82 kurze Gedichte in 11 Kategorien
Damit du für jeden Anlass das passende Gedicht findest, haben wir dir hier eine Auswahl an kurzen Gedichten zusammengestellt. Nutze sie für die Schule, für die Geburtstagskarte, für ein Geschenk oder auch einfach so.
Das Schöne an kurzen Gedichten ist, dass sie uns trotz ihrer Bündigkeit viel Raum zur Interpretation lassen. Manchmal müssen wir sie auch zwei- oder dreimal lesen, um die verschiedenen Bedeutungsebenen wahrzunehmen.
Kurze Gedichte für jeden Anlass
In diesem Kapitel warten verschiedene kurze Gedichte auf dich, die du zu verschiedenen Anlässen benutzen kannst – unter anderem zum Geburtstag und für die Schule.
Du kannst die Gedichte auf persönlich gestalteten Karten aufschreiben, zum Beispiel mithilfe von Kalligraphie. Oder du bereitest einen kleinen Vortrag vor und ergänzt das Gedicht mit ein paar persönlichen Worten – die zum Beispiel zum Geburtstagskind passen.
Kurze Gedichte zum Geburtstag
Zum Geburtstag kommen Gedichte immer gut an. Such dir eins der nachfolgenden Gedichte aus und schreibe es auf die Karte für das Geburtstagskind. Magst du es etwas persönlicher, kannst du das Gedicht noch mit deinen eigenen Worten ergänzen.
Hier findest du übrigens noch mehr schöne Geburtstagsgedichte.
1)
Zum Geburtstag
Wenn Kranz auf Kranz den Tag umwindet,
Sei dieser auch ihr zugewandt,
Und wenn sie hier Bekannte findet,
So hat sie sich vielleicht erkannt.
2)
Werde, was du noch nicht bist
Werde, was du noch nicht bist,
Bleibe, was du jetzt schon bist:
In diesem Bleiben und in diesem Werden
Liegt alles Schöne hier auf Erden.(Franz Grillparzer)
3)
(Titel unbekannt)
Das hat der Alte voraus vor dem Jungen,
Daß er im Heut zugleich das Gestern lebt,
Und daß ein Festkranz von Erinnerungen
Sich ihm um jede gute Stunde webt.(Emanuel Geibel)
4)
Zu Neujahr
Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt,
Doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst,
Möge dir gelingen.(Wilhelm Busch)
5)
Ich wünsche, dass dein Glück
Ich wünsche, dass dein Glück sich jeden Tag erneue,
Dass eine gute Tat dich jede Stund' erfreue!Und wenn nicht eine Tat, so doch ein gutes Wort,
Das selbst unsterblich wirkt zu guten Taten fort.
Und wenn kein Wort, doch ein Gedanke schön und wahr,
Der dir die Seele mach' und rings die Schöpfung klar.Nichts anders kann erfreun den Menschen und erheben,
Wie diese Zeugnisse von eignem höherm Leben.Und was das Glück von Lohn ihm zu von außen spült,
Erfreut ihn nur, wenn er sich dessen würdig fühlt.(Friedrich Rückert)
6)
Kein Geburtstag
Wann du geboren, weiß ich nicht,
will’s wissen nicht, wenn ichs auch fände,
sei mir ein Kreis, ein ew’ges Licht,
wie ohne Anfang, so ohn’ Ende!(Justinus Kerner)
7)
(Titel unbekannt)
Endlich ist er da, Dein großer Tag!
Und weil ich Dich so gerne mag,
wünsch ich Dir nur das Allerbeste:
Viel Freude, Glück und nette Gäste.(Unbekannt)
8)
Das Alter
Das Alter ist ein höflich’ Mann:
Einmal übers andre klopft er an;
Aber nun sagt niemand: Herein!
Und vor der Türe will er nicht sein.
