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Elegie: Definition, 3 Merkmale + 6 Beispiele zur Gedichtform

Die Elegie ist ein Klagegedicht mit einem wehmütigen Charakter. Als Zweizeiler ist der Aufbau der Gedichtform ein besonderes Merkmal. Was genau eine Elegie ausmacht und was die Wirkung ist, erfährst du im Folgenden.

Der Inhalt und der Aufbau der Elegie zeichnen die ursprünglich antike Gedichtform aus. Durch das Distichon erhält sie ihren klassischen zweizeiligen Aufbau. Wegen ihres klagenden Untertons findest du häufig Liebeselegien, die über unerfüllte Liebschaften und Trennungsschmerz berichten.

Ihr negativer Charakter macht die Elegie zum Gegenstück der Ode und Hymne. Bekannte Vertreter waren unter anderem Johann Wolfgang von Goethe, Publius Ovidius Naso oder Friedrich Schiller.

Definition: Was eine Elegie ist

Definition: Was eine Elegie ist

Die Elegie ist eine Gedichtform, die in der heutigen Lyrik als Klagegedicht beschrieben wird. Der Begriff kommt aus dem Altgriechischen, wobei die Wortherkunft nicht genau geklärt werden konnte.

Ihren Ursprung hat die Elegie in Kleinasien und in der griechischen Antike, wo die Gedichtform hauptsächlich durch ihren Aufbau definiert wurde. Die Elegie wird nämlich in sogenannten Distichen verfasst.

Dabei handelt es sich allgemein um ein Verspaar. Während die erste Zeile aus einem Hexameter besteht, ist der zweite Vers ein Pentameter. Eine genauere Beschreibung des Aufbaus findest du im weiteren Verlauf.

Thematisch ist die Elegie breit gefächert. So hatten Elegien früher keinen thematischen Schwerpunkt. Erst später wurde die Elegie als Klagegedicht beschrieben, das Inhalte wie beispielsweise Tod, Trennung, Schmerz oder Verlust beinhaltet.

Hier erfährst du mehr über die Literatur der Antike, ihre Merkmale, Vertreter und Werke.

Merkmale einer Elegie

Allgemein ist die Elegie eine Klagegedicht, das sich durch seinen wehmütigen Charakter (auch als elegisch bezeichnet) kennzeichnet. Häufig handelt es sich bei der Elegie um ein Liebes- oder Trennungsgedicht, das von Trauer und unerfüllter Liebe berichtet.

Ebenso gibt es im Aufbau ein bestimmtes Merkmal. Eine Elegie wird in der Regel in Zweizeilern geschrieben, dem sogenannten elegischen Distichon.

Die Bedeutung von "wehmütig" und "elegisch"

Im Zusammenhang mit der Elegie wird oft der Begriff "wehmütig" verwendet, um sie zu beschreiben. Gleichermaßen verwendet man das Wort "elegisch", um Wehmütigkeit zu beschreiben.

Beide Begriffe meinen eine melancholische, nachdenkliche, verzweifelte oder traurig-sehnsüchtige Stimmung – oft in Bezug auf die Vergangenheit.

Das Wort "wehmütig" klingt für die heutige Sprache etwas veraltet. Es begegnet dir deshalb eher seltener im Alltag, dafür aber oft bei der Beschreibung von Gedichten.

"Elegisch" heißt eigentlich "auf die Elegie bezogen" oder "die Elegie betreffend" – das Adjektiv meint allerdings in der Regel die traurig-klagende Stimmung der Gedichtform.

Thematik und Inhalt der Elegie

Die Elegie als trauriges Gedicht

Die Gedichtform weist eine entmutigende und klagende Stimmung auf, hat also in der Regel einen traurigen und wehmütigen Charakter.

In der Antike kennzeichnete sich eine Elegie allein durch ihren Aufbau, wodurch in dieser Zeit nur wenige Elegien traurig und wehmütig waren.

