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Namensforschung: 4 Fakten & 7 Beispiele aus der Onomastik

Die Namensforschung beschäftigt sich wissenschaftlich mit jeder Form von Eigennamen. Woher ein bestimmter Orts- oder Familienname stammt, ist beispielsweise Teil der Onomastik. Wir haben Wissenswertes und interessante Fakten für dich. Außerdem findest du spannende Beispiele aus der Onomastik.

Ob Schmidt, Fischer oder Bäcker: Die Herkunft vieler Eigennamen lässt sich dank der Namensforschung entschlüsseln. Eine Teildisziplin dieser Wissenschaft ist die Namensbedeutung. Womit sich die Onomastik außerdem beschäftigt, erfährst du im Folgenden.

Namensforschung: Definition und Wissenswertes

Wissenswertes über die Namensforschung

Wissenschaftlich wird die Namensforschung auch Onomastik oder Onomatologie genannt. Du kannst dir darunter die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit jeglicher Form von Eigennamen vorstellen. Dabei teilen sich viele unterschiedliche Wissenschaften und Disziplinen das Interesse für Sprache und Namen, darunter etwa die Sprach- oder Geschichtswissenschaft.

Teildisziplinen der Namensforschung

Die Namensforschung beschäftigt sich hauptsächlich mit der Herkunft, Bedeutung und Verbreitung von Eigennamen. Darunter zählen zum Beispiel die folgenden Typen:

  • Ortsnamen
  • Familiennamen
  • Vornamen
  • Gewässernamen
  • Flurnamen
  • Himmelskörper
  • Berge und Gebirge

Namensforschung betreibst du beispielsweise, wenn du dich mit der Historie deines persönlichen Familiennamens auseinandersetzt. Wer sich nicht nur als Hobby, sondern auch beruflich mit der Onomastik beschäftigen möchte, kann das Fach sogar in Deutschland studieren.

Hier erfährst du alles zur Ahnenforschung.

Onomastik studieren

Du hast in Deutschland die Möglichkeit, Onomastik zu studieren. Dabei tauchst du vier Semester lang tiefer in die Namensforschung ein und lernst, wie sich Namen entwickelt haben, was sie ausdrücken möchten und alles zu ihrer Verstreuung auf der Welt.

Die Untersuchungen bedienen sich außerdem anderer Disziplinen wie etwa der Linguistik, Ethnologie, Pädagogik, Geschichte oder Psychologie.

Anforderungen an das Studium

Onomastik studieren: Anforderungen und Inhalte

Bisher kannst du Onomastik nur als Masterstudiengang an der Universität Leipzig studieren. Du absolvierst unterschiedliche Module und Prüfungen innerhalb von idealerweise vier Semestern.

Voraussetzung für deine Zulassung ist ein Bachelorabschluss in entweder einem historischen oder einem philologischen Studiengang. Außerdem durchläufst du ein Eignungsverfahren und benötigst das Abitur (allgemeine Hochschulreife).

Ob deine Credits aus dem Bachelorstudiengang für den Master reichen, erfährst du an der Universität. Am besten informierst du dich hierzu bei der vor Ort und telefonisch angebotenen Studienberatung.

Inhalte des Fachs

Im Masterstudiengang Onomastik setzt du dich unter anderem mit der germanistischen Sprachwissenschaft, Linguistik, dem Mittelhochdeutschen und dem Sprachvergleich auseinander.

Zudem kannst du zwischen verschiedenen Wahlpflichtfächern wählen. Beispielhaft haben wir dir einige aufgelistet:

  • Geschichte, Name und Literatur
  • Westslavische Sprachgeschichte, Ortsnamen, Gewässernamen
  • Geschichte, Name, Literatur
  • Geschichte, Übersetzung, Name

Perspektiven der Namensforschung

Namensforscherinnen und Namensforscher arbeiten vor allem im Bereich der Forschung, Lehre und Wissenschaft. Oft sind sie deshalb an Hochschulen oder Instituten angestellt. Außerdem kannst du dein Geld mit der Namensberatung oder professionellen Ahnenforschung verdienen.

Wie du selbst einen Stammbaum erstellst, erfährst du hier.

Warum es Familiennamen gibt: Fakten zur Namensbedeutung

Familiennamen und ihre Namensbedeutung

Jeder in Deutschland geborene Mensch besitzt neben seinem Rufnamen einen sogenannten Familiennamen. Das war allerdings nicht immer so. Bis ins 12. Jahrhundert hinein kannten sich die Menschen untereinander nur mit einem Namen: ihrem Vornamen.