Da klinkt er auf, tritt ein so schnell,
Und nun heißt’s, er sei ein grober Gesell.(Johann Wolfgang von Goethe)
9)
(Titel unbekannt)
Dem heutigen Geburtstagskind
einen hübschen Reim geschwind:
Alles Gute, Gesundheit und Glück,
und vom Kuchen das größte Stück!(Unbekannt)
10)
Nicht lange will ich…
Nicht lange will ich meine Wünsche wählen,
bescheiden wünsch ich zweierlei:
Noch fünfzig solcher Tage sollst du zählen
und allemal sei ich dabei!(Eduard Mörike)
Gedichte zu Weihnachten
Weihnachten ist nicht nur die Zeit für Plätzchen und Glühwein, sondern auch für Gedichte. Egal ob zum Aufsagen vor dem Weihnachtsmann oder für die Weihnachtskarte, bündige Gedichte sind immer passend.
Tipp: Gefällt dir ein Gedicht besonders gut, dann kannst du es beispielsweise auch auf eine Tasse oder auf ein T-Shirt drucken lassen und den jeweiligen Gegenstand verschenken.
1)
Einmal das Glück
Es muss wohl alles
Nur einmal sein.
Einmal das Glück,
Einmal das Leiden.
Und auch dies Leben
Wohl einmal nur.
Denn Gottes ist die Fülle.(Arno Nadel)
2)
O wäre doch mein Herz ein Stern
O wäre doch mein Herz ein Stern,
Stets nur erfüllt vom Licht des Herrn,
Bei Sonnenpracht, bei Winternacht,
Des süssen Glanzes nur bedacht,
Still wandelnd reinen Segens Pfad,
Und streuend reinen Lichtes Saat!(Helmina von Chézy)
3)
Weihnachten
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fern her Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenstille Herrlichkeit.
Ein frommer Zauber hält mich wieder,
anbetend, staunend muß ich stehn;
es sinkt auf meine Augenlider
ein goldner Kindertraum hernieder,
ich fühl’s, ein Wunder ist geschehn.(Theodor Storm)
4)
(Titel unbekannt)
Weihnachten ist ein Fest für die Menschheit.
Es kömmt über einen und legt
sich warm und weich auf einen
und duftet nach
Tannen und Wachskerzen und
Lebkuchenmännern und
nach vielem, was es gab, und nach vielem,
was es geben wird.(Unbekannt)
5)
Noch einmal ein Weihnachtsfest
Noch einmal ein Weihnachtsfest,
immer kleiner wird der Rest,
Aber nehm‘ ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte –
Rechnet sich aus allem Braus
Doch ein richtig Leben raus.
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.(Theodor Fontane)
6)
Nun leuchten wieder die Weihnachtskerzen
Nun leuchten wieder die Weihnachtskerzen
und wecken Freude in allen Herzen.
Ihr lieben Eltern, in diesen Tagen,
was sollen wir singen, was sollen wir sagen?Wir wollen euch wünschen zum heiligen Feste
vom Schönen das Schönste, vom Guten das Beste!
Wir wollen euch danken für alle Gaben
und wollen euch immer noch lieber haben.(Gustav Falke)
7)
Knecht Ruprecht
Draußen weht es bitterkalt,
wer kommt da durch den Winterwalt?
Stipp, stapp, stipp, stapp und huckepack,
Knecht Ruprecht mit seinem Sack.Was ist denn in dem Sacke drin?
Äpfel, Mandel und Rosin
und schöne Zuckerrosen
auch Pfeffernüss‘ fürs gute Kind.
Die andern, die nicht artig sind,
die klopft er auf die Hosen.(Martin Boelitz)
8)
Weihnachtsfest
Im Winter, wenn es stürmt und schneit
Und’s Weihnachtsfest ist nicht mehr weit.Da kommt weit her aus dunklem Tann
der Liebe, gute Weihnachtsmann.(Unbekannt)
9)
Sterne leuchten
Sterne leuchten, Glocken klingen,
am Tannenbaum zusammen singen.
Kekse backen, schöne Sachen,
wollen wir zusammen machen.
Die Engel stehen schon bereit –
eine frohe Weihnachtszeit!(Unbekannt)
10)
Kinderaugen
Schaut, wie Kinderaugen strahlen,
wenn der Weihnachtszauber kommt.
Seht, wie sie das Leuchten wahren,
wenn der Baum bei Nacht erhellt.
Hört, wie ihre Stimmen singen,
wenn die heilige Nacht ist nah.
