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Hypothese: 3 Arten & 4 Kriterien für die wissenschaftliche Arbeit

Eine Hypothese ist eine Annahme über einen Zusammenhang. Was genau eine Hypothese ausmacht, welche Arten existieren und welche Kriterien sie erfüllen sollte, erfährst du in diesem Artikel. Außerdem zeigen wir dir, wie du deine eigene Hypothese aufstellst.

Die Hypothese ist oft Bestandteil von Forschungsarbeiten. Du benötigst sie aber nur dann, wenn du eine empirische Forschung durchführst, um deine eigene Forschungsfrage zu beantworten.

Was eine Hypothese ist

Was eine Hypothese ist

Der Begriff Hypothese stammt von dem griechischen Wort "hypothesis" ab und bedeutet so viel wie "Grundlage" oder "unterstellte Annahme".

Eine Hypothese ist eine prüfbare Aussage über einen Sachverhalt.

Vereinfacht gesagt, stellt die Hypothese eine Vermutung dar, beispielsweise über Zusammenhänge zwischen zwei Merkmalen oder über den Ausfall eines Ergebnisses zu einer bestimmten Frage.

Sie umfasst in der Regel zwei Variablen und deren Beziehung zueinander. Wichtig ist, wie eine Variable auf die andere wirkt. Merke dir also, dass eine Hypothese eine Beziehung aus Ursache und Effekt ausdrückt.

Eine Hypothese kann grundsätzlich nicht verifiziert (bewahrheitet) werden, da sie sich gegebenenfalls doch noch als falsch erweisen kann. Eine widerlegte Hypothese solltest du verwerfen. Im Übrigen wird eine Hypothese meist auf Grundlage der Literaturrecherche gebildet.

Hinsichtlich des Erkenntnisstandes kannst du mehrere Abstufungen der Hypothese vornehmen:

  • Hypothese als (bislang) ungeprüfte Annahme
  • Annahme als geprüfte Aussage ohne Einordnung in eine Theorie
  • Hypothese als begründete und empirisch getestete Aussage
Das Verb "hypothetisch" wird auch öfter im alltagssprachlichen Kontext verwendet und bedeutet "auf einer Annahme beruhend". Da es für diese Annahme meist keinen Beweis gibt, wird das Wort manchmal auch synonym zu "zweifelhaft" oder "fraglich" eingesetzt.

Kurze Definition der Hypothese

Laut dem österreichischen Psychologen Michael Trimmel lautet die Definition von Hypothesen wie folgt:

"…sind vorläufige (noch unbewiesene), wissenschaftlich-logische Annahmen über den Zusammenhang realer Phänomene. […] Hypothesen sind also provisorische Antworten auf die zu untersuchenden Fragestellungen zum Zweck der wissenschaftlichen Prüfung."

Ursprüngliche Bedeutung der Hypothese

Ursprüngliche Bedeutung

In der ursprünglichen Bedeutung umschreibt die Hypothese einen sicheren Grundsatz zur Erschließung inhaltlicher Bestimmungen.

Er vereint dabei allgemeine und widersprüchliche Informationen miteinander.

Im modernen Sprachgebrauch ist der Begriff Hypothese als eine wohlüberlegte und meist gut begründete Annahme zu verstehen. Mithilfe der Hypothese können Forschende bestimmte Phänomene vorläufig erklären.

Unterschied zur These

Im Gegensatz zur Hypothese ist die These eine zugespitzte, kontroverse Behauptung, die einer argumentativen Begründung bedarf. Die Hypothese ist also spezifischer als eine These und stellt einen Zusammenhang zwischen (mindestens) zwei Variablen her.

Übrigens: Die Antithese stellt das Gegenstück zur These dar. Sie ist eine direkte Antwort auf eine Behauptung und wird deswegen auch Gegenbehauptung genannt. Hier ein Beispiel für eine Antithese: "Sie trägt einen gelben Hut." – "Der Hut ist nicht gelb, sondern grün."

Kriterien für Hypothesen

Wenn du eine wissenschaftliche Hypothese für deine Bachelor- oder Masterarbeit aufstellen möchtest, dann sollte deine Annahme die folgenden Kriterien erfüllen. Wir haben zu jedem Kriterium ein kurzes Beispiel für dich.