In den damals vorherrschenden, eher kleinen Siedlungen und Dörfern war es nicht notwendig, einer Person mehr als einen Namen zu verleihen. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner kannten sich ohnehin untereinander.

Wenn zwei Menschen doch mal den gleichen Namen trugen, wurden ihnen charakterisierende Attribute als Namenszusatz angehängt. Aus "Hans" hätte so zum Beispiel "der hagere Hans" werden können. Jeder im Dorf hätte gewusst, wer damit gemeint war.

Immer mehr Menschen mit dem gleichen Rufnamen

Ab dem Mittelalter teilten sich immer mehr Menschen denselben Rufnamen. Das machte eine Unterscheidung wesentlich schwieriger. Die Städte wuchsen heran und die Menschen kannten sich immer seltener persönlich.

Gleichzeitig oder gerade deshalb verbreitete sich ein Trend aus Italien und Frankreich in den restlichen europäischen Ländern: die Zugabe eines festen Nachnamens. In Deutschland etablierte sich dieser "Zuname" erst im 16. oder 17. Jahrhundert vollständig.

Nachnamen charakterisierten die Person

Seinen festen Nachnamen erhielt eine Person dank charakterisierender Merkmale. Das Wort musste sowohl zeitlich als auch persönlich zu der Trägerin oder dem Träger passen. Außerdem sollte es sie oder ihn aus der Masse hervorheben.

Besonders beliebt waren Bezüge zum Wohnort, zum Beruf oder zu einem sehr speziellen äußerlichen Merkmal. Beispiele für solche Nachnamen haben wir hier für dich aufgelistet:

1. Beruf: "Fischer", "Müller", "Schmidt", "Schneider", "Schäfer" oder "Koch" sind typische Beispiele für Berufsnamen.

2. Herkunft: Der Familienname "Berger" ist beispielsweise abgeleitet von der Tatsache, dass die Person auf einem Berg oder Hügel lebte.

3. Äußeres Merkmal: "Kahl" wurde als Zunamen für jemanden gewählt, der eine Glatze besaß, "Klein" für eine kleine Person und "Braun" für eine Person mit dunklen Augen oder Haaren.

Größte Gruppe von Zunamen sind Siedlungsnamen

Siedlungsnamen: Die größte Gruppe der Familiennamen

Der Großteil der Familiennamen geht auf die Herkunft beziehungsweise den Wohnort der Trägerin oder des Trägers zurück. Dazu gehört etwa der "Berger", dessen Vorfahr auf einem Hügel oder Berg lebte. Die Namen können aber auch von Gewässern, Siedlungen oder Tälern abgeleitet sein.

Der Vorfahr eines "Kuhlmann" lebte beispielsweise in einer Vertiefung. Ein "Beck" könnte dagegen einst an einem Bach gewohnt haben.

Besonders bei Zugezogenen lässt sich dies beobachten. Jemand, der beispielsweise aus Nürnberg in eine andere Stadt zog, erhielt von seinen neuen Nachbarinnen und Nachbarn den Zunamen "Nürnberger".

Viele Namen passen nicht in das Schema

Bei einigen Nachnamen gestaltet sich die genaue Entschlüsselung ihrer Herkunft etwas schwieriger. Sie passen beispielsweise schlicht nicht in das zuvor erläuterte Schema. Das kann gleich mehrere Gründe haben.

So kann sich der Familienname etwa über die letzten Jahrhunderte in seiner Schreibweise deutlich verändert haben. Das kann schließlich dazu geführt haben, dass er dem ursprünglichen Begriff nicht mehr ähnelte und heute komplett anders ausgesprochen wird.

Denkbar ist auch, dass der Familienname an ein Wort angelehnt ist, das aus einem bestimmten Dialekt oder einer regionalen Besonderheit stammt. Dieser Dialekt oder auch das Wort an sich kann uns heute nicht mehr geläufig sein – seine Bedeutung ist über die letzten Jahrhunderte verloren gegangen.

Manche Familiennamen stammen auch schlicht aus dem Ausland. Sie haben entweder ihre Bedeutung in der Muttersprache beibehalten oder wurden in ihrer Schreibweise so sehr "eingedeutscht", dass sie heute nicht mehr an ihren Ursprung erinnern.