Horcht, hinaus auf Dach und Türmen,
das Christkind, endlich ist es da.(Unbekannt)
Für noch mehr besinnliche Weihnachtsgedichte geht es hier entlang.
Kurze Gedichte, die sich reimen
Du suchst nach Gedichten, die sich reimen? Dann werden dir die nachfolgenden Gedichte gefallen. Egal ob Kreuz- oder Paarreim – hier ist von allem was dabei. Sie machen sich insbesondere zum Vortragen gut, achte dabei aber auf die Betonung der einzelnen Silben.
Die Gedichte eignen sich auch für Kinder, die etwas einfaches auswendig lernen sollen.
1)
Singend durch die weiten Lande
Ich schweife singend durch die weiten Lande,
Und wenn mein Lied im Echo wiederhallt,
So ist mir oft, als stieg' vom Hügelrande
Noch einmal meiner Jugend Traumgestalt . . .(Emmi Lewald)
2)
Du schenkst dich
Dich nur zu geben, will dir nie genügen,
Du schenkst dich ganz und verschwendest dich,
Und deine Inbrunst schwingt in wilden Flügen
Bis in der Liebe allerhöchsten Himmel sich.(Émile Verhaeren)
3)
(Titel unbekannt)
Wie Silberblumen stehen
Die Sterne zitternd hoch im heitren Blau.
Im sanften Windeswehen
Säuseln die Sträucher
schwer vom nächt’gen Thau.(Cesare Rossi)
4)
Der Liebesbrief
Wollt' einmal dem Liebchen schreiben,
Hatte gleich kein Briefpapier.
Dacht' ich: gut! – da lässt du’s bleiben –
Gehst gleich lieber selbst zu ihr!
So gross war meine Eile,
Dass ich selbst als Liebesbrief
Manche liebe lange Meile
Nach dem fernen Liebchen lief.Und sie las den Brief geschwinde,
Küßt' und herzt' ihn tausendmal!
Doch ich gab dem holden Kinde
Küsse wieder ohne Zahl.(Constantin Julius Becker)
5)
Wer all sein Glück in Eins nur setzt
Wer all sein Glück in Eins nur setzt,
Der nimmt’s in jedem Irrlicht wahr;
Ob’s flackernd huscht und müd' ihn hetzt,
Er folgt und ahnt nicht die Gefahr,
Bis er verwirrt und wüst erwacht
In leerer Nacht.
So such' ich Liebe, Lieb' allein,
Den Himmel für das Menschenherz
Und tauschte doch nur Pein um Pein
Und kaufe wieder Schmerz für Schmerz
Und schaudre – lockt mich wieder nur
Irrlichte Spur?(Hans Grasberger)
6)
Hymne an die Nacht No. 5
Getrost, das Leben schreitet
Zum ew’gen Leben hin;
Von innrer Glut geweitet
Verklärt sich unser Sinn.(Novalis)
7)
Allzeit glücklich
Manchmal ein bisschen träumen
Und immer ein bisschen hoffen –
So blieb zu seligen Räumen
Mir allzeit ein Türlein offen.(Ernst Groll)
8)
Bitterböse ist das Leben
Bitterböse ist das Leben,
Und vergeblich alles Streben
Nach dem höheren Ziel:
Alles bleibt ein Spiel,
Illusionen uns umschweben,
Die sich nie als Wahrheit geben.(Friederike Kempner)
9)
Hab oft im Kreise der Lieben
Hab oft im Kreise der Lieben
im duftigen Grase geruht
und mir ein Liedlein gesungen,
und alles war hübsch und gut.(Adelbert von Chamisso)
10)
Im Atemholen
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehn, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
so wunderbar ist des Lebens gemischt.
Du danke Gott wenn er dich presst,
und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt.
Freche und lustige Gedichte
Gedichte müssen sich nicht immer tiefsinnigen Themen widmen, manchmal sind sie einfach nur lustig. Wenn auch du etwas zum Lachen brauchst, dann lies dir die folgenden frechen und witzigen Gedichte durch.
