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Parallelismus: Bedeutung, 20 Beispiele & 3 Formen des Stilmittels

Wenn zwei aufeinander folgende Sätze oder Satzteile die gleiche Struktur haben, dann spricht man von einem Parallelismus. Mit dem Hintergrundwissen aus diesem Artikel kannst du Parallelismus sicher erkennen und deuten.

Parallelismus gehört zu den Stilmitteln, die in der deutschen Sprache recht häufig verwendet werden. Sie kommen in der Literatur vor, aber auch in Sprichwörtern, Reden und anderen alltäglichen Zusammenhängen.

Definition: Was Parallelismus bedeutet

Definition: Was Parallelismus bedeutet

Der Parallelismus ist ein Stilmittel, das in den unterschiedlichsten Texten vorkommt. Er zeichnet sich dadurch aus, dass zwei oder mehr aufeinander folgende Sätze oder Satzteile gleich aufgebaut sind.

Ein Beispiel ist das bekannte Sprichwort "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold". Hier sind zwei sehr kurze Sätze zusammengefügt, die genau gleich aufgebaut sind.

Der Begriff "Parallelismus" stammt aus dem Griechischen. Er bedeutet so viel wie "gleichlaufend" oder "nebeneinanderstehend".

Du kennst das Wort Parallele vielleicht aus dem Mathematikunterricht. Hier bezeichnet es zwei Linien, die gerade nebeneinander herlaufen. Ähnlich kannst du dir auch das sprachliche Bild vorstellen: Hier laufen die Sätze gleichförmig nebeneinander her.

Parallelismus kommt in den unterschiedlichsten Textarten vor, und zwar über alle Epochen hinweg. Dieses Stilmittel steckt nicht nur in Gedichten, sondern auch in Geschichten, Romanen, Theaterstücken, politischen Reden, Blogbeiträgen oder Liedtexten.

Auch in alltäglichen Zusammenhängen findest du es häufig. Zum Beispiel stecken in Sprichwörtern oder Werbeslogans sehr häufig Parallelismen.

Tipp: Wenn du einen Text genauer verstehen willst, lohnt es sich fast immer, nach Parallelismen Ausschau zu halten. Sie gehören zu den häufigsten Stilmitteln und sind außerdem recht leicht zu erkennen.

Weitere Bedeutungen des Begriffs Parallelismus

Weitere Bedeutungen von Parallelismus

Parallelismus kommt nicht nur als sprachliches Stilmittel vor, sondern auch in anderen Zusammenhängen:

  • In der Biologie spricht man von Parallelismus, wenn sich bei nicht verwandten Tier- oder Pflanzenarten ähnliche Merkmale ausbilden.
  • In der Musiktheorie gibt es verschiedene Satzmodelle, die als Parallelismus bezeichnet werden.
  • In der Philosophie gibt es eine Theorie, die psychophysischer Parallelismus genannt wird.

In diesem Artikel steht aber die sprachliche Verwendung von Parallelismen im Vordergrund. Wir sprechen also über das Stilmittel, wie es zum Beispiel in Gedichten, Geschichten oder auch Sprichwörtern vorkommt.

Die Schreibweise des Wortes Parallelismus

Durch die drei "L" im Wort Parallelismus ist die Schreibweise nicht ganz einfach. Wo gehört noch mal die Dopplung hin? Antwort: Das erste "L" ist doppelt, das zweite nicht.

Das kannst du dir vielleicht besser merken, wenn du dir das Wort "parallel" vornimmst. Man spricht es mit einem langen E aus, die Betonung liegt auf der letzten Silbe. Deshalb kann das doppelte L nicht am Ende sein, sonst müsste das E kurz ausgesprochen werden.

Gut zu wissen: Die Mehrzahl von "Parallelismus" ist übrigens "Parallelismen".

Beispiele für Parallelismus

Beispiele für Parallelismus

Parallelismus findest du in Redewendungen, der Literatur und in bekannten Slogans. Im Folgenden findest du zahlreiche Beispiele zu dem Stilmittel.

