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Rainer Maria Rilke: Biografie, Epoche, Werke & 15 Zitate

Rainer Maria Rilke war einer der wichtigsten Vertreter der literarischen Moderne. Sein Leben war von vielen Veränderungen geprägt, die auch sein literarisches Schaffen beeinflusst haben. Wir haben einen kurzen Lebenslauf, seine Biografie, die wichtigsten Werke und Zitate für dich zusammengestellt.

Rainer Maria Rilke war ein bedeutender Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts. Zu seinen bekanntesten Werken gehören das Dinggedicht "Der Panther" sowie der Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge".

Seine Schaffenszeit und sein Stil fallen größtenteils in die Literaturepochen Impressionismus und Symbolismus. Wir haben alles Wissenswerte über Rilke für dich zusammengestellt, sodass du schnell einen Überblick über sein Leben und Werk erhältst.

Rainer Maria Rilke: Sein Leben

Das Leben des Rainer Maria Rilke

René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke, ab 1897 Rainer Maria Rilke, wurde am 4. Dezember 1875 in Prag (heutiges Tschechien) geboren und ist am 29. Dezember 1926 in Valmont bei Montreux (Schweiz) gestorben. Er war ein bekannter deutschsprachiger Dichter und Schriftsteller.

In den folgenden Kapiteln findest du einen kurzen Lebenslauf mit den wichtigsten Informationen über seine berufliche Laufbahn sowie ein Kapitel zu seiner Biografie, in der sich mehr Informationen zu seinem Privatleben befinden.

Ein kurzer Lebenslauf

Dieser Lebenslauf gibt dir einen Überblick über Rainer Maria Rilkes berufliche Laufbahn. Wir haben jeweils die wichtigsten Stationen seiner Aufenthaltsorte, seiner Ausbildung, Reisen und Werke für dich zusammengestellt und die Jahreszahlen ergänzt.

Der Lebenslauf unterscheidet sich von der Biografie, da zu einer Biografie auch private Ereignisse, Charakterzüge, Vorlieben und andere persönliche Details gehören. Auch Familienverhältnisse und Beziehungen finden sich meist in einer Biografie.

4. Dezember 1875

  • Geburt von René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke in Prag (heutiges Tschechien, damals Österreich-Ungarn)

1882–1884

  • Besuch der Piaristen-Schule (Priesterlicher katholischer Lehrorden)

1886–1891

  • Besuch der Militärschule in Sankt Pölten (Österreich) mit dem Ziel einer Offizierskarriere
  • Abbruch der Ausbildung aus gesundheitlichen Gründen
  • Schreiben erster Gedichte

1892–1894

  • Rilke besucht die Handelsakademie von Linz (Österreich)
  • Bricht die Ausbildung ab und kehrt nach Prag zurück
  • Bereitet sich privat auf die Matura (das Abitur) vor
  • 1894 erscheint sein erster Gedichtband "Leben und Lieder"

1895/96

  • Rilke legt sein Matura (Abitur) erfolgreich am deutschen Staatsgymnasium Prag-Neustadt ab
  • Schreibt sich an der Prager Universität für Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie ein
  • Wechselt 1896 zum Studiengang Rechtswissenschaften
  • Studiert danach in München Kunstgeschichte und Ästhetik
  • "Jetzt und in der Stunde unseres Absterbens" (Drama, Einakter) wird1896 aufgeführt

1897 – 1904

  • Rilke zieht 1897 nach Berlin um
  • Unternimmt diverse Reisen, unter anderem nach Italien und Russland
  • Benennt sich von René in Rainer um
  • 1901 Hochzeit mit Bildhauerin Clara Westhoff und Geburt seiner Tochter Ruth
  • 1902 trennt er sich von seiner Frau und geht nach Paris
  • Arbeitet in Paris an einer Monografie über den Bildhauer Auguste Rodin und will ihn in Paris kennenlernen
  • Bis 1914 ist Paris sein Lebensmittelpunkt