Einige Zunamen bilden außerdem eine Kombination aus Vor- und Nachnamen. Besonders geläufig ist diese Verschmelzung beispielsweise in Skandinavien. Hier bezeichnet der Nachname "Petersen" wörtlich den "Sohn des Peters".

Herkunft des eigenen Nachnamens ermitteln

So ermittelst du die Herkunft deines Familiennamens

Du interessierst dich für deine Familiengeschichte und möchtest wissen, woher dein Familienname ursprünglich stammt? Hierbei hast du gleich mehrere Möglichkeiten. Wie du selbst die Herkunft deines Nachnamen ermitteln kannst, erklären wir im Folgenden.

Nach dem Schema der Namensforschung vorgehen

Du kannst auf eigene Faust recherchieren und dich an dem oben genannten Schema orientieren. Dazu stellst du dir die folgenden Fragen und versuchst diese zu beantworten. Auch das Ausschließen von Möglichkeiten kann dir dabei helfen, dem Ursprung deines Familiennamens auf den Grund zu gehen.

1. Beschreibt der Name ein körperliches Merkmal?
2. Leitet er sich von einem (altertümlichen) Beruf ab?
3. Könnte der Name aus einer anderen Sprache stammen?
4. Hat er Bezug zu einem Ort (Gewässer, Tal, Stadt oder Ähnlichem)?

Verbreitung ermitteln

Für deine Analyse ist es wichtig zu wissen, wo auf der Welt dein Familienname überall vorkommt. Das könnte dir einen Hinweis darauf geben, wo dein Name ursprünglich entstanden ist. Findest du deinen Nachnamen beispielsweise fast ausschließlich in Norddeutschland, könnte er aus einem bestimmten dort ansässigen Dialekt heraus entstanden sein.

Häufigkeit erschließen

Im zweiten Schritt ermittelst du, wie häufig dein Nachname auf der Welt vorkommt. Dadurch könntest du erschließen, ob der Name auf einen einzelnen Ursprung zurückgeht oder sich mehrfach und unabhängig entwickelt hat.

Tragen nur wenige hundert Menschen deinen Nachnamen, ist ein einziger Ursprung sehr wahrscheinlich. Bei mehreren hundert bis einigen tausend Namensträgerinnen und -trägern dagegen kann es gut sein, dass der Name mehrfach in der Vergangenheit entstanden ist.

Für die Ermittlung von Verbreitung und Häufigkeit deines Nachnamens kannst du spezielle Online-Dienste wie etwa die Websites Geogen oder Namenforschung.net in Anspruch nehmen.

Namensbedeutung von Vornamen

Namensbedeutung von Vornamen

Auch die Erforschung von Vornamen fällt in den Bereich der Onomastik. Schließlich haben Rufnamen fast immer eine spezifische Bedeutung. Diese können zum Beispiel biblischen oder mythischen Ursprungs sein. Der Name "Judith" etwa stammt aus dem Hebräischen und bedeutet "Frau von Judäa".

Der finnische Jungen-Name Niilo dagegen bedeutet aus dem Finnischen übersetzt "Sieg des Volkes" und ist nicht nur in seinem Heimatland beliebt. Auch Namen der nordischen Mythologie sind beliebt, wie etwa "Munin". Dieser bezeichnet den Raben des nordischen Gottes Odin.

Interessierst du dich für weitere außergewöhnliche, schöne oder einfache Vornamen mit besonderer Bedeutung, haben wir hier die passende Auswahl für dich:

Beispiele aus der Namensforschung: Ortsnamen

Im Folgenden findest du spannende Beispiele aus der Namensforschung. Wir haben außergewöhnliche Orte für dich zusammengetragen und erklären ihre Bedeutung.

Namensbedeutung von Ortschaften

Anhand ihrer Wortendung kannst du erkennen, worauf sich Ortschaften ursprünglich einmal bezogen haben (könnten).