Beispiele in Redewendungen

Viele Sprichwörter und Redewendungen sind nach den Prinzipien des Parallelismus aufgebaut. Hier einige Beispiele:

  • Wie du mir, so ich dir.
  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
  • Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen.
  • Wer rastet, der rostet.
  • Andere Länder, andere Sitten.
  • Pech im Spiel, Glück in der Liebe.
  • Ende gut, alles gut.
  • Kommt Zeit, kommt Rat.

Auch die Werbung nutzt den Parallelismus, zum Beispiel in diesen Slogans:

  • Wohnst du noch oder lebst du schon?
  • Schmutz geht, Glanz entsteht.
  • Come in and find out.
  • Gute Preise. Gute Besserung.
  • Der Tag geht, Johnny Walker kommt.
  • Sind sie zu stark, bist du zu schwach.

Beispiele in der Literatur

Beispiele für Parallelismus in der Literatur

In der Literatur gibt es unzählige Beispiele für parallele Satzstrukturen. Besonders häufig liest man dieses Beispiel aus dem Gedicht "Rote Husaren" von H. Löns: "Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee."

Weitere Beispiele:

  • Goethe schreibt in seinem Gedicht "Westöstlicher Divan": "Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident!"
  • In Goethes Ballade "Der Fischer" gibt es gleich mehrere Parallelismen: "Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll", "Und wie er sitzt und wie er lauscht", "Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm", "Halb zog sie ihn, halb sank er hin"
  • In Schillers "Maria Stuart" heißt es: "Ich bin entdeckt, ich bin durchschaut!"
  • Auch in der Bibel gibt es viele Parallelismen, zum Beispiel diesen: "Denn Reden bringt Ehre, aber Reden bringt auch Schande" (Sirach 5,15).
  • Dieses Zitat stammt ebenfalls aus der Bibel: "Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?" (1 Kor 15,55)
  • Von Erich Kästner stammen diese Zitate: "Die Nacht ist dunkel, der Tag ist hell", "Ich bin reich, du bist arm".

Beispiel aus einer politischen Rede

In vielen (politischen) Reden spielt der Parallelismus eine große Rolle. Ein sehr berühmtes Beispiel ist die Rede, die Martin Luther King am 28. August 1963 während des Marsches auf Washington gehalten hat.

Diese Rede ist bekannt für den Satz "Ich habe einen Traum" (im Original "I have a dream"). Dieser Satz kommt in der Rede immer wieder vor. Vor allem gegen Ende der Rede beginnen mehrere Sätze hintereinander mit dem einprägsamen Spruch.

Es lohnt sich, diese Rede mal genauer durchzulesen. Hier lernst du einiges über die Wirkung des Parallelismus. Aber auch in vielen anderen Reden kommt das Stilmittel zum Einsatz. Wenn du darauf achtest, entdeckst du sicher viele Beispiele.

Wirkungen von Parallelismus

Wirkungen von Parallelismus

Ein Parallelismus hat immer das Ziel, den Text einprägsam zu gestalten. Durch den gleichen Aufbau wiederholen sich wichtige Wörter oder Satzteile, sodass du sie dir leichter merken kannst. Deshalb kommt der Parallelismus so oft in Sprichwörtern und Redewendungen vor.

Außerdem wirkt ein Text durch die parallelen Strukturen eindringlicher. Wenn du in einem Text Parallelismen entdeckst, dann handelt es sich fast immer um besonders wichtige Textstellen.

Häufig werden Parallelismen auch genutzt, um Gegensätze zusammenzubringen. Der Kontrast zwischen gegensätzlichen Worten wird dadurch noch deutlicher.

Ein weiterer Vorteil von Parallelismen: Sie schaffen Übersichtlichkeit im Text. Zum Beispiel hilft ein immer gleicher Vers- oder Strophenbeginn dabei, sich im Text zu orientieren.

Verschiedene Formen des Parallelismus

Innerhalb des Parallelismus gibt es unterschiedliche Formen. Nicht immer ist es wichtig, sie im Detail zu unterscheiden. Aber manchmal gibt es noch zusätzliche Informationen zur Interpretation. 

Antithetischer Parallelismus

Die Antithese ist ein eigenes Stilmittel, bei dem man Gegensätze einander gegenüberstellt. Das gelingt sehr gut, indem man parallele Satzstrukturen verwendet. Deshalb kommen Parallelismus und Antithese häufig gemeinsam vor.

