wen,
wenn die Bäume in Blüten stehn.
Wir müssen immer nur nähn und nähn,
bis uns die Augen brennen.
Unser Singen wird nimmer froh.
Fürchten uns vor dem Frühling so:
Finden wir einmal ihn irgendwo,
wird er uns nicht mehr erkennen.

(Rainer Maria Rilke)

3)

Wenns Frühling wird

Die ersten Keime sind, die zarten,
im goldnen Schimmer aufgesprossen;
schon sind die ersten der Karossen
im Baumgarten.

Die Wandervögel wieder scharten
zusamm sich an der alten Stelle,
und bald stimmt ein auch die Kapelle
im Baumgarten.

Der Lenzwind plauscht in neuen Arten
die alten, wundersamen Märchen,
und draußen träumt das erste Pärchen
im Baumgarten.

(Rainer Maria Rilke)

4)

Frühling

Die Vögel jubeln – lichtgeweckt –,
die blauen Weiten füllt der Schall aus;
im Kaiserpark das alte Ballhaus
ist ganz mit Blüten überdeckt.

Die Sonne schreibt sich hoffnungsvoll
ins junge Gras mit großen Lettern.
Nur dorten unter welken Blättern
seufzt traurig noch ein Steinapoll.

Da naht ein Lüftchen, fegt im Tanz
hinweg das gelbe Blattgeranke
und legt um seine Stirn, die blanke,
den blauenden Syringenkranz.

(Rainer Maria Rilke)

Frühlingsgedichte von Friedrich von Schiller

Frühlingsgedichte von Friedrich von Schiller

Schillers (1759 bis 1805) "An den Frühling" gehört zu den bekanntesten Gedichten des deutschen Philosophen. Dabei handelt es sich sowohl um ein Naturgedicht als auch um ein Liebesgedicht. Das lyrische Ich drückt nämlich einerseits seine Liebe zu seiner Geliebten und andererseits zum Frühling aus.

1)

An den Frühling

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.

Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und ’s Mädchen liebt mich noch!

Fürs Mädchen manches Blümchen
Erbettelt' ich von dir –
Ich komm und bettle wieder,
Und du? – du gibst es mir?

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

(Friedrich von Schiller)

2)

Frühlingsgruß

O so lasst euch froh begrüßen,
Kinder der verjüngten Au!
Euer Kelch soll überfließen
von des Nektars reinstem Tau!

Tauchen will ich euch in Strahlen,
mit der Iris schönstem Licht
will ich eure Blätter malen,
gleich Aurorens Angesicht.

In des Lenzes heiterm Glanze
lese jede zarte Brust,
in des Herbstes welkem Kranze
meinen Schmerz und meine Lust!

(Friedrich von Schiller)

3)

Blumen

Kinder der verjüngten Sonne,
Blumen der geschmückten Flur,
Euch erzog zu Lust und Wonne,
Ja, euch liebte die Natur.
Schön das Kleid mit Licht gesticket,
Schön hat Flora euch geschmücket,
Mit der Farben Götterpracht.
Holde Frühlingskinder, klaget!
Seele hat sie euch versaget,
Und ihr selber wohnt in Nacht.

(Friedrich von Schiller)

Weitere Gedichte über den Frühling

Weitere Frühlingsgedichte

Hast du noch nicht genug von schönen Gedichten über die Frühlingszeit, dann findest du hier noch drei weitere.

1)

Der schönste Frühling

Der Frühling des Jahres,
Wie glänzt er im Mai;
Doch wenige Wochen,
So flog er vorbei.

Der Frühling der Jugend,
Wie blüht er so schön;
Doch wenige Jahre,
so muß er vergeh’n.

Der Frühling des Herzens,
Ein schönes Gemüth:
O lieblichste Blüthe,
Die nimmer verblüht.

(Karl von Gerok)

2)

Gedicht über den Frühling

Noch ist’s dem Frühling nicht gelungen,
Dem duftenden, sich uns zu nahn,
Schnee füllt die Schluchten, Niederungen,
Noch rasselt in den Dämmerungen
Das Fuhrwerk auf gefrorner Bahn.

Rot perlt auf hohen Lindenzweigen.
Kaum wärmt der Mittagssonne Hauch.
Ein erstes Gelb die Birken zeigen,
Jedoch die Nachtigallen schweigen
Noch im Johannisbeerenstrauch.

Vom Neugeborenwerden künden
Die Kraniche, die weiterziehen,
Und ihrem Flug folgt, bis sie schwinden,
Die Schöne in den Steppengründen,
Der bläulich rot die Wangen glühn.

(Afanassi Afanassjewitsch Fet)

3)

An den jungen Lenz

Du junger Frühling kommst herab
Vom Schöpfer, um ganz neues Leben
Geschöpfen in die Hand zu geben.
Das Blumen-Volk verläßt sein Grab,
Und mit empor gehobnen Haupte
Beschämt es den, der keinen Gott
Und für dich selbst Vernichtung glaubte.

Der Vogel wiederspricht des Wiedersprechers Spott.
Die Saat mit Millionen Zungen
Aus schwarzer Erd herauf gedrungen
Bestätiget, was er gesungen!
Der Linde Blätter lispeln nach;
Die Elbe rauscht und murmelnd spricht der Bach:
"Es ist ein Gott, der laue Winde schickte,
Den Schnee zerschmolz, das Eis zerbrach,
Mit jungem Grün das Ufer schmückte
Und diese Sonne scheinen läßt!"

Nach sanft gefallnem Frühlingsregen
Quackt der erweckte Frosch sein Fest,
Und Fische scherzen ihr entgegen!
Der Hirt heißt seine Heerde leben!
Sie weidet jugendliches Graß,
Blöckt ihre Freuden laut, und hört ohn Unterlaß
Sich Thal und Hügel Antwort geben!

Die Honigträgerin verläßt ihr kleines Haus
Und saugt den Veilchen, wenn sie düften,
Die Süßigkeit des kleinen Kelches aus.
Die Schwalbe kommt aus Sumpf, wie aus verschloßnen Grüften
Einst unsre Leiber neu hervor,
Sie baut ihr Haus von Stroh und fetter Erde,
Und zwitschert froh dem Menschen vor,
Daß er auch wieder leben werde!
Hoch in der Wolken lauschend Ohr
Singt mit nie heisch gewordner Kehle
Das aufgeschwungne Lerchenchor.

O daß der Jäger sie verfehle!
O daß der Habicht, ihr Tyrann,
Der Räuber in dem Vogelreiche,
Nicht eine hasche! daß die Lerch ihm klug entweiche,
Wie vor dem Laster weicht, ein Christ, ein weiser Mann!

(Anna Louisa Karsch)

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