  • "-heim, "-hofen", "-hausen": Orte mit dieser Endung hat einst jemand bewohnt, der hier wörtlich "zu Hause" war
  • "Pfaffenhofen": Diese Ort war ursprünglich der Hof eines Pfaffen (Pfarrers)
  • "-burg", "-berg": Diese Ortschaften liegen oder lagen etwas höher
  • "-bach": Ortschaft in der Nähe eines Gewässers
  • "-furt": Ort an einer Furt (Stelle an einem Fluss oder Bach, die zu Fuß überquert werden kann)
  • "-kirchen": Ortschaft mit einer Kirche
  • "-leben": Grundbedeutung "etwas Zurückgelassenes" oder auch "Erbe" – Ortsname bezeichnet eine Person, die etwas hinterlassen oder geerbt hat

Köln

Namensbedeutung von Köln

Die Großstadt am Rhein war einst Teil des riesigen Römischen Reichs. Vor über 2.000 Jahren gründeten die Römer an dieser Stelle eine Siedlung mit der Bezeichnung "Oppidum Ubiorum". Knapp 100 Jahre später überzeugte Kaiserin Agrippina ihren Gatten Kaiser Claudius, die kleine Siedlung zur "Stadt außerhalb Roms" zu erheben. Damit wurde die Siedlung zu einer sogenannten "Colonia".

Die Stadt erhielt schließlich den vollen Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium ("Kolonie von Claudius, Altar der Agrippinenser"). Ab dem 5. Jahrhundert wurde aus dem komplizierten Stadtbegriff schließlich das heute bekannte Köln.

Elend

Den deprimiert klingenden Namen "Elend" tragen gleich sechs Orte in Bayern. Der Name bezieht sich nicht etwa darauf, wie sich die Menschen in den kleinen Städten fühlen. Vielmehr stammt der Begriff aus dem Mittelalter, wo er schlicht "fremdes Land" oder "einsames Land" bedeutete. So bezeichneten Menschen eine Ortschaft in ihrer Nähe, deren Einwohnerinnen und Einwohner sie nicht kannten.

Fucking

Diese kleine Ortschaft mit dem obszön klingenden Namen befindet sich in Österreich. Der Name geht lediglich auf einen Adeligen des 6. Jahrhunderts zurück, der sich Focko nannte.

Da aufdringliche Touristinnen und Touristen bereits seit einigen Jahren die Idylle des 100-Seelen-Städtchen störten, entschied sich die Gemeinde für einen Namenswechsel. Aus "Fucking" wurde so schließlich "Fugging".

Llanfairpwll

Der längste Ortsname Europas mit unglaublichen 58 Buchstaben lautet "llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch". Der kleine Ort auf der Insel Angelsey in England wird aber lieber bei seiner Kurzform gennant: Llanfairpwll oder Llanfair PG.

Der Name ist ein Kunstwort aus dem Walisischen und bedeutet übersetzt: "Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe eines schnellen Wirbels und der Thysiliokirche bei der roten Höhle".

Der Ursprung dieser Wortneuschöpfung ist allerdings weit weniger romantisch, als er vermuten lässt. Ein Schumacher des Ortes erfand den Namen, um die kleine Stadt für den Handel interessant zu machen. Dies ist ihm auch tatsächlich gelungen. Heute erhält der Ort eine hohe Aufmerksamkeit – besonders von Touristinnen und Touristen, die sich jedes Jahr vor dem Ortsschild fotografieren lassen.

"Amerika" in Sachsen

Ein kleiner Ort in der sächsischen Stadt Penig trägt den außergewöhnlichen Namen Amerika. Dieser kommt daher, dass Besuchende des Ortes mit einem Kahn über den Mulde-Fluss gezogen wurden, um zur Kattundruckerei zu gelangen.

Daraus ergab sich der Ausdruck "über den Teich gezogen", welcher auch für eine Reise nach Amerika stand. So erhielt die kleine Ortschaft schließlich den weit hergeholten Namen "Amerika an der Mulde".

Edelschrott

Ortsschild von "Edelschrott"

In der österreichischen Steiermark liegt eine Gemeinde mit dem ungewöhnlichen Namen Edelschrott. Knapp 2.000 Menschen sind hier zuhause. Abgeleitet ist der Name vom slowenischen Begriff "jelen" für "Hirsch" und dem mittelhochdeutschen Wort "schrot" für "abschneiden".

Gemeinsam mit dem Wappen der Gemeinde, das einen Hirschhaupt zeigt, wird die ursprüngliche Bedeutung des Namens vermutlich etwas ersichtlicher.

Jenseits und Diesseits

Die Stadt mit dem außergewöhnlichen Namen Jenseits liegt in Österreich – und Diesseits liegt direkt nebenan. Ihre belustigenden Namen sind tatsächlich wörtlich zu nehmen. Alles geht vom Blickwinkel des Schlosses St. Martin aus: Jenseits des Flusses Antiesen liegt Jenseits, das restliche Land ist Diesseits.

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