1905–1912

Statue von Auguste Rodin "Der Denker" in Paris

  • Er wird Rodins Privatsekretär bis 1906
  • Verfasst 1907/08 seine "Neuen Gedichte" und "Der neuen Gedichte anderer Teil"
  • 1909/10 schreibt er seine "Requiem-Gedichte" und beendet seinen Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge"
  • Von 1910–1912 übersetzt er französische Werke und verfasst Teile seiner "Duineser Elegien"
  • Hält sich auf dem Schloss der Prinzessin Marie von Thurn und Taxis in Duino (Italien) auf
  • Seine Erzählungen ("Weise von der Liebe" und "Tod des Cornets") sind auf Platz eins einer Bücherei in Leipzig

1914–1922

  • Rilke zieht nach München
  • Wird zum Militärdienst (Erster Weltkrieg) eingezogen und 1916 wieder entlassen
  • Befindet sich in einer Schaffenskrise und zieht 1919 in die Schweiz, wo er seine "Duineser Elegien" vollendet

1923 – 1936

  • Rainer Maria Rilke erkrankt schwer, wie sich kurz vor seinem Tod herausstellte, an Leukämie
  • Verfasst vor seinem Tod mehrere Gedichte auf Deutsch und Französisch

29. Dezember 1926

  • Rilke verstirbt im Sanatorium Valmont sur Territet bei Montreux (Schweiz)
  • Wird am 2. Januar 1927 auf dem Schweizer Bergfriedhof von Raron beigesetzt

Biografie

Rainer Maria Rilke gilt für viele Menschen bis heute als Vorbild, wenn es um poetisches Schaffen geht. Er übte sich in unterschiedlichen Bereichen wie Aufsätzen, Erzählungen, einem Roman, Übersetzungen und lyrischen Werken.

Er begann schon in jungem Alter zu schreiben. Seine kreative Schaffensphase hat er im Erwachsenenalter. Dort durchlebt er auch zwei Krisen, in denen er es nicht schafft, eigene Literatur zu verfassen. Zeitlebens kämpfte er mit dem christlichen Glauben. Er las gern in der Bibel und konnte sich mit ihr identifizieren, stand dem Jesus-Bild und der göttlichen Existenz aber immer skeptisch gegenüber.

Die folgende Biografie von Rainer Maria Rilke haben wir in fünf Zeitperioden geteilt. Zum ersten seine Kindheit und die Familienverhältnisse, danach sein Leben während der Schule und dem Studium. Im Anschluss folgen seine Beziehungen und Reisen, der Erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit sowie seine Krankheit und sein Tod.

Kindheit und Familienverhältnisse

Rainer Maria Rilke ist in Prag geboren

Rainer Maria Rilke war das zweite Kind von Josef Rilke (1839–1906) und Sophie (Phia) Rilke, geborene Entz (1851–1931). Sein Vater stammte aus der Kleinstadt Türmitz im heutigen Tschechien, seine Mutter aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie in Prag.

Sie war einen gewissen Lebensstandard gewöhnt und wünschte sich ein vornehmes und bequemes Leben, das Josef Rilke ihr nicht bieten konnte. Denn er scheiterte an einer Militärkarriere und wurde stattdessen Bahninspektor. So entstand eine Kluft zwischen der ehrgeizigen Mutter und dem Vater, der ihre Anforderungen nicht erfüllen konnte. Dieses Verhältnis prägte den jungen Rilke.

Hinzu kam, dass die Mutter den Verlust der ersten Tochter nicht verarbeiten konnte, die eine Woche nach ihrer Geburt 1874 verstarb. Sie nannte Rilke "René", das auf Französisch "der Wiedergeborene" heißt und zog ihn in seinen ersten Kindheitsjahren als Mädchen auf. Alte Fotografien zeigen ihn im Alter von etwa zwei bis drei Jahren in einem Kleid mit langen Haaren.

