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Plusquamperfekt: Bildung, Beispiele & 20 Übungen zur Zeitform

Das Plusquamperfekt ist die dritte deutsche Zeitform der Vergangenheit. Sie kennzeichnet Ereignisse, die schon weiter in der Zeit zurückliegen. Wir verraten dir alles über die Bildung der Vorvergangenheit, wann du sie verwendest und haben Beispiele und Übungen für dich.

Du verwendest das Plusquamperfekt, wenn du von einem Ereignis in der Vergangenheit erzählst, das noch weiter zurückliegt als ein anderes Ereignis. Es ist eine wichtige Zeitform, die du sowohl im Alltag als auch in der Schule oder dem Beruf benötigst.

Plusquamperfekt: Die vollendete Vergangenheit

Plusquamperfekt: Die vollendete Vergangenheit

Das Plusquamperfekt ist eine deutsche Zeitform der Vergangenheit. Ihre Bezeichnung stammt aus dem Lateinischen (plus quam perfectum) und bedeutet "mehr als vollendet”. Man nennt sie auch "vollendete Vergangenheit”, "Vorvergangenheit” oder "Präteritumperfekt”.

Was das Plusquamperfekt ist

Das Plusquamperfekt kennzeichnet einen Zeitpunkt in der Vergangenheit, der vor einem anderen vergangenen Ereignis stattgefunden hat.

Es hilft dir, wenn du zwei vergangene Ereignisse beschreiben möchtest, eines davon aber länger her ist als das andere. Ebenso kennzeichnet es auch ohne Vergleich Vorgänge oder Zustände, die schon lange in der Vergangenheit geschehen und abgeschlossen sind.

Beispiel 1:

  • "Wir sind gestern runter zum See gefahren, hatten vorher aber ausgiebig gefrühstückt.”

Beispiel 2:

  • Lehrer: "Warum hast du deine Hausaufgaben am Wochenende nicht gemacht?”
    Schüler: "Ich hatte vergessen, sie mir aufzuschreiben.”

Im nächsten Kapitel vergleichen wir das Plusquamperfekt mit den zwei weiteren Vergangenheitsformen und verraten dir im Anschluss, wie du es bilden kannst.

Diese Vergangenheitsformen gibt es

Diese Vergangenheitsformen gibt es

Eine weitere Bezeichnung für das Plusquamperfekt ist "dritte Vergangenheit”. Das liegt daran, dass es die letzte Stufe der Vergangenheit innerhalb der deutschen Zeitformen darstellt. Vor ihm stehen das Perfekt, das die vollendete Gegenwart ausdrückt, und das Präteritum, die einfache Vergangenheit.

Im Folgenden haben wir einen Überblick für dich, damit du die drei Vergangenheitsformen besser voneinander unterscheiden kannst und verstehst, was mit dem Begriff "Vorvergangenheit” gemeint ist.

Perfekt

  • vollendete Gegenwart, das Ereignis wurde vor Kurzem abgeschlossen
  • Beispiel: "Tim hat eben im Restaurant Suppe gegessen.”

Präteritum

  • einfache Vergangenheit, das Ereignis liegt etwas zurück
  • Beispiel: "Tim Suppe, als wir gestern im Restaurant waren.”

Plusquamperfekt

  • vollendete Vergangenheit, das abgeschlossene Ereignis liegt schon länger zurück
  • Beispiel: "Tim hatte seine Suppe bereits gegessen, bevor alle anderen ihr Essen bekamen.”

Wie du am Beispiel siehst, liegt das Plusquamperfekt am weitesten in der Vergangenheit zurück und bezeichnet den Zeitpunkt noch vor der einfachen Vergangenheit ("bevor alle anderen ihr Essen bekamen”). Aus diesem Grund wird die Zeitform auch Vorvergangenheit genannt.

Tipps

Bildung des Plusquamperfekt

Bildung des Plusquamperfekt

Die Vorvergangenheit ist eine zusammengesetzte Zeitform. Du bildest sie mithilfe der Verben "haben” und "sein” im Präteritum ("ich hatte”, "ich war”) und dem sogenannten Partizip II ("gelacht”, "gewesen”). Also merke dir:

Präteritum von haben/sein + Partizip II

Wir haben die Verben "haben” und "sein” für dich konjugiert, damit du von nun an immer das richtige Hilfsverb nutzen kannst.

habensein
ichhattewar
duhattestwarst
er/sie/eshattewar
wirhattenwaren
ihrhattetwart
siehattenwaren

Beim Partizip II, das auch Partizip Perfekt genannt wird, gibt es bestimmte Regeln zur Bildung für regelmäßige und unregelmäßige Verben.