Empirischer Gehalt

Da Hypothesen immer auf real existierenden Sachverhalten basieren, müssen diese auch empirisch belegbar sein. Beispielsweise kannst du die Hypothese formulieren, dass du dich mit einem Flugzeug schneller fortbewegst als mit einem Fahrrad. Grund dafür ist die Messbarkeit der Geschwindigkeit beider Fortbewegungsmittel.

Generalisierbarkeit

Eine Hypothese ist immer ein sogenannter All-Satz. Das bedeutet, dass die Annahme eine Aussage über Elemente eines bestimmten Bereiches trifft. Konkret müssen Hypothesen für wissenschaftliche Arbeiten immer Aussagen über einen Einzelfall oder ein singuläres Ereignis hinaus treffen.

Falsifizierbarkeit

Falsifizierbarkeit

Hypothesen müssen immer widerlegbar sein, also falsifizierbar. Das heißt, dass du deine Hypothese nicht so formulieren solltest, dass sie immer gelten kann. Stattdessen sollte deine Annahme die Falsifizierbarkeit grundsätzlich zulassen.

Die folgende Hypothese lässt sich beispielsweise nicht falsifizieren: "Samstags regnet es nie" – denn du kannst nicht ausschließen, dass es an einem Samstag schon einmal geregnet hat oder regnen wird.

Konditionalsätze

Der Hypothese sollte implizit die Formalstruktur eines Konditionalsatzes aufweisen. Der Konditionalsatz ist im Deutschen auch als Bedingungssatz bekannt. Beispiele wären ein "Wenn-dann-Satz" oder ein "Je-desto-Satz", etwa so: "Wenn mehr Autos in der Stadt fahren, dann wird die Feinstaubbelastung steigen."

Sapir-Worf-Hypothese
Die Sapir-Worf-Hypothese gehört wahrscheinlich zu den bekanntesten Hypothesen. Sie besagt, dass Sprache unser Denken beeinflusst. Je nach gesprochener Sprache nimmt ein Mensch seine Umwelt also unterschiedlich wahr. Die Hypothese ist auf den Ethnologen und Linguisten Edward Sapir (1884-1939) zurückzuführen.

Arten von Hypothesen (+ Beispiele)

Arten von Hypothesen (+ Beispiele)

Am häufigsten unterscheiden Forschende zwischen gerichteten und ungerichteten Vermutungen, die wir dir in diesem Kapitel etwas genauer vorstellen.

Ungerichtete Hypothese

Die ungerichteten Hypothesen prüfen, ob ein Unterschied oder Zusammenhang existiert. Dabei ist es egal, in welche Richtung der Unterschied oder der Zusammenhang geht.

Unterschiedshypothesen deuten darauf hin, dass ein Unterschied zwischen zwei Gruppen besteht. Sie sagen jedoch nicht, ob eine der Gruppen einen höheren Wert hat.

Beispiel:

  • Das Gehalt zwischen Männern und Frauen unterscheidet sich (wer jedoch mehr verdient, ist nicht klar).

Zusammenhangshypothesen hingegen verdeutlichen einen positiven oder negativen Zusammenhang.

Beispiel:

  • Je größer die Fenster sind, desto mehr Licht scheint in die Wohnung.

Gerichtete Hypothese

Die gerichteten Hypothesen legen zusätzlich noch die Richtung des Zusammenhangs oder des Unterschieds fest. Bei einer gerichteten Unterschiedshypothese triffst du eine Aussage, die einer Gruppe einen höheren oder niedrigeren Wert zuschreibt.

Beispiel:

  • Männer verdienen mehr als Frauen.

Eine gerichtete Zusammenhangshypothese gibt außerdem an, ob der Zusammenhang positiv oder negativ ist.

Beispiel:

  • Je älter eine Person ist, desto gebrechlicher ist sie.

Deutungshypothese

Die Deutungshypothese findest du als ein Teil der Gedichtanalyse wieder. Doch sie ist auch in der Interpretation von anderen Textgattungen von Bedeutung.

Sinn und Zweck der Deutungshypothese ist die Aufstellung einer Vermutung, welche sich im Nachhinein als wahr oder falsch herausstellen kann. Vereinfacht gesagt, ist die Deutungshypothese eine Art Sammlung deiner ersten Eindrücke.