Mit sechs Jahren ging er dann zu einer katholischen Volksschule, die von Piaristen (Priesterlicher Lehrorden) geführt wurde. Er war stets kränklich, aber seine Leistungen dort waren gut. Die Ehe der Eltern brach 1884 auseinander und sie lebten von dort an getrennt. Der junge Rilke lebte bei seiner Mutter, bis seine Eltern ihn 1886 auf die Kadettenschule in Stankt Pölten schickten, wo er Offizier werden sollte.

Leben während Schule und Studium

In seiner frühen Schulzeit zeigte Rilke bereits Talent für Dichtung und Zeichnung. Die Jahre auf der Militärschule waren für ihn allerdings sehr traumatisch, da er zuvor kaum gleichaltrige Kontakte hatte und seine überbehütet aufgewachsene, künstlerische Seele dem harten Drill und den vielen Jungen auf dieser Schule nicht gewachsen war.

Nach sechs Jahren (1891) hat Rilke die Militärausbildung abgebrochen und ging zur Handelsakademie von Linz. Dort hatte er 1892 eine Affäre mit einem älteren Kindermädchen, die für den Abbruch der kaufmännischen Ausbildung sorgte. Er bereitete sich nun privat auf die Matura (das Abitur) vor und bestand es 1895. Von 1893 bis 1895 hatte er seine erste ernsthafte Liebesbeziehung mit Valerie von David-Rhonfeld.

Kurz nach seinem Matura schrieb er sich in Prag zum Studium der Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie ein. Danach wechselte er an die juristische Fakultät von Prag, studierte dann Kunstgeschichte und Ästhetik in München. Insgesamt studierte er aber nur halbherzig und entschloss sich, sein Studium abzubrechen und als freier Dichter zu arbeiten.

Beziehungen und Reisen

Paris war ein immer wiederkehrendes Reiseziel Rilkes

Im Jahr 1897 verliebte sich der 22-jährige Rilke in die 14 Jahre ältere Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé (1861–1937) und folgte ihr nach Berlin. Sein Gedichtband "Traumgekrönt" erschien und das Drama "Im Frühfrost", das er Lou widmet, wurde aufgeführt. Auf ihren Vorschlag benannte er sich in "Rainer" um.

1898 bis 1900 reiste er (Arco und Florenz in Italien; Hamburg und Worpswede, Prag, Wien und Russland), schrieb und veröffentlichte weitere Werke. In Wien lernte er Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal kennen, in Moskau Leo Tolstoi. Die erste Reise nach Russland unternahm er mit Lou und ihrem Ehemann, die zweite mit ihr allein.

Da sich Lou von ihm trennte, heiratete er 1901 die Bildhauerin Clara Westhoff (1878—1954), die er in Worpswede (Niedersachsen) kennenlernte. Ihre gemeinsame Tochter "Ruth" kam im selben Jahr zur Welt. Sie lebten ab 1902 zusammen in Westerwede (Niedersachsen) und trennten sich auch in diesem Jahr, da Rilke sich in seiner Einsamkeit bedroht fühlte.

Von Richard Muther, einem Breslauer Kunsthistoriker, erhielt er den Auftrag für eine Monografie über Auguste Rodin. Er arbeitete in Paris für ihn als Sekretär, schrieb für und über ihn und erlebte ein künstlerisches Erwachen.

1903 reiste er nach Italien und Frankreich und die Monografie über Rodin wurde veröffentlicht. 1904 lebte er teilweise in Rom, verbringt aber auch Zeit in Dänemark und Schweden. Er begann seinen Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", in denen er seine Erfahrungen in Paris verarbeitete.

Am 14. März 1906 starb Rilkes Vater. Bis 1910 schrieb, reiste und veröffentlichte er, bis er 1911 einer Einladung der Prinzessin Marie von Thurn und Taxis auf das Schloss Dunio in Italien folgte. Er befand sich bis 1912 in einer Schaffenskrise und widmete sich dort zahlreichen französischen Übersetzungen.