Regelmäßige Verben im Plusquamperfekt

Um regelmäßige Verben in der Vorvergangenheit zu bilden, musst du nur ein "ge-” vor dem Verbstamm einfügen und ein "-t” oder "-et” anhängen. Endet der Verbstamm auf ein "t”, wie in "arbeit(en)”, hängst du das "-et” an, ansonsten verwendest du nur das einfache "-t”.

Normalfall:

  • kaufen (ich hatte gekauft)
  • lernen (du hattest gelernt)
  • machen (er hatte gemacht)
  • sammeln (wir hatten gesammelt)
  • lachen (ihr hattet gelacht)
  • lieben (sie hatten geliebt)

Verben mit Endung auf -ten oder -den:

  • arbeiten (ich hatte gearbeitet)
  • verbreiten (du hattest verbreitet)
  • reden (er hatte geredet)
  • testen (wir hatten getestet)
  • dulden (ihr hattet geduldet)
  • schulden (sie hatten geschuldet)

Unregelmäßige Verben bilden

Unregelmäßige Verben bilden

Bei den unregelmäßigen Verben hängst du wieder das "ge-” vorne an, aber ein "-en” hinten an den Verbstamm. Aus dem unregelmäßigen Verb "schlafen” wird dann zum Beispiel "ich hatte geschlafen”. Weitere Beispiele sind:

  • laufen (ich war gelaufen)
  • fallen (du warst gefallen)
  • backen (er hatte gebacken)
  • essen (wir hatten gegessen)
  • geben (ihr hattet gegeben)

Bei manchen Verben ändert sich auch der Wortstamm und es gibt beispielsweise einen Vokalwechsel. Diese Verben musst du schlicht auswendig lernen. Da sie häufig verwendet werden, wird dir das aber sicherlich schnell gelingen.

  • liegen (ich hatte gelegen)
  • leihen (du hattest geliehen)
  • singen (er hatte gesungen)
  • trinken (wir hatten getrunken)
  • schwimmen (sie waren geschwommen)

Hier findest du Tipps für effektives Lernen.

Gemischte Verben und Sonderfälle

Gemischte Verben und Sonderfälle im Plusquamperfekt

Auch bei gemischten Verben und Sonderfällen kann es manchmal zum Vokalwechsel kommen, wie bei "denken” und dem darauf entstandenen Plusquamperfekt "ich hatte gedacht. Hier hängst du dennoch ein "ge-” vorne an und die Endung "-t”.

Für Verben, die auf ”-ieren” enden, brauchst du die Vorsilbe "-ge” nicht:

  • studieren (ich hatte studiert – nicht gestudiert)
  • verlieren (ich hatte verloren – nicht geverloren)
  • organisieren (ich hatte organisiert – nicht georganisiert)

Kannst du die Verben trennen, schiebt sich die Vorsilbe "ge-” zwischen das Verb. Trennbare Verben erkennst du an ihrer Vorsilbe, die sich auch bei anderen Verben anhängen lassen.

Ein Beispiel ist das Verb "anhängen” selbst. Die Vorsilbe "an-” kannst du zum Beispiel an "fassen” (anfassen), "geben” (angeben) oder "legen” (anlegen) hängen. All diese Verben sind durch die Vorsilbe trennbar. Auch Vorsilben wie "vor-”, "auf-”, "aus-” oder "ab-” gehören dazu. Im Plusquamperfekt sieht das dann so aus:

  • anfassen (ich hatte angefasst)
  • vorstellen (er hatte sich mir vorgestellt)
  • aufregen (ich hatte mich aufgeregt)
  • abbrechen (ich hatte abgebrochen)
  • auflegen (wir hatten aufgelegt)
  • anfangen (sie hatten angefangen)
  • aussterben (sie waren ausgestorben)

Verben mit der Vorsilbe "ver-” verzichten ebenfalls auf das "ge-” am Wortanfang, egal ob sie regelmäßig oder unregelmäßig gebildet werden:

  • verlosen (ich hatte verlost)
  • verbreiten (du hattest verbreitet)
  • verteilen (sie hatte verteilt)
  • verschwenden (wir hatten verschwendet)
  • vernehmen (ihr hattet vernommen)
  • vertreiben (sie hatten vertrieben)
  • verwerfen (er hatte verworfen)

Zu den Sonderfällen gehören einige Verben mit der Vorsilbe "ver-”, die in ihrer ursprünglichen Form bleiben, ohne "ge-”, "-t” oder "-en” am Ende.