1)
Ob ich morgen leben werde
Ob ich morgen leben werde,
weiss ich freilich nicht;
aber wenn ich morgen lebe,
dass ich morgen trinken werde,
weiss ich ganz gewiss!(Gotthold Ephraim Lessing)
2)
Heimatlose
Ich bin fast
Gestorben vor Schreck:
In dem Haus, wo ich zu Gast
War, im Versteck,
Bewegte sich, regte sich,
Plötzlich hinter einem Brett
In einem Kasten neben dem Klosett
Ohne Beinchen,
Stumm, fremd und nett
Ein Meerschweinchen.
Sah mich bange an,
Sah mich lange an,
Sann wohl hin und sann her,
Wagte sich dann heran,
Und fragte mich:
"Wo ist das Meer?"(Joachim Ringelnatz)
3)
Es war einmal ein Lattenzaun
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da –
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute daraus ein grosses Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm
mit Latten ohne was drum,
ein Anblick grässlich und gemein,
drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri-od-Ameriko.(Christian Morgenstern)
4)
Mir träumte wieder der alte Traum
Mir träumte wieder der alte Traum:
Es war eine Nacht im Maie,
Wir sassen unter dem Lindenbaum,
Und schwuren uns ewige Treue.
Das war ein Schwören und Schwören aufs neu,
Ein Kichern, ein Kosen, ein Küssen;
Dass ich gedenk des Schwures sei,
Hast du in die Hand mich gebissen.O Liebchen mit den Äuglein klar!
O Liebchen schön und bissig!
Das Schwören in der Ordnung war,
Das Beissen war überflüssig.(Heinrich Heine)
5)
Aus: “Erzählungen, Wanderung, Pantheon”
Durch Schaden wird man klug,
Sagen die klugen Leute.
Schaden litt ich genug,
Doch bin ich ein Tor noch heute.(Friedrich Rückert)
6)
Die Flöhe und die Läuse
Die Flöhe und die Läuse.
Die hatten sich beim Schopf
Und kämpften gar gewaltig
Auf eines Buben Kopf.
Das nahm der Bube übel
Und haschte Floh und Laus
Und macht' mit seinem Nagel
Den Kämpfern den Garaus.
Ich und mein Lieb, wir kosten
Auf meines Nachbars Land –
Hätt bald der grobe Schlingel
Uns beide untergerannt.(Theodor Storm)
7)
Logik
Die Nacht war kalt und sternenklar,
Da trieb im Meer bei Norderney
Ein Suahelischnurrbarthaar. –
Die nächste Schiffsuhr wies auf drei.
Mir scheint da mancherlei nicht klar,
Man fragt doch, wenn man Logik hat,
Was sucht ein Suahelihaar
Denn nachts um drei am Kattegatt(Joachim Ringelnatz)
8)
Der Schnupfen
Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse– und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.Paul Schrimm erwidert prompt: "Pitschü!"
und hat ihn drauf bis Montag früh.(Christian Morgenstern)
Noch nicht genug gelacht? Hier findest du lustige Sprüche zum Totlachen.
Schöne Gedichte über das Leben
Viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller geben ihren Blick auf das Leben in schönen Gedichten zum Besten. Lass dich von den nachfolgenden Gedichten inspirieren, die zum Teil von großen Persönlichkeiten wie Morgenstern und Goethe stammen. Die Gedichte eignen sich auch wunderbar zum Versenden via WhatsApp oder als Caption für deine Bilder in sozialen Netzwerken.
1)
Freude
Freude soll nimmer schweigen.
Freude soll offen sich zeigen.
Freude soll lachen, glänzen und singen.
Freude soll danken ein Leben lang.
Freude soll dir die Seele durchschauern.
Freude soll weiterschwingen.
Freude soll dauern ein Leben lang.(Joachim Ringelnatz)
2)
Stilles Reifen
Alles fügt sich und erfüllt sich,
musst es nur erwarten können
und dem Werden deines Glückes
Jahr’ und Felder reichlich gönnen.
Bis du eines Tages jenen
reifen Duft der Körner spürest
und dich aufmachst und die Ernte
in die tiefen Speicher führest.(Christian Morgenstern)
3)
Lebensregel
Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Musst dich ums Vergangne nicht bekümmern;
Das Wenigste muss dich verdrießen;
Musst stets die Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunft Gott überlassen.(Johann Wolfgang von Goethe)
4)
Will das Glück nach seinem Sinn
Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage Dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.(Wilhelm Busch)
5)
(Titel unbekannt)
Pack das Leben mutig an
mit viel Freud` und Energie.