Auf der Suche nach Inspiration beschäftigte er sich erstmals mit den Werken von Johann Wolfgang von Goethe und William Shakespeare. 1912 erfreuten sich seine, bereits 1906 geschriebenen, lyrischen Erzählungen "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets" großer Beliebtheit.

Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit

Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit sorgten bei Rilke für eine Schaffenskrise

Als der Erste Weltkrieg (1914–1918) ausgebrochen ist, schaffte Rilke es nicht mehr nach Frankreich zurückzukehren und sein Besitz in Paris wurde ihm enteignet. Er lebte von dort an in München, pflegte die Freundschaft zu den Geschwistern Mathilde und Karl Gustav Vollmoeller, die er 1897 in Berlin kennenlernte, und hatte eine Affäre mit der Malerin Lou Albert-Lasard.

Anfang des Jahres 1916 wurde er zum Militärdienst eingezogen. Er durchlief eine Grundausbildung in Wien, doch es gelang ihm durch die guten Beziehungen seiner Freunde im Kriegsarchiv eingesetzt zu werden. Im Juni 1916 wurde er bereits wieder entlassen, doch die Zeit dort erinnerte ihn an seine traumatischen Erlebnisse in der Militärschule, die bei ihm eine tiefe Schaffenskrise auslösten.

Von 1916 bis 1919 dichtete er kaum noch, da er seine schöpferische Kraft verloren hatte. Die Kultur und das Reisen, die ihm sonst Inspiration verliehen, wurden durch den Krieg und seine Folgen eingestellt. In der Nachkriegszeit ab 1919 hielt sich eine Weile in der Schweiz auf und siedelte letztendlich dorthin über. Er wurde im Château de Muzot sesshaft, einem kleinen Schloss oberhalb von Siders.

Dort fand er endlich Erholung und schaffte es 1922, seine "Duineser Elegien", an denen er schon so lange geschrieben hatte, zu vollenden. Außerdem verfasste er seinen Gedichtzyklus "Sonette an Orpheus" (Orpheus ist ein Dichter und Sänger der griechischen Mythologie), das heute zu seinen wichtigsten Werken gehört.

Erkrankung und Tod

Im Jahr 1923, als er 48 Jahre alt war, wurde Rainer Maria Rilke schwer krank. Er gab sich zur Behandlung in mehrere Sanatorien (Kurkliniken) und reise 1925 ein letztes Mal nach Paris. Trotz seiner Umstände schrieb Rilke noch mehrere Werke zwischen 1923 und 1926.

Am 29. Dezember 1926 starb er im Alter von 51 Jahren im Sanatorium Valmont sur Territet bei Montreux in der Schweiz. Kurz vor seinem Tod wurde die Krankheit als Leukämie erkannt. Er wurde am 2. Januar 1927 auf dem Schweizer Bergfriedhof von Raron beigesetzt.

Rilke schaffte es, trotz der Traumata seiner Kindheit und Jugend, eine Identität zu entwickeln und seine Individualität nicht zu verlieren. Später war er sogar in der Lage, diese Dinge positiv zu betrachten. Allerdings brach er seine Beziehungen immer ab, sobald seine Liebe und Zuneigung für ihn zur Pflicht wurden und schaffte es so nie ein familiäres Leben aufzubauen.

Rainer Maria Rilke: Sein Werk

Rainer Maria Rilkes Werke

In diesem Kapitel findest du eine Zuordnung von Rilkes Werken zu den Epochen der Moderne. Er wird gerne als Paradebeispiel für die Literatur des Impressionismus und Symbolismus genannt. Doch seine Werke haben auch Züge des Jugendstils und der Dekadenz.

Danach findest du beispielhaft zwei bekannte Gedichte von Rilke, damit du seine Lyrik und seine Art zu schreiben besser nachvollziehen kannst. Im Anschluss haben wir eine Übersicht seiner wichtigsten Werke erstellt, die zu den unterschiedlichsten literarischen Gattungen gehören.