  • verraten (ich hatte verraten)
  • vergessen (du hattest vergessen)
  • verlassen (sie hatte verlassen)

Plusquamperfekt im Passiv

Plusquamperfekt im Passiv

In den bisherigen Beispielen hast du viele aktive Formulierungen des Plusquamperfekt kennengelernt. Möchtest du aber einen Vorgang beschreiben, in dem etwas von jemand anderem vor längerer Zeit getan wurde, kannst du das Passiv verwenden.

Auch wenn du nicht weißt, wer etwas getan hat, ist das Passiv hilfreich, um Ereignisse zu beschreiben. So wird es gebildet:

Präteritum von sein + Partizip II + worden
(Beispiel: Ich war gefahren worden)

Beispiele für die Passivbildung im Vergleich zum Präsens und Perfekt sind:

  • Präsens Passiv: "Die Ergebnisse wurden von Forschenden bestätigt.”
  • Perfekt Passiv: "Die Ergebnisse sind von Forschenden bestätigt worden.”
  • Plusquamperfekt: "Die Ergebnisse waren von Forschenden bestätigt worden.”

Beispiele mit Kontext und Bezug zu anderen Zeiten, die dir beim Verständnis und der Verwendung des Passivs helfen können, sind:

"Die Ergebnisse waren von Forschenden offiziell bestätigt worden, nachdem jemand sie infrage stellte.”
"Bevor die Ergebnisse von Forschenden offiziell bestätigt worden waren, verbreitete ein aufgebrachter Bürger die Nachrichten in seiner Nachbarschaft.”

Signalwörter für die Vorvergangenheit

Typische Signalwörter für das Plusquamperfekt sind "bevor”, "nachdem” und "als”. Sie kennzeichnen die Reihenfolge in der vergangene Ereignisse stattgefunden haben. Zum Beispiel:

  • "Bevor ich meine Schwester besuchte, hatte ich ihr ein Geschenk gekauft.”
  • "Nachdem ich meiner Mutter etwas vorgesungen hatte, weinte sie vor Freude.”
  • "Als ich auf der Feier ankam, waren die meisten Gäste schon gegangen.”

Andere zeitanzeigende Wörter, mit denen du die Reihenfolge deiner Erzählungen beschreiben kannst sind: dann, danach, zum Schluss, am Anfang, vorher, erst, zuerst und zwischendurch.

Sie sind zwar keine Signalwörter, die ausschließlich das Plusquamperfekt anzeigen, aber du kannst sie nutzen, um zeitliche Zusammenhänge in deiner Erzählung anzugeben.

Übungen für das Plusquamperfekt

Übungen für das Plusquamperfekt

In diesem Kapitel haben wir einige Übungen für dich zusammengestellt. Die erste Übung ist noch leicht und betrifft regelmäßige Verben, die zweite ist schon etwas schwerer und fragt unregelmäßige Verben ab.

Die dritte Übung ist am schwersten, da sie auch Sonderfälle, gemischte Verben und das Passiv mit einbezieht. Unter jeder Übung findest du die Lösungen. Versuche allerdings erst, die Aufgaben auch ohne sie zu schaffen.

Übung 1 – Regelmäßige Verben

  1. Ich ____ (haben) meiner Oma Kuchen _____ (bringen).
  2. Sie ____ (sein) zu Fuß ____ (laufen), bevor sie auf die Idee kam, auf ihr Fahrrad zu steigen.
  3. ____ (haben) du mir die Datei per E-Mail ____ (schicken)?
  4. Wir ____ (sein) schon ein Stück gelaufen, als Lisa bemerkte, dass wir den falschen Weg ____ (nehmen, haben).
  5. Ich ____ (haben) auf den Weg ____ (achten) und verlief mich trotzdem.
  1. Ich hatte meiner Oma Kuchen gebracht.
  2. Sie war zu Fuß gelaufen, bevor sie auf die Idee kam, auf ihr Fahrrad zu steigen.
  3. Hattest du mir die Datei per E-Mail geschickt?
  4. Wir waren schon ein Stück gelaufen, als Lisa bemerkte, dass wir den falschen Weg genommen hatten.
  5. Ich hatte auf den Weg geachtet und verlief mich trotzdem.