Und wenn mal eine Wolke kommt –
denk dran – die Sonne schwindet nie!(Unbekannt)
6)
Die Welt erfüllen
Ich frage nicht,
Wie ich die Welt erfülle.
Die Welt bedarf nicht meiner.
Und was ich
In das Zeichen
Setzte,
War mir
Geschenk vor Allem.
Nur: wie beglück ich,
Fragt ich jede Stunde.(Arno Nadel)
7)
Das Leben
Leben, bitter und süß:
Lieben ein Teilchen,
Hassen ein Weilchen −
doch, sei gegrüßt!(Friedrich Kayssler)
8)
Nur Traum
Wie hoch die Welt sich bäumet,
wie laut auf breiter Spur
das Leben schäumet,
uns alle träumet
der Weltgeist nur.(Friedrich Theodor Vischer)
9)
Bessere Tage
Dulde, trage.
Bessere Tage
werden kommen.
Alles muß frommen
denen, die fest sind.
Herz, altes Kind,
dulde, trage.(Christian Morgenstern)
10)
In Sternennacht
In Sternennacht,
wenn’s dämmert sacht
über Feld und Heide,
mußt himmelwärts
o Menschenherz
dich heben in Lust und Leide.(Paul Heyse)
Gedichte für die Schule
Das Auswendiglernen, Interpretieren und Vortragen von Gedichten ist ein fester Bestandteil des Schulunterrichts. Auch wenn Schülerinnen und Schüler meist wenig begeistert davon sind, ist die Gedichtanalyse wichtig.
Wir lernen so nicht nur, welche Gefühle das jeweilige Gedicht in uns selbst auslöst, sondern erfahren auch mehr über unsere Sprache und geschichtliche Hintergründe. Nachfolgend findest du größtenteils einstrophige Gedichte, die du für den Schulunterricht benutzen kannst.
1)
(Titel unbekannt)
Der Mensch allein,
der Schöpfung Haupt,
vergräbt sich in Sorgen,
ist immer seiner selbst beraubt,
lebt immer nur für morgen.(Robert Roberthin)
2)
(Titel unbekannt)
Die Seele warm,
das Auge klar,
die Lippe wahr,
von Stahl der Arm;
für’s andre sorgen
dein Heut' dein Morgen.(Anastasius Grün)
3)
Der Träge sitzt, weiß nicht wo aus…
Der Träge sitzt, weiß nicht wo aus,
und über ihm stürzt ein das Haus,
mit frohen Segeln munter
fährt der Frohe das Leben hinunter(Ludwig Tieck)
4)
Dich kosen
Ists möglich, daß ich, Liebchen, dich kose,
Vernehme der göttlichen Stimme Schall!
Unmöglich scheint immer die Rose,
Unbegreiflich die Nachtigall.(Johann Wolfgang von Goethe)
5)
Solange Herz und Auge offen
Solange Herz und Auge offen,
um sich am Schönen zu erfreun,
solange darf man freudig hoffen,
wird auch die Welt vorhanden sein.(Wilhelm Busch)
6)
Wer ohne Neid, der ist auch ohne Liebe
Wer ohne Neid, der ist auch ohne Liebe.
Wer ohne Reu, der ist auch ohne Treu.
Und dem nur wird die Sonne wolkenfrei,
der aus dem Dunkel ringt mit heissem Triebe.(Gottfried Keller)
7)
Wandrers Nachtlied
Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest;
Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust!(Johann Wolfgang von Goethe)
8)
Leise zieht durch mein Gemüt
Leise zieht durch mein Gemüt
liebliches Geläute,
Klinge, kleines Frühlingslied
Kling hinaus ins Weite
Kling hinaus bis an das Haus,
wo die Veilchen sprießen!