Später entwickelte sich diese Stimmung aber zum Charakter und Merkmal der Gedichtform. Ab dem 17. Jahrhundert war die Thematik der Elegie sogar wichtiger und die Dichter fingen an, mit der Gedichtform zu experimentieren.

Strophen- und Versformen spielten für einige Dichter nur noch eine nebensächliche Rolle. Dies zeigen die Beispiele von Goethes 'Römischen Elegien' und Schillers 'Die Götter Griechenlands'.

Während Goethe sich an die formalen Strukturen der antiken Gedichtform hält und die Elegie in Distichen verfasst, hält sich Schiller weniger daran. Im Folgenden findest du Auszüge aus beiden Elegien.

Römische Elegien von Goethe

Saget, Steine, mir an, o sprecht, ihr hohen Paläste!
Straßen, redet ein Wort! Genius, regst du dich nicht?
Ja, es ist alles beseelt in deinen heiligen Mauern,
Ewige Roma; nur mit schweiget noch alles so still.
O wer flüstert mir zu, an welchem Fenster erblick ich
Einst das holde Geschöpf, das mich versengt und erquickt?
Ahn' ich die Wege noch nicht, durch die ich immer und immer,
Zu ihr und von ihr zu gehn, opfre die köstliche Zeit?
Noch betracht' ich Kirch' und Palast, Ruinen und Säulen,
Wie ein bedächtiger Mann schicklich die Reise benutzt.
Doch bald ist es vorbei; dann wird ein einziger Tempel,
Amors Tempel nur sein, der den Geweihten empfängt.
Eine Welt zwar bist du, o Rom; doch ohne die Liebe
Wäre die Welt nicht die Welt, wäre denn Rom auch nicht Rom.

-Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)-

Die Götter Griechenlands von Schiller

Da ihr noch die schöne Welt regieret,
An der Freude leichtem Gängelband
Selige Geschlechter noch geführet,
Schöne Wesen aus dem Fabelland!
Ach, da euer Wonnedienst noch glänzte,
Wie ganz anders, anders war es da!
Da man deine Tempel noch bekränzte,
Venus Amathusia!

-Friedrich Schiller (1759-1805)-

Hier erfährst du mehr über die griechische Mythologie, ihre Götter und Helden.

Aufbau und elegisches Distichon

Aufbau und elegisches Distichon

Eine Elegie ist in sogenannte Distichen eingeteilt, die ursprünglich auch das wichtigste Merkmal der Elegie bilden. Ein elegisches Distichon ist ein Zweizeiler. Während die erste Zeile ein Hexameter ist, wird der zweite Vers aus einem Pentameter gebildet.

Der Hexameter besteht in der Regel aus sechs Daktylen, wobei der letzte Daktylus unvollständig ist. Dieses Versmaß wird auch als katalektisch bezeichnet.

In manchen Fällen wird der letzte Daktylus auch durch einen Trochäus oder Spondeus ersetzt. Ein Spondeus ist ein Versfuß, der aus zwei betonten Silben besteht. Im Deutschen findet dieser aber kaum Anwendung und wird in den meisten Fällen durch einen Trochäus ersetzt.

Der Pentameter ist dem Hexameter ähnlich, wird aber aus fünf Versfüßen gebildet. Wie den Hexameter bildest du diesen aus Daktylen, wobei der erste oder zweite Daktylus oft durch einen Trochäus ersetzt wird, um Eintönigkeit zu vermeiden. 

In lyrischen Werken taucht der Hexameter hauptsächlich zusammen mit dem Pentameter auf. In den meisten Fällen werden solche Distichen in Elegien und Epigrammen gebildet. Daher ist die Elegie von ihrem formalen Aufbau auch nicht vom Epigramm zu unterscheiden. Dieses wurde in der Antike ebenfalls in Distichen geschrieben.

Weitere Informationen und Beispiele zu Versmaßen und Metren findest du hier. 

Wirkung der Elegie

Wirkung der Elegie

Grundsätzlich zeichnen sich Elegien durch ihren wehmütigen Charakter aus Früher galten diese sogar als Trauergesang und wurden mit Flöten begleitet.