Übung 2 – Unregelmäßige Verben

  1. Wir ____ (sein) zur Mitte des Sees ____ (schwimmen), weil das Wasser dort schön kühl war.
  2. Ich ____ (haben) lange in der Sonne ____ (liegen), als ich bemerkte, dass ich Sonnenbrand habe.
  3. Hat sie dir das Geld eigentlich schon wiedergegeben, das du ihr am Sonntag ____ (leihen, haben)?
  4. Obwohl ich extra einen Kuchen ____ (backen, haben), wollte niemand etwas davon essen.
  5. Wie heißt noch gleich das Lied, das die Sängerin auf dem Konzert ____ (singen, haben)?
  1. Wir waren zur Mitte des Sees geschwommen, weil das Wasser dort schön kühl war.
  2. Ich hatte lange in der Sonne gelegen, als ich bemerkte, dass ich Sonnenbrand habe.
  3. Hat sie dir das Geld eigentlich schon wiedergegeben, das du ihr am Sonntag geliehen hattest?
  4. Obwohl ich extra einen Kuchen gebacken hatte, wollte niemand etwas davon essen.
  5. Wie heißt noch gleich das Lied, das die Sängerin auf dem Konzert gesungen hatte?

Übung 3 – Gemischte Verben, Sonderfälle und Passiv

  1. Ich ____ (haben, denken), dass du gestern auch kommen wolltest.
  2. Er ____ (haben) sich mir als Kai ____ (vorstellen).
  3. Die Frau versicherte, dass ihre Kette ____ (stehlen, werden, sein).
  4. Ich ____ (haben) mein Studium ____ (abbrechen), weil ich nicht mehr lernen wollte.
  5. Eine Passantin sagte, dass man die Kette einer Frau ____ (stehlen, haben).
  6. Die Kartoffeln ____ (sein, schneiden, werden), bevor sie im Topf landeten – von wem, weiß ich nicht.
  7. Alles, was ich ____ (lernen, haben), ____ (haben) ich plötzlich ____ (vergessen).
  8. Er ____ (haben) lange ____ studieren), bevor er seine erste Stelle bekam.
  9. Ich ____ (haben, vergessen), dass wir verabredet waren. Bitte entschuldige.
  10. Die Lehrerin ____ (haben) die Arbeitsblätter gerade ____ (verteilen), als ein Windzug kam und sie von unseren Tischen wehte.
  1. Ich hatte gedacht, dass du gestern auch kommen wolltest.
  2. Er hatte sich mir als Kai vorgestellt.
  3. Die Frau versicherte, dass ihre Kette gestohlen worden war.
  4. Ich hatte mein Studium abgebrochen, weil ich nicht mehr lernen wollte.
  5. Eine Passantin sagte, dass man die Kette einer Frau gestohlen hatte.
  6. Die Kartoffeln waren geschnitten worden, bevor sie im Topf landeten – von wem, weiß ich nicht.
  7. Alles, was ich gelernt hatte, hatte ich plötzlich vergessen.
  8. Er hatte lange studiert, bevor er seine erste Stelle bekam.
  9. Ich hatte vergessen, dass wir verabredet waren. Bitte entschuldige.
  10. Die Lehrerin hatte die Arbeitsblätter gerade verteilt, als ein Windzug kam und sie von unseren Tischen wehte.

Das Plusquamperfekt in anderen Sprachen

Das Plusquamperfekt in anderen Sprachen

Viele der heutigen Sprachen gehen der Sprachforschung zufolge auf eine indogermanische Ursprache zurück. So leiten sich zum Beispiel die germanischen Sprachen Deutsch und Englisch, aber auch romanische Sprachen wie Französisch und Spanisch sowie slawische Sprachen wie Russisch und Polnisch von ihr ab.

Sie alle haben eine ähnliche grammatische Struktur, weshalb du das Plusquamperfekt auch in vielen weiteren Sprachen findest. Im schulischen Kontext wird es dir vermutlich am häufigsten im Englischen und Französischen begegnen, da du diese Sprachen früh in der Schule lernst.

Plusquamperfekt im Englischen (Past Perfect)

Im Englischen hat das Past Perfect die Funktion des deutschen Plusquamperfekt. Die Zeitform wird selten auch "Pulperfect Tense” genannt.

Die Bildung ist eine Kombination aus dem Hilfsverb "have” in der einfachen Vergangenheitsform (simple past) und dem Partizip (past participle) des konjugierten Verbs. Ein Beispiel:

  • He had seen me in the cinema.
    (Er hatte mich im Kino gesehen.)

Mehr zum Past Perfect, Beispiele und Übungen findest du hier. 

Das französische Plus-que-parfait

Das französische Plus-que-parfait drückt die Vorzeitigkeit gegenüber dem französischen Perfekt (Passé Composé) aus. Du bildest es mit der einfachen Vergangenheitsform (Imparfait) von "être” (sein) oder "avoir” (haben) und dem Partizip (participe passé) des jeweiligen Verbs:

  • Elle avait vu un film au cinéma.
    (Sie hatte einen Film im Kino gesehen.)
Tipps
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