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich laß sie grüßen.Sprich zum Vöglein, das da singt
auf dem schwanken Zweige,
und das Bächlein, das da klingt
dass mir keines schweige!Schalle, Lied, wo’s grünt und blüht
hold im Abendscheine,
wieg' in süßen Schlummer dann
Röschen, das ich meine!(Heinrich Heine)
Gedichte zum Vortragen
Wenn du speziell nach kurzen und bündigen Gedichten zum Vortragen vor der Klasse oder zum Rezitieren für sonstige Anlässe suchst, dann sind die folgenden Gedichte etwas für dich. Die meist einstrophigen Gedichte kannst du einfach auswendig lernen – auch weil sie sich reimen.
1)
Ein grünes Blatt
Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
Ich nahm es so im Wandern mit,
Auf dass es einst mir möge sagen,
Wie laut die Nachtigall geschlagen,
Wie grün der Wald, den ich durchschritt.(Theodor Storm)
2)
Keine Rose ohne Dorn
Keine Rose ohne Dorn,
Keine Liebe ohne Zorn,
Kein Begegnen ohne Scheiden,
Keine Freude ohne Leiden –
Aller Dinge tiefstes Wesen
Mußt im Gegensatz du lesen.(Ernst von Wildenbruch)
3)
Die Liebe
Die Liebe hemmet nichts; sie kennt nicht Tür noch Riegel,
Und dringt durch alles sich;
Sie ist ohn Anbeginn, schlug ewig ihre Flügel,
Und schlägt sie ewiglich.(Matthias Claudius)
4)
Beherzigung
Ach, was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser, ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser, sich zu treiben?
Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.
Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie ers treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!(Johann Wolfgang von Goethe)
5)
Wünschelrute
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.(Joseph von Eichendorff)
6)
Das Fräulein stand am Meere
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.(Heinrich Heine)
7)
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wieſen:
Bald ſiehſt du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverſtellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.(Eduard Mörike)
Kurze Gedichte für Papa
Die Gedichte im Folgenden eignen sich sehr gut, wenn du ein paar schöne Worte an deinen Vater richten möchtest. Sie beschreiben unter anderem typische Eigenschaften von Vätern – sowohl gute als auch schlechte. Und sie zeigen, dass Väter mehr sein können, als nur ein Elternteil. Nutze die Gedichte beispielsweise zum Geburtstag, für eine selbstgeschriebene Karte zu Weihnachten oder auch für den Vatertag.
1)
(Titel unbekannt)
Weil du mein lieber Papa bist,
glaube ich, dass es nicht immer
leicht mit mir ist,
du bist für mich da Jahr um Jahr,
dass es mir gut geht weißt du ja.
Ich liebe dich so wie du bist,
weil du mein lieber Papa bist.(Unbekannt)
2)
Vatertag
Unser Vater ist der beste,
abends schnarcht er laut im Bett,
kommt spät nach Haus, ißt dann die Reste
darum wird er langsam fett.
Auch die Haare werden grauer,
sein Gedächtnis ist ein Sieb,
früher, mein ich, war er schlauer,
trotzdem haben wir ihn lieb.(Unbekannt)
3)
Papa, du bist ein echter Star
Papa, du bist ein echter Star,
bist immer für uns da,
in guten wie in schlechten Zeiten,
mögest du uns auf unseren Wegen begleiten.(Unbekannt)
4)
Held
Papa, du mein Held
würde dich nie eintauschen,
für kein Geld der Welt.
Du bist mein bester Freund
und mein Lehrer,
ohne dich wäre alles so viel schwerer.(Unbekannt)
Kurze Gedichte für Mama
Mütter sind die wahren Helden des Alltags. Großherzig und quasi selbstlos kümmern sie sich um die Belange der ganzen Familie. Dabei haben sie bestenfalls immer ein offenes Ohr und sind für ihre Kinder Vorbild und beste Freundin zugleich.
Die folgenden Gedichte kannst du nutzen, um deiner Mutter zu sagen, was du wirklich von ihr denkst. Du kannst die Gedichte nicht nur zum Muttertag benutzen, sondern wann immer dir der Sinn danach steht. Deine Mutter freut sich mit Sicherheit immer über ein paar nette Zeilen – also suche dir ein Gedicht raus und versieh es noch mit persönlichen Worten.