Hier erfährst du mehr über die Deutungshypothese und findest Beispiele. 

Andere Formen von Hypothesen

Andere Formen

Hypothesen lassen sich nach verschiedenen Formen klassifizieren. Sie lassen sich danach gliedern, für welchen Geltungsbereich sie Gültigkeit beanspruchen.

So existieren beispielsweise deterministische Hypothesen. Sie gelten zeitlich und räumlich begrenzt. Zudem stellen sie eine absolute Tatsachenbehauptung dar.

Die probabilistische Hypothese hingegen ist eine Annahme über Wahrscheinlichkeiten, mit denen eine Gegebenheit unter bestimmten Bedingungen eintritt.

Sie ist die häufigste Hypothese in der psychologischen Forschung. Beide Hypothesen haben das gemeinsame Klassifikationskriterium des Geltungsbereichs. Die Kausalhypothese trifft eine Vorhersage oder Erwartung über den Zusammenhang einer Ursache (Variable X) und einer Wirkung (Variable Y).

Vereinfach gesagt, geht die Kausalhypothese auf die Ursache-Wirkungs-Beziehung ein. Neben dieser Form der Hypothese existiert noch die Merkmalsassoziation. Sie ist eine Hypothese ohne Kausalannahmen – das bedeutet, die Merkmalsassoziation kann keine Ursache feststellen.

Aus diesem Grund sind statistische Aussagen immer Merkmalsassoziationen. Daneben existieren beispielsweise noch die Individualhypothese und die Kollektivhypothese. Beide Formen sind dem Klassifikationskriterium der Aggregation zuzuweisen.

Bei einer Individualhypothese ist ein bestimmtes Individualmerkmal (abhängige Variable) von einem anderen Individualmerkmal beeinflusst. Wohingegen bei einer Kollektivhypothese ein bestimmtes Kollektivmerkmal (abhängige Variable) von einem anderen Kollektivmerkmal (unabhängige Variable) beeinflusst wird.

Eigene Hypothese aufstellen

Eigene Hypothese aufstellen

Wenn du nun für deine wissenschaftliche Arbeit eine Vermutung aufstellen möchtest, dann eignet sich am besten eine gerichtete Hypothese.

Sie ist nämlich im Rahmen einer empirischen Untersuchung aussagekräftiger als die ungerichtete Form.

Denke daran, dass deine Annahme folgende Kriterien erfüllen muss:

  • Sachlichkeit und Objektivität
  • Messbarkeit der Variablen
  • Falsifizierbarkeit
  • Empirischer Gehalt
  • Generalisierbarkeit
  • Konditionalsätze

Um also für deine wissenschaftliche Arbeit eine Hypothese zu formulieren, musst du eine sinnvolle Fragestellung wählen. Beachte dabei, dass du dich am besten Themen widmen solltest, die bisher kaum oder wenig untersucht wurden.

Suche dir so viele Forschungsarbeiten zu deinem Thema heraus, wie nur möglich. Dann arbeitest du sie in Bezug auf deine Fragestellungen durch. Du musst erst über genügend Wissen verfügen, bevor du dich der Formulierung deiner Hypothese widmest.

Tipp: Achte bei deiner Hypothese darauf, dass sie nachprüfbar ist. Da Hypothesen keine Fragen sind, sondern Aussagen, solltest du sie sehr präzise formulieren. Nach dem Aufstellen deiner Hypothese musst du sie auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.

Bestätigt sich die Erwartung nicht, dann falsifizierst du deine Aussage. Bewahrheitet sich hingegen die Hypothese, dann kannst du sie verifizieren.

Hypothetische Frage
Mit hypothetischen Fragen forderst du dein Gegenüber auf, sich Umstände vorzustellen, die mit der (momentanen) Realität nichts zu tun haben. Aus diesem Grund eignen sich hypothetische Fragen hervorragend, um neue Blickwinkel zu eröffnen. Auch können sie dabei helfen, Lösungsansätze zu entwickeln.

Hypothesentest

Hypothesentest

Der nächste Schritt ist die statistische Testung deiner Hypothese. Dazu musst du eine Gegenhypothese (H1) und eine Nullhypothese (H0) aufstellen.