Seine Vorliebe galt in jedem Fall der Lyrik, doch er widmete sich auch der Prosa, lyrischen Prosa, einigen Dramen und Abhandlungen zu Kunst und Literatur. Zudem gibt es auch einige Übersetzungen aus der französischen Sprache von ihm.

Literaturepochen

Rainer Maria Rilke ist einer der wichtigsten Vertreter der Moderne. Seine Werke weisen Elemente des literarischen Jugendstils (1890–1915) auf. Zudem tragen sie Züge des Fin de Siècle (Dekadenz, 1890–1914), indem sie den menschlichen Verfall und den Verlust des Ichs thematisierten.

Die Hauptepochen seines Schaffen sind allerdings der Impressionismus (1890–1920) und der Symbolismus (1860–1925). Im Impressionismus geht es um die Einblicke in die menschliche Seele. Es werden Sinneseindrücke geschildert und das Bewusstsein nachgeahmt. Das geschriebene Wort wird zunehmend bildlicher. Zu den impressionistischen Werken Rilkes gehört beispielsweise der Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" (1910).

Symbolistische Züge tragen seine Werke vor allem in der mittleren Schaffensphase von etwa 1902 bis 1910. Hier sticht vor allem das Dinggedicht "Der Panther" (1902/03) heraus, bei dem Rilke die subjektive Sicht zurückdrängt und das Innere in erlebten Dingen spiegelt. Wir haben das Gedicht im nächsten Kapitel für dich aufgeführt.

Seine Duineser Elegien (1912–22) werden auch als Beispiel für Literatur der Weimarer Republik (1918–1933) genannt. Es sind zehn Elegien über die Darstellung des Glücks und der Liebe und die Klage über menschliche Probleme. Hier findest du einen Überblick über alle wichtigen Literaturepochen.

Rilke-Gedichte

Die bekanntesten Rilke-Gedichte

Die Gedichte von Rainer Maria Rilke umfassen eine Zeitspanne von 32 Jahren (1894 bis 1926). Er schrieb sie meist auf Deutsch, in seiner letzten Lebensphase aber auch auf Französisch. Bis heute am bekanntesten sind "Der Panther" (1902/03) und "Herbsttag" (1902). Beide lassen sich dem Symbolismus zuordnen.

Weitere lyrische Werke sind zum Beispiel "Advent" (1897), "Das Stunden-Buch" (1905), "Requiem" (1909), "Duineser Elegien" (1923), "Die Sonette an Orpheus" (1923) oder die französischen Gedichte "Les Roses" und "Les Fenêtres" (beide 1927 posthum veröffentlicht). Hier findest du einige weitere Gedichte von Rainer Maria Rilke.

Rainer Maria Rilke – Der Panther

"Der Panther" ist ein sogenanntes Dinggedicht. Es entstand zwischen 1902 und 1903, wurde 1903 veröffentlicht und findet sich auch in Rilkes Gedichtband "Neue Gedichte" (1907/08). Das Gedicht handelt von einem gefangenen Panther, der in einem Botanischen Garten (Jardin des Plantes) in Paris ausgestellt wurde. Durch die Spiegelung des Innenlebens des Tieres in Dingen und die bildliche Sprache trägt es stark symbolistische Züge.

Der Panther
(Im Jardin des Plantes, Paris)

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke

Rainer Maria Rilke – Herbsttag

Rilkes Gedicht "Herbsttag"

"Herbsttag" findet sich in Rilkes Gedichtband "Das Buch der Bilder" (1902, 45 Gedichte). Es handelt vom Übergang des Sommers zum Herbst und kann als Prozess des Findens oder Verfehlens einer erfüllten Lebensweise gedeutet werden. Rilke hatte zu der Zeit, als er das Gedicht schrieb, gerade seine Frau in Berlin zurückgelassen, um nach Paris zu gehen. Das Gedicht lässt sich also auf seine derzeitige Gefühlslage übertragen.