1)
Liebe Mama
Liebe Mama, ich danke dir, dass du mich liebst,
mir Geborgenheit gibst,
deine Aufmerksamkeit mir schenkst,
immer an mich denkst.
Bei Krankheit meinen Schlaf bewachst
und gerne mit mir lachst.
Danke für die Selbstverständlichkeit,
mit der du all das machst.(Unbekannt)
2)
Du bist der Hammer!
Liebe Mama,
du bist echt der Hammer!
Ich finde dich einfach wunderbar,
denn du bist immer für mich da.
Du hast mich auf die Welt gebracht,
hast mit mir immer gelacht.
Heute möchte ich dir danke sagen,
für die Liebe, für die Zeit
und hatten wir auch manchmal Streit,
hab ich dich nicht vergessen.
Und ich weiß nicht was ich sagen soll,
Mama du bist einfach toll!(Unbekannt)
3)
An die Mutter
Doch nun zu dir, einzige Mutter.
Ich bin mit meinen Gedanken so oft bei dir.
Ich lerne dich mehr und mehr verstehen.
Ich ahne dich.
Wenn meine Gedanken bei dir sind,
dann ist es, als ob mein kleiner,
unruhiger Mensch sich an etwas Festem,
Unerschütterlichem festhält.
Das Schönste aber ist, dass diese Feste,
Unerschütterliche so ein großes Herz hat.
Lass dir danken, liebe Mutter,
dass Du Dich so uns erhalten hast.
Lass dich ganz ruhig und lange umarmen.(Paula Modersohn-Becker)
4)
Mein Mütterlein
Ich hab doch nichts so lieb
wie dich, mein Mütterlein,
es müsste denn der liebe Gott
im Himmel droben sein.
Den lieb ich, weil er dich mir gab
und weil er mir erhält
das allerbeste Mütterlein
auf weiter, weiter Welt.(Julius Sturm)
5)
Kein Vogel sitzt …
Kein Vogel sitzt
in Flaum und Moos
in seinem Nest so warm:
Als ich auf meiner Mutter Schoß,
auf meiner Mutter Arm.
Und tut mir weh mein Kopf mein Fuß,
vergeht mir aller Schmerz:
Gibt mir die Mutter einen Kuß
und drückt mich an ihr Herz.(Friedrich Güll)
Kurze Gedichte von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) ist der wahrscheinlich bekannteste deutsche Dichter. Mit einer Schaffenszeit von über 60 Jahren hat er sehr viele Werke verfasst – davon alleine 3.000 Gedichte, 20 Theaterstücke und 12.000 Briefe.
Goethes lyrischer Schreibstil wird dabei charakterisiert durch eine hohe sprachliche Komplexität und das Verwenden von kurzen Zweizeilern. Nachfolgend kannst du dich durch seine kurzen Gedichte lesen.
1)
Du kleiner Schelm du
Du kleiner Schelm du!
Daß ich mir bewußt sei,
Darauf kommt es überall an.
Und so erfreu ich mich
Auch deiner Gegenwart,
Du Allerliebster,
Obgleich betrunken.(Johann Wolfgang von Goethe)
2)
Liebevoll
Liebevoll und frank und frei
Riefst du mich heran;
Langsam geh ich nun vorbei,
Siehst du mich denn an?(Johann Wolfgang von Goethe)
3)
Fürs Leben
Nach diesem Frühlingsregen,
Den wir so warm erfleht,
Weibchen, o sieh den Segen,
Der unsre Flur durchweht!
Bis in die blaue Trübe
Verliert sich unser Blick!
Hier wandelt noch die Liebe,
Hier hauset noch das Glück.(Johann Wolfgang von Goethe)
4)
Doch bin ich, wie ich bin
Doch bin ich, wie ich bin,
Und nimm mich nur hin!
Willst du beßre besitzen,
So laß dir sie schnitzen.
Ich bin nun, wie ich bin;
So nimm mich nur hin!(Johann Wolfgang von Goethe)
5)
Aug um Ohr
Was dem Auge dar sich stellet,
Sicher glauben wir’s zu schaun,
Was dem Ohr sich zugesellet,
Gibt uns nicht ein gleich Vertraun;
Darum deine lieben Worte
Haben oft mir wohlgetan,
Doch ein Blick am rechten Orte,
Übrig läßt er keinen Wahn(Johann Wolfgang von Goethe)
Mehr über das Leben von Goethe erfährst du hier.
