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Keine Werbung gegen Gebühr: Licht und Schatten bei Vorreitern

Ein bei mobilen Apps schon länger praktizipieres Geschäftsmodell findet sich immer häufiger auch auf journalistischen Webseiten: Gegen einen geringen monatlichen Beitrag ist es möglich, die Webseite ohne Werbung zu besuchen und Extras freizuschalten. Die ersten Erfahrungen sind gemischt.

Seitdem ein großer Teil der Bevölkerung das Internet nutzt, um sich zu informieren, stellt sich den Anbietern von Inhalten die Frage, wie sie sich refinanzieren können. . Dabei waren harte Bezahlschranken bislang im Wesentlichen nur in spezifischen Nischen erfolgreich, und klassische Online-Werbung wird von den Besuchern immer weniger akzeptiert und oftmals sogar aktiv ausgeblendet.

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Online-Abonnements ohne Werbung und mit Mehrwert

Einen alternativen Ansatz haben unter anderem das IT-Magazin golem.de, das Spielemagazin GameStar und die österreichische Tageszeitung Der Standard in der jüngeren Vergangenheit eingeführt. Sie verstecken ihre Inhalte nicht hinter einer Paywall, sondern bieten diese nach wie vor mit Werbung versehen kostenlos an. Gleichzeitig ermöglichen sie es regelmäßigen Besuchern, gegen einen kleinen monatlichen Beitrag die Werbung auszublenden.

Bei golem.de sind dies je nach Laufzeit 2,50 bis 4 Euro monatlich, bei GameStar – auch abhängig von einem Abonnement des Print-Titels – 2 bis 5 Euro. Der Standard nennt sein Modell "FairUse-Abo” und bittet seine Nutzer, den Adblocker zu deaktivieren oder ein entsprechendes Abo für rund 10 Euro (4 Euro für Abonnenten) monatlich abzuschließen.

Golem.de und GameStar verbinden mit diesem Abonnement weitere Extras: Bei golem.de ist dies beispielsweise eine Einbeziehung in die Entwicklung neuer Formate und bei GameStar der Zugriff auf exklusive Videos und Vollversionen. Außerdem bleiben den Abonnenten durch die Ausblendung der Werbung zahlreiche Tracking-Skripte erspart. Der Standard hingegen "erlaubt” im Gegenzug lediglich die weitere Nutzung eines Adblockers. Technische Maßnahmen, dessen Einsatz ansonsten zu verhindern sind jedoch aktuell noch(?) nicht zu erkennen.

Golem.de zieht nach fünf Monaten durchwachsene Bilanz

Golem.de hat jetzt nach fünf Monaten Betrieb eine erste Bilanz gezogen. So hatten zum Ende des Jahres 1.638 Leser ein entsprechendes Abonnement abgeschlossen – in der überwiegenden Mehrheit (1.279) mit einer Laufzeit von einem Jahr. Das entspricht knapp einem Prozent der Leser. Die entsprechenden Einnahmen von 3.680 Euro reichen laut golem.de fast für eine volle Redakteursstelle. Mittelfristig streben die Macher jedoch Einnahmen von 8.000 bis 10.000 Euro an. Golem.de sieht sich von diesen Zahlen in der grundsätzlichen Idee bestätigt, räumt aber ein, dass die Erwartungen ein wenig höher lagen.

Negativ könnte sich dabei ausgewirkt haben, dass nach der ersten Ankündigung für einige Wochen keinerlei Werbung für das Angebot gemacht wurde und dies bei erneutem aktiven Bewerben im November 2014 erneut anzog. Auch kündigen die Macher an, sich mit ihrem Abo-Modell noch stärker auf die Interessen der Leser auszurichten und exklusive Inhalte zu stärken.

Google testet zentralisiertes System

Technisch ist die Entwicklung eines entsprechenden Angebots relativ aufwändig, weswegen bislang lediglich größere Webseiten ein entsprechendes Modell anbieten: Zahlungsabwicklung, Userverwaltung und die angepasste Form der Webseite müssen entwickelt und nachgehalten werden. Der Standard hat sich dabei bislang für die einfachste Lösung entschieden und bittet seine Leser mit Adblocker bislang lediglich um ein freiwilliges Abo, das nicht technisch unterstützt wird.

Eine Lösung für kleinere Webseiten könnte mittelfristig gerade vom Pionier der Online-Werbung kommen. Im November letzten Jahres künigte Google an, unter dem Namen Google Contributor ein entsprechendes zentralisiertes Modell zu entwickeln. Erste Partner dabei sind publikumsträchtige us-amerikanische Webseiten wie Mashable, imgur und The Onion.

Es wird sich zeigen, ob diese Art der Finanzierung durch die Leser für die entsprechenden Angebote langfristig ein auskömmliches Maß an Einnahmen generieren kann. Alle Modelle konkurrieren mit der grundsätzlich kostenlosen Möglichkeit, durch einen Adblocker die Werbung auszublenden. Hier wird es vermutlich auf die Leserbindung ankommen, inwieweit ein Angebot seine Leser überzeugen kann, ein Abonnement abzuschließen.

<Bildnachweis: Premium von Shutterstock>

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