Dies ist auch der Grund, warum die Elegie als Klagegedicht beschrieben wird. Das lyrische Ich klagt im Gedicht über bestimmte Zustände oder das Leben an sich.

Aus dem Grund werden die Ode und die Hymne als Gegenstücke zur Elegie gesehen, da diese Gedichtformen einen feierlichen und positiven Charakter haben.

Auch der Aufbau der Elegie kann eine bestimmte Wirkung erzeugen. Durch das Distichon entsteht ein Gefühl der Unruhe. Besonders durch den Pentameter verliert das Gedicht an Schwung, da es keinen Rhythmus mehr gibt. Daher wird ein Distichon oft in Gedichtformen eingesetzt, die Kummer ausdrücken sollen und einen traurigen Charakter haben.

Beispiele für die Elegie von bekannten Dichtern

Elegien wurde von vielen bekannten Dichtern veröffentlicht. Viele Elegien handeln von Trennungen oder erfolglosen Liebschaften. In den folgenden Beispielen findest du auch Elegien, die das Motiv der Sehnsucht beinhalten, in manchen Fällen deutet dies auf den Wunsch nach einer besseren Zeit hin.

Friedrich Schiller: Der Spaziergang

Beispiel für eine Elegie von Friedrich Schiller

Friedrich Schiller hat sein Gedicht 'Der Spaziergang' im Jahr 1795 in der Epoche der Weimarer Klassik geschrieben und in seiner Zeitschrift 'Die Horen' veröffentlicht. In seinem Gedicht beschreibt Schiller in detaillierter und anschaulicher Weise eine Landschaft.

Dabei möchte dieser nicht eine bestimmte Landschaft darstellen, sondern eine ideale Landschaft, die jeder Leser subjektiv vor Augen sieht. Durch das Lesen der Elegie sollst du dein subjektives Bild einer idealen Landschaft sehen.

Sey mir gegrüßt mein Berg mit dem röthlich strahlenden Gipfel,
Sey mir Sonne gegrüßt, die ihn so lieblich bescheint,
Dich auch grüß ich belebte Flur, euch säuselnde Linden,
Und den fröhlichen Chor, der auf den Aesten sich wiegt,
Ruhige Bläue dich auch, die unermeßlich sich ausgießt
Um das braune Gebirg, über den grünenden Wald,
Auch um mich, der endlich entfloh des Zimmers Gefängniß
Und dem engen Gespräch freudig sich rettet zu dir,
Deiner Lüfte balsamischer Strom durchrinnt mich erquickend,
Und den durstigen Blick labt das energische Licht,
Kräftig auf blühender Au erglänzen die wechselnden Farben,
Aber der reizende Streit löset in Anmuth sich auf,
Frei empfängt mich die Wiese mit weithin verbreitetem Teppich,
Durch ihr freundliches Grün schlingt sich der ländliche Pfad,
Um mich summt die geschäftige Bien', mit zweifelndem Flügel
[…]

Friedrich Hölderlin: Der Gang aufs Land. An Landauer

Friedrich Hölderlins Elegie "Der Gang aufs Land. An Landauer"

Friedrich Hölderlin war ein deutscher Dichter der Weimarer Klassik. Neben Goethe und Schiller zählt Hölderlin zu den bekanntesten Lyrikern der damaligen Zeit. Seine Elegien zählen zum Höhepunkt seiner Dichtungen.

'Der Gang aufs Land. An Landauer' wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Hölderlin geschrieben. Es beschreibt die Sehnsüchte vieler Menschen, was auch der Ausruf des ersten Verses 'Komm! Ins Offene, Freund!' zeigen soll. In dieser Zeit war Friedrich Hölderlin im Leben erfolglos, schuf aber gleichzeitig seine besten Dichtungen.

Der Gang aufs Land stellt seinen Wunsch und seine Sehnsucht nach einer besseren Zeit dar, in der er von der Negativität und seiner Trauer losgelöst ist. Die Elegie hat der Dichter nie vollendet. Von den geplanten vier Strophen, ist die dritte und vierte Strophe unvollständig.

Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute
Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.
Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes
Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft.
Trüb ists heut, es schlummern die Gäng und die Gassen und fast will
Mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.
Dennoch gelingt der Wunsch, Rechtglaubig zweifeln an Einer
Stunde nicht und der Lust bleibe geweihet der Tag.
Denn nicht wenig erfreut, was wir vom Himmer gewonnen,
Wenn ers weigert und doch gönnet den Kindern zuletzt.
Nur daß solcher Reden und auch der Schritt' und der Mühe
Wert der Gewinn und ganz wahr das Ergötzliche sei.
Darum hoff ich sogar, es werde, wenn das Gewünscht
Wir beginnen und erst unsere Zunge gelöst,
Und gefunden das Wort, und aufgegangen das Herz ist,
Und von trunkener Stirn höher Besinnen entspringt,
Mit der unsern zugleich des Himmels Blüte beginnen,
Und dem offenen Blick offen der Leuchtende sein.

Publius Ovidius Naso (Ovid): Amores

'Amores' ist ein Buch des antiken römischen Dichters Publius Ovidius Naso. In kurzer Form wird dieser auch Ovid genannt. Der Dichter wurde 43 vor Christus geboren und mit seinem ersten Werk, der 'Amores', bekannt.

Das Buch beinhaltet knapp 50 Gedichte, in denen er über das Leid der Liebe schreibt. Die Liebeselegien sind im Original in der lateinischen Sprache verfasst. Das erste von drei Büchern handelt hauptsächlich von seiner Liebe Corinna, die Ovid besingt.

Ein Auf und Ab der Beziehung wird beschrieben. Das Leid steht im Vordergrund, wodurch der typische wehmütige Charakter der Elegie entsteht. Ebenso erkennst du den klassischen Aufbau einer Elegie mit den Distichen. Im Folgenden findest du einen Auszug aus dem ersten Gedicht des ersten Buches.

Arma gravi numero violentaque bella parabam
Edere, materia conveniente modis.
Par erat inferior versus – risisse Cupido
Dictur atque unum surripuisse pedem.
'Quis tibi, saeve puer, dedit hoc in carmina iuris?
Pieridum vates, non tua turba sumus.
Quid, si praeripiat flavae Venus arma Minervae,
ventilet accensas flava Minerva faces?

Johann Wolfgang von Goethe: Marienbader Elegie

Johann Wolfgang von Goethe: Marienbader Elegie

Goethes 'Marienbader Elegie' oder auch 'Elegie von Marienbad' gehört zu den bedeutendsten Werken Goethes. Das Gedicht wurde um 1823 geschrieben.

Es handelt sich hierbei um eine Elegie, die Goethes Schmerz beschreibt. Nach der Trennung von seiner letzten Liebe Ulrike von Levetzow schrieb Goethe während eines Kuraufenthalts in Marienbad über seinen Schmerz und seine Trauer. Das Gedicht ist ein Teil der 'Trilogie der Leidenschaft'.

Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen,
Von dieses Tages noch geschlossner Blüte?
Das Paradies, die Hölle steht dir offen;
Wie wankelsinnig regt sich’s im Gemüte! –
Kein Zweifeln mehr! Sie tritt ans Himmelstor,
Zu ihren Armen hebt sie dich empor.

So warst du denn im Paradies empfangen,
Als wärst du wert des ewig schönen Lebens;
Dir blieb kein Wunsch, kein Hoffen, kein Verlangen,
Hier war das Ziel des innigsten Bestrebens,
Und in dem Anschaun dieses einzig Schönen
Versiegte gleich der Quell sehnsüchtiger Tränen.

Wie regte nicht der Tag die raschen Flügel,
Schien nicht die Minuten vor sich her zu treiben!
Der Abendkuss, ein treu verbindlich Siegel:
So wird es auch der nächsten Sonne bleiben.
Die Stunden glichen sich in zartem Wandern
Wie Schwestern zwar, doch keine ganz den andern.

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