Kurze Gedichte von Rainer Maria Rilke
Rainer Maria Rilke (1875-1926) ist ein bekannter deutsch-österreichischer Dichter und Schriftsteller. Er schrieb sowohl Prosa als auch Abhandlungen über Literatur und Kunst. Auszeichnend für seine Lyrik ist die Schwermut und die Mystik, die du oftmals in seinen Versen entdecken kannst. Nachfolgend findest du kurze Gedichte von Rilke, um dir selbst ein Bild von seiner Dichtkunst zu machen.
1)
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.(Rainer Maria Rilke)
2)
Du darfst mir nicht ins Auge sehen
Du darfst mir nicht ins Auge sehn,
du weisst nicht, wer ich bin, –
und durch den Felderfrühling gehn
wir doch zusammen hin.
Vielleicht enthüllt mein Auge sich.
Wir wandern weit zu zwein.
Führst du mich oder führ ich dich
ins Hirtental hinein?(Rainer Maria Rilke)
3)
Wir dürfen dich nicht eigenmächtig malen
Wir dürfen dich nicht eigenmächtig malen,
du Dämmernde, aus der der Morgen stieg.
Wir holen aus den alten Farbenschalen
die gleichen Striche und die gleichen Strahlen,
mit denen dich der Heilige verschwieg.
Wir bauen Bilder von dir auf wie Wände;
so dass schon tausend Mauern um dich stehn.
Denn dich verhüllen unsre frommen Hände,
sooft dich unsre Herzen offen sehn.(Rainer Maria Rilke)
4)
Ich liebe
Nun mag die Welt in ihren Festen beben,
entfesselt wüten mag das Element; –
denn eine neue Ära tritt ins Leben,
die keinen Haß und keinen Streit mehr kennt!
Durch meine Seele ziehts mit Zauberweben
o! wie’s im Herzen glückverheißend brennt!
Die Pulse fliegen mir, die Lippen beben,
ich fühls, das ist es, was sich Liebe nennt!
Und möge alles rings in nichts versinken,
ich lebe und der Liebe Sterne winken!
(Rainer Maria Rilke)
Mehr über das Leben und die Werke von Rainer Maria Rilke kannst du hier nachlesen.
5 spannende Fakten über Gedichte
Gedichte sind mehr als nur Worte auf Papier. Sie sind eine Form der Kunst, die Emotionen und Ideen in komprimierter, oft rhythmischer Sprache ausdrückt. Hier sind fünf spannende Fakten über Gedichte, die dein Interesse an dieser faszinierenden literarischen Form wecken könnten.
- Alte Kunstform: Poesie ist eine der ältesten Formen der Literatur. Die frühesten Gedichte reichen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Diese Werke wurden oft mündlich überliefert, bevor sie aufgeschrieben wurden.
- Universalität: Jede Kultur weltweit hat eine Form von Poesie. Dies zeigt, wie universell der Wunsch ist, Gefühle und Geschichten durch rhythmische Sprache auszudrücken.
- Therapeutischer Nutzen: Schreiben und Lesen von Gedichten kann therapeutische Wirkungen haben. Viele Menschen verwenden Poesie, um ihre Gefühle zu verarbeiten oder schwierige Zeiten zu überstehen.
- Variabilität der Formen: Es gibt unzählige Gedichtformen, von Haikus über Sonette bis hin zu freien Versen. Jede Form hat ihre eigenen Regeln und Freiheiten, was Poesie zu einem sehr vielseitigen Medium macht.
- Einflussreiche Dichter: Dichter wie Shakespeare, Rumi und Maya Angelou haben Kulturen geprägt und inspirieren noch heute Menschen weltweit. Ihre Werke werden in Schulen gelehrt und in vielen verschiedenen Kontexten zitiert.
Poesie bietet eine einzigartige Möglichkeit, die Welt zu betrachten und zu verstehen. Egal ob du selbst dichtest oder Gedichte liest – sie können eine Quelle der Inspiration und Erkenntnis sein.