Diese Beispiele gehören zum antithetischen Parallelismus:

  • Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. (Die Gegensätze sind "Reden" und "Schweigen".)
  • Pech im Spiel, Glück in der Liebe. (Hier sind "Pech" und "Glück" die Gegensätze.)
  • Friede den Hütten! Krieg den Palästen! ("Friede" und "Krieg" stehen sich als Gegensätze gegenüber.)

Beim antithetischen Parallelismus wird der Kontrast zwischen den beiden Gegensätzen besonders deutlich. Der gleiche Aufbau betont die Unterschiedlichkeit der beiden Begriffe.

Tautologischer Parallelismus

Tautologischer Parallelismus

Beim tautologischen Parallelismus drückt man den gleichen Sachverhalt durch unterschiedliche Wörter aus. Die beiden Sätze sagen also fast das Gleiche aus und verstärken sich so gegenseitig. Man nennt diese Form auch synonymer Parallelismus.

Diese Beispiele gehören zum antithetischen Parallelismus:

  • "Ich bin entdeckt, ich bin durchschaut. ("Entdecken" und "durchschauen" ist fast das Gleiche.)
  • "Mein Gott hilft mir aus der Hand des Gottlosen, aus der Hand des Ungerechten und Tyrannen. (Mit dem "Gottlosen", dem "Ungerechten“ und "Tyrannen" ist immer derselbe gemeint, nämlich der Teufel.)

Der tautologische Parallelismus dient vor allem dazu, die Bedeutung des Satzes hervorzuheben. Es ist also ein Stilmittel der Betonung und damit ein Hinweis auf einen besonders wichtigen Aspekt des Textes.

Parabolischer Parallelismus

Diese Form des Parallelismus erinnert an eine Allegorie, also an einen Vergleich mit einem Sinnbild. Im einen Teil des Satzes wird ein sprachliches Bild gezeichnet, im anderen ein Vergleich aufgestellt.

Beispiele für parabolische Parallelismen:

  • Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.
  • Denn so hoch der Himmel über der Erde, so groß ist seine Barmherzigkeit gegen die Frommen.

Diese Form betont mit dem gleichen Satzaufbau die Ähnlichkeit zwischen dem Sinnbild und dem Vergleich.

So findest du Parallelismen in Texten

Wie du Parallelismen in Texten findest

Wenn du im Deutschunterricht einen Text interpretieren willst, dann solltest du immer nach Stilmitteln Ausschau halten. Der Parallelismus ist eines der häufigsten Stilmittel.

Es lohnt sich deshalb, ganz gezielt nach Parallelismen zu suchen. So kannst du dabei vorgehen:

  1. Lies den Text noch einmal und achte auf Wortwiederholungen. Sie deuten oft auf Parallelismus hin.
  2. Schau dir besonders den Beginn und das Ende von Strophen, Versen oder Absätzen an. Hier sind Parallelismen besonders häufig.
  3. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du einen Parallelismus vor dir hast, dann bestimme die Satzglieder. Wenn beispielsweise Subjekt, Prädikat, Objekt in der gleichen Reihenfolge stehen, dann handelt es sich um einen Parallelismus.
  4. Achte auf Sätze, die aus zwei ähnlich langen Teilen bestehen. Sind die beiden Teile gleich aufgebaut?
  5. Schau dir Sätze genauer an, die mit dem gleichen Wort beginnen. Ist das nur Zufall oder verläuft auch der Rest der Sätze parallel?

Wenn du Parallelismen gefunden hast, dann frage dich, welchen Zweck sie an dieser Stelle erfüllen.

  • Gibt es einen Gegensatz? Dann dienen Parallelismen wahrscheinlich dazu, den Kontrast hervorzuheben.
  • Tauchen die gleichen Begriffe immer wieder auf oder werden ähnliche Dinge mehrfach gesagt? Dann soll hier wahrscheinlich etwas Wichtiges betont werden.
  • Stehen die Parallelismen an Stellen, die für die Struktur wichtig sind? Dann sollen sie wahrscheinlich die Orientierung im Text verbessern.
  • Wird der Parallelismus in kurzen und wichtigen Sätzen verwendet? In diesem Fall dient er dazu, dass diese Sätze besonders einprägsam werden.