H0 sagt aus, dass zwischen zwei geprüften Daten kein Zusammenhang oder Unterschied besteht. Bei einer Gegenhypothese vermutest du hingegen, dass eine direkte Beziehung zwischen den Daten besteht.

Die eigentliche Überprüfung erfolgt durch spezielle statistische Hypothesentests oder mittels ausgewählter Fachliteratur.

Suche dir also geeignete wissenschaftliche Facharbeiten zu deinem Thema heraus und fasse die relevantesten Ergebnisse zusammen. Dann überprüfst du, ob H0 oder H1 zutrifft. Sollte sich die Nullhypothese als wahr herausstellen, dann gilt das als ein wissenschaftliches Ergebnis.

Der Hypothesentest bietet im Übrigen keine vollkommene Validierung einer Behauptung. Er kann ausschließlich Behauptungen am Signifikanzniveau testen und damit an einer bestimmten Fehler- oder Irrtumswahrscheinlichkeit.

Mit dem Test kannst du die Nullhypothese nie mit absoluter Sicherheit verwerfen. So besteht immer eine gewisse Irrtumswahrscheinlichkeit, dass die Nullhypothese trotz Wahrhaftigkeit abgelehnt wird.

Signifikanzniveau

Die Signifikanz ist eine mathematische Größe. Sie ermöglicht ein Urteil, ob ein gemessener Zusammenhang aussagekräftig oder zufällig ist. Das Signifikanzniveau legt in einem statistischen Test fest, ab wann du ein Ergebnis als signifikant bezeichnest.

Meist wird das Kriterium als Alphaniveau bezeichnet. So bedeutet ein Alphaniveau von 0,03, dass du eine Fehlerwahrscheinlichkeit von 3 Prozent in Kauf nimmst. In der Regel verwenden die meisten Forschenden ein Alphaniveau von 0,05.

Fehlerarten

Fehlerarten

Es existieren zwei verschiedene Fehlerarten, da du eine Hypothese immer nur mit einer relativen Wahrscheinlichkeit ablehnen kannst.

  • Alpha-Fehler: Die Gegenhypothese wird angenommen, obwohl die Nullhypothese gilt.
  • Beta-Fehler: Die Nullhypothese wird fälschlicherweise beibehalten, obwohl die Gegenhypothese gilt.

Nachfolgend findest du ein Beispiel zur Verdeutlichung:

Eine Maschine stellt Kekse her und produziert dabei zwei Prozent nicht verkaufbare Kekse (H0). Der Hersteller glaubt, dass die Maschine schlechter arbeitet als vorher und mehr unbrauchbare Kekse produziert. Er notiert sich die Anzahl nicht verkaufbarer Kekse unter den nächsten 100 Stück.

Der Alpha-Fehler liegt vor, wenn die Maschine nach wie vor zwei Prozent nicht verkaufbare Kekse herstellt, aber unter den 100 Stück fünf oder mehr nicht verkaufbar sind. Der Beta-Fehler hingegen liegt vor, wenn die Maschine nicht mehr so gut arbeitet, aber dennoch maximal vier nicht verkaufbare Kekse unter den 100 Stück produziert.

Integration der Hypothese in wissenschaftliche Arbeiten

Für die Einführung der Hypothese nutzen Forschende oft den Literaturteil ihrer wissenschaftlichen Arbeit – also zwischen der Einleitung und der Methodenbeschreibung. Existiert in deiner Arbeit kein Literaturteil, dann kannst du deine Hypothese auch am Ende der Einleitung integrieren – also nach der Forschungsfrage.

Dabei darf die theoretische Einordnung nicht fehlen. Im Hauptteil prüfst du dann, ob deine Hypothese falsch oder wahr ist. Pro Hypothese solltest du bestmöglich mehrere Prüfaspekte der Reihe nach durchgehen.

Zum Formulieren deiner Forschungsfrage solltest du übrigens folgende Punkte beachten:

  • Genauigkeit: Deine Forschungsfrage muss präzise formuliert sein.
  • Relevanz: Die Frage muss für dein Studienfach von Bedeutung sein.
  • Komplexität: Deine Forschungsfrage muss so komplex sein, dass eine ganze Arbeit für ihre Beantwortung nötig ist.
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