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke

Weitere Werke

Zu den Werken von Rilke gehören auch Prosa, lyrische Prosa, Dramen und Abhandlungen. Wir haben eine Liste der wichtigsten Werke für dich erstellt, damit du schnell einen Überblick bekommst. Die beiden bekanntesten Prosa-Werke sind die Erzählung "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" (geschrieben 1899, veröffentlicht 1904) und der Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" (1910).

Prosa und lyrische Prosa:

  • Feder und Schwert (1893)
  • Die Näherin (1894/5)
  • Der Betteltoni (1894/5)
  • Der Apostel (1896)
  • Requiem (1897)
  • Ewald Tragy (1898)
  • Zwei Prager Geschichten (1899)
  • Wladimir, der Wolkenmaler (1899)
  • Der Drachentöter (1902)
  • Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke (1904)
  • Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910)

Dramen und dramatische Schriften:

  • Jetzt und in der Stunde unseres Absterbens (Einakter, 1896)
  • Im Frühfrost (Dreiakter, 1897)
  • Ohne Gegenwart (Zweiakter, 1897)
  • Mütterchen (Einakter, 1898)
  • Waisenkinder (Szene, 1901)
  • Das tägliche Leben (Zweiakter, 1901)

Abhandlungen:

  • Moderne Lyrik (1898)
  • Worpswede (1902)
  • Auguste Rodin (1903)
  • Briefe über Cézanne (1952, posthum veröffentlicht)

15 Rilke-Zitate

Gedenktafel für Rainer Maria Rilke in Prag

In diesem Kapitel haben wir einige Zitate von Rainer Maria Rilke für dich zusammengestellt. Sie wurden an die neue Rechtschreibung angepasst und eignen sich zum Nachdenken, wenn du Inspiration suchst, eine Lebensweisheit an jemanden weitergeben möchtest oder den Schriftsteller und seinen Charakter einfach besser verstehen möchtest.

  1. Alle Gefühle sind rein, die dir helfen, dich zu sammeln und zu erheben; unrein ist das Gefühl, das nur eine Seite deines Wesens ergreift und dich dadurch verzerrt.
    (Rainer Maria Rilke)
  2. Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot.
    (Rainer Maria Rilke)
  3. Dieses ist das erste Vorgefühl des Ewigen: Zeit haben zur Liebe.
    (Rainer Maria Rilke)
  4. Je mehr Liebe man gibt, desto mehr besitzt man davon.
    (Rainer Maria Rilke)
  5. Wir haben keinen Grund, gegen unsere Welt Misstrauen zu haben, denn sie ist nicht gegen uns.
    (Rainer Maria Rilke)
  6. Und in den dunklen Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.
    (Rainer Maria Rilke)
  7. Im Schwierigen liegen die freundlichen Kräfte, die Hände, die an uns arbeiten.
    (Rainer Maria Rilke)
  8. Ruhm ist die Summe der Missverständnisse, die sich um einen Namen sammeln.
    (Rainer Maria Rilke)
  9. Es gibt kein ärgeres Gefängnis als die Furcht, einem Liebenden weh zu tun.
    (Rainer Maria Rilke)
  10. Die Frau hat seit Jahrhunderten die ganze Arbeit in der Liebe geleistet.
    (Rainer Maria Rilke)
  11. Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will.
    (Rainer Maria Rilke)
  12. Wenn der Alltag dir arm erscheint, klage ihn nicht an – klage dich an, dass du nicht stark genug bist, seine Reichtümer zu rufen, denn für den Schaffenden gibt es keine Armut.
    (Rainer Maria Rilke)
  13. Dass etwas schwer ist, muss ein Grund mehr sein, es zu tun.
    (Rainer Maria Rilke)
  14. Es ist manchmal gut, die Sorgen so zu behandeln, als ob sie nicht da wären; das einzige Mittel, ihnen die Wichtigkeit zu nehmen.
    (Rainer Maria Rilke)
  15. Es gibt eine Menge Menschen, aber noch viel mehr Gesichter, denn jeder hat mehrere.
    (Rainer Maria Rilke)
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