Notiere dir die Erkenntnisse, die aus diesen Überlegungen entstehen. Sie helfen dir dabei, den Text besser zu verstehen und gut zu interpretieren.

Hier findest du weitere Tipps zum Schreiben einer Interpretation.

So setzt du Parallelismen in eigenen Texten ein

Wie du Parallelismen in eigenen Texten einsetzt

Wenn du selbst Reden, Blogbeiträge, Gedichte oder andere Texte schreibst, kannst du Parallelismen natürlich auch einsetzen. Wahrscheinlich tust du das an manchen Stellen sogar schon intuitiv.

Diese Tipps helfen dir, dieses Stilmittel noch effektiver und sinnvoller zu nutzen:

  • Lies dir einige deiner bisherigen Texte durch und versuche, Parallelismen zu finden. Hast du sie dort bewusst oder intuitiv so eingesetzt, dass sie einen Zweck erfüllen?
  • Achte darauf, Wort- und Satzwiederholungen nur an sinnvollen und bedeutsamen Stellen unterzubringen. Deshalb sollten zum Beispiel deine Satzanfänge vielfältig sein. Dann springen bewusst gesetzte Wiederholungen besser ins Auge.
  • Nimm dir die wichtigste Aussage deines Textes genauer vor. Kannst du sie mit Parallelismen noch stärker hervorheben, damit sie besser im Gedächtnis bleibt?
  • Auch wenn du von Gegensätzen berichtest, solltest du an die Möglichkeit des Parallelismus denken. Baue die Sätze, in denen es um den Kontrast geht, gleich auf, um diesen stärker hervorzuheben.
  • Lass dir Rückmeldung von Testlesern geben, wenn du ein Stilmittel zum ersten Mal nutzt. So kannst du herausfinden, ob du die angestrebte Wirkung auch tatsächlich erreichst.

Diese Stilmittel sind dem Parallelismus ähnlich

Neben dem Parallelismus gibt es noch viele weitere Stilmittel. Einige von ihnen ähneln den Parallelismen, sind aber trotzdem unterschiedlich. Diese Stilmittel solltest du kennen:

  • Die Antithese kommt auch ohne parallele Struktur vor. Begriffspaare wie "Himmel und Hölle", "Wasser und Wein" oder "Leben und Tod" sind zum Beispiel Antithesen.
  • Beim Chiasmus ist der Satzbau kreuzförmig aufgebaut. Beispiel: "Die Welt ist groß, klein ist der Verstand." Der zweite Teil des Satzes ist also ähnlich aufgebaut wie der erste, aber die Reihenfolge ist umgekehrt.
  • Die Anapher ist ein Stilmittel, bei dem aufeinanderfolgende Sätze mit dem gleichen Wort anfangen. Nur dann, wenn anschließend auch der Satzbau gleich ist, handelt es sich gleichzeitig um einen Parallelismus.
  • Eine Metapher hat Ähnlichkeiten mit dem parabolischen Parallelismus. Metaphern sind Sinnbilder, die einen Sachverhalt begreifbar machen sollen.
Tipp: Unterscheide diese Stilmittel genau voneinander. Nur so kannst du den Text optimal interpretieren und verstehen.

Fazit: Die wichtigsten Fakten zu Parallelismen

Die wichtigsten Fakten zu Parallelismen im Überblick

Zusammengefasst sind das die wichtigsten Dinge, die du über den Parallelismus wissen solltest:

  1. Parallelismus ist ein Stilmittel, das in fast allen Textarten vorkommen kann.
  2. Typisch für den Parallelismus sind zwei oder mehr aufeinander folgende Sätze oder Satzteile, die die gleiche Struktur haben.
  3. Ein Parallelismus dient der Orientierung im Text, macht Aussagen besonders einprägsam und hebt Wichtiges hervor.
  4. Häufig kommen Parallelismus und Antithese zusammen vor. Dadurch wird der Kontrast zwischen zwei Gegensätzen besonders deutlich.
  5. Parallelismen sind in Sprichwörtern, Redewendungen und Werbeslogans besonders häufig.
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